Nach Weihnachten fiel Schnee. Es fiel so viel Schnee, das die Winterdienste nicht mehr in der Lage waren die Nebenstraßen zu räumen. Die Kinder bekamen schulfrei und die öffentlichen Verkehrsmittel mussten ihren Fahrbetrieb einstellen. Wer an diesen Tagen nicht unbedingt nach Draußen musste, blieb zu Hause und lebte von dem, was er auf Vorrat gekauft hatte.
Die Tiere im Wald hatte es besonders hart getroffen. Sie fanden nirgendwo Schutz vor der Kälte und die Nahrungssuche war fast unmöglich. Steffi und ich halfen so gut wir konnten. Im Garten hatten wir vorsorglich ein Futterhäuschen für die Vögel aufgestellt. Otto hatte seinen Pavillon aus der Garage geholt und hinter der Hainbuchenhecke aufgestellt. Dort hinein hatte er Heu und Stroh gelegt, dass er sich schon im Herbst von Bauer Anton besorgt hatte. Dann gab es noch Lageräpfel in Kisten, Karotten in Körben und jede Menge Walnüsse. Die Tiere nahmen das angebotene Futter dankbar an und ruhten sich Nachts auf dem Streu aus.
Am dritten Tag hörte der heftige Schneefall abrupt auf und der Himmel zeigte sich wieder mit einem kalten Blau. Die Augen mussten sich erst an das blendende Weiß der Winterlandschaft gewöhnen. Überall begannen die Leute die Wege und Einfahrten so gut es ging vom Schnee zu befreien. Die Kobolde hatten von Ariane den Auftrag bekommen um die Eiche herum Schnee zu schaufeln. Man sah nur ihre bunten Mützen aus dem Tiefschnee heraus schauen und Schneemassen, die nach allen Seiten flogen. Sie arbeiteten ununterbrochen den ganzen Tag bis lang in die Nacht hinein. Im Dunkeln blitzten ihre aufgesetzten Kopflampen durch die weiße Schneedecke. Es sah aus, als wenn kleine Glühwürmchen auf einem Trampolin auf und ab sprangen. Die ganze Zeit waren sie guter Laune und lachten trotz der harten Arbeit und der bitteren Kälte.
Am nächsten Tag gingen Steffi und ich zum Vogelhäuschen, um selbstgemachte Meisenknödel aufzuhängen. Wir trauten unseren Augen nicht, als wir in den Nachbarsgarten sahen. Unten am Ententeich hinter der großen Trauerweide stand ein riesiger Fliegenpilz. Nun ist ein riesiger Fliegenpilz mitten im Winter schon ein seltsamer Anblick. Aber ein Pilz, aus dessen roten Hut ein Ofenrohr ragt und weißer Rauch aufsteigt, ist entschieden mehr als seltsam.
Steffi und ich sahen uns an. Ich nahm sie auf meine Schulter und bahnte mir einen Weg durch den tiefen Schnee zum Teich. Der Fliegenpilz war ganz aus Schnee gebaut. Die Fenster waren aus Eis und die Tür aus Birkenrinde. Vom Dach tropfte roter Himbeersirup! Aufgeregtes Stimmengewirr und Gelächter war zu hören. Ich klopfte. An der Tür hing ein kleines Schild, auf dem „Zur Märchenhöhle“ stand. Die Tür wurde zaghaft geöffnet und eine rote Bommelmütze kam zum Vorschein. Als der kleine Kobold erkannte, wer da an die Tür geklopft hatte, erstrahlte unter der Mütze ein Lächeln. Er drehte sich nach hinten und rief aufgeregt ins Halbdunkel. „Leute, wir haben Besuch!“ „Kommt rein!“, sagte er zu Steffi und mir und tanzte freudig von einem Bein auf das andere. „Wir sind gerade am Essen.“ Er schloss die Tür und ging voraus. Steffi und ich folgten ihm.
Drinnen war es hell und warm. Es roch nach Tannen und gebratenen Äpfeln. Der Raum war rund. Die Fenster ebenfalls. Auf dem Boden lag eine dicke Schicht Stroh. Überall lagen Heuballen mit bunten Decken. Einige waren zu einem Tisch, zu einem Bett oder zu einem Sofa, andere zu bequemen Sessel und eckigen Stühlen zusammengestellt worden. Auf den Stühlen saßen die Kobolde. Alfred der alte Steinkauz aus der Ulme hatte es sich auf einem der Sesseln gemütlich gemacht. Heinrich der Feldhase aus dem Rapsfeld und Karl der Siebenschläfer vom Tannenwäldchen lümmelten sich auf dem Sofa. Ulrich der Igel aus dem Obstgarten saß zu ihren Füßen. Alle aßen Bratäpfel mit rotem Zuckerguss. Unter dem Dach hingen Holzstangen aus Haselnuss. Auf ihnen saßen vier Rotkelchen, sechs Blaumeisen, eine Amsel und ein Dompfaff. Ganz oben in der Spitze hingen vier Fledermäuse, die neugierig herabschauten. Alle fanden sie einen warmen Platz in der „Märchenhöhle“.
Plötzlich rief Tamtam: „Stellt euch vor, was Alfred die Nacht passiert ist!“ „Der ist auf der vereisten Treppe ausgerutscht. Purzelte von seiner Veranda hinab bis zum Fuß der Ulme. Mitten auf den Kopf. Blieb dort ohnmächtig liegen und wurde langsam eingeschneit.“ „Tomtom hat ihm beim Schneeräumen die Schippe auf das Ohr gehauen, da ist er wieder wach geworden.“
„Ja, stellt euch nur vor!“, sagte Alfred laut. Er hatte einen dicken weißen Verband um seinen Kopf. „ Ich bin immer noch ganz benommen. So ein Glück das die Jungs noch Schnee für ihr Dach gebraucht hatten. Nicht auszudenken, was da alles hätte passieren können! Die Kobolde lassen mich hier wohnen, bis ich wieder alleine die Treppe zu meiner Baumhöhle hochkomme.“
Tamtam, Tomtom und Timtim sind drei Kobolde, müsst ihr wissen. Unterscheiden kann man sie kaum voneinander. Aber wenn man genau hinsieht, kann man sie an ihren Mützen erkennen.Tamtam hat eine rote, Tomtom eine blaue und Timtim eine gelbe Bommelmütze.
„Jetzt wird der Winter nicht mehr langweilig!“ rief Timtim frohgelaunt. „Es gibt jede Menge Geschichten zu erzählen! Alfred, erzähl doch mal die Geschichte von dem Brunnendachs, der mit einem selbstgebauten Fahrrad aus Zuckerstangen um die Welt fahren wollte!“ „Eine meiner Lieblingsgeschichten!“, rief Alfred aufgeregt. Er setzte sich in den Schneidersitz und begann zu erzählen. Als er mit der Geschichte fertig war, hatten alle vor Lachen Tränen in den Augen.
Mittlerweile war es draußen schon dunkel geworden. Die Kobolde brachten kleine Laternen und entzündeten sie. Nun war Heinrich der Feldhase an der Reihe. Er erzählte die Geschichte von dem kurzsichtigen Bären, der den Igel mit einem Badeschwamm verwechselt hatte und sich drei lange Wochen nicht mehr setzen konnte. Als Karl der Siebenschläfer das Märchen von der Biene mit dem kaputten Kompass erzählt hatte, waren alle müde.
Steffi und ich machten uns auf den Heimweg. So oft es ging besuchten wir die Märchenhöhle in diesem langen Winter und lauschten aufgeregt den Erzählungen. Mal ehrlich! Gibt es etwas schöneres, als sich die langen Winternächte mit Geschichten und leckeren Bratäpfeln zu verkürzen?
Die Tiere im Wald hatte es besonders hart getroffen. Sie fanden nirgendwo Schutz vor der Kälte und die Nahrungssuche war fast unmöglich. Steffi und ich halfen so gut wir konnten. Im Garten hatten wir vorsorglich ein Futterhäuschen für die Vögel aufgestellt. Otto hatte seinen Pavillon aus der Garage geholt und hinter der Hainbuchenhecke aufgestellt. Dort hinein hatte er Heu und Stroh gelegt, dass er sich schon im Herbst von Bauer Anton besorgt hatte. Dann gab es noch Lageräpfel in Kisten, Karotten in Körben und jede Menge Walnüsse. Die Tiere nahmen das angebotene Futter dankbar an und ruhten sich Nachts auf dem Streu aus.
Am dritten Tag hörte der heftige Schneefall abrupt auf und der Himmel zeigte sich wieder mit einem kalten Blau. Die Augen mussten sich erst an das blendende Weiß der Winterlandschaft gewöhnen. Überall begannen die Leute die Wege und Einfahrten so gut es ging vom Schnee zu befreien. Die Kobolde hatten von Ariane den Auftrag bekommen um die Eiche herum Schnee zu schaufeln. Man sah nur ihre bunten Mützen aus dem Tiefschnee heraus schauen und Schneemassen, die nach allen Seiten flogen. Sie arbeiteten ununterbrochen den ganzen Tag bis lang in die Nacht hinein. Im Dunkeln blitzten ihre aufgesetzten Kopflampen durch die weiße Schneedecke. Es sah aus, als wenn kleine Glühwürmchen auf einem Trampolin auf und ab sprangen. Die ganze Zeit waren sie guter Laune und lachten trotz der harten Arbeit und der bitteren Kälte.
Am nächsten Tag gingen Steffi und ich zum Vogelhäuschen, um selbstgemachte Meisenknödel aufzuhängen. Wir trauten unseren Augen nicht, als wir in den Nachbarsgarten sahen. Unten am Ententeich hinter der großen Trauerweide stand ein riesiger Fliegenpilz. Nun ist ein riesiger Fliegenpilz mitten im Winter schon ein seltsamer Anblick. Aber ein Pilz, aus dessen roten Hut ein Ofenrohr ragt und weißer Rauch aufsteigt, ist entschieden mehr als seltsam.
Steffi und ich sahen uns an. Ich nahm sie auf meine Schulter und bahnte mir einen Weg durch den tiefen Schnee zum Teich. Der Fliegenpilz war ganz aus Schnee gebaut. Die Fenster waren aus Eis und die Tür aus Birkenrinde. Vom Dach tropfte roter Himbeersirup! Aufgeregtes Stimmengewirr und Gelächter war zu hören. Ich klopfte. An der Tür hing ein kleines Schild, auf dem „Zur Märchenhöhle“ stand. Die Tür wurde zaghaft geöffnet und eine rote Bommelmütze kam zum Vorschein. Als der kleine Kobold erkannte, wer da an die Tür geklopft hatte, erstrahlte unter der Mütze ein Lächeln. Er drehte sich nach hinten und rief aufgeregt ins Halbdunkel. „Leute, wir haben Besuch!“ „Kommt rein!“, sagte er zu Steffi und mir und tanzte freudig von einem Bein auf das andere. „Wir sind gerade am Essen.“ Er schloss die Tür und ging voraus. Steffi und ich folgten ihm.
Drinnen war es hell und warm. Es roch nach Tannen und gebratenen Äpfeln. Der Raum war rund. Die Fenster ebenfalls. Auf dem Boden lag eine dicke Schicht Stroh. Überall lagen Heuballen mit bunten Decken. Einige waren zu einem Tisch, zu einem Bett oder zu einem Sofa, andere zu bequemen Sessel und eckigen Stühlen zusammengestellt worden. Auf den Stühlen saßen die Kobolde. Alfred der alte Steinkauz aus der Ulme hatte es sich auf einem der Sesseln gemütlich gemacht. Heinrich der Feldhase aus dem Rapsfeld und Karl der Siebenschläfer vom Tannenwäldchen lümmelten sich auf dem Sofa. Ulrich der Igel aus dem Obstgarten saß zu ihren Füßen. Alle aßen Bratäpfel mit rotem Zuckerguss. Unter dem Dach hingen Holzstangen aus Haselnuss. Auf ihnen saßen vier Rotkelchen, sechs Blaumeisen, eine Amsel und ein Dompfaff. Ganz oben in der Spitze hingen vier Fledermäuse, die neugierig herabschauten. Alle fanden sie einen warmen Platz in der „Märchenhöhle“.
Plötzlich rief Tamtam: „Stellt euch vor, was Alfred die Nacht passiert ist!“ „Der ist auf der vereisten Treppe ausgerutscht. Purzelte von seiner Veranda hinab bis zum Fuß der Ulme. Mitten auf den Kopf. Blieb dort ohnmächtig liegen und wurde langsam eingeschneit.“ „Tomtom hat ihm beim Schneeräumen die Schippe auf das Ohr gehauen, da ist er wieder wach geworden.“
„Ja, stellt euch nur vor!“, sagte Alfred laut. Er hatte einen dicken weißen Verband um seinen Kopf. „ Ich bin immer noch ganz benommen. So ein Glück das die Jungs noch Schnee für ihr Dach gebraucht hatten. Nicht auszudenken, was da alles hätte passieren können! Die Kobolde lassen mich hier wohnen, bis ich wieder alleine die Treppe zu meiner Baumhöhle hochkomme.“
Tamtam, Tomtom und Timtim sind drei Kobolde, müsst ihr wissen. Unterscheiden kann man sie kaum voneinander. Aber wenn man genau hinsieht, kann man sie an ihren Mützen erkennen.Tamtam hat eine rote, Tomtom eine blaue und Timtim eine gelbe Bommelmütze.
„Jetzt wird der Winter nicht mehr langweilig!“ rief Timtim frohgelaunt. „Es gibt jede Menge Geschichten zu erzählen! Alfred, erzähl doch mal die Geschichte von dem Brunnendachs, der mit einem selbstgebauten Fahrrad aus Zuckerstangen um die Welt fahren wollte!“ „Eine meiner Lieblingsgeschichten!“, rief Alfred aufgeregt. Er setzte sich in den Schneidersitz und begann zu erzählen. Als er mit der Geschichte fertig war, hatten alle vor Lachen Tränen in den Augen.
Mittlerweile war es draußen schon dunkel geworden. Die Kobolde brachten kleine Laternen und entzündeten sie. Nun war Heinrich der Feldhase an der Reihe. Er erzählte die Geschichte von dem kurzsichtigen Bären, der den Igel mit einem Badeschwamm verwechselt hatte und sich drei lange Wochen nicht mehr setzen konnte. Als Karl der Siebenschläfer das Märchen von der Biene mit dem kaputten Kompass erzählt hatte, waren alle müde.
Steffi und ich machten uns auf den Heimweg. So oft es ging besuchten wir die Märchenhöhle in diesem langen Winter und lauschten aufgeregt den Erzählungen. Mal ehrlich! Gibt es etwas schöneres, als sich die langen Winternächte mit Geschichten und leckeren Bratäpfeln zu verkürzen?