Tief in den Westlichen Wäldern, so erzählte man sich, hauste ein grausames Ungetüm, ein Monster, wie wir es aus uralten Mythen und Sagen kennen.
Im Rathaus von Mesopolis, gleich am Portal, erinnerte eine marmorne Tafel an Clara, welche vor Jahren mit einer Gruppe Ritterinnen den gefahrvollen Weg durch die spärlich besiedelten Ebenen des Westens auf sich genommen hatte, um das Monster zu besiegen. Sie blieben verschollen.
Die grauhaarige Präsidentin der ‚Vereinigten Demokratie von Neogäa‘ beäugte Katharina skeptisch.
„Das Monster“, brachte Katharina vor, „bedroht die anliegenden Dörfer und Kleinstädte! Besonders Waldburg ist in Gefahr!“
„Und sie haben weder die Bewaffnung noch die Kampferfahrung, sich selbst zu verteidigen, ich weiß“, sagte die Präsidentin.
„Wo ist dann das Problem?“, fragte Katharina ungehalten.
„Dass du unsere beste Kriegerin bist, Katharina“, seufzte die Präsidentin, „wenn ich dich verliere…“
-„Dann lass jemand anderen die Unternehmung anführen!“
- „Niemand sonst ist dieser Herausforderung gewachsen und das weißt du!“
- „Damit wäre das ja dann geklärt! Bei Sonnenaufgang ziehen wir los!“
Zu Katharinas zwölfköpfiger Truppe sogenannter ‚Ritterinnen‘ gehörten auch zwei Ritter. Es war noch nicht seit Langem, dass auch Männer diesen einstmals Frauen vorbehaltenen Beruf ausüben durften, aber diese beiden jungen Kerle hatten sich im Kampf hervorgetan und das besonders als Bogenschützen, welche gegen ein hünenhaftes Wesen unabdingbar waren –es war sogar davon auszugehen, dass die Bogenschützen letzten Endes das Gefecht entscheiden würden, dennoch bestand mit Katharina, ihrer Schülerin Lisa und vier anderen die Hälfte aus Nahkämpferinnen, zumal qualifizierte und entbehrliche Soldaten knapp bemessen waren.
Unter den weiblichen Schützen befand sich –auch das eine Seltenheit- eine Weiße von jenseits des Trennenden Gebirges (an dessen Fuß Mesopolis lag und das seinen Namen daher hatte, dass es Mesopolis vom weniger gefürchteten als einfach relativ unbekannten Osten abgrenzte) Mit ihrer lückenhaften Kenntnis der offiziellen Sprache Neogäas und ihrem konservativen Männerbild stieß sie bei den anderen des Öfteren auf Unverständnis, doch beherrschte sie die Kunst des Fernkampfs wie kaum eine zweite.
In prächtige Farben gekleidet marschierten die Ritterinnen im Morgengrauen nah des westlichen Stadtrands vor einem kleinen Abschiedskomitee auf, darunter Katharinas Mann.
Als Anführerin war es Katharinas Pflicht, eine kurze Rede zu halten und das tat sie auch, fühlte sich dabei jedoch nicht allzu wohl. Große Worte waren nicht gerade ihre Stärke, doch war ihr Mann Claudius praktischerweise Theaterschriftsteller.
„Doch am höchsten preis‘ den Mut ich“, schloss Katharina ihre Rede mit einem Zitat aus ‚Die Erzählung vom Krieg der Erde‘, dem berühmten Versepos der Nike,
„Der Liebenden des Spiels
Die stets den Weg verfolgte
Den sie für richtig hielt
Man hielt sie für die Schwächste,
Nicht ernst, der Geist so fern
Doch war sie, sag ich gern,
Von allen gar die Echt’ste
Und Fehler machte sie
Doch nie mit bösem Ziel
Und Reue zeigte sie
Gewann zuletzt das Spiel“
„Ich weiß nicht, was das bedeuten soll“, erklärte Katharina und zwinkerte Claudius zu, der grinsend den Kopf schüttelte, „aber das weiß ja sowieso niemand!“
Die Anwesenden brachen in schallendes Gelächter aus, welches Katharina aber guten Gewissens als Zustimmung ansehen konnte: Nike hatte zur Zeit der Entstehung der VDN gelebt, ihre Eltern hatten noch die ‚Dunklen Tage‘ mitbekommen. Deren Berichte hatte Nike zur ‚Erzählung vom Krieg der Erde‘ verarbeitet, welche den Aufstieg und Fall der ‚Kaiserin‘ schilderte.
Das Problem war, dass es vorwiegend von Orten und Personen handelte, die längst in Vergessenheit geraten waren. Hinzu kam Nikes kryptische und wenig eindeutige Art, zu formulieren. ‚Die Erzählung vom Krieg der Erde‘ galt als der Text aller Texte in Neogäa, jeder hatte ihn als Kind in der Schule auswendig lernen müssen, ständig wurde darauf angespielt, ständig daraus zitiert, ständig Charaktere daraus als Vorbilder oder abschreckende Beispiele verwendet. Doch der Text wimmelte von Stellen, die beim besten Willen niemand zu enträtseln vermochte.
„Vielleicht“, versuchte sich Katharina an einer Interpretation, „soll es heißen, dass man mit seinem inneren Kind in Kontakt bleiben soll oder so etwas! Auf jeden Fall wird Mut gepriesen und die Fähigkeit, seinem Weg treu zu bleiben! Obwohl manche Literaten ja auch hineininterpretieren, dass mit dem ‚Spiel‘ das politische Machtspiel gemeint ist, das wäre ja dann weniger nett! Ich für meinen Teil werde daraus Mut für unsere Unternehmung schöpfen! Wir werden Erfolg haben, das verspreche ich euch! Das verspreche ich euch allen!“
Auch im angeblich so ebenen Westen musste man enge Passagen zwischen Bergen und Hügeln durchqueren. Unruhig sah sich Katharina in alle Richtungen um und blickte zu den Gipfeln auf, ob sich dort auch keine Wegelagerer versteckt hielten. Glaubte man den Berichten von den Außenposten, waren solche Überfälle schon seit langer Zeit nicht mehr vorgekommen, doch man konnte ja nie wissen.
„Wenn man mich gefragt hätte“, bemerkte Karla, „hätten wir das Trennende Gebirge erklommen, die Ozeane passiert, in Großland Rast gemacht und uns schließlich von der anderen Seite den Wäldern genähert!“
„Wie soll das besser sein“, fragte Katharina, „jenen viel längeren Weg auf uns zu nehmen?“
„Länger mag er sein“, sagte Karla, „dafür aber weniger gefährlich“
„Wir haben einfach nicht die Zeit“, erklärte Katharina und seufzte innerlich: Karla musste einfach immer widersprechen, egal worum es ging.
Umso mehr freute sich Katharina, dass ihre beste Freundin und Kollegin Sabia Teil der Unternehmung war. Auch die alte Marla war dabei, der Katharina ihre Ausbildung verdankte. Sie hatte darauf bestanden, mitzukommen, trotz aller Bedenken von Seiten Katharinas.
„Ich mag etwas älter sein“, hatte sie gesagt, „doch ich kämpfe immer noch besser als alle anderen hier zusammen, glaub’s mir, Kleine!“
Auf einer Lichtung machten sie Rast. Sobald ihr Proviant aufgebraucht war, würden sie jagen müssen, aber noch war es nicht soweit.
„Rühreier“, schnaubte Marla, „zu meiner Zeit hat jede einen halben Ochsen auf dem Rücken mitgeschleppt, da hatte man wenigstens was Ordentliches! Aber das kann man ja den verweichlichten jungen Kriegerinnen von heute nicht mehr zumuten!“ Sie verdrehte die Augen.
„Nana“, schmunzelte Katharina, „jetzt übertreibst du aber etwas, oder Marla?“
„Naja, vielleicht ein bisschen“, grinste Marla.
„Warum hast du’s dann gesagt?“, fragte Karla forsch, „verschon uns doch bitte in Zukunft mit Lügengeschichten, sowas können wir hier nicht gebrauchen…“
Katharina erhob sich und sie funkelte Karla zornig an.
„Was fällt dir ein“, empörte sie sich, „in so einem Tonfall mit Marla zu sprechen! Sie hat schon ganze Schlachten im Alleingang gewonnen, da warst du noch nicht einmal geboren!“
„Ich weiß“, sagte Karla, „das ist ja das Problem! Sie hätte nicht mitkommen sollen, sie ist zu alt!“
Katharinas Augen verengten sich: „Also, jetzt hör mir mal zu…“
„Lass sie“, sagte Marla.
„Was, du nimmst sie in Schutz?“, fragte Katharina erstaunt.
„Sie ist nicht gerade die Höflichste“, erklärte Marla, „aber sie ist eine der besten Kämpferinnen, die ich kenne und, ganz ehrlich Katharina, eigentlich hatte ich gehofft, du hättest in meinem Unterricht etwas mehr aufgepasst…“
Das traf Katharina hart; sie schluckte trocken und verstummte.
„Wenn du mich wahrlich als Vorbild betrachtest“, fuhr Marla fort, „dann musst du verstehen, dass persönliche Sympathie in harten Zeiten kein Kriterium sein darf! Ihr beide vertragt euch jetzt gefälligst, denn wir müssen jetzt alle zusammenhalten!“
Die Vorstellung, sich mit Karla versöhnen zu müssen, ließ Katharina vor Wut die Sprache wiederfinden:
„Aber“, sagte sie, „sie, sie…“
„Ruhe!“, rief Sabia und legte einen Finger auf ihren Mund. Alle sahen zu ihr hin. Dann ließ Katharina den Blick zur Quelle von Sabias Beunruhigung schweifen. Und erschrak: In den Büschen gegenüber ihrem Rastplatz bewegte sich etwas.
„Ein Tier?“, dachte Katharina. Unwillkürlich ergriff sie ihr Schwert. Das geschah auch keine Sekunde zu spät, denn schon stürmte eine unheimliche Kreatur zwischen den Bäumen hervor. Sie hatte die Anatomie eines Menschen, doch das Gesicht war verzehrt und erinnerte eher an ein Raubtier.
„Ein Dunkler Krieger!“ rief Katharina aus. Die meisten der anderen hatten nie einen Dunklen Krieger zu Gesicht bekommen und erschauderten. Die Dunklen Krieger waren die Diener der ‚Kaiserin‘ gewesen.
„Und er ist nicht allein“, stellte Karla fest.
„Das ist nicht gerade eine Übertreibung“, dachte Katharina als sie den Kopf drehte: Sie waren umzingelt.
(Fortsetzung folgt...)
Im Rathaus von Mesopolis, gleich am Portal, erinnerte eine marmorne Tafel an Clara, welche vor Jahren mit einer Gruppe Ritterinnen den gefahrvollen Weg durch die spärlich besiedelten Ebenen des Westens auf sich genommen hatte, um das Monster zu besiegen. Sie blieben verschollen.
Die grauhaarige Präsidentin der ‚Vereinigten Demokratie von Neogäa‘ beäugte Katharina skeptisch.
„Das Monster“, brachte Katharina vor, „bedroht die anliegenden Dörfer und Kleinstädte! Besonders Waldburg ist in Gefahr!“
„Und sie haben weder die Bewaffnung noch die Kampferfahrung, sich selbst zu verteidigen, ich weiß“, sagte die Präsidentin.
„Wo ist dann das Problem?“, fragte Katharina ungehalten.
„Dass du unsere beste Kriegerin bist, Katharina“, seufzte die Präsidentin, „wenn ich dich verliere…“
-„Dann lass jemand anderen die Unternehmung anführen!“
- „Niemand sonst ist dieser Herausforderung gewachsen und das weißt du!“
- „Damit wäre das ja dann geklärt! Bei Sonnenaufgang ziehen wir los!“
Zu Katharinas zwölfköpfiger Truppe sogenannter ‚Ritterinnen‘ gehörten auch zwei Ritter. Es war noch nicht seit Langem, dass auch Männer diesen einstmals Frauen vorbehaltenen Beruf ausüben durften, aber diese beiden jungen Kerle hatten sich im Kampf hervorgetan und das besonders als Bogenschützen, welche gegen ein hünenhaftes Wesen unabdingbar waren –es war sogar davon auszugehen, dass die Bogenschützen letzten Endes das Gefecht entscheiden würden, dennoch bestand mit Katharina, ihrer Schülerin Lisa und vier anderen die Hälfte aus Nahkämpferinnen, zumal qualifizierte und entbehrliche Soldaten knapp bemessen waren.
Unter den weiblichen Schützen befand sich –auch das eine Seltenheit- eine Weiße von jenseits des Trennenden Gebirges (an dessen Fuß Mesopolis lag und das seinen Namen daher hatte, dass es Mesopolis vom weniger gefürchteten als einfach relativ unbekannten Osten abgrenzte) Mit ihrer lückenhaften Kenntnis der offiziellen Sprache Neogäas und ihrem konservativen Männerbild stieß sie bei den anderen des Öfteren auf Unverständnis, doch beherrschte sie die Kunst des Fernkampfs wie kaum eine zweite.
In prächtige Farben gekleidet marschierten die Ritterinnen im Morgengrauen nah des westlichen Stadtrands vor einem kleinen Abschiedskomitee auf, darunter Katharinas Mann.
Als Anführerin war es Katharinas Pflicht, eine kurze Rede zu halten und das tat sie auch, fühlte sich dabei jedoch nicht allzu wohl. Große Worte waren nicht gerade ihre Stärke, doch war ihr Mann Claudius praktischerweise Theaterschriftsteller.
„Doch am höchsten preis‘ den Mut ich“, schloss Katharina ihre Rede mit einem Zitat aus ‚Die Erzählung vom Krieg der Erde‘, dem berühmten Versepos der Nike,
„Der Liebenden des Spiels
Die stets den Weg verfolgte
Den sie für richtig hielt
Man hielt sie für die Schwächste,
Nicht ernst, der Geist so fern
Doch war sie, sag ich gern,
Von allen gar die Echt’ste
Und Fehler machte sie
Doch nie mit bösem Ziel
Und Reue zeigte sie
Gewann zuletzt das Spiel“
„Ich weiß nicht, was das bedeuten soll“, erklärte Katharina und zwinkerte Claudius zu, der grinsend den Kopf schüttelte, „aber das weiß ja sowieso niemand!“
Die Anwesenden brachen in schallendes Gelächter aus, welches Katharina aber guten Gewissens als Zustimmung ansehen konnte: Nike hatte zur Zeit der Entstehung der VDN gelebt, ihre Eltern hatten noch die ‚Dunklen Tage‘ mitbekommen. Deren Berichte hatte Nike zur ‚Erzählung vom Krieg der Erde‘ verarbeitet, welche den Aufstieg und Fall der ‚Kaiserin‘ schilderte.
Das Problem war, dass es vorwiegend von Orten und Personen handelte, die längst in Vergessenheit geraten waren. Hinzu kam Nikes kryptische und wenig eindeutige Art, zu formulieren. ‚Die Erzählung vom Krieg der Erde‘ galt als der Text aller Texte in Neogäa, jeder hatte ihn als Kind in der Schule auswendig lernen müssen, ständig wurde darauf angespielt, ständig daraus zitiert, ständig Charaktere daraus als Vorbilder oder abschreckende Beispiele verwendet. Doch der Text wimmelte von Stellen, die beim besten Willen niemand zu enträtseln vermochte.
„Vielleicht“, versuchte sich Katharina an einer Interpretation, „soll es heißen, dass man mit seinem inneren Kind in Kontakt bleiben soll oder so etwas! Auf jeden Fall wird Mut gepriesen und die Fähigkeit, seinem Weg treu zu bleiben! Obwohl manche Literaten ja auch hineininterpretieren, dass mit dem ‚Spiel‘ das politische Machtspiel gemeint ist, das wäre ja dann weniger nett! Ich für meinen Teil werde daraus Mut für unsere Unternehmung schöpfen! Wir werden Erfolg haben, das verspreche ich euch! Das verspreche ich euch allen!“
Auch im angeblich so ebenen Westen musste man enge Passagen zwischen Bergen und Hügeln durchqueren. Unruhig sah sich Katharina in alle Richtungen um und blickte zu den Gipfeln auf, ob sich dort auch keine Wegelagerer versteckt hielten. Glaubte man den Berichten von den Außenposten, waren solche Überfälle schon seit langer Zeit nicht mehr vorgekommen, doch man konnte ja nie wissen.
„Wenn man mich gefragt hätte“, bemerkte Karla, „hätten wir das Trennende Gebirge erklommen, die Ozeane passiert, in Großland Rast gemacht und uns schließlich von der anderen Seite den Wäldern genähert!“
„Wie soll das besser sein“, fragte Katharina, „jenen viel längeren Weg auf uns zu nehmen?“
„Länger mag er sein“, sagte Karla, „dafür aber weniger gefährlich“
„Wir haben einfach nicht die Zeit“, erklärte Katharina und seufzte innerlich: Karla musste einfach immer widersprechen, egal worum es ging.
Umso mehr freute sich Katharina, dass ihre beste Freundin und Kollegin Sabia Teil der Unternehmung war. Auch die alte Marla war dabei, der Katharina ihre Ausbildung verdankte. Sie hatte darauf bestanden, mitzukommen, trotz aller Bedenken von Seiten Katharinas.
„Ich mag etwas älter sein“, hatte sie gesagt, „doch ich kämpfe immer noch besser als alle anderen hier zusammen, glaub’s mir, Kleine!“
Auf einer Lichtung machten sie Rast. Sobald ihr Proviant aufgebraucht war, würden sie jagen müssen, aber noch war es nicht soweit.
„Rühreier“, schnaubte Marla, „zu meiner Zeit hat jede einen halben Ochsen auf dem Rücken mitgeschleppt, da hatte man wenigstens was Ordentliches! Aber das kann man ja den verweichlichten jungen Kriegerinnen von heute nicht mehr zumuten!“ Sie verdrehte die Augen.
„Nana“, schmunzelte Katharina, „jetzt übertreibst du aber etwas, oder Marla?“
„Naja, vielleicht ein bisschen“, grinste Marla.
„Warum hast du’s dann gesagt?“, fragte Karla forsch, „verschon uns doch bitte in Zukunft mit Lügengeschichten, sowas können wir hier nicht gebrauchen…“
Katharina erhob sich und sie funkelte Karla zornig an.
„Was fällt dir ein“, empörte sie sich, „in so einem Tonfall mit Marla zu sprechen! Sie hat schon ganze Schlachten im Alleingang gewonnen, da warst du noch nicht einmal geboren!“
„Ich weiß“, sagte Karla, „das ist ja das Problem! Sie hätte nicht mitkommen sollen, sie ist zu alt!“
Katharinas Augen verengten sich: „Also, jetzt hör mir mal zu…“
„Lass sie“, sagte Marla.
„Was, du nimmst sie in Schutz?“, fragte Katharina erstaunt.
„Sie ist nicht gerade die Höflichste“, erklärte Marla, „aber sie ist eine der besten Kämpferinnen, die ich kenne und, ganz ehrlich Katharina, eigentlich hatte ich gehofft, du hättest in meinem Unterricht etwas mehr aufgepasst…“
Das traf Katharina hart; sie schluckte trocken und verstummte.
„Wenn du mich wahrlich als Vorbild betrachtest“, fuhr Marla fort, „dann musst du verstehen, dass persönliche Sympathie in harten Zeiten kein Kriterium sein darf! Ihr beide vertragt euch jetzt gefälligst, denn wir müssen jetzt alle zusammenhalten!“
Die Vorstellung, sich mit Karla versöhnen zu müssen, ließ Katharina vor Wut die Sprache wiederfinden:
„Aber“, sagte sie, „sie, sie…“
„Ruhe!“, rief Sabia und legte einen Finger auf ihren Mund. Alle sahen zu ihr hin. Dann ließ Katharina den Blick zur Quelle von Sabias Beunruhigung schweifen. Und erschrak: In den Büschen gegenüber ihrem Rastplatz bewegte sich etwas.
„Ein Tier?“, dachte Katharina. Unwillkürlich ergriff sie ihr Schwert. Das geschah auch keine Sekunde zu spät, denn schon stürmte eine unheimliche Kreatur zwischen den Bäumen hervor. Sie hatte die Anatomie eines Menschen, doch das Gesicht war verzehrt und erinnerte eher an ein Raubtier.
„Ein Dunkler Krieger!“ rief Katharina aus. Die meisten der anderen hatten nie einen Dunklen Krieger zu Gesicht bekommen und erschauderten. Die Dunklen Krieger waren die Diener der ‚Kaiserin‘ gewesen.
„Und er ist nicht allein“, stellte Karla fest.
„Das ist nicht gerade eine Übertreibung“, dachte Katharina als sie den Kopf drehte: Sie waren umzingelt.
(Fortsetzung folgt...)