Die außergewöhnliche Prinzessin

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Morgensonne

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Vor langer, langer Zeit lebte in einem riesigen Schloss eine schöne, junge Prinzessin. Ihr Vater war König eines riesigen Landes das mit Bergen und Tälern übersäht war. Jeden Tag ritt die Prinzessin mit ihrem Pferd in den Wald um den Vögeln beim singen zuzuhören und um das Königreich ihres Vaters zu erkunden.

Eines Tages, als sie von ihrem Ritt durch die Berge nach Hause kam, berichtete ihr der König, dass sie in einer Woche einen Prinzen aus einem fernen Lande heiraten solle. Der Prinzessin gefiel dies jedoch nicht, sie wollte sich selbst ihren zukünftigen Mann auswählen. Jedoch war es ein Befehl des Königs und dem konnte man sich nicht wiedersetzen.
Tag für Tag geriet die Prinzessin tiefer in Verzweiflung, sie wollte keinen Prinzen heiraten.
Als dann die Woche vorbei war, kam der fremde Prinz mit einer Kutsche im Schloss an. Der König empfing ihn mit einer freundlichen Geste und bat ihn ins Schloss. Im Thronsaal wartete die Prinzessin. Gekleidet war sie in ein rotes Kleid mit einer langen Schleppe. Der Prinz kniete nieder vor ihr und bat um ihre Hand. Erst zögerte die Prinzessin, doch unter dem drohenden Blick ihres Vaters wagte sie es nicht, nein zu sagen. Also nahm sie seine Hand.

Zur Feier und zur Verlobung seiner Tochter und des fremden Prinzen feierte der König am Abend ein Fest. Es war ein so großes Fest, wie es das Lande der Königsfamilie noch nie erlebt hatte. Nach dem festlichen Mahl wurde getanzt. Lichter erhellten den Tanzsaal und eine Kapelle spielte wunderbare Musik. Die Prinzessin tanzte und tanzte. Schließlich bat der fremde Prinz um Ruhe. Dann kniete er erneut vor seiner Verlobten nieder und bat sie, seine Frau zu werden. Der König jubelte, doch die Prinzessin gab kein Wort von sich.
Wenn sie jetzt die Frau vom Prinzen werde, müsste sie ihre Heimat für immer verlassen.
Dies war eine Regel in des Königs Gesetzes. Aber konnte sie all das hier wirklich aufgeben? Die Wälder, die singenden Vögel, die Ritte mit ihrem geliebten Pferd. Eine normale Prinzessin hätte sofort ja gesagt. Eine, die wunderschöne Kleider wie Gold begehrte, und den ganzen Tag im Schloss verbrachte.
Aber so eine war die junge Prinzessin nicht.
Sie liebte den Wind, die Wälder und die Vögel. Natürlich mochte sie schöne Kleider, doch die Freiheit war mehr wert. Also lehnte sie ab.
Alle im Saal sprangen auf und fingen an zu tuscheln. Das Gesicht des Königs brannte vor Zorn und er schob sich durch die Menge nach vorne. Der Prinz hingegen sah seine einstige Verlobte an und stürmte aus dem Saal. Nun stand der König drohend über seiner Tochter und fing laut an zu schreien. Die Prinzessin bekam furchtbare Angst und rannte davon. Der König schickte einige seiner Wachen hinter ihr her, doch sie war schneller. Ruckzuck hatte sie sich ihr Pferd geholt und war schon aus dem Schloss verschwunden. Hinter sich hörte sie die Wachen laut rufen, und ihre Pferde schossen voran wie Blitze in einen Baum.
Da entdeckte die Prinzessin einen kleinen Pfad, den sie vorher noch nie gesehen hatte. Schnell bog sie ab und die Wachen ritten an ihr vorbei. In der Ferne konnte die Prinzessin das Schloss sehen, und eine Kutsche, die gerade aus dem mächtigen Tor davon fuhr. Der fremde Prinz war abgereist. Die Prinzessin atmete auf und begab sich auf den kleinen Pfad. Ihr Pferd hinter sich schob sie sich durch die Sträucher und kam schließlich auf eine offene Wiese. Mitten in der Wiese lag ein Teich, der in einem Wasserfall endete.
Vorsichtig ließ die Prinzessin ihr Pferd los und erkundete die fremde Wiese. Sie sah über einige Steinhaufen und sah das riesige Königreich. Von hier aus sah man einfach alles. Die hohen Berge, die riesigen Wälder, und das Schloss, dass aus der Ferne so winzig aussah wie ein Blatt. Die Prinzessin trat zurück und auf einmal hörte sie ihr Pferd. Sie drehte sich um.
Ihr Pferd war verschwunden.
Die Prinzessin rief und rief. Und da kam es hinter einem Gebüsch hervor. Das kam der Prinzessin seltsam vor und sie sah hinter das Gebüsch.
Sie traute ihren Augen nicht. Dort lag im Schutz unter einem kleinen Felsvorsprung eine kleine Schatztruhe. Vorsichtig öffnete die Prinzessin die Truhe. In der Truhe lag Gold und Silber, sowie Diamanten und Rubine.
Obendrauf lag ein Zettel:
Dies ist die Truhe des Königreiches.
Ein großes Königreich, von tausenden Generationen beherbergt.
Diese Truhe ist von dem ersten König des Reiches versteckt worden, in der Hoffnung, dass sein wahrer Erbe, ein würdiger Nachfolger sie findet und öffnet.
Möge dieser diese Truhe zurück zum Schloss bringen, auf dass sie dort ewig bleiben würde.

Die Prinzessin schloss die Truhe und nahm sie auf. Dann schwang sie sich auf ihr Pferd und ritt nach Hause. Sie hatte den Schatz ihrer Vorfahren entdeckt, sie alleine. Als sie im Schloss ankam, wurde sie mit einer freudigen Umarmung ihres Vaters empfangen. Er war in Sorge um seine Tochter gewesen, und hatte das gesamte Königreich nach ihr absuchen lassen. Die Prinzessin zeigte ihm die Truhe. Der König verschloss sie in der größten Schatzkammer des Schlosses, und schwor, nie wieder seine Tochter zu irgendetwas zu zwingen.
Und so lebte die junge Prinzessin weiter, als wahre Erbin des ersten Königs ihres Reiches.
 



 
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