Die Fängerin (gelöscht)

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rag

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Esther Schwinge - Der erste Fall (1)

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jon

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Ob du schreiben kannst? Ooch ja, das geht schon ;) Nein im Ernst, das sieht doch gut aus!

Ein, zwei spontane Tipps:

Weniger ist manchmal mehr - vor allem am Anfang wirkt die Überladung pro Satz eher unbeholfen. Wenn alles davon wichtig ist, mach mehrere Sätze draus!
Erklärung: Beim Lesen nehmen wir in etwa "1 Satz = 1 Aussage" wahr. Alles, was zusätzlich in 1 Satz steht, wird praktisch als Randnotiz oder Ergänzung zu 1 Aussage wahrgenommen. Wenn (wie in deinem ersten Satz) die Aussage (auf dem Boot tummeln sich Leute) „zahlenmäßig“ so massiv durch (noch dazu geschachteltes) Beiwerk (hölzern, mit Seilen vertäut, vermooste Seile, an Kaimauer, in dritter Generation, beste Laune) überlagert wird, erschlägt es den Leser und/oder es wirkt kitschig.

Weniger ist manchmal mehr – achte auf reines Füllmaterial! Das "genau genommen" in Satz zwei z. B. ist überflüssig, denn es gab vorher ja auch kein (inhaltliches) "allgemein sagt". Oder: „erinnert optisch" - der Effekt ist allermeistens ein optischer, das Wort ist also überflüssig.

… aber das sind zwei Dinge, die sich im Laufe des Textes nicht mehr so stark zeigen; ich nehme an, du musst darauf vor allem bei Stellen achten, die Kulisse zeigen oder Stimmung erzeugen sollen.

Absätze immer mit oder immer ohne Leerzeilen! Eventuell mit Einzügen arbeiten (in der LL durch http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=bbcode#fn9 , im Manuskript durch die Formatierung der Absätze)!

Weniger ist mehr – an Anfang sind etliche falsche Kommas in den Text geraten.
Im hölzernen Bauch des mit vermoosten Seilen an der Kaimauer vertäuten Schiffes, tummelten sich in dritter Generation Partygänger in bester Laune. Genau genommen war die marode aber angesagte Location, ein nicht fahrfähiger Nachbau einer historische Kogge aus dem 14. Jahrhundert. Das einst auf deutschen Meeren verbreitete Handelsschiff, erinnerte optisch an ein Requisit aus der Piratenzeit - auch wenn es erst 1964 fertiggestellt wurde.

Besser auf die Logik und den Fluss der Zusammenhänge achten!
Die Kogge als Typ wurde nicht erst 1964 fertiggestellt. Ob das konkrete Boot an ein Piratenschiff erinnert, hat mit seinem Baudatum nichts zu tun - das „auch wenn“ ist also unsinnig.
Der Satz „Der kauzige Eigner …" springt viel zu sehr (*). Was du eigentlich meinst, ist: „Christian bestellt. Kalle serviert. Kalle ist der Eigner und sieht so aus.“ Was du schreibst, ist: „Christian bestellt. Kalle ist Eigner und sieht so aus. Kalle serviert."
* Ist es hier(!) für irgendwas relevant, wie Kalle aussieht? Wenn nicht: Beschreibung radikal eindampfen!
Zahlen ausschreiben! Die Regel "ab 13 Ziffern" gilt für erzählende Prosa nicht, da gilt: „Ziffern nur, wenn es als Wort(e) zu unübersichtlich wäre". Also nicht: „14 Uhr kommt Otto, dann essen wir fünfhunderttausendzweihundertdreiundneunzig Liebesperlen.", sondern „Vierzehn Uhr kommt Otto, dann essen wir 500.293 Liebesperlen.“ (Oder noch besser. „Um zwei kommt Otto …")


Achte auf den Point of View (**)! Hier ist der ständige Wechsel gerade noch ok, besser wäre es aber, sich auf Christian zu konzentrieren und erst beim letzten Satz auf die Frau umzuschwenken. In dem Fall wäre das der Spannung zuträglich: Wenn man zusammen mit Christian nur die "oh geil! Ein Weib!"-Perspektive sieht, kommt die Wendung (Ah! Die Frau hat also einen Plan!) überraschender (*) und bekommt dadurch mehr Gewicht.

* Wobei das aus der "Anmache" eigentlich schon ersichtlich wird - spätestens ab dem absurd guten Jobangebot. So gesehen ist der Schwenk zu "Sie ist zufrieden" überflüssig; bei „100 Euro pro Stunde“ klingeln die Spannungsmelder auch ohne das.

** Auch wenn es einen manchmal in den Fingern juckt, die Beweggründe/Gedanken aller Agierenden zu nennen – besser für Kopfkinofilm und Identifikation mit einer Figur ist es, den Point of View konsequent bei einer Figur zu lassen.
 

rag

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rag

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Udogi-Sela

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Überflüssiges weglassen, verkürzen und verdichten!

Hallo rag,

in meiner momentanen Schreibblockade dachte ich: Guck doch mal, was andere Schreiberlinge so produzieren. Dabei bin ich auf deinen Text gestoßen und empfand beim Lesen des ersten Kapitels, dass der mit Überflüssigem total überladen ist. Du musst dir immer vor Augen halten, dass die Worte der GESCHICHTE dienen sollen und nicht umgekehrt. Wen interessiert z.B. dass die Barfrau wiederholt durch Abwesenheit glänzt. Es gibt sehr viele solcher Beispiele, sie hier alle aufzuzählen wäre zuviel.
Natürlich ist es dein Text, und ich schreibe nur, wie ICH es schreiben würde.
Der Text muss fließen, und zwar in die Richtung der Handlung, auf die es in der Geschichte ankommt. Alles Überflüssige ist überflüssig. Ich gebe zu, ich bin mit dem Hackbeil drangegangen. Mein Text mag auch nicht der ideale sein, konzentriert sich aber mehr auf die beiden Protagonisten.
Es gibt natürlich unzählige Varianten. Du wirst sicher die beste herausfinden. Nur deine letzte Version ist es noch nicht.

Mein (dein) Text geht so:


In der Kneipe, die im Inneren der Form einer hanseatischen Kogge aus dem 14. Jahrhundert nachgebildet war, herrschte Hochbetrieb.
Im Heck der Kneipe feierte eine Gruppe ausgelassen Junggesellenabschied.
Christian saß an der Bar und bestellte noch schnell „Zwei Bier, zwei Korn!“, bevor die Happy Hour endete. Er war nach einem Streit mit seiner Frau hierher geflohen, um sich abzulenken.
Eine Frau setzte sich auf einen freien Hocker neben ihm und fragte durch den Lärm der Musik: “Ist hier noch frei?“ Ohne sich nach ihr umzudrehen nickte er nur und sagte „Hmm, ja, klar“.
Sie bestellte sich einen Kaffee.
Christian wippte im Takt der Musik, der Alkohol breitete sich in seinen Blutbahnen aus, ihm wurde langsam leichter ums Herz, er dachte an Emmi und überlegte, wie er sich wieder mit ihr versöhnen könnte. Es war in ihrem Streit wie so oft um das liebe Geld gegangen, das hinten und vorne nicht reichte, dass er einfach nicht genug davon nach Hause brachte. Und dieser Ausflug in die Kneipe war eigentlich auch nicht drin.
Der Barkeeper stellte Kaffee, Bier und Korn auf den Tresen ohne richtig hinzusehen, und so landeten das Bier und der Korn vor der Frau, der Kaffee vor Christian.
Die Frau drehte ihr Gesicht zu Christian, der sich in seinen Gedanken verlor und rief durch den Lärm: „Ich glaube, da steht der Kaffee richtig!“
Beidhändig griff er den Porzellanbecher und schlürfte. Dabei verbrannte er sich Zunge und Gaumen. »Scheiße«, rief er.
Die Frau lachte.
Jetzt drehte er seinen Kopf zu ihr und sah in ihre grünen Augen. „Danke für den Kaffee“.
„Gerne. Du kannst ihn brauchen.“
Seine sorgenvollen Gedanken lösten sich in Wohlgefallen auf. „Engel, hat er wehgetan Dein Sturz vom Himmel?“
Sie lächelte. Diese Sprüche! „Du bist alleine hier?“ fragte sie.
„Ja“, sagte er und ließ seine Hand mit dem Ehering unter den Tresen sinken. Vom Ringfinger glitt der Ring in die Hosentasche. Doch sie hatte es bemerkt.
„Was machst du so, ich meine arbeitsmäßig?“ fragte sie.
»Bin bei ‘ner Spedition im Hafen. Ich beliefere Restaurants mit frischem Fisch«. Christan hob die Stimme, um den eher langweiligen Job aufzuwerten.
„Stellt dich das zufrieden?“
„Muss. Was fragst du?“
„Na ja, ich habe beruflich viel zu tun und könnte die Hilfe eines starken Mannes gut gebrauchen. Bei acht bis zehn Stunden Arbeit im Monat könntest du tausend bis tausendfünfhundert Euro als Nebenverdienst kriegen!“
Christan kippte nacheinander die beiden Schnäpse weg. Dich schickt der Himmel, dachte er. „Und was muss ich dafür tun?“ fragte er.
Eine weitere Unterhaltung wurde immer schwieriger, sie konnten sich eigentlich durch den ansteigenden Lärm nur noch anschreien.
„Ich muss leider gehen“, sagte sie und rutschte an Christan heran. Er schielte in ihren V-Ausschnitt und erkannte, dass sie einen schwarzen Spitzen-BH trug. Er spürte, wie Blut seinen Schwanz aufpumpte.
„Ruf mich doch mal an, hier ist meine Nummer.“ Sie kritzelte ein paar Zahlen auf einen Bierdeckel und lächelte. „Ich heiße übrigens Bea!“
Ehe Christian noch etwas sagen konnte, glitt sie vom Barhocker und einen kurzen Augenblick später war sie verschwunden.
 

rag

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Hallo Udogi-Sela, danke, dass Du dich so ausführlich mit meinem Text beschäftigt hast. So könnte man es schreiben. Es ist schön, auch einmal eine andere Sicht kennen zulernen. Ganz herzliche Grüße
 

rag

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