Anders Tell
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Königin der Blumen
Fast jeder wird auf die Frage nach der Königin der Blumen dieselbe Pflanze nennen. Genau genommen ist die Rose aber keine Blume, sondern die Blüte eines Gehölzes. Ich will jedoch nicht mit botanischen Besonderheiten oder der komplexen Symbolik aufwarten, sondern die Frage bearbeiten, ob eine Königin nicht auch eine eigene Persönlichkeit besitzt. Immerhin werden neue Zuchterfolge getauft, sie haben einen Stammbaum und werden bei großen Rosenschauen prämiert.
So habe ich einzelne Portraits entdeckt, die einer Königin würdig sind. Ihre Geschichte hielt ich für erzählenswert und nun hoffe ich, den einen oder anderen erfreuen zu können:
»Baccarat«
Diese Rose wurde nach dem aus den Casinos bekannten Kartenspiel benannt. Der französische Züchter Meilland brachte sie 1954 auf den Markt. Bei ihrer Taufe kam eine illustre Gesellschaft zusammen u. a. die Prinzessin Aga Khan, die Königinmutter von Griechenland und der Bischof von Nizza. Sie wurde eine der erfolgreichsten Teehybriden aller Zeiten und war schon bald das Synonym für eine tiefrote, langstielige Rose. Ganz so dunkelrot wie sie die meisten sie in Erinnerung haben, ist sie im Vergleich zu späteren Züchtungen gar nicht, aber sie hielt die Farbe bis zum Verblühen.
Der Schauspieler Curd Jürgens hat in Spanien etwa eine Million Baccara Rosen unter Glas kultiviert und damit ein gutes Einkommen erzielt. In der Discoära formierte sich das Popduo »Baccara«, das sich nach der Rose benannt hatte und schnell zum ersten und erfolgreichsten Frauenduo in Europa wurde.
Mit Ablauf des Sortenschutzes nahm Meilland die Sorte aus ihrem Programm. Für den Erwerbsrosenanbau war die Ausbeute von Blüten je Pflanze zu gering und sie ließ sich nur schwierig im Freiland kultivieren. Da sie jetzt lizenzfrei von jedem Gärtner vermehrt werden durfte, wurde sie auch in der DDR unter einem sozialistisch tauglichen Namen wie »Roter Komet« angeboten Heute werden mehr als 90 Prozent der Schnittrosen in Afrika angebaut und langstielige Rosen sind auch floristisch aus der Mode gekommen. Man hört aber immer wieder, dass Kunden den Namen Baccara benutzen.
»Gloria Dei«
Viel höher kann man eine Rose nicht auszeichnen, als sie “Ehre Gottes” zu nennen und sie hat es wahrlich verdient. Auch hier heißt der Züchter Meilland und wieder handelt es sich um eine Teehybride. Als er sie 1942 herausbrachte, hatte sie schon eine lange Geschichte hinter sich. Bei einem Züchtungsversuch hatte Meilland ein Ergebnis erzielt, das mit dem Zuchtziel nicht perfekt übereinstimmte. So pflanzte er die Rose in ein Beet, um sich später wieder an neue Kreuzungen zu wagen. Nachdem er sie lange vergessen hatte, stellte er bei einer Kontrolle des Beetes fest, dass sich die Sorte mit einer anderen Rose in einem Nachbarbeet gekreuzt hatte. Dieser Hybrid wies exakt die Eigenschaften seines Zuchtzieles auf.
In aller Eile ließ er möglichst viele Pflanzen veredeln und erntete Reiser, die er an Züchterkollegen in Italien, Amerika und Deutschland verschickte. Die Gefahr wäre sonst zu groß gewesen, dass dieses wertvolle Material verloren ging.. Es kam im Krieg häufiger vor, dass die Zierpflanzenbetriebe aufgefordert wurden, alle Beete für den Gemüseanbau zu roden
Nach dem Krieg erschien die Rose gleichzeitig in allen genannten Ländern, jedoch unter verschiedenen Namen. Nur in Deutschland hieß sie »Gloria De«, in Italien »Goia« und in Amerika »Peace«. 1945 zur ersten Tagung der Vereinten Nationen nach dem Krieg bekam jeder Gesandte eine Peacerose auf seinen Nachttisch im Hotel gestellt.
Die Rose wurde millionenfach verkauft und ist bis heute als Gartenrose zu beziehen.
»Lili Marleen«
Der Züchter Wilhelm Kordes hat Silvester 1958 das Haus voller Gäste. Züchterfreunde aus England und Irland sind zu Besuch gekommen. Mehrere Kriegsjahre hat Kordes in England verbracht. Er hat dort Freunde gewonnen und sein züchterisches Wissen erweitert. Gemeinsam leeren sie eine Bowle. Auf der Anrichte neben der Bowlenschüssel steht die neueste Züchtung von Kordes. Eine rote Beetrose (Polyantha), die sich zum flächigen Anbau in Beeten eignet. Sie haben sich vorgenommen, die Rose noch an diesem Tag zu taufen. Nach längeren Gesprächen einigen sie sich auf den Namen »Lili Marleen«.
Dieses Lied und seine Geschichte sind zu komplex, um sie hier ausführlich wiederzugeben. Der Name ist treffend gewählt. Der auch Soldatenlied genannte Song wurde um dieselbe Uhrzeit im deutschen und englischen Soldatensender abgespielt und für die Dauer der Ausstrahlung schwiegen die Waffen.
Wohl aus Nostalgie führte Kordes die Sorte noch im Katalog, auch als der Sortenschutz lange abgelaufen war. In fast jeder Rosengärtnerei kann man sie immer noch bestellen.
»Marechal Niel«
Sie ist eine wie keine. 1864 brachte Pradel sie auf den Markt. Sie war so begehrt, dass er sie nur herausgab, wenn der Kunde sieben weitere Sorten bei ihm bestellte. Ob sie nun eine Teerose ist oder eine Noisette, darüber mögen sich die gelehrten Rosarier streiten. Winterhart ist sie nicht, kann also nur unter Glas gezogen werden. Dabei ist sie so frohwüchsig. dass empfohlen wird, den Wurzelraum zu begrenzen, weil sie sonst ein ganzes Gewächshaus alleine füllt. Die großen, leicht nickenden gelben Blüten sind gut gefüllt und duften apart. Die nach einem General unter Napoleon benannte Sorte ist so einzigartig, dass der Rosenpapst Woessner eine eigene Klasse (die Nielrosen) zugewiesen hat.
Die meterlangen Ranken schmücken sich mit unzähligen Blüten. Heutzutage wird es schwierig sein, sie einmal zu Gesicht zu bekommen.
Eine Quelle solcher Geschichten ist das Buch “The makers of heavenly Roses” von Harkness.
Fast jeder wird auf die Frage nach der Königin der Blumen dieselbe Pflanze nennen. Genau genommen ist die Rose aber keine Blume, sondern die Blüte eines Gehölzes. Ich will jedoch nicht mit botanischen Besonderheiten oder der komplexen Symbolik aufwarten, sondern die Frage bearbeiten, ob eine Königin nicht auch eine eigene Persönlichkeit besitzt. Immerhin werden neue Zuchterfolge getauft, sie haben einen Stammbaum und werden bei großen Rosenschauen prämiert.
So habe ich einzelne Portraits entdeckt, die einer Königin würdig sind. Ihre Geschichte hielt ich für erzählenswert und nun hoffe ich, den einen oder anderen erfreuen zu können:
»Baccarat«
Diese Rose wurde nach dem aus den Casinos bekannten Kartenspiel benannt. Der französische Züchter Meilland brachte sie 1954 auf den Markt. Bei ihrer Taufe kam eine illustre Gesellschaft zusammen u. a. die Prinzessin Aga Khan, die Königinmutter von Griechenland und der Bischof von Nizza. Sie wurde eine der erfolgreichsten Teehybriden aller Zeiten und war schon bald das Synonym für eine tiefrote, langstielige Rose. Ganz so dunkelrot wie sie die meisten sie in Erinnerung haben, ist sie im Vergleich zu späteren Züchtungen gar nicht, aber sie hielt die Farbe bis zum Verblühen.
Der Schauspieler Curd Jürgens hat in Spanien etwa eine Million Baccara Rosen unter Glas kultiviert und damit ein gutes Einkommen erzielt. In der Discoära formierte sich das Popduo »Baccara«, das sich nach der Rose benannt hatte und schnell zum ersten und erfolgreichsten Frauenduo in Europa wurde.
Mit Ablauf des Sortenschutzes nahm Meilland die Sorte aus ihrem Programm. Für den Erwerbsrosenanbau war die Ausbeute von Blüten je Pflanze zu gering und sie ließ sich nur schwierig im Freiland kultivieren. Da sie jetzt lizenzfrei von jedem Gärtner vermehrt werden durfte, wurde sie auch in der DDR unter einem sozialistisch tauglichen Namen wie »Roter Komet« angeboten Heute werden mehr als 90 Prozent der Schnittrosen in Afrika angebaut und langstielige Rosen sind auch floristisch aus der Mode gekommen. Man hört aber immer wieder, dass Kunden den Namen Baccara benutzen.
»Gloria Dei«
Viel höher kann man eine Rose nicht auszeichnen, als sie “Ehre Gottes” zu nennen und sie hat es wahrlich verdient. Auch hier heißt der Züchter Meilland und wieder handelt es sich um eine Teehybride. Als er sie 1942 herausbrachte, hatte sie schon eine lange Geschichte hinter sich. Bei einem Züchtungsversuch hatte Meilland ein Ergebnis erzielt, das mit dem Zuchtziel nicht perfekt übereinstimmte. So pflanzte er die Rose in ein Beet, um sich später wieder an neue Kreuzungen zu wagen. Nachdem er sie lange vergessen hatte, stellte er bei einer Kontrolle des Beetes fest, dass sich die Sorte mit einer anderen Rose in einem Nachbarbeet gekreuzt hatte. Dieser Hybrid wies exakt die Eigenschaften seines Zuchtzieles auf.
In aller Eile ließ er möglichst viele Pflanzen veredeln und erntete Reiser, die er an Züchterkollegen in Italien, Amerika und Deutschland verschickte. Die Gefahr wäre sonst zu groß gewesen, dass dieses wertvolle Material verloren ging.. Es kam im Krieg häufiger vor, dass die Zierpflanzenbetriebe aufgefordert wurden, alle Beete für den Gemüseanbau zu roden
Nach dem Krieg erschien die Rose gleichzeitig in allen genannten Ländern, jedoch unter verschiedenen Namen. Nur in Deutschland hieß sie »Gloria De«, in Italien »Goia« und in Amerika »Peace«. 1945 zur ersten Tagung der Vereinten Nationen nach dem Krieg bekam jeder Gesandte eine Peacerose auf seinen Nachttisch im Hotel gestellt.
Die Rose wurde millionenfach verkauft und ist bis heute als Gartenrose zu beziehen.
»Lili Marleen«
Der Züchter Wilhelm Kordes hat Silvester 1958 das Haus voller Gäste. Züchterfreunde aus England und Irland sind zu Besuch gekommen. Mehrere Kriegsjahre hat Kordes in England verbracht. Er hat dort Freunde gewonnen und sein züchterisches Wissen erweitert. Gemeinsam leeren sie eine Bowle. Auf der Anrichte neben der Bowlenschüssel steht die neueste Züchtung von Kordes. Eine rote Beetrose (Polyantha), die sich zum flächigen Anbau in Beeten eignet. Sie haben sich vorgenommen, die Rose noch an diesem Tag zu taufen. Nach längeren Gesprächen einigen sie sich auf den Namen »Lili Marleen«.
Dieses Lied und seine Geschichte sind zu komplex, um sie hier ausführlich wiederzugeben. Der Name ist treffend gewählt. Der auch Soldatenlied genannte Song wurde um dieselbe Uhrzeit im deutschen und englischen Soldatensender abgespielt und für die Dauer der Ausstrahlung schwiegen die Waffen.
Wohl aus Nostalgie führte Kordes die Sorte noch im Katalog, auch als der Sortenschutz lange abgelaufen war. In fast jeder Rosengärtnerei kann man sie immer noch bestellen.
»Marechal Niel«
Sie ist eine wie keine. 1864 brachte Pradel sie auf den Markt. Sie war so begehrt, dass er sie nur herausgab, wenn der Kunde sieben weitere Sorten bei ihm bestellte. Ob sie nun eine Teerose ist oder eine Noisette, darüber mögen sich die gelehrten Rosarier streiten. Winterhart ist sie nicht, kann also nur unter Glas gezogen werden. Dabei ist sie so frohwüchsig. dass empfohlen wird, den Wurzelraum zu begrenzen, weil sie sonst ein ganzes Gewächshaus alleine füllt. Die großen, leicht nickenden gelben Blüten sind gut gefüllt und duften apart. Die nach einem General unter Napoleon benannte Sorte ist so einzigartig, dass der Rosenpapst Woessner eine eigene Klasse (die Nielrosen) zugewiesen hat.
Die meterlangen Ranken schmücken sich mit unzähligen Blüten. Heutzutage wird es schwierig sein, sie einmal zu Gesicht zu bekommen.
Eine Quelle solcher Geschichten ist das Buch “The makers of heavenly Roses” von Harkness.