Die Lilie und der Kaktus

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Corinna Thiers

Mitglied
Die Lilie und der Kaktus


Einst erwuchs eine tiefe Freundschaft zwischen,
Zwei ehemals weit entfernten Tischen.
Auf einem reckte sich aufrecht und schön
Die attraktive Lilie,
Auf dem Anderen – fast schon obszön -
Ein Gewächs einer andren Familie.


Die Lilie ließ ihre Schönheit erstrahlen,
Das andre Gewächs zählte stets zu den kahlen
Pflanzen dieser Welt - den Kakteen.
Genüsslich sich dehnend, umschmeichelt die Lilie die Regenbögen,
Der Kaktus aber versteckt sich und ward ungesehen.
Doch pochenden Herzens beginnt er das Bunte zu mögen.
Und Stachel für Stachel erwacht sein Charakter,
und mit jedem Piks wird es exakter:
Der Stachel kann nicht nur den Träger beschützen,
sondern anderen Pflanzen vor Feinden er nützen.


Die Lilie beobachtet den Nebentisch,
Ein gar sonderbar` Pflänzchen, so piksig und frisch,
Ach! Könnte die Lilie nur auch so schön piken
Frei wie ein Vogel könnt Gefahren sie trotzen,
Dreistigkeit mündet in reuvolles Quieken,
anmutig` Würde, vor Stärke sie strotzen,
Oh, Feind! Komm ergib dich den piksenden Spitzen,
Ach, würd` sie doch welche von ihnen besitzen!
Mit lieblichem Blick: „Komm doch näher ein Stück!“
So ängstlich, oh Kaktus, blickst scheu Du zurück.
„Du reizende Lilie, so aufrecht, grazil,
Verdient meine Einfachheit Deines Auges Glanz?“
„Du starker Kaktus, Lilien sind so fragil,
Was nützen mir schon Schönheit und feine Eleganz?“


Und plötzlich gebar sich im luftleeren Raum
Erspielend` Erkenntnis im Purzelbaum,
So kam es, dass beiden wurd schlagartig klar,
dass was entschieden „zu“ verschieden war,
zusammen wächst und komplettiert!
Es wuchs sodann das stete Wissen,
Dass das, was bisher boykottiert,
ist fies, durchtrieben und gerissen.
Es trennt durch optisches Bestreben,
hebt den Hochmut in wolkige Höhen,
und gleichwohl bemüht durchblutend zu beleben,
durchweht von mangelwindenden Böen.
Der Zweifel wächst hoch und der Wunsch zu verstecken,
Nur schwer offenbart sich der Teufel im Kreis,
Gedanken, die sich über alles erstrecken,
Tauchen das Dasein in Schwarz und in Weiß.
Doch Lilie und Kaktus sehen drüber hinaus,
erkennen sich im Grau, liebend wählen sie aus:
"Du Lilie, bist einzig, aufrecht und imposant!",
"Und Du, lieber Kaktus, so stark, ein Gigant!"


So kams, dass erwuchs eine tiefe Freundschaft zwischen,
zwei ehemals weit entfernten Tischen!
Lilie und Kaktus erkannten sich neu,
Im Lichte freundschaftlich liebender Augen,
Was einst ängstlich versteckend und scheu,
überzeugt: nutzlos zu sein und gar nichts zu taugen,
erkennt der Kaktus seine Schönheit und Kraft.
Die Freundschaft erstrahlt: Er ist fabelhaft!
Und die Lilie, die immanent blühend sich schönt,
hat sich an die stachlige Wohltat gewöhnt,
streckt und reckt sich wie ein Vogel so frei,
Allerlei Ängste vor jedweden Lasten,
Der Freund stachelt jederzeit piksig herbei,
so dass jeder Feind nicht mehr traut zu ertasten:
die duftende Blüte, denn wonnigen Stil,
die lieblichen Blätter, perfekt und grazil.
Wehe dem! Nur darf man vom Weiten sich weiden,
Und wem das nicht reicht, der wird Schmerzen erleiden.
„Oh piksender Kaktus, ich liebe Dich sehr!“
„Du bezaubernde Lilie, und ich Dich noch mehr!“























 
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