Die Gäste in meinem Haus

Hajo

Mitglied
In meinem gemütlichen Zuhause flutete die Morgensonne, durch die Fenster, den Raum und tauchte alles in ein warmes, goldenes Licht. Unter der Dusche spürte ich, wie das Wasser all den Stress von gestern einfach wegspülte. Als ich in den Spiegel schaute, sah ich das Lächeln auf meinem Gesicht. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee hing in der Luft – als ob der Morgen selbst flüstern würde: „Heute wird großartig!“ Ich stand am Fenster, den Kaffee in der Hand und die Gedanken fließend vorbei ziehen. Die Sonne wärmte mein Gesicht, und ich fühlte eine kraftvolle Energie in mir. Es war ein perfekter und ein friedlicher Moment.

- Dann klingelte es an der Tür. -

Ich öffnete die Haustür, und plötzlich standen sie da – eine Reihe von Gästen mit ausdruckslosen Gesichtern und emotionsloser Mimik. Ihr „Hallo“ klang so hohl wie die Leere, die sie mitbrachten. Einer nach dem anderen schlurfte herein, unsichtbare Lasten hinter sich herziehend. Sie füllten mein Zuhause, meinen Rückzugsort, mit einer erdrückenden Energie und als würden sie hierher gehören, zogen sie sich Stühle an meinen Tisch und machten es sich gemütlich.

- Die Atmosphäre kippte. -

Plötzlich wurde der Raum geflutet mit schwerer, negativer Energie. Sie fingen an, über alte Fehler, schmerzhafte Erinnerungen und längst vergessene Probleme zu reden – all die Sachen, die ich längst hinter mir lassen wollte. Ihre Stimmen wurden lauter, ihre Schatten länger, und ich merkte, wie mein innerer Frieden Stück für Stück schwand. Dort wo zuvor die Sonne alles in ein Licht hüllte wurden die Schatten breit. „Was passiert hier?“ dachte ich, ist das warme Licht des Morgens nur noch eine ferne Erinnerung? Die Zeit zog sich, jede Sekunde fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Sie raubten mir meine Energie, und ich fühlte mich, als ob ich immer kleiner wurde. Aber dann war es genug. Es war, als ob in mir ein Schalter umgelegt wurde.

- Ich stand auf, sah sie an und schrie aus mir heraus: -

„Es reicht jetzt! Ihr habt hier nichts verloren! Ihr gehört nicht hierher! Wenn ihr nur Klagen und Bitterkeit bringt, sucht euch eine andere Tür. Dieses Haus ist für euch geschlossen!“ Es war bereits Abend geworden, als sie aufstanden und gingen, schlurfend wie sie gekommen waren. Ihre Gestalten lösten sich auf, als ich die Tür hinter ihnen zuschlug.

- Plötzlich war sie da, diese Stille –

aber keine unangenehme, sondern eine, die sich nach Frieden anfühlte. Erst dann wurde mir klar: Diese „Gäste“ waren nie real. Es waren meine eigenen Gedanken und Gefühle, die sich eingeschlichen hatten. Mit einem tiefen Atemzug holte ich mir meinen Raum, meinen Frieden, zurück. Sie hatten meine Energie ausgesaugt, meine Freude gestohlen – und ich hatte sie einfach reingelassen. Aber das war das letzte Mal. Ich stand in meinem stillen Zuhause und spürte, wie sich die Energie veränderte. Ich gelobte, die Tür zu meinem Geist zu bewachen, nur die Gedanken hereinzulassen, die hierher gehören – jene, die Licht, Liebe und Wärme bringen.

Mein Rückzugsort ist heilig, und nur diejenigen, die ihre Schuhe ausziehen und für immer bleiben können, sind hier willkommen. Und es liegt nur an mir es zu entscheiden.

Morgen ist ein neuer Tag, und die Energie, die ich halte, gehört mir allein.
 
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