schwestersternchen
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Die Edle vom Rittersporn
Langsam fließt der breite Fluss, durch das Sonnen überstrahlte Land.Seine schaumbekrönten Wellen, rollten träge in Richtung der in der Ferne sichtbaren dunklen Felsen. Rechts und Links an seinen Ufern konnte man fruchtbare Felder sehen. Fleißige Bauern gingen dort emsig ihrer täglichen Arbeit nach. An geschützten besonders seichten Stellen, planschten die Kinder der Bauern und erquickten sich im kühlen Nass des Flusses.
Die Grenze zum Gebirge bildete eine tiefe Schlucht, eine Klamm. Deren schroffe felsige Wände, senkrecht nach oben strebten. In diesem schmalen Bett wurde der sonst träge dahinfließende Fluss zum reißenden Strom, der alles mit sich fort nahm was an seinen , jetzt steinigem Grund lag. Am oberen Ende der Schlucht ragte ein Felsen, wie eine scharfe Nadel in den Fluss hinein. Dieser Felsen wurde im Volksmund nur der Rittersporn genannt. Ganz oben war der Felsen flach, gleichsam hatte der stetig wehende Wind ein Plateau geschaffen. Darauf hatte vor unendlich langer Zeit der Erste des Geschlechtes derer vom Rittersporn, eine sehr feste Burg erbaut. Er heiratete eine Prinzessin aus dem Geschlecht derer vom Rosengeblüht. Beide waren sehr gerechte Herrscher und auch ihre Nachkommen herrschten über das Land im Sinne ihrer Vorfahren.
Heute viele hundert Jahre später, residierte nur nun noch die Letzte derer vom Rittersporn in der Burg auf dem Felsen. Prinzessin Isabella mit Namen. Mit ihr wohnten da noch ihre alte Amme Emma. Dann gab es noch das Gesinde ,das dafür sorgte Burg und Anlagen einigermaßen Instand zu halten.Ihr Auskommen bezog Isabella aus den Pachteinnahmen, die ihre Bauern ihr zu entrichten hatten und aus dem hinterlassenen Vermögen ihrer verstorbenen Eltern.
Wenn Isabella nicht gerade lesend oder stickend oder was sonst so für ein lediges Burgfräulein an Tätigkeiten schicklich war, Zeit verbrachte, streifte Sie sehr gerne mit ihrem Zelter durch den Wald, spürte den Wind in ihrem langen fuchsroten Haaren. Auch an den vielen kleinen und großen Tieren die sie dabei beobachten konnte erfreute sie sich. Manchmal unternahm sie diese Ausritte allein, oft aber begleitete sie Emma auf einem gutmütigen Braunen. Beim langsamen dahin traben schwatzten die beiden Frauen und oft hörte man sie laut auflachen, wenn wieder einmal Eine der beiden etwas besonders witziges erzählte. Besonders Emma konnte das, war sie es doch die jede Woche den Markt besuchte und dabei viel zu sehen bekam.
An einem schönen warmen Sommersonntag, beschloss Isabella nach dem aufstehen, mit Emma einen Ausflug zu machen. Das Wetter war zu schön um im Gemäuer der Burg zu bleiben. Außerdem hatte Isabella Lust auf ein erfrischendes Bad. Sie kannte da auch eine versteckte Stelle im Wald, wo sie vor neugierigen Blicken geschützt, nach Herzenslust schwimmen gehen konnte. Sie verkündete Emma ihren Entschluss. Die Köchin musste einen Korb mit allerlei Essbarem füllen. Emma sorgte für Kissen Tücher und Decken, die der Knecht auf die gesattelten Pferde verstauen musste, ebenso den Picknickkorb. Als alles fertig war saßen sie auf und die kleine Kolonne setzte sich in Bewegung. Isabella ließ es sich nicht nehmen ganz vorne zu reiten. Danach kam Emma und danach wiederum der Knecht mit dem ganzen Gepäck.
Sie genossen das schöne warme Wetter und betrachteten staunend die langen funkelnden Bahnen die ,die Strahlen der Sonne durch die Blätter der Bäume auf den weichen Waldboden fallen ließ. Ihr Ziel war ein kleiner Wasserfall, der einem Felsen Stein entsprang und in einem fast kreisrunden Teich mündete. Von dort floss dann ein schmales Bächlein in gewundenen Bahnen durch den Wald . Viele Tiere des Waldes nutzten das ständig fließende Wasser gerne als Tränke.
Noch waren sie nicht angekommen, denn dieser idyllische, versteckte Ort, lag ein ganzes Stück weit im Wald verborgen. Isabella selber hatte ihn auch nur durch Zufall entdeckt, als sie ein niedliches Eichhörnchen verfolgte um es zu beobachten. Die Ruhe und der seltsam friedliche Zauber der von diesem Ort ausging, hatte Isabella so gefallen, das sie schon des öfteren diese Lichtung besucht hatte. Nun sollte auch Emma erfahren wo Isabella manchmal Hin verschwunden war, wenn sie nicht gefunden werden wollte.
Als die Sonne am Himmel ihren Stand zwischen Frühstück und Mittag erreicht hatte, kam auch unsere Reiterschar am Weiher und Wasserfall an. Die beiden Frauen und der Knecht saßen ab. Isabella zeigte Emma ihre Entdeckung. Auch Emma war schnell vom Zauber dieses Ortes gefangen. Während die beiden noch in mit Betrachtung der Lichtung beschäftigt waren, lud der Knecht Rupert indessen das Gepäck von den Pferden und sorgte dafür das die Tiere ausreichend Futter und Wasser hatten. So das sie sich auch stärken konnten.
Langsam kamen Isabella und Emma an den Lagerplatz zurück. Emma begann damit Decken und Kissen auszubreiten. Der Korb mit dem Essen wurde ausgepackt und auch Rupert durfte sich dazusetzen und mit schmausen. Da gab es Brot, Käse und Schinken, kleine Küchlein auf hölzernen Tellern. Zum trinken Milch, Wein und eben auch Wasser aus der Quelle. Zur Überraschung von Isabella hatte Emma die ersten roten Kirschen aus dem Garten des Schlosses zum kosten mitgebracht. Es dauerte nicht lange und etliche im Wald lebende Vögel hatten ihre natürliche Scheu vor den Menschen verloren. Immer öfter setzte sich eines der kleinen Tierchen in die Nähe der Schmausenden, bis sie merkten das niemand ihnen ein Leid tat. Bald schon labten sich Vögel an den Brot und Kuchenkrümeln die, die Drei ihnen zuwarfen. Isabella sah es mit Entzücken. Es war eine fröhliche Gesellschaft, die da schwatzend und lachend im Gras saß.
Emma räumte noch schnell das Geschirr und die Reste in den Korb, dann ließ sie sich seufzend rückwärts auf die Decke fallen. Sie murmelte noch “Ist dass schön hier”, dann war sie auch schon eingeschlafen und schnarchte leise vor sich hin. Isabella sah es und schmunzelte. Jetzt konnte sie ihr Badekleid anziehen, ohne sich die ständigen Ermahnungen ihrer Amme anhören zu müssen. Die Sonne hatte das Wasser des Teiches ein wenig erwärmt und so löste Isabella ihren langen Zopf und stieg langsam und barfüßig in das klare Wasser. Sobald ihre Füße den Grund nicht mehr erreichten, ließ sie sich vom Wasser tragen und treiben. Auf dem Rücken schwimmend betrachtete sie den blauen Himmel über sich und die schnell dahinziehenden weißen Wolken.
Bevor auch sie im Wasser einschlafen würde, wollte Isabella auch einmal den Grund des Teiches betrachten. Sie holte tief Luft, hielt sich die Nase zu und schwamm kopfüber mit kräftigen Beinschlägen nach unten. Am Teichgrund angekommen öffnete sie vorsichtig ihre Augen und betrachtete die fremdartige Umgebung. Wenn ihr der Atem ausging schwamm sie schnell nach oben um Luft zu schöpfen und tauchte gleich wieder unter. Das machte sie einige Male, bis sie sich sattgesehen hatte. Sie wollte schon wieder auftauchen als sie einen Gegenstand am Fuße eines Unterwasserfelsens entdeckte der so gar nicht in die Unterwasser Welt passte. Sie schwamm noch einmal nach oben um Luft zu holen und dann wieder nach unten zu dem ja was eigentlich.
Ein schachtelartiges Gebilde, etwa so groß wie eine kräftige Männerhand. Es war vollständig mit Algen und Schlick überzogen. Als Isabella mit ihrer Hand darüber strich löste sich der Bewuchs und quoll in einer dicken Wolke davon. Was darunter zum Vorschein kam war allerdings sehr schön. Eine Schatulle war es, wie es schien aus einem einzigen Stück eines im Licht golden schimmernden Steines gefertigt. Sie konnte hinein geschnitzte filigrane Blüten und Ranken erkennen. Silberne fein ziselierte Beschläge verschlossen dieses Schmuckstück. Die Prinzessin beschloss das Kästchen mit nach oben zu nehmen. Die Luft wurde auch schon wieder knapp und noch einmal wollte sie nicht hinunter tauchen,denn langsam wurde auch Isabella müde. Sie barg das Kästchen im Saum ihres Badekleides, stieß sich vom Grund ab und schoss nach oben. Gierig holte sie Luft denn sie war diesmal über Gebühr lange unter Wasser geblieben und die Sinne wollten ihr schon schwinden. So schnell sie es vermochte, schwamm sie ans Ufer. Emma stand auch schon da und war ganz aufgeregt, sie war in Sorge über das lange Ausbleiben ihres Schützlings. Isabella hörte gar nicht hin, so Neugierig war sie, die Schatulle zu öffnen und zu sehen was sich darin verbarg.
Emma schaffte es schließlich sich Gehör zu verschaffen. Wenn sie richtig loslegte war es auch schwer sie zu überhören. So zappelig Isabella wegen ihres Fundes auch war, wurde sie von ihrer Amme doch schimpfend dazu überredet erst mal etwas trockenes anzuziehen. Isabella wusste das es keinen Zweck hatte die Amme umstimmen zu wollen. Sie würde ja doch nicht nachgeben,wenn es um die Gesundheit ihres Lieblings ging.
Um Emma nicht noch mehr zu verärgern, zog sich die Prinzessin schleunigst hinter einem großen Haselnussstrauch neue trockene Kleider an. Emma hatte wieder einmal Recht behalten. Der Prinzessin war kalt geworden und die warme Kleidung tat ihr wohl. Das Anziehen dauerte länger weil sie voller Ungeduld an den Bändern und Verschnürungen riss und deshalb nicht recht vorwärts kam. Endlich hatte sie es geschafft. Sie stürmte zurück auf die Lichtung. Nahm das Kästchen zur Hand und versuchte die Beschläge zu öffnen.....vergeblich. Ihre Kraft reichte nicht aus . Isabella rief den Knecht herbei um ihn um Hilfe zu bitten. Tatsächlich schaffte Rupert es nach mehreren vergeblichen Versuchen den Verschluss soweit zu lockern, das sich das Kästchen quietschend öffnen ließ. Er reichte die geöffnete Schatulle Isabella zurück. Diese warf einen ersten neugierigen Blick hinein.
Sie sah den unteren Teil ausgekleidet mit einem tief dunkelblauem Polster, das sich anfühlte wie schwerer Samt. Erstaunlich war jedoch, das trotzdem alles unter Wasser gefunden wurde, keine Nässe ins Kästchen eingedrungen war. Aller Inhalt war trocken. In die Mitte des blauen Polsters eingebettet, lag eine Kristallflasche mit einem aus dem selben Material hergestellten eingeschliffenen Stöpsel. Die Flasche hatte einen langen schmalen Hals, an den sich ein kugelrunder Körper anschloss. Isabella konnte sehen das sich bei Bewegungen eine goldfarbige, dickflüssige, wie Sirup aussehende Substanz in der Flasche hin und her gluckerte. Sie war ratlos. Was mochte es mit der Flasche, ihrem Inhalt und dem Kästchen auf sich haben. Sie wollte so schnell wie möglich zurück auf die Burg und über alles nachdenken.
Alles wurde wieder zusammen gepackt und auf die Pferde verstaut. Anders als beim herkommen war kein fröhliches Gekicher und Reden zu hören. In Gedanken versunken ritten sie in der Abenddämmerung zurück zur Burg. Isabellas Gedanken kreisten, wie nicht anders zu erwarten um Kästchen und Flasche die wohlverwahrt in ihrer Satteltasche verstaut waren. Sie war sehr erschöpft und deshalb froh die Burg die im Abendlicht weithin zu sehen war, zu erreichen.
Emma fiel sehr wohl auf das ihr Schützling ungewöhnlich still war, aber sie war klug genug Isabella nicht zu bedrängen. Aus Erfahrung wusste sie das, das Mädchen nicht reden würde wenn es nicht von selbst wollte. Aber sie ahnte das sich Isabellas Gedanken mit dem Rätsel der Schatulle beschäftigten. So verwunderte es Emma nicht, das die Prinzessin sich zeitig zur Ruhe begeben wollte. Die Amme richtete das Bett in Isabellas Gemach und half ihr sich zur Nacht umzukleiden. Sogleich schlüpfte die Prinzessin in ihr frisches Bett, kuschelte sich hinein und bat ihre Amme sie allein zu lassen. Emma gehorchte und ging hinaus. Stundenlang dachte Isabella noch über ihren Fund nach, endlich mit dem elften Glockenschlag der Uhr im Schlossturm schlief auch sie erschöpft ein. Sie wälzte sich unruhig in ihrem Bett umher, denn ihr Schlaf war voller wirrer Träume. Ein Traumbild, kehrte aber immer wieder. Sie sah einen schönen jungen Prinzen, der sehr traurig wirkte. Er versuchte verzweifelt ihr etwas zu sagen. Das fühlte die Prinzessin auch wenn sie träumte. Sie bemühte sich ihn zu verstehen konnte ihn aber nicht hören, sondern sah nur seine Lippen sich bewegen. Dann sah Sie eine dunkle Höhle, die sich unter Wasser befinden musste, denn hin und wieder sah sie Fische vorbei schwimmen. Erleuchtet wurde die Höhle von selbst leuchtenden Algen. Alles wirkte düster heruntergekommen und bedrohlich. Das Traumbild verschwamm und machte einem anderen Platz. Da sah Isabella prächtige Gemächer eines Schlosses mit edlen Möbeln und Wandverkleidungen, fremdartigen Blüten auf den Tischen und jede Menge Dienerschaft. Es fiel ihr mit einem mal auf das, das gesamte Interieur aus dem selben Material gefertigt war aus dem auch das geheimnisvolle Kästchen zu bestehen schien. Auch dieses Traumbild verschwamm und der traurige Prinz erschien wieder vor ihren Augen, der abermals versuchte ihr etwas zu sagen. Umsonst, sie verstand nicht und das machte auch Isabella traurig.
Am nächsten Morgen wurde Isabella von ihrer Amme geweckt, die sich wunderte das die Prinzessin noch nicht aufgestanden war. Sie fühlte sich auch nicht ausgeruht sondern als ob sie in der Nacht eine weite Reise zurück gelegt hätte. Lustlos ließ sie sich für den Tag zurecht machen und ebenso lustlos aß sie ihr Frühmahl. Sie fühlte das es mit dem Traum etwas besonderes auf sich hatte und war gespannt ob er sich in der Nacht wohl wiederholen würde. Sie wollte den Prinzen unbedingt verstehen, sie hatte verstanden das, das für ihn enorm wichtig sein würde.
Am Ende des Tages, ging sie deshalb auch zeitig zu Bett und wartete ungeduldig darauf das der Schlaf kam. Wiederum beim elften Schlag der Uhr schlief sie ein. Fast sofort kamen auch die bekannten Traumbilder. Nur war sie diesmal nicht in einer Höhle, sondern auf einem Weg zu einem Ziel. Welches würde sich ihr noch offenbaren müssen. Immer weiter folgte sie dem Pfad durch den Wald nur beleuchtet von einem fahlen Mond . Es fiel ihr auf das der Weg stetig bergab führte.Am Waldrand angekommen sah sich die Prinzessin gründlich um. Vor ihr erstreckte sich in einem sanften Bogen ein weißer Sandstrand. Murmelnd liefen kleine Wellen auf dem Land aus. Rechts von sich sah Isabella einen trockenen verwitterten Treibholzstamm, den das Meer irgendwann aufs Land geworfen haben musste. Aber das war nicht das bemerkenswerte. Bemerkenswert war das auf eben diesem Stamm, ihr Prinz aus dem gestrigen Traum saß und wie es schien Isabella schon sehnsüchtig erwartete. Er stand auf um sie mit einer höflichen Verbeugung zu begrüßen. Das er sich sehr freute über ihr Erscheinen, war ihm anzusehen. Wieder öffnete er den Mund um ihr etwas zu sagen. Umsonst sie sah nur die Bewegungen der Lippen, aber konnte keinen Laut verstehen. Immer und immer wieder versuchte er sich verständlich zu machen. Isabella verstand ihn nicht. Die Zeit verstrich und schon begann das Traumbild, langsam zu zerrinnen. In seiner Verzweiflung hob er ein dünnes Stöckchen auf. Im den nassen Sand des Strandes, zeichnete er hastig die Umrisse der Flasche aus dem Kästchen. Dabei machte er die Gebärde des trinkens und herunterschluckens und zeigte auf Isabella. Jetzt verstand sie sein Ansinnen. Im selben Augenblick löste sich der Traum auf und die Prinzessin fand sich in ihrem Bett wieder.
Der helle Morgen war schon angebrochen, Emma stand an ihrem Nachtlager und betrachtete sie sorgenvoll. Sie sagte,”Engelchen das ist nun schon die zweite Nacht in der ich höre wie unruhig du schläfst. Du wälzt dich in deinem Bette und rufst immerzu nach jemandem, sagst wohl auch das du nichts verstehen würdest. Was ist los, wenn dich etwas quält, solltest du es mir sagen. Ich würde dann den Arzt kommen lassen, auf das er dir helfe. So geht das nicht weiter.” Isabella erschrak. Alles bloß das nicht. Der Heilmedikus würde nur wieder mit seinen ekligen Blutegeln kommen und sie in stinkende Dämpfe einnebeln. Das wollte sie auf keinen Fall.
Es gelang ihr mit viel Mühe und noch mehr Überzeugung Emma zu beruhigen. Isabella selber mochte noch nichts sagen, weil sie beschlossen hatte den Trank aus dem Fläschchen zu sich zu nehmen und abzuwarten was passieren würde. Danach war immer noch Zeit Emma alles zu erzählen und sich mit ihr zu beraten. Wenn sie mehr wüsste.
Wieder ging sie am Abend zeitig zu Bett. Als Emma das Zimmer verlassen hatte holte Isabella das Fläschchen aus ihrem Nachtschrank und betrachtete es von allen Seiten, ob nicht doch etwas besonders auffälliges daran zu sehen war. Sie konnte nichts finden,nur das die Flüssigkeit dickflüssig im Glas der Flasche rollte, sah sie. Wenn sie noch lange überlegen würde ,dann würde ihr der Mut verlassen, den Inhalt der Flasche zu trinken. Es musste sein wollte sie erfahren was dann passieren würde. Entschlossen, entfernte sie den Verschluss der Flasche und hob sie an ihren Mund. Ihren Zweifel unterdrückend, ließ sie die Flüssigkeit über ihre Lippen laufen und schluckte sie hinunter. Es schmeckte gar nicht so übel. Schlecht wurde ihr davon auch nicht. Eigentlich passierte überhaupt nichts. Die ganze Aufregung umsonst. Sie schalt sich eine überspannte Spinnerin. Legte sich in ihrem Bett auf die Seite und wie in den Nächten davor Punkt 23 Uhr war sie eingeschlafen.
Wieder führte ihr Traum sie an die Seite des schönen Prinzen. Sie begrüßten sich sehr herzlich. Da fiel ihr plötzlich auf, das sie den Prinzen zum ersten mal verstehen konnte. Isabella hörte die Worte und begriff das, das nur mit dem Inhalt des Fläschchens zusammenhängen konnte das sie vor dem Schlafengehen getrunken hatte. Gespannt lauschte sie nun der Erzählung des Prinzen. „Ich bin Gero der Sohn des Königs dieses Gewässers. Vor geraumer Zeit, beschloss mein Vater, da er kränkelte, das es Zeit für mich wäre zu heiraten. Damit wenn er zu krank und schwach würde, das Königreich weiter regiert werden würde.
Viele Mädchen, ob Prinzessin, Fürstin, oder einfache Maid, wurden zur Brautschau auf das Schloss meines Vaters geladen. Umsonst , keine wollte mir gefallen. Denn in meinen Träumen hatte ich ein Mädchen gesehen, so schön wie sonst keines. In dieses Traumbild hatte ich mich unsterblich verliebt. Dieses Mädchen bist Du. Dein Anblick hatte mich verzaubert. Unglücklicherweise befand sich unter den Bewerberinnen, auch die Bernsteinhexe. Sie benutzte einen Vorwand um nicht auch, wie alle anderen das Schloss verlassen zu müssen. Meinem armen kranken Vater versprach sie zu heilen mit ihren Hexenkünsten. Bei ihrer Pflege wurde er noch kränker und verstarb dann auch bald. Jetzt sah das grässliche Geschöpf ihre Zeit gekommen und ließ die Maske der Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit fallen. Sie wollte Königin sein unter allen Umständen. Doch dazu musste sie mich heiraten. Um sich zu legitimieren. Bis jetzt habe ich es geschafft mich beharrlich zu weigern. Zur Strafe sperrte sie mich, in ein Gemach das sie in der Zwischenzeit gänzlich mit Bernstein verkleidet hatte. Da sollte ich schmachten bis ich bereit wäre ihre Forderungen zu erfüllen. Um mich zu quälen, ließ sie mich zu den Mahlzeiten immer aus meinem Gefängnis zerren und zwang mich in ihrer Gegenwart zu essen. Doch gelang es mir, an einem Abend ein Buch, das auf einem Tisch herumlag, unbemerkt unter meinem Wams verschwinden zu lassen. Ich wusste nicht was es für ein Buch war, ich war nur froh etwas zu haben mit dem ich mich beschäftigen konnte. So würde die Zeit nicht mehr so leer sein. Was ich da entführt hatte, bemerkte ich erst beim hineinschauen. In diesem Buch wurde erläutert wie man im Traum Kontakt mit anderen Menschen herstellen konnte. Das war meine Chance. Mein erster Versuch führte mich zu meinem Freund dem Alchimisten Chemikus, ihn bat ich die Flasche mit dem Elixier in deinem Badeteich, wo ich dich schon des öfteren heimlich beobachtet hatte, zu deponieren. Zu Dir würde mein zweiter Weg führen und ich musste sicher sein, das du es bis dahin gefunden haben würdest. Du bist da und kannst mich verstehen, so ist schon der erste Teil meines Planes geglückt.Sollte in der Zwischenzeit jemand nach mir schauen, so wird er mich tief schlafend vorfinden“.
Isabella hörte sich das alles mit wachsendem Erstaunen an. Als der Prinz mit seiner Erzählung zum Ende kam, standen ihre Augen voller Tränen. Sie nahm seine Hand in ihre und bat ihn ihr zu sagen ob und wie sie ihm helfen könnte. Der Prinz sah ihr in ihre schönen Augen und sagte „Es gibt tatsächlich etwas, das du für mich tun kannst. Ich will und muss von hier fliehen. Dazu muss jemand die Bernsteinhexe und ihre Leibwächterin, eine scheußliche Muräne ablenken. Oder noch besser in Tiefschlaf versetzen. Diese Muräne wird von uns allen nur Madam Prügelpeitsch genannt, weil sie es schafft immer und überall mit ihrem Schlangengleichen Körper ungesehen aufzutauchen. Mit Vorliebe teilt sie dann Schläge mit ihrem Schwanz aus, die brennend schmerzen. Die auf eine solche Art getroffenen, werden immer für kurze Zeit ohnmächtig. Auch mir ging das schon öfters so.“ Mitleid für den Prinzen erfasste da die Prinzessin. Außerdem gefiel er auch ihr immer besser. Die Schwierigkeit besteht darin, das um die ganze Gesellschaft einzuschläfern, brauche ich ein Pulver, das bei den Menschen aus den Blüten einer roten Blume gewonnen wird. Das muss ihnen irgendwie verabreicht werden. Das kannst nur du, denn ich bin eingesperrt. Ich kann dir nicht einmal sagen, in welchem der vielen Gemächer im Schloss ich bin. Am besten du lässt dich, solltest du das Pulver haben und dich entschließen mir zu helfen, im Palast als Bedienstete einstellen. So wird keiner Verdacht schöpfen. Ich weiß ich erbitte sehr viel von dir. Aber wie ich sonst aus der Gefangenschaft entfliehen sollte weiß ich nicht.“
Bevor Isabella irgendetwas sagen konnte Ja oder Nein. Verschwamm auch schon wieder das Traumbild und sie wachte, wie immer in ihrem Bett wieder auf. Da sie Emma noch nicht auf dem Weg in ihr Zimmer hörte, konnte sie noch etwas liegenbleiben und über das eben gesehene und gehörte nachdenken. Emma trat ein und wunderte sich nicht schlecht, als Isabella sie als erstes nach roten Blüten fragte, aus denen Schlafpulver hergestellt werden könnte. Emma glaubte Isabella wollte sich einen Scherz mit ihr erlauben. Jedes Kind kannte schließlich Mohnblumen. Aber woher sollte Isabella so etwas kennen. Seufzend setzte sie sich an den Bettrand und erklärte es der Prinzessin. Dann aber fragte Emma streng nach dem Sinn der Frage und wozu die Prinzessin den Mohnblütenpulver brauchen würde. Jetzt endlich entschloss die Prinzessin, sich ihrer Amme anzuvertrauen. Sie wusste das sie Hilfe bitter nötig haben würde, wenn sie das Abenteuer erfolgreich bestehen wollte. Den Prinzen zur Freiheit zu verhelfen und aus den Klauen der Hexe zu holen.
Emma, die schon ahnte das irgendetwas ihre Isabella in den letzten Tagen beschäftigte tat nichts weiter als zuhören. Isabella tat es auch gut endlich einmal über das zu sprechen was sie so sehr bedrückte. So kamen beide Frauen überein, einen Plan zu schmieden. Wie dem Prinzen und damit auch Isabella geholfen werden könnte. Emma seufzte und begann zu sprechen „ Tja Kind Mohnblumen findest du viele, überall an den Wegrändern in den Feldern stehen sie und leuchten in einem satten Rot, so das sie weithin zu sehen sind. Nur sind das die kleinen harmlosen Schwestern der Blüten, die du brauchst. Der Schlafmohn wächst jenseits des Rittersporn Gebirges in einem versteckten Hochtal. In der Richtung des Sonnenaufgangs. Nur auf einer Terrasse des Drachenberges. Der heißt so weil, auf seinem Gipfel Tag und Nacht eine riesige Flamme zu sehen ist. Auf dieser Terrasse, ist es deshalb auch so warm, das der Schlafmohn in großen Mengen dort gedeiht. Der Aufstieg dorthin ist schwierig, aber nicht unmöglich“.
Isabella und Emma setzten sich in eine Nische am Fenster, wo sie in den letzten Strahlen der Abendsonne einen Plan schmiedeten um an die Blüten zu kommen. Soviel hatte Emma verstanden, es war der Prinzessin Ernst. Es war auch Emma, die mit ihrem praktischen Verstand die Initiative ergriff und allerlei Zeug was sie brauchen könnten herbeischaffte. Dann begannen beide, gemäß ihres Vorhabens zu sichten und zu sortieren und zu packen.
Am anderen Morgen wurde der Rupert wieder angewiesen, robuste Pferde zu satteln. Diesmal sollten auch noch ein paar Packpferde dabei sein. Da doch die Ausrüstung und Emmas üppiger Proviantkorb befördert werden mussten. Dieses mal kleideten sich Isabella und Emma in derberes Zeug, da sie auch länger unterwegs sein würden. Als alles gerüstet war begab sich die kleine Kolonne, begleitet vom treuen Knecht auf die Reise. Sie ritten den ganzen Tag, bis sich am Abend der Himmel rötete. Jetzt führte sie ihr Knecht in eine Herberge die Reisenden, vor der Überquerung des Passes noch einmal Schutz und Stärkung anbot. Es war zwar Sommer, aber in dieser Höhe, konnte das Wetter auch mal umschlagen und dann war es gut ausgeruht zu sein. Nachdem sie ihre Zimmer bezogen hatten, setzten sie sich in die Gaststube und ließen sich ein üppiges Abendessen bringen. Danach begaben sie sich beizeiten ins Bett, denn der Tag würde mit Sicherheit sehr anstrengend werden.
Kaum das der Tag angebrochen war nahmen sie ein einfaches Frühstück ein . Danach machten sie sich auf den Weg. Als sie den steilen und steinigen Pass hinter sich gelassen hatten, konnten sie schon in der Ferne den feuerspeienden Berg sehen. An einer seiner Flanken leuchtete es grell rot in der Sonne. Das konnten nur die gesuchten Mohnblüten sein. Gegen Mittag, kamen sie dann da an. Sie stärkten sich nur kurz und machten sich sofort an den Aufstieg zur Blumenwiese. Der Weg nach oben war schwierig, sie schafften es aber, weil Sie von vorherigen Besuchern der Terrasse angelegte Steighilfen benutzen konnten. Langsam und stetig näherten sie sich ihrem Ziel. Am Nachmittag, als sich die Sonne schon in ihrem Lauf nach Westen neigte, konnten sie die Terrasse betrachten. Bis zur steinernen Wand des Feuerberges war alles übersät mit einem Meer aus roten Blüten. Ist das schön staunte Isabella und so warm, als sie die Wärme des Bodens unter den Fußsohlen ihrer Schuhe aufsteigen spürte.
Da Sie erkannten das sie die Nacht wohl auf dem Plateau verbringen müssten, machten sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Unterschlupf. Nicht weit, der Felsenwand, fanden sie auch eine kleine Quelle unter einem Felsüberhang. Jetzt wussten sie auch woher die Pflanzen, Wasser bezogen. In der Nähe fand sich ein trockenes Plätzchen. Sie trugen Ästchen, Laub und trockenes Gras zusammen und richteten sich so gut es ging ein. Etwas Proviant hatten sie auch dabei, den sie noch komplettierten mit außergewöhnlich großen und süßen Brombeeren, die hier in Masse wuchsen. Auch fanden sich schon wohlschmeckende wilde Äpfel. So hatten Sie alles was sie für eine Nacht benötigten. Warm war es durch die Hitze die der Berg abstrahlte sowieso.
Morgens nach dem Sonnenaufgang und nach dem sie sich an der Quelle gelabt und erfrischt hatten, begannen beide mit dem pflücken der tiefroten Blütenblätter. Bald waren die beiden mitgebrachten großen Körbe randvoll. Jetzt hatten sie genug. Isabella hatte dann noch eine Idee. Sie sagte zu Emma: „Wie wäre es wenn wir einige der trockenen Kapseln, die an den Stängeln sitzen, abbrechen. Mir scheint sie enthalten den Samen der Pflanzen. Wir könnten doch versuchen diese in unserem Schlossgarten auszusäen. Um sie dann unserem Heilmedikus zu geben.“ Emma hielt das für eine gute Sache und so packten sie einige besonders große Kapseln in einen leinernen Beutel, den sie noch oben auf die Körbe legten.
Nun ging es an den Abstieg. Es ging schneller als hinauf. Erst seilten sie die Körbe mit der kostbaren Fracht ab, dann ließen sich die beiden Frauen herab. Sobald sie unten angekommen waren versäumten sie keine zeit mehr. Verstauten alles auf den Pferden und begaben sich eiligst auf den Rückweg ins Schloss auf dem Rittersporn.
Kaum hatten Isabella und Emma mit ihrem Knecht die Burg betreten, rief die Prinzessin ihre gesamte Dienerschaft zusammen. Sie befahl allen Mägden und Knechten die sonnenbeschienene Wiese des Schlossgartens, sorgfältig zu säubern und deren Gras ganz kurz zu schneiden. Sodann entnahm Isabella ihrer Aussteuertruhe, große, reine, blütenweiße Leinentücher. Über die ganze Fläche der Wiese wurden diese nun gebreitet. Das Gesinde der Prinzessin verstand nicht recht was Isabella im Sinn hatte, aber keiner kam auf die Idee zu murren. Als das geschehen war, ließ Isabella die mitgebrachten Schlafmohnblüten darauf locker ausbreiten. Jetzt mussten sich die Mägde abwechseln um mit großen Rechen die Blüten die nun in der Sonne trocknen konnten, in regelmäßigen Abständen, zu lockern und zu wenden. Am dritten Tag an dem sich diese Prozedur wiederholte, war es geschafft. Die Blüten waren rascheltrocken und dufteten betäubend. Alle gingen eifrig daran, diese in irdenen Schüsseln zu sammeln. Dann wurden sie auf einer langen Holztafel in der Schlossküche abgestellt. Da standen die Prinzessin und Emma, angetan mit weißen Schürzen. Sie begannen damit die Blüten portionsweise in Mörsern aus Marmor mit marmornen Stößeln zu zerreiben. Das Ergebnis war ein feines leicht gelbliches Pulver. Es war eine mühsame und langwierige Arbeit, weil der dabei aufsteigende Staub auch auf Isabella und Emma nicht ohne Wirkung blieb. Sie wurden immer wieder müde. Als alles aufgebraucht und nur noch Pulver in den Schüsseln zu finden war, wurde alles in ein Fläschchen abgefüllt und gut verschlossen. Isabella konnte dies gut in ihrer Kleidung verschwinden lassen. Jetzt da alles vorbereitet war, mussten die Frauen nur noch herausfinden in welcher Richtung das Gewässer war in dem der Prinz gefangen gehalten wurde. Wenn sie das wissen würden, dann kam es auf die List des Augenblickes an um der Hexe den Garaus zu machen.
Isabella ging zu Bett, um in ihren Träumen den Prinzen zu erwarten. Dort wollte sie ihn fragen wohin sie sich wenden sollte um ihn zu finden. Sie schlief ein und sehr rasch erschien auch der Prinz, als hätte er auf sie gewartet. Er wusste auch was sie fragen wollte. Legte ihr einen Finger an den Mund und sprach „ Liebste, ich weiß das du alles hast worum ich dich gebeten habe. Deshalb gehe immer nach Norden. Es ist sehr weit. Meine Hilfe besteht darin, das ich dir meinen goldenen Zwitscherling sende, der dich hoch oben in der Luft begleiten wird. Er war es auch der das Kästchen mit der Phiole in den Waldsee fallen ließ, damit Du es finden konntest. Folge ihm . Er wird sich morgen früh zeigen. Ich werde mich ungeduldig in Geduld üben und sehnsüchtig auf dein Erscheinen warten.“
Am darauffolgenden Morgen, erblickte Isabella tatsächlich den goldenen Vogel, der ihr ein wunderschönes aber trauriges Morgenlied sang. Sie vermeinte dabei die Stimme ihres Prinzen zu vernehmen. Da sich Emma entschieden weigerte, Isabella alleine diese Reise anzutreten, war auch schon in Windeseile das Gepäck gerichtet. Der Prinzessin war es auch mehr wie recht, denn alleine war das doch ein gefährliches Unterfangen.
Das Wetter war ihnen während der gesamten Dauer der Reise freundlich gesinnt. Die Sonne schien warm. Auch der Zwitscherling war immer gut zu sehen. Isabella vergaß deshalb auch manchmal ihre Sorge um den Prinzen. Immer aber wenn das Gespräch auf das bevorstehende Abenteuer kam, schmiedeten sie Pläne. Langsam näherten sie sich ihrem Ziel. Die Landschaft veränderte sich. Flaches grünes Land war den Himmelhohen Bergen gewichen. Der Wind nahm zu und es wurde kühler. Die Luft schmeckte nach Salz. Auch hörten sie ein ständiges Rauschen, Plätschern, Klatschen das nur unterbrochen wurde vom Gekreisch grauweißer, tauben großer Vögel. Noch konnten sie nichts sehen vor ihnen lag eine große langgestreckte Erhöhung aus feinem Sand nur hier und da bewachsen mit spärlichem Gras. Sie überwanden auch diese. Staunend standen Isabella und ihre Begleitung vor der größten Wasseransammlung die sie je gesehen hatten. Trotz der Wildheit des Zusammenspiels von Wind und Wellen, genossen sie den faszinierenden Anblick. Auch konnten sie sehen wie die aufs Wasser treffenden Sonnenstrahlen, zu Stückchen von Bernstein wurden und unter Wasser weiter funkelten. Da bis zum Einbruch der Nacht noch Zeit blieb, sammelten sie die schönsten Bernsteinstücke auf, die vom Meer als Geschenk ans Ufer getragen wurde. Isabella gefiel das goldene Stahlen so sehr das sie beschloss sich Schmuckstücke daraus fertigen zu lassen um die Sonne über ihrem Herzen zu tragen.
Langsam zog die Abenddämmerung herauf und der Horizont über dem Meer färbte sich rot. Isabella suchte sich ein Plätzchen an dem sie einschlafen konnte um mit dem Prinzen zu reden. Sogleich nach dem ihre Augen geschlossen waren, erschien er auch schon. Um ihr ihre Angst zu nehmen erläuterte er ihr das sie durch den Genuss des Inhaltes der Phiole auch in der Lage war unter Wasser zu Atmen. Sie würde nicht ertrinken. Eindringlich warnte er seine Liebste noch einmal vor der scheußlichen Muräne und der Hinterlist der Bernsteinhexe. Mit einem sanften Kuss weckte er Isabella.
Diese erhob sich von ihrem Lager. Gab Emma noch letzte Instruktionen. Dann schritt sie tapfer auf das Wasser zu.
Das Mohnblütenpulver hatten sie sorgfältig in die Gewänder der Prinzessin eingenäht. Ihre Füße wurden von der auslaufenden Brandung umspült, nächster Schritt. Der Mond leuchtete hell am Himmel und wies ihr den Weg. Noch ein Schritt, bis zum Knöchel reichte das kühle Nass jetzt. Schritt für Schritt verschwand Isabella langsam in der Brandung. Bis sie in den Wellen verschwunden war. Beinahe Zeitgleich stürzte sich auch der Zwitscherling ins Wasser und wurde zu einem kleinen flinken Goldfisch. Er nahm seinen Platz an Isabellas Seite ein oder schwamm ihr voraus, so das sie ganz leicht ihren Weg fand. Am Meeresgrund angekommen, fühlte Isabella den weichen Sand unter ihren Füßen. Fasziniert betrachtete Sie die fremdartige Unterwasserwelt. Fische in allen Größen, Formen und Farben flitzten an ihr vorbei und um sie herum. Muschelbänke, Haufen von Seeanemonen, Quallen und dunkle Riffe passierte sie auf ihrer Wanderung.
Weiter und weiter folgte sie dem kleinen Goldfisch. Es war ein langer Weg. Aber irgendwann, tauchte in den blauen Tiefen des Meeresgrundes ein schroffer, zerklüfteter Felsen auf. Nahe des Grundes hatte dieses dunkle Massiv eine Öffnung. Das würde wohl der Eingang sein der Isabella in die Residenz der Hexe führen würde.
Sie blieb stehen und betrachtete das Gebilde sehr aufmerksam. Was würde sie wohl erwarten wenn sie erst einmal hineingegangen sein würde. Ja Isabella hatte Angst, um sich und um den Prinzen. Dann wurde ihr Blick entschlossen. Sie konzentrierte sich auf die Aufgabe, sammelte Kräfte. Dann schritt sie entschlossen auf den Fels zu.
Als die Prinzessin durch den düsteren Bogen trat, griff die Angst noch einmal nach ihr. Tapfer ging sie weiter. Immer tiefer zog sich der Gang durch das Gestein. Licht kam jetzt nur noch von an den Wänden angesiedelten Algenteppichen. Diese leuchteten unheimlich. Isabella konnte den Weg den sie beschreiten musste auch nur noch schemenhaft erkennen. Zu allem Überfluss war auch der kleine Goldfisch im freien Wasser geblieben und Isabella vermisste ihn sehr.
Der Gang den sie verfolgte stieg nun sachte an und ging in eine aus dem Gestein grob heraus gehauene Treppe über. Isabella stieg vorsichtig hinauf. Dann stand sie vor einer massiven hölzernen Tür. Sie horchte daran, dann öffnete sie vorsichtig. Sie sah Schwaden von Rauch in dem Gewölbe in dem sie nun stand. Fischwesen wuselten und wirbelten hin und her. Ein riesiger Karpfen mit einer hohen weißen Mütze und einer ebensolchen Schürze schwamm aufrecht vor dem Herd und sprach auf seinen Lehrling ein, der aus wärmeren Gewässern kam, einem dicken Oktopus mit gleich 8 Armen. Quirlige kleine Putzer fische huschten herein und wieder hinaus. Es war ein ständiges Kommen und Gehen.
Lange blieb Isabella nicht unbemerkt, die allseits gefürchtete Muräne, Madame Prügelpeitsch, hatte sie schon eine ganze Weile beobachtet. Diese schlängelte sich nun an Isabella heran und fragte Sie nach ihrem Woher und was sie hier suchte. Dabei fixierte sie die Prinzessin mit ihren unheimlichen Augen. Diese zuckte mit keiner Wimper, unerschrocken antwortete Sie. „ Gnädige Herrin, ich bin ein armes Mädchen das an Land kein Auskommen gefunden hat und deshalb den Weg ins Wasser suchte. Merkwürdigerweise bin ich nicht ertrunken, was ich nicht verstehe. Jetzt bitte ich demütig um eine Anstellung, ganz gleich was es auch sei.“Madame Prügelpeitsch, schaute Isabella nochmals an und man konnte sehen wie sie überlegte. Dann war sie zu dem Ergebnis gekommen das von dieser grauen, verhuschten Gestalt da vor ihr, keine Bedrohung ausging. Isabella bemühte sich auch recht demütig und einfältig dreinzuschauen. Die Muräne sprach also „ Nun denn Mädchen, du hast Glück die Herrin des Schlosses will bald Hochzeit feiern mit einem schönen Prinzen, da brauchen wir noch Mägde die beim Vorbereiten des Festes mit helfen. Wenn du arbeiten kannst, dann lass dich vom Küchenchef einweisen, jemanden für die Schmutzarbeiten werden wir immer brauchen.“ Isabella fiel es schwer diese Schmährede, demütig über sich ergehen zu lassen, nur der Gedanke an den Prinzen gab ihr die Kraft, sich nicht zu verraten.
So fand sich die Prinzessin schon bald im Gesinde wieder. Sie war vom Koch, der sie nicht gebrauchen konnte, an die Verwalterin weitergegeben worden. Diese gab Isabella den Auftrag, alle Fenster des Schlosses zu putzen und danach zu schmücken. Dieser Auftrag war genau das was sie suchte, hatte sie doch dadurch die Möglichkeit in alle Zimmer zu kommen ohne Verdacht zu erregen. Madame Prügelpeitsch schlängelte unablässig durch alle Gemächer um alles zu überwachen. Ab er sie konnte keine Nachlässigkeit bei Isabella entdecken und so fehlte ihr der Grund zum Bestrafen.
Am späten Abend, kam Isabella auch zum Zimmer in dem der Prinz gefangen gehalten wurde. Sie konnten sich aber nur mit den Augen verständigen weil die Muräne hier besonders Aufmerksam aufpasste. So tat die Prinzessin wie ihr geheißen war. Putzte mit besonderer Sorgfalt die Fenster des hohen Raumes und wartete darauf das sich eine Gelegenheit ergab, der Muräne zu entwischen. Der Prinz hatte in der Zwischenzeit einen kleinen Zettel geschrieben den er versteckt in seiner Faust hielt, während er scheinbar gelangweilt der Putzmagd zuschaute. Es klirrte draußen im Gang, jemand hatte wohl etwas fallen lassen und sofort schoss Madame Prügelpeitsch zur Tür hinaus um sich keine Gelegenheit entgehen zu lassen ihren peitschenden Schwanz zu gebrauchen. Schon waren die Schmerzensschreie zu hören. Das war die Chance. Der Prinz lief schnell zu Isabella und steckte ihr den Zettel zu, den diese sofort unter ihrer Kopfbedeckung verschwinden ließ. Dann nahmen beide wieder ihre Plätze ein. Keine Sekunde zu früh. Madame war wieder im Zimmer und äugte misstrauisch auf die beiden Menschen, umsonst sie konnte auch jetzt nichts verwerfliches entdecken. So wartete sie ab bis Isabella fertig war und drängte sich dann hinter ihr hinaus um das Gemach wieder sorgfältig zu verschließen.
Nach getaner Arbeit, von der die Prinzessin recht müde war, begab sie sich in das Kämmerchen das ihr zugewiesen war. Setzte sich auf die Bettkante und grübelte. Sie musste einen Plan erdenken und es musste schnell sein. Die Bernsteinhexe wollte den ihren Prinzen schon übermorgen vor den Altar schleifen. Es musste ihr unbedingt etwas einfallen. Nach längerem Überlegen, fiel ihr ein das die Küche auch Fenster hatte und noch hatte niemand diese geputzt, wenn es ihr gelang die Muräne davon zu überzeugen das auch diese von ihr gereinigt werden müssten, dann würde sie einen Weg finden, das mitgebrachte Mohnblumen Pulver ins Essen zu streuen. Dies deuchte ihr ein guter Plan. Nun gelang es ihr auch zu schlafen und im Traum dem Prinzen mitzuteilen welches ihre Absicht war und das er sich zur Flucht bereitmachen sollte. Er sollte auch vermeiden etwas aus der Küche zu sich zu nehmen.
Am anderen Morgen beim Gesindefrühstück in der Küche, ließ Isabella wie zufällig den Blick über die Fenster der Küche gleiten, um zu bemerken das die doch sehr schmutzig waren und Besucher das von außen sehen könnten. Wie erwartet, hatte sie sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit der Madame. Hochmütig schlängelte die sich in die Höhe und gab Isabella auch gleich den Befehl sich darum zu kümmern das die Fenster geputzt würden. Jetzt hatte die Prinzessin erreicht was sie wollte. Sie würde die Fenster putzen unter der Aufsicht des dicken Karpfens, der aber war ein bequemer und auch recht fauler Geselle und so rechnete Isabella irgendwann mit seiner Aufmerksamkeit nachlassen. Madame musste die anderen Mägde beaufsichtigen. So kam es, das es dem Koch bald langweilig wurde das anscheinend dumme Ding, das nichts rechtes zu schwatzen wusste, zu überwachen. Er hatte wichtigeres zu tun. Die Suppe zum Mittagessen wollte auch fertiggestellt sein. Er rührte und schmeckte würzte und schmeckte wieder. Endlich war er zufrieden. Die Madame wurde geholt um zu kosten und das Essen zum Verzehr freizugeben, denn das gehörte zu ihren Aufgaben, alles was im Schloss auch von der Hexe verzehrt werden sollte, vorzukosten ob alles in Ordnung war. Natürlich fand sie wieder was zu mäkeln und der arme Koch entging seiner Tracht Prügel nicht. Damit war aber die Aufmerksamkeit der Anwesenden nicht mehr auf Isabella gerichtet. Wärend alle auf den geschundenen Koch und die prügelnde Muräne schauten, gelang es Isabella ganz schnell das Mohnblumen Pulver in den Kessel mit der Suppe zu schütten. Sofort löste es sich auf und war nicht mehr zu erkennen und auch nicht zu riechen. Trotzdem atmete sie erst auf als sie sah das der Lehrling, der Oktopus den großen Kessel aufnahm um ihn in die Halle zu tragen.
Er übernahm es auch jedem seinen Teller zu füllen auch der Hexe, die sich auf die Verkostung von Madame verließ. Isabella gelang es ihren Teller hinter einem Büschel Seeanemonen zu leeren.
Nach etwa einer halben Stunde bemerkte sie die ersten Zeichen der Müdigkeit bei den Leuten. Alle gähnten was das Zeug hielt. Sogar Madam Prügelpeitsch lag schon wie ein schlaffes Seil in der Ecke und rührte sich nicht mehr. Die Bernsteinhexe saß vorn übergekippt auf ihrem Thron und hatte mit dem Kopf die Reste aus ihrem Teller in ihr Haar gesudelt. Eine kleine Weile wartete Isabella noch, bis sie sicher war das alle fest schliefen. Dann aber nahm sie so schnell sie nur konnte der Muräne den Schlüssel zum Prinzengemach ab und lief dorthin um die Tür zu öffnen.
Der erste Teil des Planes war geglückt. Nur kurz fielen sich Prinz und Prinzessin in die Arme. Sie eilten Hand in Hand hinaus zu den Ställen um sich dort die kräftigsten Seepferde zu satteln. Immer noch voller Angst die Flucht könnte missglücken, da keiner wusste wie lange die Wirkung des Pulvers anhalten würde. Sie saßen auf und vorbei ging es an den träge daliegenden Walrössern, hinaus in die freie See. Da gesellte sich auch wieder der kleine Goldfisch zu ihnen um die Richtung zu weisen die sie nehmen mussten um zu entkommen. Keine Pause gönnten sie sich und ihren Rössern, bis sie am Meeresufer bei Emma und den anderen auf sie wartenden angekommen waren.
Sobald sie dem Meer entstiegen waren, gaben sie den Seepferden ihre Freiheit wieder und die stoben mit einem Aufschäumen des Wassers davon. Nur kurz waren auch hier die Umarmungen und es blieb auch keine Zeit für Erzählungen, es war zu gefährlich hier zu verweilen. Das sah auch Emma, die froh war das Paar beieinander zu sehen, ein. Isabella trieb zur Eile an. Sie wollte nur so schnell wie möglich von diesem Ort entfernt sein wenn die Hexe erwachte. Denn diese würde versuchen sich zu rächen. Da wollte Isabella mit den Ihren in Sicherheit sein. Denn an Land hatte die Hexe keine Macht mehr über den Prinzen und Sie selber.
Mit trockenen Kleidern versorgt und einen kleinen Imbiss verzehrten sie schon im reiten. Im schnellsten Galopp ging es nun Heimwärts in Isabellas Burg auf dem Rittersporn. Dort oben konnte ihnen nichts mehr passieren.
Als nach zwei Tagen die Bernsteinhexe mühsam erwachte und die Flucht bemerkte, war ihr Zorn Fürchterlich. Madame der es gelang sich als unschuldiges Opfer darzustellen, tobte mit der Hexe so heftig unter Wasser das alle Wesen die Flucht ergriffen und sich der Palast im Nu leerte. Sie entfesselten so riesige Wellen, das mehrere Länder mit ihren Orten in Ufernähe völlig zerstört wurden. Große Strudel taten sich auf und rissen alles mit sich was sich in der Nähe befand. Es nützte ihr aber alles nichts, der Prinz und seine Liebste waren ihrem Herrschaftsbereich entkommen und würden sich hüten jemals wieder diesem Gewässer zu nahe zu kommen.
Isabella und der Prinz blieben auf dem Rittersporn. Dort gründeten sie ihre Eigene Dynastie Die der Seerose. Dieser Bund wurde mit einem rauschenden Hochzeitsfest gefeiert, der nicht lange ohne Folgen blieb. So das auch auf dem Rittersporn bald wieder fröhliches Kinderlachen erklang.
Emma hatte alle Hände voll zu tun die lebhafte Rasselbande im Zaum zu halten und sie war Glücklich dabei. Abends wenn die Kinder im Bett lagen erzählte sie ihnen die Geschichte derer vom Rittersporn und die Kleinen wurden nie müde, Emma zu bitten sie immer und immer wieder zu erzählen.
ENDE
								Langsam fließt der breite Fluss, durch das Sonnen überstrahlte Land.Seine schaumbekrönten Wellen, rollten träge in Richtung der in der Ferne sichtbaren dunklen Felsen. Rechts und Links an seinen Ufern konnte man fruchtbare Felder sehen. Fleißige Bauern gingen dort emsig ihrer täglichen Arbeit nach. An geschützten besonders seichten Stellen, planschten die Kinder der Bauern und erquickten sich im kühlen Nass des Flusses.
Die Grenze zum Gebirge bildete eine tiefe Schlucht, eine Klamm. Deren schroffe felsige Wände, senkrecht nach oben strebten. In diesem schmalen Bett wurde der sonst träge dahinfließende Fluss zum reißenden Strom, der alles mit sich fort nahm was an seinen , jetzt steinigem Grund lag. Am oberen Ende der Schlucht ragte ein Felsen, wie eine scharfe Nadel in den Fluss hinein. Dieser Felsen wurde im Volksmund nur der Rittersporn genannt. Ganz oben war der Felsen flach, gleichsam hatte der stetig wehende Wind ein Plateau geschaffen. Darauf hatte vor unendlich langer Zeit der Erste des Geschlechtes derer vom Rittersporn, eine sehr feste Burg erbaut. Er heiratete eine Prinzessin aus dem Geschlecht derer vom Rosengeblüht. Beide waren sehr gerechte Herrscher und auch ihre Nachkommen herrschten über das Land im Sinne ihrer Vorfahren.
Heute viele hundert Jahre später, residierte nur nun noch die Letzte derer vom Rittersporn in der Burg auf dem Felsen. Prinzessin Isabella mit Namen. Mit ihr wohnten da noch ihre alte Amme Emma. Dann gab es noch das Gesinde ,das dafür sorgte Burg und Anlagen einigermaßen Instand zu halten.Ihr Auskommen bezog Isabella aus den Pachteinnahmen, die ihre Bauern ihr zu entrichten hatten und aus dem hinterlassenen Vermögen ihrer verstorbenen Eltern.
Wenn Isabella nicht gerade lesend oder stickend oder was sonst so für ein lediges Burgfräulein an Tätigkeiten schicklich war, Zeit verbrachte, streifte Sie sehr gerne mit ihrem Zelter durch den Wald, spürte den Wind in ihrem langen fuchsroten Haaren. Auch an den vielen kleinen und großen Tieren die sie dabei beobachten konnte erfreute sie sich. Manchmal unternahm sie diese Ausritte allein, oft aber begleitete sie Emma auf einem gutmütigen Braunen. Beim langsamen dahin traben schwatzten die beiden Frauen und oft hörte man sie laut auflachen, wenn wieder einmal Eine der beiden etwas besonders witziges erzählte. Besonders Emma konnte das, war sie es doch die jede Woche den Markt besuchte und dabei viel zu sehen bekam.
An einem schönen warmen Sommersonntag, beschloss Isabella nach dem aufstehen, mit Emma einen Ausflug zu machen. Das Wetter war zu schön um im Gemäuer der Burg zu bleiben. Außerdem hatte Isabella Lust auf ein erfrischendes Bad. Sie kannte da auch eine versteckte Stelle im Wald, wo sie vor neugierigen Blicken geschützt, nach Herzenslust schwimmen gehen konnte. Sie verkündete Emma ihren Entschluss. Die Köchin musste einen Korb mit allerlei Essbarem füllen. Emma sorgte für Kissen Tücher und Decken, die der Knecht auf die gesattelten Pferde verstauen musste, ebenso den Picknickkorb. Als alles fertig war saßen sie auf und die kleine Kolonne setzte sich in Bewegung. Isabella ließ es sich nicht nehmen ganz vorne zu reiten. Danach kam Emma und danach wiederum der Knecht mit dem ganzen Gepäck.
Sie genossen das schöne warme Wetter und betrachteten staunend die langen funkelnden Bahnen die ,die Strahlen der Sonne durch die Blätter der Bäume auf den weichen Waldboden fallen ließ. Ihr Ziel war ein kleiner Wasserfall, der einem Felsen Stein entsprang und in einem fast kreisrunden Teich mündete. Von dort floss dann ein schmales Bächlein in gewundenen Bahnen durch den Wald . Viele Tiere des Waldes nutzten das ständig fließende Wasser gerne als Tränke.
Noch waren sie nicht angekommen, denn dieser idyllische, versteckte Ort, lag ein ganzes Stück weit im Wald verborgen. Isabella selber hatte ihn auch nur durch Zufall entdeckt, als sie ein niedliches Eichhörnchen verfolgte um es zu beobachten. Die Ruhe und der seltsam friedliche Zauber der von diesem Ort ausging, hatte Isabella so gefallen, das sie schon des öfteren diese Lichtung besucht hatte. Nun sollte auch Emma erfahren wo Isabella manchmal Hin verschwunden war, wenn sie nicht gefunden werden wollte.
Als die Sonne am Himmel ihren Stand zwischen Frühstück und Mittag erreicht hatte, kam auch unsere Reiterschar am Weiher und Wasserfall an. Die beiden Frauen und der Knecht saßen ab. Isabella zeigte Emma ihre Entdeckung. Auch Emma war schnell vom Zauber dieses Ortes gefangen. Während die beiden noch in mit Betrachtung der Lichtung beschäftigt waren, lud der Knecht Rupert indessen das Gepäck von den Pferden und sorgte dafür das die Tiere ausreichend Futter und Wasser hatten. So das sie sich auch stärken konnten.
Langsam kamen Isabella und Emma an den Lagerplatz zurück. Emma begann damit Decken und Kissen auszubreiten. Der Korb mit dem Essen wurde ausgepackt und auch Rupert durfte sich dazusetzen und mit schmausen. Da gab es Brot, Käse und Schinken, kleine Küchlein auf hölzernen Tellern. Zum trinken Milch, Wein und eben auch Wasser aus der Quelle. Zur Überraschung von Isabella hatte Emma die ersten roten Kirschen aus dem Garten des Schlosses zum kosten mitgebracht. Es dauerte nicht lange und etliche im Wald lebende Vögel hatten ihre natürliche Scheu vor den Menschen verloren. Immer öfter setzte sich eines der kleinen Tierchen in die Nähe der Schmausenden, bis sie merkten das niemand ihnen ein Leid tat. Bald schon labten sich Vögel an den Brot und Kuchenkrümeln die, die Drei ihnen zuwarfen. Isabella sah es mit Entzücken. Es war eine fröhliche Gesellschaft, die da schwatzend und lachend im Gras saß.
Emma räumte noch schnell das Geschirr und die Reste in den Korb, dann ließ sie sich seufzend rückwärts auf die Decke fallen. Sie murmelte noch “Ist dass schön hier”, dann war sie auch schon eingeschlafen und schnarchte leise vor sich hin. Isabella sah es und schmunzelte. Jetzt konnte sie ihr Badekleid anziehen, ohne sich die ständigen Ermahnungen ihrer Amme anhören zu müssen. Die Sonne hatte das Wasser des Teiches ein wenig erwärmt und so löste Isabella ihren langen Zopf und stieg langsam und barfüßig in das klare Wasser. Sobald ihre Füße den Grund nicht mehr erreichten, ließ sie sich vom Wasser tragen und treiben. Auf dem Rücken schwimmend betrachtete sie den blauen Himmel über sich und die schnell dahinziehenden weißen Wolken.
Bevor auch sie im Wasser einschlafen würde, wollte Isabella auch einmal den Grund des Teiches betrachten. Sie holte tief Luft, hielt sich die Nase zu und schwamm kopfüber mit kräftigen Beinschlägen nach unten. Am Teichgrund angekommen öffnete sie vorsichtig ihre Augen und betrachtete die fremdartige Umgebung. Wenn ihr der Atem ausging schwamm sie schnell nach oben um Luft zu schöpfen und tauchte gleich wieder unter. Das machte sie einige Male, bis sie sich sattgesehen hatte. Sie wollte schon wieder auftauchen als sie einen Gegenstand am Fuße eines Unterwasserfelsens entdeckte der so gar nicht in die Unterwasser Welt passte. Sie schwamm noch einmal nach oben um Luft zu holen und dann wieder nach unten zu dem ja was eigentlich.
Ein schachtelartiges Gebilde, etwa so groß wie eine kräftige Männerhand. Es war vollständig mit Algen und Schlick überzogen. Als Isabella mit ihrer Hand darüber strich löste sich der Bewuchs und quoll in einer dicken Wolke davon. Was darunter zum Vorschein kam war allerdings sehr schön. Eine Schatulle war es, wie es schien aus einem einzigen Stück eines im Licht golden schimmernden Steines gefertigt. Sie konnte hinein geschnitzte filigrane Blüten und Ranken erkennen. Silberne fein ziselierte Beschläge verschlossen dieses Schmuckstück. Die Prinzessin beschloss das Kästchen mit nach oben zu nehmen. Die Luft wurde auch schon wieder knapp und noch einmal wollte sie nicht hinunter tauchen,denn langsam wurde auch Isabella müde. Sie barg das Kästchen im Saum ihres Badekleides, stieß sich vom Grund ab und schoss nach oben. Gierig holte sie Luft denn sie war diesmal über Gebühr lange unter Wasser geblieben und die Sinne wollten ihr schon schwinden. So schnell sie es vermochte, schwamm sie ans Ufer. Emma stand auch schon da und war ganz aufgeregt, sie war in Sorge über das lange Ausbleiben ihres Schützlings. Isabella hörte gar nicht hin, so Neugierig war sie, die Schatulle zu öffnen und zu sehen was sich darin verbarg.
Emma schaffte es schließlich sich Gehör zu verschaffen. Wenn sie richtig loslegte war es auch schwer sie zu überhören. So zappelig Isabella wegen ihres Fundes auch war, wurde sie von ihrer Amme doch schimpfend dazu überredet erst mal etwas trockenes anzuziehen. Isabella wusste das es keinen Zweck hatte die Amme umstimmen zu wollen. Sie würde ja doch nicht nachgeben,wenn es um die Gesundheit ihres Lieblings ging.
Um Emma nicht noch mehr zu verärgern, zog sich die Prinzessin schleunigst hinter einem großen Haselnussstrauch neue trockene Kleider an. Emma hatte wieder einmal Recht behalten. Der Prinzessin war kalt geworden und die warme Kleidung tat ihr wohl. Das Anziehen dauerte länger weil sie voller Ungeduld an den Bändern und Verschnürungen riss und deshalb nicht recht vorwärts kam. Endlich hatte sie es geschafft. Sie stürmte zurück auf die Lichtung. Nahm das Kästchen zur Hand und versuchte die Beschläge zu öffnen.....vergeblich. Ihre Kraft reichte nicht aus . Isabella rief den Knecht herbei um ihn um Hilfe zu bitten. Tatsächlich schaffte Rupert es nach mehreren vergeblichen Versuchen den Verschluss soweit zu lockern, das sich das Kästchen quietschend öffnen ließ. Er reichte die geöffnete Schatulle Isabella zurück. Diese warf einen ersten neugierigen Blick hinein.
Sie sah den unteren Teil ausgekleidet mit einem tief dunkelblauem Polster, das sich anfühlte wie schwerer Samt. Erstaunlich war jedoch, das trotzdem alles unter Wasser gefunden wurde, keine Nässe ins Kästchen eingedrungen war. Aller Inhalt war trocken. In die Mitte des blauen Polsters eingebettet, lag eine Kristallflasche mit einem aus dem selben Material hergestellten eingeschliffenen Stöpsel. Die Flasche hatte einen langen schmalen Hals, an den sich ein kugelrunder Körper anschloss. Isabella konnte sehen das sich bei Bewegungen eine goldfarbige, dickflüssige, wie Sirup aussehende Substanz in der Flasche hin und her gluckerte. Sie war ratlos. Was mochte es mit der Flasche, ihrem Inhalt und dem Kästchen auf sich haben. Sie wollte so schnell wie möglich zurück auf die Burg und über alles nachdenken.
Alles wurde wieder zusammen gepackt und auf die Pferde verstaut. Anders als beim herkommen war kein fröhliches Gekicher und Reden zu hören. In Gedanken versunken ritten sie in der Abenddämmerung zurück zur Burg. Isabellas Gedanken kreisten, wie nicht anders zu erwarten um Kästchen und Flasche die wohlverwahrt in ihrer Satteltasche verstaut waren. Sie war sehr erschöpft und deshalb froh die Burg die im Abendlicht weithin zu sehen war, zu erreichen.
Emma fiel sehr wohl auf das ihr Schützling ungewöhnlich still war, aber sie war klug genug Isabella nicht zu bedrängen. Aus Erfahrung wusste sie das, das Mädchen nicht reden würde wenn es nicht von selbst wollte. Aber sie ahnte das sich Isabellas Gedanken mit dem Rätsel der Schatulle beschäftigten. So verwunderte es Emma nicht, das die Prinzessin sich zeitig zur Ruhe begeben wollte. Die Amme richtete das Bett in Isabellas Gemach und half ihr sich zur Nacht umzukleiden. Sogleich schlüpfte die Prinzessin in ihr frisches Bett, kuschelte sich hinein und bat ihre Amme sie allein zu lassen. Emma gehorchte und ging hinaus. Stundenlang dachte Isabella noch über ihren Fund nach, endlich mit dem elften Glockenschlag der Uhr im Schlossturm schlief auch sie erschöpft ein. Sie wälzte sich unruhig in ihrem Bett umher, denn ihr Schlaf war voller wirrer Träume. Ein Traumbild, kehrte aber immer wieder. Sie sah einen schönen jungen Prinzen, der sehr traurig wirkte. Er versuchte verzweifelt ihr etwas zu sagen. Das fühlte die Prinzessin auch wenn sie träumte. Sie bemühte sich ihn zu verstehen konnte ihn aber nicht hören, sondern sah nur seine Lippen sich bewegen. Dann sah Sie eine dunkle Höhle, die sich unter Wasser befinden musste, denn hin und wieder sah sie Fische vorbei schwimmen. Erleuchtet wurde die Höhle von selbst leuchtenden Algen. Alles wirkte düster heruntergekommen und bedrohlich. Das Traumbild verschwamm und machte einem anderen Platz. Da sah Isabella prächtige Gemächer eines Schlosses mit edlen Möbeln und Wandverkleidungen, fremdartigen Blüten auf den Tischen und jede Menge Dienerschaft. Es fiel ihr mit einem mal auf das, das gesamte Interieur aus dem selben Material gefertigt war aus dem auch das geheimnisvolle Kästchen zu bestehen schien. Auch dieses Traumbild verschwamm und der traurige Prinz erschien wieder vor ihren Augen, der abermals versuchte ihr etwas zu sagen. Umsonst, sie verstand nicht und das machte auch Isabella traurig.
Am nächsten Morgen wurde Isabella von ihrer Amme geweckt, die sich wunderte das die Prinzessin noch nicht aufgestanden war. Sie fühlte sich auch nicht ausgeruht sondern als ob sie in der Nacht eine weite Reise zurück gelegt hätte. Lustlos ließ sie sich für den Tag zurecht machen und ebenso lustlos aß sie ihr Frühmahl. Sie fühlte das es mit dem Traum etwas besonderes auf sich hatte und war gespannt ob er sich in der Nacht wohl wiederholen würde. Sie wollte den Prinzen unbedingt verstehen, sie hatte verstanden das, das für ihn enorm wichtig sein würde.
Am Ende des Tages, ging sie deshalb auch zeitig zu Bett und wartete ungeduldig darauf das der Schlaf kam. Wiederum beim elften Schlag der Uhr schlief sie ein. Fast sofort kamen auch die bekannten Traumbilder. Nur war sie diesmal nicht in einer Höhle, sondern auf einem Weg zu einem Ziel. Welches würde sich ihr noch offenbaren müssen. Immer weiter folgte sie dem Pfad durch den Wald nur beleuchtet von einem fahlen Mond . Es fiel ihr auf das der Weg stetig bergab führte.Am Waldrand angekommen sah sich die Prinzessin gründlich um. Vor ihr erstreckte sich in einem sanften Bogen ein weißer Sandstrand. Murmelnd liefen kleine Wellen auf dem Land aus. Rechts von sich sah Isabella einen trockenen verwitterten Treibholzstamm, den das Meer irgendwann aufs Land geworfen haben musste. Aber das war nicht das bemerkenswerte. Bemerkenswert war das auf eben diesem Stamm, ihr Prinz aus dem gestrigen Traum saß und wie es schien Isabella schon sehnsüchtig erwartete. Er stand auf um sie mit einer höflichen Verbeugung zu begrüßen. Das er sich sehr freute über ihr Erscheinen, war ihm anzusehen. Wieder öffnete er den Mund um ihr etwas zu sagen. Umsonst sie sah nur die Bewegungen der Lippen, aber konnte keinen Laut verstehen. Immer und immer wieder versuchte er sich verständlich zu machen. Isabella verstand ihn nicht. Die Zeit verstrich und schon begann das Traumbild, langsam zu zerrinnen. In seiner Verzweiflung hob er ein dünnes Stöckchen auf. Im den nassen Sand des Strandes, zeichnete er hastig die Umrisse der Flasche aus dem Kästchen. Dabei machte er die Gebärde des trinkens und herunterschluckens und zeigte auf Isabella. Jetzt verstand sie sein Ansinnen. Im selben Augenblick löste sich der Traum auf und die Prinzessin fand sich in ihrem Bett wieder.
Der helle Morgen war schon angebrochen, Emma stand an ihrem Nachtlager und betrachtete sie sorgenvoll. Sie sagte,”Engelchen das ist nun schon die zweite Nacht in der ich höre wie unruhig du schläfst. Du wälzt dich in deinem Bette und rufst immerzu nach jemandem, sagst wohl auch das du nichts verstehen würdest. Was ist los, wenn dich etwas quält, solltest du es mir sagen. Ich würde dann den Arzt kommen lassen, auf das er dir helfe. So geht das nicht weiter.” Isabella erschrak. Alles bloß das nicht. Der Heilmedikus würde nur wieder mit seinen ekligen Blutegeln kommen und sie in stinkende Dämpfe einnebeln. Das wollte sie auf keinen Fall.
Es gelang ihr mit viel Mühe und noch mehr Überzeugung Emma zu beruhigen. Isabella selber mochte noch nichts sagen, weil sie beschlossen hatte den Trank aus dem Fläschchen zu sich zu nehmen und abzuwarten was passieren würde. Danach war immer noch Zeit Emma alles zu erzählen und sich mit ihr zu beraten. Wenn sie mehr wüsste.
Wieder ging sie am Abend zeitig zu Bett. Als Emma das Zimmer verlassen hatte holte Isabella das Fläschchen aus ihrem Nachtschrank und betrachtete es von allen Seiten, ob nicht doch etwas besonders auffälliges daran zu sehen war. Sie konnte nichts finden,nur das die Flüssigkeit dickflüssig im Glas der Flasche rollte, sah sie. Wenn sie noch lange überlegen würde ,dann würde ihr der Mut verlassen, den Inhalt der Flasche zu trinken. Es musste sein wollte sie erfahren was dann passieren würde. Entschlossen, entfernte sie den Verschluss der Flasche und hob sie an ihren Mund. Ihren Zweifel unterdrückend, ließ sie die Flüssigkeit über ihre Lippen laufen und schluckte sie hinunter. Es schmeckte gar nicht so übel. Schlecht wurde ihr davon auch nicht. Eigentlich passierte überhaupt nichts. Die ganze Aufregung umsonst. Sie schalt sich eine überspannte Spinnerin. Legte sich in ihrem Bett auf die Seite und wie in den Nächten davor Punkt 23 Uhr war sie eingeschlafen.
Wieder führte ihr Traum sie an die Seite des schönen Prinzen. Sie begrüßten sich sehr herzlich. Da fiel ihr plötzlich auf, das sie den Prinzen zum ersten mal verstehen konnte. Isabella hörte die Worte und begriff das, das nur mit dem Inhalt des Fläschchens zusammenhängen konnte das sie vor dem Schlafengehen getrunken hatte. Gespannt lauschte sie nun der Erzählung des Prinzen. „Ich bin Gero der Sohn des Königs dieses Gewässers. Vor geraumer Zeit, beschloss mein Vater, da er kränkelte, das es Zeit für mich wäre zu heiraten. Damit wenn er zu krank und schwach würde, das Königreich weiter regiert werden würde.
Viele Mädchen, ob Prinzessin, Fürstin, oder einfache Maid, wurden zur Brautschau auf das Schloss meines Vaters geladen. Umsonst , keine wollte mir gefallen. Denn in meinen Träumen hatte ich ein Mädchen gesehen, so schön wie sonst keines. In dieses Traumbild hatte ich mich unsterblich verliebt. Dieses Mädchen bist Du. Dein Anblick hatte mich verzaubert. Unglücklicherweise befand sich unter den Bewerberinnen, auch die Bernsteinhexe. Sie benutzte einen Vorwand um nicht auch, wie alle anderen das Schloss verlassen zu müssen. Meinem armen kranken Vater versprach sie zu heilen mit ihren Hexenkünsten. Bei ihrer Pflege wurde er noch kränker und verstarb dann auch bald. Jetzt sah das grässliche Geschöpf ihre Zeit gekommen und ließ die Maske der Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit fallen. Sie wollte Königin sein unter allen Umständen. Doch dazu musste sie mich heiraten. Um sich zu legitimieren. Bis jetzt habe ich es geschafft mich beharrlich zu weigern. Zur Strafe sperrte sie mich, in ein Gemach das sie in der Zwischenzeit gänzlich mit Bernstein verkleidet hatte. Da sollte ich schmachten bis ich bereit wäre ihre Forderungen zu erfüllen. Um mich zu quälen, ließ sie mich zu den Mahlzeiten immer aus meinem Gefängnis zerren und zwang mich in ihrer Gegenwart zu essen. Doch gelang es mir, an einem Abend ein Buch, das auf einem Tisch herumlag, unbemerkt unter meinem Wams verschwinden zu lassen. Ich wusste nicht was es für ein Buch war, ich war nur froh etwas zu haben mit dem ich mich beschäftigen konnte. So würde die Zeit nicht mehr so leer sein. Was ich da entführt hatte, bemerkte ich erst beim hineinschauen. In diesem Buch wurde erläutert wie man im Traum Kontakt mit anderen Menschen herstellen konnte. Das war meine Chance. Mein erster Versuch führte mich zu meinem Freund dem Alchimisten Chemikus, ihn bat ich die Flasche mit dem Elixier in deinem Badeteich, wo ich dich schon des öfteren heimlich beobachtet hatte, zu deponieren. Zu Dir würde mein zweiter Weg führen und ich musste sicher sein, das du es bis dahin gefunden haben würdest. Du bist da und kannst mich verstehen, so ist schon der erste Teil meines Planes geglückt.Sollte in der Zwischenzeit jemand nach mir schauen, so wird er mich tief schlafend vorfinden“.
Isabella hörte sich das alles mit wachsendem Erstaunen an. Als der Prinz mit seiner Erzählung zum Ende kam, standen ihre Augen voller Tränen. Sie nahm seine Hand in ihre und bat ihn ihr zu sagen ob und wie sie ihm helfen könnte. Der Prinz sah ihr in ihre schönen Augen und sagte „Es gibt tatsächlich etwas, das du für mich tun kannst. Ich will und muss von hier fliehen. Dazu muss jemand die Bernsteinhexe und ihre Leibwächterin, eine scheußliche Muräne ablenken. Oder noch besser in Tiefschlaf versetzen. Diese Muräne wird von uns allen nur Madam Prügelpeitsch genannt, weil sie es schafft immer und überall mit ihrem Schlangengleichen Körper ungesehen aufzutauchen. Mit Vorliebe teilt sie dann Schläge mit ihrem Schwanz aus, die brennend schmerzen. Die auf eine solche Art getroffenen, werden immer für kurze Zeit ohnmächtig. Auch mir ging das schon öfters so.“ Mitleid für den Prinzen erfasste da die Prinzessin. Außerdem gefiel er auch ihr immer besser. Die Schwierigkeit besteht darin, das um die ganze Gesellschaft einzuschläfern, brauche ich ein Pulver, das bei den Menschen aus den Blüten einer roten Blume gewonnen wird. Das muss ihnen irgendwie verabreicht werden. Das kannst nur du, denn ich bin eingesperrt. Ich kann dir nicht einmal sagen, in welchem der vielen Gemächer im Schloss ich bin. Am besten du lässt dich, solltest du das Pulver haben und dich entschließen mir zu helfen, im Palast als Bedienstete einstellen. So wird keiner Verdacht schöpfen. Ich weiß ich erbitte sehr viel von dir. Aber wie ich sonst aus der Gefangenschaft entfliehen sollte weiß ich nicht.“
Bevor Isabella irgendetwas sagen konnte Ja oder Nein. Verschwamm auch schon wieder das Traumbild und sie wachte, wie immer in ihrem Bett wieder auf. Da sie Emma noch nicht auf dem Weg in ihr Zimmer hörte, konnte sie noch etwas liegenbleiben und über das eben gesehene und gehörte nachdenken. Emma trat ein und wunderte sich nicht schlecht, als Isabella sie als erstes nach roten Blüten fragte, aus denen Schlafpulver hergestellt werden könnte. Emma glaubte Isabella wollte sich einen Scherz mit ihr erlauben. Jedes Kind kannte schließlich Mohnblumen. Aber woher sollte Isabella so etwas kennen. Seufzend setzte sie sich an den Bettrand und erklärte es der Prinzessin. Dann aber fragte Emma streng nach dem Sinn der Frage und wozu die Prinzessin den Mohnblütenpulver brauchen würde. Jetzt endlich entschloss die Prinzessin, sich ihrer Amme anzuvertrauen. Sie wusste das sie Hilfe bitter nötig haben würde, wenn sie das Abenteuer erfolgreich bestehen wollte. Den Prinzen zur Freiheit zu verhelfen und aus den Klauen der Hexe zu holen.
Emma, die schon ahnte das irgendetwas ihre Isabella in den letzten Tagen beschäftigte tat nichts weiter als zuhören. Isabella tat es auch gut endlich einmal über das zu sprechen was sie so sehr bedrückte. So kamen beide Frauen überein, einen Plan zu schmieden. Wie dem Prinzen und damit auch Isabella geholfen werden könnte. Emma seufzte und begann zu sprechen „ Tja Kind Mohnblumen findest du viele, überall an den Wegrändern in den Feldern stehen sie und leuchten in einem satten Rot, so das sie weithin zu sehen sind. Nur sind das die kleinen harmlosen Schwestern der Blüten, die du brauchst. Der Schlafmohn wächst jenseits des Rittersporn Gebirges in einem versteckten Hochtal. In der Richtung des Sonnenaufgangs. Nur auf einer Terrasse des Drachenberges. Der heißt so weil, auf seinem Gipfel Tag und Nacht eine riesige Flamme zu sehen ist. Auf dieser Terrasse, ist es deshalb auch so warm, das der Schlafmohn in großen Mengen dort gedeiht. Der Aufstieg dorthin ist schwierig, aber nicht unmöglich“.
Isabella und Emma setzten sich in eine Nische am Fenster, wo sie in den letzten Strahlen der Abendsonne einen Plan schmiedeten um an die Blüten zu kommen. Soviel hatte Emma verstanden, es war der Prinzessin Ernst. Es war auch Emma, die mit ihrem praktischen Verstand die Initiative ergriff und allerlei Zeug was sie brauchen könnten herbeischaffte. Dann begannen beide, gemäß ihres Vorhabens zu sichten und zu sortieren und zu packen.
Am anderen Morgen wurde der Rupert wieder angewiesen, robuste Pferde zu satteln. Diesmal sollten auch noch ein paar Packpferde dabei sein. Da doch die Ausrüstung und Emmas üppiger Proviantkorb befördert werden mussten. Dieses mal kleideten sich Isabella und Emma in derberes Zeug, da sie auch länger unterwegs sein würden. Als alles gerüstet war begab sich die kleine Kolonne, begleitet vom treuen Knecht auf die Reise. Sie ritten den ganzen Tag, bis sich am Abend der Himmel rötete. Jetzt führte sie ihr Knecht in eine Herberge die Reisenden, vor der Überquerung des Passes noch einmal Schutz und Stärkung anbot. Es war zwar Sommer, aber in dieser Höhe, konnte das Wetter auch mal umschlagen und dann war es gut ausgeruht zu sein. Nachdem sie ihre Zimmer bezogen hatten, setzten sie sich in die Gaststube und ließen sich ein üppiges Abendessen bringen. Danach begaben sie sich beizeiten ins Bett, denn der Tag würde mit Sicherheit sehr anstrengend werden.
Kaum das der Tag angebrochen war nahmen sie ein einfaches Frühstück ein . Danach machten sie sich auf den Weg. Als sie den steilen und steinigen Pass hinter sich gelassen hatten, konnten sie schon in der Ferne den feuerspeienden Berg sehen. An einer seiner Flanken leuchtete es grell rot in der Sonne. Das konnten nur die gesuchten Mohnblüten sein. Gegen Mittag, kamen sie dann da an. Sie stärkten sich nur kurz und machten sich sofort an den Aufstieg zur Blumenwiese. Der Weg nach oben war schwierig, sie schafften es aber, weil Sie von vorherigen Besuchern der Terrasse angelegte Steighilfen benutzen konnten. Langsam und stetig näherten sie sich ihrem Ziel. Am Nachmittag, als sich die Sonne schon in ihrem Lauf nach Westen neigte, konnten sie die Terrasse betrachten. Bis zur steinernen Wand des Feuerberges war alles übersät mit einem Meer aus roten Blüten. Ist das schön staunte Isabella und so warm, als sie die Wärme des Bodens unter den Fußsohlen ihrer Schuhe aufsteigen spürte.
Da Sie erkannten das sie die Nacht wohl auf dem Plateau verbringen müssten, machten sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Unterschlupf. Nicht weit, der Felsenwand, fanden sie auch eine kleine Quelle unter einem Felsüberhang. Jetzt wussten sie auch woher die Pflanzen, Wasser bezogen. In der Nähe fand sich ein trockenes Plätzchen. Sie trugen Ästchen, Laub und trockenes Gras zusammen und richteten sich so gut es ging ein. Etwas Proviant hatten sie auch dabei, den sie noch komplettierten mit außergewöhnlich großen und süßen Brombeeren, die hier in Masse wuchsen. Auch fanden sich schon wohlschmeckende wilde Äpfel. So hatten Sie alles was sie für eine Nacht benötigten. Warm war es durch die Hitze die der Berg abstrahlte sowieso.
Morgens nach dem Sonnenaufgang und nach dem sie sich an der Quelle gelabt und erfrischt hatten, begannen beide mit dem pflücken der tiefroten Blütenblätter. Bald waren die beiden mitgebrachten großen Körbe randvoll. Jetzt hatten sie genug. Isabella hatte dann noch eine Idee. Sie sagte zu Emma: „Wie wäre es wenn wir einige der trockenen Kapseln, die an den Stängeln sitzen, abbrechen. Mir scheint sie enthalten den Samen der Pflanzen. Wir könnten doch versuchen diese in unserem Schlossgarten auszusäen. Um sie dann unserem Heilmedikus zu geben.“ Emma hielt das für eine gute Sache und so packten sie einige besonders große Kapseln in einen leinernen Beutel, den sie noch oben auf die Körbe legten.
Nun ging es an den Abstieg. Es ging schneller als hinauf. Erst seilten sie die Körbe mit der kostbaren Fracht ab, dann ließen sich die beiden Frauen herab. Sobald sie unten angekommen waren versäumten sie keine zeit mehr. Verstauten alles auf den Pferden und begaben sich eiligst auf den Rückweg ins Schloss auf dem Rittersporn.
Kaum hatten Isabella und Emma mit ihrem Knecht die Burg betreten, rief die Prinzessin ihre gesamte Dienerschaft zusammen. Sie befahl allen Mägden und Knechten die sonnenbeschienene Wiese des Schlossgartens, sorgfältig zu säubern und deren Gras ganz kurz zu schneiden. Sodann entnahm Isabella ihrer Aussteuertruhe, große, reine, blütenweiße Leinentücher. Über die ganze Fläche der Wiese wurden diese nun gebreitet. Das Gesinde der Prinzessin verstand nicht recht was Isabella im Sinn hatte, aber keiner kam auf die Idee zu murren. Als das geschehen war, ließ Isabella die mitgebrachten Schlafmohnblüten darauf locker ausbreiten. Jetzt mussten sich die Mägde abwechseln um mit großen Rechen die Blüten die nun in der Sonne trocknen konnten, in regelmäßigen Abständen, zu lockern und zu wenden. Am dritten Tag an dem sich diese Prozedur wiederholte, war es geschafft. Die Blüten waren rascheltrocken und dufteten betäubend. Alle gingen eifrig daran, diese in irdenen Schüsseln zu sammeln. Dann wurden sie auf einer langen Holztafel in der Schlossküche abgestellt. Da standen die Prinzessin und Emma, angetan mit weißen Schürzen. Sie begannen damit die Blüten portionsweise in Mörsern aus Marmor mit marmornen Stößeln zu zerreiben. Das Ergebnis war ein feines leicht gelbliches Pulver. Es war eine mühsame und langwierige Arbeit, weil der dabei aufsteigende Staub auch auf Isabella und Emma nicht ohne Wirkung blieb. Sie wurden immer wieder müde. Als alles aufgebraucht und nur noch Pulver in den Schüsseln zu finden war, wurde alles in ein Fläschchen abgefüllt und gut verschlossen. Isabella konnte dies gut in ihrer Kleidung verschwinden lassen. Jetzt da alles vorbereitet war, mussten die Frauen nur noch herausfinden in welcher Richtung das Gewässer war in dem der Prinz gefangen gehalten wurde. Wenn sie das wissen würden, dann kam es auf die List des Augenblickes an um der Hexe den Garaus zu machen.
Isabella ging zu Bett, um in ihren Träumen den Prinzen zu erwarten. Dort wollte sie ihn fragen wohin sie sich wenden sollte um ihn zu finden. Sie schlief ein und sehr rasch erschien auch der Prinz, als hätte er auf sie gewartet. Er wusste auch was sie fragen wollte. Legte ihr einen Finger an den Mund und sprach „ Liebste, ich weiß das du alles hast worum ich dich gebeten habe. Deshalb gehe immer nach Norden. Es ist sehr weit. Meine Hilfe besteht darin, das ich dir meinen goldenen Zwitscherling sende, der dich hoch oben in der Luft begleiten wird. Er war es auch der das Kästchen mit der Phiole in den Waldsee fallen ließ, damit Du es finden konntest. Folge ihm . Er wird sich morgen früh zeigen. Ich werde mich ungeduldig in Geduld üben und sehnsüchtig auf dein Erscheinen warten.“
Am darauffolgenden Morgen, erblickte Isabella tatsächlich den goldenen Vogel, der ihr ein wunderschönes aber trauriges Morgenlied sang. Sie vermeinte dabei die Stimme ihres Prinzen zu vernehmen. Da sich Emma entschieden weigerte, Isabella alleine diese Reise anzutreten, war auch schon in Windeseile das Gepäck gerichtet. Der Prinzessin war es auch mehr wie recht, denn alleine war das doch ein gefährliches Unterfangen.
Das Wetter war ihnen während der gesamten Dauer der Reise freundlich gesinnt. Die Sonne schien warm. Auch der Zwitscherling war immer gut zu sehen. Isabella vergaß deshalb auch manchmal ihre Sorge um den Prinzen. Immer aber wenn das Gespräch auf das bevorstehende Abenteuer kam, schmiedeten sie Pläne. Langsam näherten sie sich ihrem Ziel. Die Landschaft veränderte sich. Flaches grünes Land war den Himmelhohen Bergen gewichen. Der Wind nahm zu und es wurde kühler. Die Luft schmeckte nach Salz. Auch hörten sie ein ständiges Rauschen, Plätschern, Klatschen das nur unterbrochen wurde vom Gekreisch grauweißer, tauben großer Vögel. Noch konnten sie nichts sehen vor ihnen lag eine große langgestreckte Erhöhung aus feinem Sand nur hier und da bewachsen mit spärlichem Gras. Sie überwanden auch diese. Staunend standen Isabella und ihre Begleitung vor der größten Wasseransammlung die sie je gesehen hatten. Trotz der Wildheit des Zusammenspiels von Wind und Wellen, genossen sie den faszinierenden Anblick. Auch konnten sie sehen wie die aufs Wasser treffenden Sonnenstrahlen, zu Stückchen von Bernstein wurden und unter Wasser weiter funkelten. Da bis zum Einbruch der Nacht noch Zeit blieb, sammelten sie die schönsten Bernsteinstücke auf, die vom Meer als Geschenk ans Ufer getragen wurde. Isabella gefiel das goldene Stahlen so sehr das sie beschloss sich Schmuckstücke daraus fertigen zu lassen um die Sonne über ihrem Herzen zu tragen.
Langsam zog die Abenddämmerung herauf und der Horizont über dem Meer färbte sich rot. Isabella suchte sich ein Plätzchen an dem sie einschlafen konnte um mit dem Prinzen zu reden. Sogleich nach dem ihre Augen geschlossen waren, erschien er auch schon. Um ihr ihre Angst zu nehmen erläuterte er ihr das sie durch den Genuss des Inhaltes der Phiole auch in der Lage war unter Wasser zu Atmen. Sie würde nicht ertrinken. Eindringlich warnte er seine Liebste noch einmal vor der scheußlichen Muräne und der Hinterlist der Bernsteinhexe. Mit einem sanften Kuss weckte er Isabella.
Diese erhob sich von ihrem Lager. Gab Emma noch letzte Instruktionen. Dann schritt sie tapfer auf das Wasser zu.
Das Mohnblütenpulver hatten sie sorgfältig in die Gewänder der Prinzessin eingenäht. Ihre Füße wurden von der auslaufenden Brandung umspült, nächster Schritt. Der Mond leuchtete hell am Himmel und wies ihr den Weg. Noch ein Schritt, bis zum Knöchel reichte das kühle Nass jetzt. Schritt für Schritt verschwand Isabella langsam in der Brandung. Bis sie in den Wellen verschwunden war. Beinahe Zeitgleich stürzte sich auch der Zwitscherling ins Wasser und wurde zu einem kleinen flinken Goldfisch. Er nahm seinen Platz an Isabellas Seite ein oder schwamm ihr voraus, so das sie ganz leicht ihren Weg fand. Am Meeresgrund angekommen, fühlte Isabella den weichen Sand unter ihren Füßen. Fasziniert betrachtete Sie die fremdartige Unterwasserwelt. Fische in allen Größen, Formen und Farben flitzten an ihr vorbei und um sie herum. Muschelbänke, Haufen von Seeanemonen, Quallen und dunkle Riffe passierte sie auf ihrer Wanderung.
Weiter und weiter folgte sie dem kleinen Goldfisch. Es war ein langer Weg. Aber irgendwann, tauchte in den blauen Tiefen des Meeresgrundes ein schroffer, zerklüfteter Felsen auf. Nahe des Grundes hatte dieses dunkle Massiv eine Öffnung. Das würde wohl der Eingang sein der Isabella in die Residenz der Hexe führen würde.
Sie blieb stehen und betrachtete das Gebilde sehr aufmerksam. Was würde sie wohl erwarten wenn sie erst einmal hineingegangen sein würde. Ja Isabella hatte Angst, um sich und um den Prinzen. Dann wurde ihr Blick entschlossen. Sie konzentrierte sich auf die Aufgabe, sammelte Kräfte. Dann schritt sie entschlossen auf den Fels zu.
Als die Prinzessin durch den düsteren Bogen trat, griff die Angst noch einmal nach ihr. Tapfer ging sie weiter. Immer tiefer zog sich der Gang durch das Gestein. Licht kam jetzt nur noch von an den Wänden angesiedelten Algenteppichen. Diese leuchteten unheimlich. Isabella konnte den Weg den sie beschreiten musste auch nur noch schemenhaft erkennen. Zu allem Überfluss war auch der kleine Goldfisch im freien Wasser geblieben und Isabella vermisste ihn sehr.
Der Gang den sie verfolgte stieg nun sachte an und ging in eine aus dem Gestein grob heraus gehauene Treppe über. Isabella stieg vorsichtig hinauf. Dann stand sie vor einer massiven hölzernen Tür. Sie horchte daran, dann öffnete sie vorsichtig. Sie sah Schwaden von Rauch in dem Gewölbe in dem sie nun stand. Fischwesen wuselten und wirbelten hin und her. Ein riesiger Karpfen mit einer hohen weißen Mütze und einer ebensolchen Schürze schwamm aufrecht vor dem Herd und sprach auf seinen Lehrling ein, der aus wärmeren Gewässern kam, einem dicken Oktopus mit gleich 8 Armen. Quirlige kleine Putzer fische huschten herein und wieder hinaus. Es war ein ständiges Kommen und Gehen.
Lange blieb Isabella nicht unbemerkt, die allseits gefürchtete Muräne, Madame Prügelpeitsch, hatte sie schon eine ganze Weile beobachtet. Diese schlängelte sich nun an Isabella heran und fragte Sie nach ihrem Woher und was sie hier suchte. Dabei fixierte sie die Prinzessin mit ihren unheimlichen Augen. Diese zuckte mit keiner Wimper, unerschrocken antwortete Sie. „ Gnädige Herrin, ich bin ein armes Mädchen das an Land kein Auskommen gefunden hat und deshalb den Weg ins Wasser suchte. Merkwürdigerweise bin ich nicht ertrunken, was ich nicht verstehe. Jetzt bitte ich demütig um eine Anstellung, ganz gleich was es auch sei.“Madame Prügelpeitsch, schaute Isabella nochmals an und man konnte sehen wie sie überlegte. Dann war sie zu dem Ergebnis gekommen das von dieser grauen, verhuschten Gestalt da vor ihr, keine Bedrohung ausging. Isabella bemühte sich auch recht demütig und einfältig dreinzuschauen. Die Muräne sprach also „ Nun denn Mädchen, du hast Glück die Herrin des Schlosses will bald Hochzeit feiern mit einem schönen Prinzen, da brauchen wir noch Mägde die beim Vorbereiten des Festes mit helfen. Wenn du arbeiten kannst, dann lass dich vom Küchenchef einweisen, jemanden für die Schmutzarbeiten werden wir immer brauchen.“ Isabella fiel es schwer diese Schmährede, demütig über sich ergehen zu lassen, nur der Gedanke an den Prinzen gab ihr die Kraft, sich nicht zu verraten.
So fand sich die Prinzessin schon bald im Gesinde wieder. Sie war vom Koch, der sie nicht gebrauchen konnte, an die Verwalterin weitergegeben worden. Diese gab Isabella den Auftrag, alle Fenster des Schlosses zu putzen und danach zu schmücken. Dieser Auftrag war genau das was sie suchte, hatte sie doch dadurch die Möglichkeit in alle Zimmer zu kommen ohne Verdacht zu erregen. Madame Prügelpeitsch schlängelte unablässig durch alle Gemächer um alles zu überwachen. Ab er sie konnte keine Nachlässigkeit bei Isabella entdecken und so fehlte ihr der Grund zum Bestrafen.
Am späten Abend, kam Isabella auch zum Zimmer in dem der Prinz gefangen gehalten wurde. Sie konnten sich aber nur mit den Augen verständigen weil die Muräne hier besonders Aufmerksam aufpasste. So tat die Prinzessin wie ihr geheißen war. Putzte mit besonderer Sorgfalt die Fenster des hohen Raumes und wartete darauf das sich eine Gelegenheit ergab, der Muräne zu entwischen. Der Prinz hatte in der Zwischenzeit einen kleinen Zettel geschrieben den er versteckt in seiner Faust hielt, während er scheinbar gelangweilt der Putzmagd zuschaute. Es klirrte draußen im Gang, jemand hatte wohl etwas fallen lassen und sofort schoss Madame Prügelpeitsch zur Tür hinaus um sich keine Gelegenheit entgehen zu lassen ihren peitschenden Schwanz zu gebrauchen. Schon waren die Schmerzensschreie zu hören. Das war die Chance. Der Prinz lief schnell zu Isabella und steckte ihr den Zettel zu, den diese sofort unter ihrer Kopfbedeckung verschwinden ließ. Dann nahmen beide wieder ihre Plätze ein. Keine Sekunde zu früh. Madame war wieder im Zimmer und äugte misstrauisch auf die beiden Menschen, umsonst sie konnte auch jetzt nichts verwerfliches entdecken. So wartete sie ab bis Isabella fertig war und drängte sich dann hinter ihr hinaus um das Gemach wieder sorgfältig zu verschließen.
Nach getaner Arbeit, von der die Prinzessin recht müde war, begab sie sich in das Kämmerchen das ihr zugewiesen war. Setzte sich auf die Bettkante und grübelte. Sie musste einen Plan erdenken und es musste schnell sein. Die Bernsteinhexe wollte den ihren Prinzen schon übermorgen vor den Altar schleifen. Es musste ihr unbedingt etwas einfallen. Nach längerem Überlegen, fiel ihr ein das die Küche auch Fenster hatte und noch hatte niemand diese geputzt, wenn es ihr gelang die Muräne davon zu überzeugen das auch diese von ihr gereinigt werden müssten, dann würde sie einen Weg finden, das mitgebrachte Mohnblumen Pulver ins Essen zu streuen. Dies deuchte ihr ein guter Plan. Nun gelang es ihr auch zu schlafen und im Traum dem Prinzen mitzuteilen welches ihre Absicht war und das er sich zur Flucht bereitmachen sollte. Er sollte auch vermeiden etwas aus der Küche zu sich zu nehmen.
Am anderen Morgen beim Gesindefrühstück in der Küche, ließ Isabella wie zufällig den Blick über die Fenster der Küche gleiten, um zu bemerken das die doch sehr schmutzig waren und Besucher das von außen sehen könnten. Wie erwartet, hatte sie sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit der Madame. Hochmütig schlängelte die sich in die Höhe und gab Isabella auch gleich den Befehl sich darum zu kümmern das die Fenster geputzt würden. Jetzt hatte die Prinzessin erreicht was sie wollte. Sie würde die Fenster putzen unter der Aufsicht des dicken Karpfens, der aber war ein bequemer und auch recht fauler Geselle und so rechnete Isabella irgendwann mit seiner Aufmerksamkeit nachlassen. Madame musste die anderen Mägde beaufsichtigen. So kam es, das es dem Koch bald langweilig wurde das anscheinend dumme Ding, das nichts rechtes zu schwatzen wusste, zu überwachen. Er hatte wichtigeres zu tun. Die Suppe zum Mittagessen wollte auch fertiggestellt sein. Er rührte und schmeckte würzte und schmeckte wieder. Endlich war er zufrieden. Die Madame wurde geholt um zu kosten und das Essen zum Verzehr freizugeben, denn das gehörte zu ihren Aufgaben, alles was im Schloss auch von der Hexe verzehrt werden sollte, vorzukosten ob alles in Ordnung war. Natürlich fand sie wieder was zu mäkeln und der arme Koch entging seiner Tracht Prügel nicht. Damit war aber die Aufmerksamkeit der Anwesenden nicht mehr auf Isabella gerichtet. Wärend alle auf den geschundenen Koch und die prügelnde Muräne schauten, gelang es Isabella ganz schnell das Mohnblumen Pulver in den Kessel mit der Suppe zu schütten. Sofort löste es sich auf und war nicht mehr zu erkennen und auch nicht zu riechen. Trotzdem atmete sie erst auf als sie sah das der Lehrling, der Oktopus den großen Kessel aufnahm um ihn in die Halle zu tragen.
Er übernahm es auch jedem seinen Teller zu füllen auch der Hexe, die sich auf die Verkostung von Madame verließ. Isabella gelang es ihren Teller hinter einem Büschel Seeanemonen zu leeren.
Nach etwa einer halben Stunde bemerkte sie die ersten Zeichen der Müdigkeit bei den Leuten. Alle gähnten was das Zeug hielt. Sogar Madam Prügelpeitsch lag schon wie ein schlaffes Seil in der Ecke und rührte sich nicht mehr. Die Bernsteinhexe saß vorn übergekippt auf ihrem Thron und hatte mit dem Kopf die Reste aus ihrem Teller in ihr Haar gesudelt. Eine kleine Weile wartete Isabella noch, bis sie sicher war das alle fest schliefen. Dann aber nahm sie so schnell sie nur konnte der Muräne den Schlüssel zum Prinzengemach ab und lief dorthin um die Tür zu öffnen.
Der erste Teil des Planes war geglückt. Nur kurz fielen sich Prinz und Prinzessin in die Arme. Sie eilten Hand in Hand hinaus zu den Ställen um sich dort die kräftigsten Seepferde zu satteln. Immer noch voller Angst die Flucht könnte missglücken, da keiner wusste wie lange die Wirkung des Pulvers anhalten würde. Sie saßen auf und vorbei ging es an den träge daliegenden Walrössern, hinaus in die freie See. Da gesellte sich auch wieder der kleine Goldfisch zu ihnen um die Richtung zu weisen die sie nehmen mussten um zu entkommen. Keine Pause gönnten sie sich und ihren Rössern, bis sie am Meeresufer bei Emma und den anderen auf sie wartenden angekommen waren.
Sobald sie dem Meer entstiegen waren, gaben sie den Seepferden ihre Freiheit wieder und die stoben mit einem Aufschäumen des Wassers davon. Nur kurz waren auch hier die Umarmungen und es blieb auch keine Zeit für Erzählungen, es war zu gefährlich hier zu verweilen. Das sah auch Emma, die froh war das Paar beieinander zu sehen, ein. Isabella trieb zur Eile an. Sie wollte nur so schnell wie möglich von diesem Ort entfernt sein wenn die Hexe erwachte. Denn diese würde versuchen sich zu rächen. Da wollte Isabella mit den Ihren in Sicherheit sein. Denn an Land hatte die Hexe keine Macht mehr über den Prinzen und Sie selber.
Mit trockenen Kleidern versorgt und einen kleinen Imbiss verzehrten sie schon im reiten. Im schnellsten Galopp ging es nun Heimwärts in Isabellas Burg auf dem Rittersporn. Dort oben konnte ihnen nichts mehr passieren.
Als nach zwei Tagen die Bernsteinhexe mühsam erwachte und die Flucht bemerkte, war ihr Zorn Fürchterlich. Madame der es gelang sich als unschuldiges Opfer darzustellen, tobte mit der Hexe so heftig unter Wasser das alle Wesen die Flucht ergriffen und sich der Palast im Nu leerte. Sie entfesselten so riesige Wellen, das mehrere Länder mit ihren Orten in Ufernähe völlig zerstört wurden. Große Strudel taten sich auf und rissen alles mit sich was sich in der Nähe befand. Es nützte ihr aber alles nichts, der Prinz und seine Liebste waren ihrem Herrschaftsbereich entkommen und würden sich hüten jemals wieder diesem Gewässer zu nahe zu kommen.
Isabella und der Prinz blieben auf dem Rittersporn. Dort gründeten sie ihre Eigene Dynastie Die der Seerose. Dieser Bund wurde mit einem rauschenden Hochzeitsfest gefeiert, der nicht lange ohne Folgen blieb. So das auch auf dem Rittersporn bald wieder fröhliches Kinderlachen erklang.
Emma hatte alle Hände voll zu tun die lebhafte Rasselbande im Zaum zu halten und sie war Glücklich dabei. Abends wenn die Kinder im Bett lagen erzählte sie ihnen die Geschichte derer vom Rittersporn und die Kleinen wurden nie müde, Emma zu bitten sie immer und immer wieder zu erzählen.
ENDE
