Die Chroniken eines Liebestollen - Vorwort

FilippoPirogov

Mitglied
Bevor es beginnt, …

… solltet ihr wissen, worauf ihr euch einlasst. Dieses Buch ist eine Geschichte, die Geschichte ist. Sie ist meine. Erwacht in einer Zeit von fantasiebeflügelten Kindertagen, begleitet sie uns über eine Jugendzeit wildromantischer Gefühle, bis sie sich im Bewusstsein eines erwachsenen Geistes verflicht. Ist das derart bestaunenswert, dass ich glaube, ihr müsstet sie lesen oder die Menschheit dürfe aufhorchen? Entscheidet selbst! Nicht was ich erlebte, stellte den Lauf meiner Welt auf den Kopf, sondern wie ich erlebte.

Noch unschlüssig? Dann lernt mich kennen! Ja! Von Kind auf. Reist mit mir durch die Seiten meines Lebens! Was kann passieren? Vielleicht entdeckt ihr euch, in mir. Ich gebe euch eine Ahnung von dem, was euch erwartet …
Seit ich zu denken vermag, flanierte ich in Gestalt eines Träumers durch das Leben. Ebenso etablierte ich mich als ein Schurke mit Zartgefühl, der in der Flatterhaftigkeit seiner Hingabe ein Bouquet von Herzen brach. Dem Wunder der Weiblichkeit verfiel ich früh. Immerfort blieb dies für mich die Quintessenz eines Mysteriums, das ich anhimmelte, zur Gänze begreifen wollte. Was ich von diesen Geschöpfen zu entschleiern vermochte, inspiriert mich ohne Nachlass bis zum heutigen Tag. Ich will und werde über sie nie auslernen.
Alles glaubte ich aus Liebe zu tun. In meiner Jugend lernte ich sie vielgestaltig kennen, später versuchte ich, sie zu vervollkommnen. So spitzfindig, wie sie daherkommt, ist sie nicht minder ein Teich der Unergründlichkeit, in dem ich manches Vollbad genoss. Von anmutigen Seerosen umsäumt, schwamm ich die Runden in ihm, um bisweilen in die Tiefen der Liebe mit all ihren Geheimnissen abzutauchen.
Die folgenden Episoden sind mit gefühlstrunkenen Liebeleien gefüllt; sie offenbaren ebenfalls Aventüren voll Übermut und zum Himmel schreiende Eskapaden. Im Zuge dessen beschwor ich in manchen Herzen einen Thronsaal von Kummer herauf, was mir bis heute Untröstlichkeit beschert. Alleinig die Tatsache, ein Jemand zu sein, der den Schmerz gleichermaßen in sich gewahrt, mindert dieses Unbehagen. Schimpft mich, ein Herzensdieb zu sein, ein Filou der Gefühle, Spitzbube der Liebe, wenn’s euch beliebt. Nicht aber mit Gefühlskälte oder Niedertracht sollt ihr mich tadeln. Sie sind meinem Gemüt so fremd wie die Absicht, die dahintersteckt. Wollt ihr ein Urteil fällen, bedenkt, dass der Mensch seinem Wesen folgt, da er seines Wesens Kind ist.
Mein Bannerträger im Heer der Wesensarten war der Sanguiniker, der jederzeit vorpreschte. Hinter ihm mahnte der Melancholiker beizeiten mit der Flöte der Besinnung, er möge innehalten, um zu verweilen. Meist stürmte der Heißsporn sodann mit umso größerem Tatendrang voran. In späteren Jahren rückte der Choleriker in meine Schlacht des Lebens ein. Mehr als den Titel eines Gefreiten erhielt er nicht. Bereitete ihm das Verdruss, schlurfte in raren Fällen der Phlegmatiker an das Lagerfeuer des Zorns. Ohne Frage ist dieser Verbund dafür verantwortlich, dass ich Gefühle der Vernunft vorzog. Weil ich aus einem Guss ungestüm agierte, fiel das Kind oft in einen sehr tiefen Brunnen. Bis sich mir der philosophische Geist erklärte, vergingen Dekaden, was mich dahin führte, dieses Buch zu schreiben – um mich besser zu begreifen. Nichtsdestominder ist es ein Elaborat für all diejenigen, die wie ich Träumer sowie Erleber sind und die dementgegen mit den Beinen felsenfest in der Wirklichkeit stehen möchten. Lasst euch sagen: Beides ist erreichbar! Ich zitiere hier einen Spruch, den ich für verdammt wahr halte:

»Ist das Leben ein Traum, fürchte dich vor dem Erwachen!« – aus dem Film »Legende«

Ich bin heilfroh, alles zur damaligen Zeit und ohne den Blendzauber sozialer Medien erlebt zu haben. Es umgab mich zeitlebens das Glück, Freunde wie Familie um mich zu haben. Sie waren da zur ersten Stunde, entschlüpften mit mir dem Laufstall der Existenz oder stiegen an Haltestellen des Seins hinzu wie auch wieder ab. Zu einem Teil sind sie bis heute an meiner Seite, wofür ich zutiefst Dankbarkeit bekunde. Zu dem, der ich wurde, haben sie mich mit geformt.

Das, was einst war, wäre nicht gewesen, wenn das, was jetzt ist, gewesen wäre.

Feder Leichtfuß ließ mich mit Freude in Gedanken an die Erlebnisse die Seiten füllen. Meine Gefühle drangen wie eigenhändig in diese Zeilen. Selbst wenn der Weisheit letzter Schluss noch nicht den Gipfel der Erleuchtung erklommen hat, will ich auf der Stelle die Reise antreten, meine Erinnerungen auf den folgenden Seiten atmen lassen, ja, sie in gefühlten Bildern darlegen. Liebt mit mir, leidet, lacht und erfahrt, was ich erfuhr. Seid ihr dabei, ist’s mir die größte Ehre …
 
Zuletzt bearbeitet:



 
Oben Unten