„Eins ist sicher – die Bahn!“ Der Werbespruch prangte schon auf der Brandmauer gegenüber meines Arbeitsplatzes, als ich vor vielen Jahren dorthin kam. Damals war auf der Strecke viel Betrieb: Dampfloks zogen Eilzüge und schwere Güterzüge, häufig mit Kesselwagen vom nahen Chemiewerk. Die D-Züge und Fernzüge waren zumeist mit Dieselloks bespannt. Sie fuhren in unserem Betriebswerk nur die Tankstelle an, während die Dampfer wesentlich mehr Aufmerksamkeit brauchten. Deshalb gab es etliche Behandlungsstationen: Zum Abschmieren über der Montagegrube, Bekohlen, Wasser fassen ebenso wie Sand für die Bremsanlage. Ausschlacken, das Ausblasen der Rohre und das Reinigen der Brennkammer, das sogenannte Löscheziehen, waren besonders dreckige und daher weniger beliebte Tätigkeiten, aber es gehörte halt dazu. Ich hatte mit alldem nichts zu tun. Mein Platz war im Stellwerk, wo ich vom Fenster aus einen Blick über das gesamte Betriebswerk bis hinüber zum Bahnhof hatte. Insgesamt waren es gute Jahre.
Doch alles sollte sich ändern. Der Betrieb auf der Strecke ließ mit der Zeit immer mehr nach. Irgendwann überwog die Tristesse. Der Alte, der bei uns das Sagen hatte, ließ sich auch immer seltener blicken. Gerüchteweise bekamen wir etwas von großen finanziellen Problemen mit. Trotzdem war es eine Überraschung, als das Betriebswerk plötzlich stillgelegt wurde. Der Lokschuppen verschwand, ebenso die davor liegende Drehscheibe. Der Betrieb auf der Strecke ließ ebenfalls stark nach. Die Pausen zwischen den Zügen wurde immer länger. Dann kam der Tag, wo plötzlich wieder Hochbetrieb war. Alle Loks, die ich in den Jahren kennen gelernt hatte, zogen vor meinem Fenster vorbei – teils solo, teils als Komplettzug. Irgendjemand machte eine Menge Fotos. Und dann: Stille! Nichts mehr, kein Betrieb, die Strecke verwaist. Eigentlich war ich ebenfalls überflüssig, aber einfach meinen Posten zu verlassen – nein, das ist nicht meine Art. Den Alten hatte ich schon ewig nicht mehr gesehen.
Doch was ist nun los? Die Strecke wird rückgebaut, die Signale demontiert, die Weichen verschwinden. Was soll nun aus mir werden, was aus den Kollegen, die noch da sind? Nun fangen sie an, den Bahnhof abzureißen. Dann schaut sich jemand unser Dienstgebäude an: „Was ist denn das für ein Haus?“ „Das war die Lokleitung mit dem Stellwerk für das Dampf-Bw.“ „Könnte ich für mein Betriebswerk brauchen!“ "Für’n Zehner kannste es mitnehmen!“
He, was soll das? Ich habe doch nie ein Versetzungsgesuch gestellt! Noch ehe ich weiß, was geschieht, werde ich hochgehoben, mit samt dem Gebäude, in dem ich seit vielen Jahren Dienst tue. Meine Kollegen und ich stehen starr und stumm da – wir sind einfach sprachlos.
Nun schaut jemand durchs Fenster ins Stellwerk: „Klasse, da ist ja noch die ganze Besatzung aus Preiser-Figuren drin. Das wird sich auf meiner Anlage bestimmt gut machen!“
Na gut, wenn da wieder ordentlicher Betrieb läuft, soll es mir recht sein. Die Langeweile in den letzten Jahren war ja kaum zu ertragen.
Doch alles sollte sich ändern. Der Betrieb auf der Strecke ließ mit der Zeit immer mehr nach. Irgendwann überwog die Tristesse. Der Alte, der bei uns das Sagen hatte, ließ sich auch immer seltener blicken. Gerüchteweise bekamen wir etwas von großen finanziellen Problemen mit. Trotzdem war es eine Überraschung, als das Betriebswerk plötzlich stillgelegt wurde. Der Lokschuppen verschwand, ebenso die davor liegende Drehscheibe. Der Betrieb auf der Strecke ließ ebenfalls stark nach. Die Pausen zwischen den Zügen wurde immer länger. Dann kam der Tag, wo plötzlich wieder Hochbetrieb war. Alle Loks, die ich in den Jahren kennen gelernt hatte, zogen vor meinem Fenster vorbei – teils solo, teils als Komplettzug. Irgendjemand machte eine Menge Fotos. Und dann: Stille! Nichts mehr, kein Betrieb, die Strecke verwaist. Eigentlich war ich ebenfalls überflüssig, aber einfach meinen Posten zu verlassen – nein, das ist nicht meine Art. Den Alten hatte ich schon ewig nicht mehr gesehen.
Doch was ist nun los? Die Strecke wird rückgebaut, die Signale demontiert, die Weichen verschwinden. Was soll nun aus mir werden, was aus den Kollegen, die noch da sind? Nun fangen sie an, den Bahnhof abzureißen. Dann schaut sich jemand unser Dienstgebäude an: „Was ist denn das für ein Haus?“ „Das war die Lokleitung mit dem Stellwerk für das Dampf-Bw.“ „Könnte ich für mein Betriebswerk brauchen!“ "Für’n Zehner kannste es mitnehmen!“
He, was soll das? Ich habe doch nie ein Versetzungsgesuch gestellt! Noch ehe ich weiß, was geschieht, werde ich hochgehoben, mit samt dem Gebäude, in dem ich seit vielen Jahren Dienst tue. Meine Kollegen und ich stehen starr und stumm da – wir sind einfach sprachlos.
Nun schaut jemand durchs Fenster ins Stellwerk: „Klasse, da ist ja noch die ganze Besatzung aus Preiser-Figuren drin. Das wird sich auf meiner Anlage bestimmt gut machen!“
Na gut, wenn da wieder ordentlicher Betrieb läuft, soll es mir recht sein. Die Langeweile in den letzten Jahren war ja kaum zu ertragen.
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