Die ewige Leere

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Diese ewige Leere, wie das zehrt!

Als ER sich dessen gewahr wurde, saß er auch schon - denn wo speist man wie ein Gott in Griechenland - vor einem Gläschen Ouzo an einem schönen, massiven Holztisch. Das kleine Getränk verschwand in der Leere wie im Nichts. Auch die beträchtliche Portion Zaziki, lecker mit Sahneyoghurt, viel Knofel und diversen Gewürzen angemacht und keck von kleinen Pepperonischoten umkränzt, verschwand in der großen Leere wie Rauch im Wind, aufgelöst von ein paar weiteren Ouzoschschnäpsen. Der nachfolgende Große Bauernteller mit seinem angemachten Schafskäse, dem Oktopussalat, den gedünsteten Gemüsen und Tomatenscheiben, der Krautsalatsektion sowie dem ordentlichen Klacks Taramosalat schien schon fast so etwas wie eine Grundierung in die große Leere zu zaubern; dazu bot es sich an zu erproben, ob eigentlich dem weißen oder dem rote Hauswein der Vorzug zu geben sei.

Endlich die Hauptspeise - welch üppige Vielfalt türmte sich auf der enormen Platte! Da lagen auf der Grundlage des fein geschnetzelten Gyros diverse Lammkotellets neben sanft gebräunten Scheibchen von frischer Kalbsleber, dazu Souvlakispießchen und zwei große, gefüllte Bifteki; am Rande drängten sich die rot melierten Tomatenreiskugeln sowie natürlich der unverzichtbare Klacks Zaziki, all das noch überragt von einem lockeren, mit frischen Kräutern gesprenkelten Haufen von Gemüsezwiebel-Ringen. Alles verschwand wie Nichts, runtergespült mit mehren Karaffen Hausweins, immer abwechselnd rot und weiß. Wie soll man sich auch entscheiden, wenn alles gut ist?

Das gab der inneren Leere nun doch eine gewisse Struktur, und als dann zum Nachtisch der Halwa serviert wurde, süß, fettig, unwiderstehlich und wunderbar mit diesem rabenschwarzen griechischen, körnigen Mocca harmonierend, da stellte sich ein Gefühl wenn auch nicht der Fülle, so doch der Zufriedenheit ein.

Ein mannhaftes "ich vergelts, dermaleinst" reichte zur Bezahlung, denn schließlich, wer war ER denn?

Auf dem Heimweg aber - ihr versteht, der Knoblauch, die Sahne, die Zwiebelringe, das ganze Olivenöl - ward IHM auf einmal so kackerich um die Rosette, dass er seine ganze Allmacht zusammennehmen musste, damit kein Malheur geschah.

Glücklich erreichte ER das Örtchen, wohin nicht nur der Kaiser, sondern sogar noch höher gestellte Persönlichkeiten (falls wir hier eine personale Erscheinungsform akzeptieren wollen, doch sind wir an theologischen Erörterungen grundsätzlich desinteressiert) zu Fuß gehen müssen.

Mit gewaltiger Kraft explodierte die zusammengepresste Materie und floh - ob mit Licht-, Überlicht- oder rein symbolischen Geschwindigkeiten, das beschäftigt immer noch die Astronomie, Kosmogonie, Astrophysik, Kosmologie usw. - aus dem Schwarzen Loch, stob, getrieben von unglaublicher innerer Energie, auseinander, die Fetzen umkreisten sich, ballten sich zusammen und explodierten wieder von neuem auf ihrem, je nach Perspektive kurzen oder fast undenkbar langen Weg durch Raum und Zeit, das ganze evolutionäre All-Theater eben, wie wir es kennen bzw. nicht kennen.

ER aber blickte erleichtert, doch leicht indigniert auf die Schweinerei, die er angerichtet hatte und dachte bei sich: Diese Idioten werden es Schöpfung nennen. Ich glaube, ich muss mal nach einer Putzkolonne von Unten schicken, das da kann man ja den Seraphinen nicht zumuten. Außerdem begann er schon wieder diese Leere, die so sehr zehrt, in sich zu spüren ...

Vielleicht fragt ihr nun besorgt, ob der Autor nun leider auch in den Niederungen des urdeutschen Fäkalhumors angelangt sei. Aber nein, es ging ihm nur darum, mit der gebotenen Distinktion zu berichten. Und schließlich, der Vorwurf ist zurückzuweisen, wird doch schon lange, sehr lange, und zwar in Demut und vollem Ernst, vom "Heiligen Stuhl" gesprochen - na bitte! Denn diese Erklärung ist eine, die vieles, wenn nicht alles erklärt. Vor allem, warum wir so total am Arsch sind.
 



 
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