Isengardt
Mitglied
Die nahende Stille
Ein weiterer Tag streicht dahin. Die Ergüsse des Fernsehens und meine Filmbibliothek geben derzeit nichts her, was mir Freude bereiten würde. Oft sehe ich mich in der Küche wiederfindend, laufe unentwegt auf und ab und es fühlt sich an als würde die Decke sich Zentimeter um Zentimeter nach unten schieben, nur um mir Angst einflössen zu wollen. Im Kühlschrank herrscht gähnenden Leere. Die letzten Dosen Bier gingen schon am vorigen Tage drauf und ich hatte einfach keine Muse heute das Haus zu verlassen. Also begnüge ich mich mit einer Packung Reis und aufgebrühtem Hanftee, was meiner Stimmung nicht gerade zu Gute kommt. Ein leichtes Zucken durchfährt meinen Körper. Er scheint wohl auch schon von meinem Scheintot Wind bekommen zu haben und rüttelt mich wieder wach.
Was ist es nur, das mich in einen so tiefen Abgrund gezogen hatte? Ich weiss es nicht wirklich und ich weiss auch nicht so recht wie ich da wieder herauskommen sollte. Alleine ist das schwierig und um gross darüber mit anderen Personen zu reden fehlt mir einfach der Mut.
Also sieche ich vor mich hin. Habe seit Tagen nicht geduscht, geschweige denn die Zähne geputzt. Ich muss stinken wie eine Kloake. Vielleicht sollte ich mal die Zimmer durchlüften, habe aber Angst zu viel Licht in mein kümmerliches Leben zu lassen. Also drehe ich weiter meine Runden. Von der Küche ins Wohnzimmer, nur um mich dann plötzlich im Schlafzimmer wiederzufinden. Eventuell sollte ich ein wenig schlafen. Allerdings habe ich die letzten drei Tage gut und gerne im Schnitt 16 Stunden im Bett gelegen, meine Rückenschmerzen ignoriert und mich allenfalls mal um hundertachtzig Grad gedreht.
Das ist nicht das Leben das ich mir noch vor ein paar Jahren erhofft hatte. Aber was solls, ändern kann das jetzt nur ich selbst. „Ein bisschen Pflege hier, ein wenig Sport da, etwas gesunde Ernährung hinzu und hin und wieder mal ein Plausch mit alten Freunden sollte Wunder wirken.“ Denke ich mir so und schaue auf den Bildschirm meines Fernsehers der fröhlich vor sich hinflackert. Den Ton habe ich ausgestellt weil er mich den letzten Nerv gekostet hat. Aber zumindest das Auf und Ab der Farben die im Zimmer kreisen hat etwas wohltuend belebendes. Fast als wäre hier etwas los. In diesen paar Quadratmetern meiner Räucherhöhle.
Ich bin immer noch viel am Rauchen, was meinem Gesundheitszustand sicherlich nicht sonderlich zuträglich ist. Morgens wache ich auf, tappe erst einmal ins Bad um gelben Schleim aus meinem Hals zu würgen. Danach nehme ich einen Schluck Bier um alles was nicht rauswollte wieder runterzuspülen und stecke mir eine Zigarette an. Nach ein paar Zügen fängt meine Lunge zu pfeifen an und ich muss übel aufhusten, was noch ein paar vergessene Brocken hochbringt. So geht das seit Wochen.
Der Tisch in meinem Wohnzimmer sieht aus als hätte er schon bessere Tage gehabt. Vollgemüllt mit leeren Bierdosen, alten Kartons in denen mal sowas wie Essen darin zu sein gewesen schien. Und dann die Zigarettenstummel. Überall! Es scheint fast schon eine Invasion gegeben zu haben. Es kommt mir so vor als würden diese sich in meiner Wohnung von einem Ort zum nächsten bewegen. Wie eine Madenarmee robben sie vom Tisch, über den dreckigen Teppich bis hin zu meiner Küche. Als ob sie auf der Suche nach etwas zu Essen wären. Ich versuche sie mit meinen Füßen aufzuhalten, trete auf diese Plage von Maden und spüre wie sie sich unter meiner Fußsohle winden. Das mache ich solange bis ich auf ein paar Scherben trete und mich dann vor Schmerzen humpelnd aufs Sofa fallen lasse.
Den ganzen Teppich vollblutend zünde ich mir dann noch eine Zigarette an, leere die Halbleere Bierdose vom vorigen Tag und und lass die Zigarettenstummel Maden sein. Sollen sie es doch bis in die Küche schaffen. Im Kühlschrank ist sowieso nichts zu holen.
Langsam raffe ich mich wieder auf, durch den Blutverlust inzwischen kreidebleich im Gesicht, recke meinen Arm zur Fernbedienung hin und erreiche sogar den Standby Knopf.
Dunkelheit.
Draußen auf der Straße scheint ein Krankenwagen mit angeschalteter Sirene vorbeizufahren. Vielleicht holen sie sich mich ja heute? Ich wünsche es mir schon so lange.
Nein, wahrscheinlich doch nicht. Dafür scheint die Sirene sich wieder zu schnell zu entfernen.
Da sitze ich nun, auf meinem verdreckten Sofa, dem Teppich, der inzwischen von aschgrau in fahles rot getränkt ist. Meine Beine kann ich langsam auch nicht mehr spüren. Die Wunde sitzt tief und außer ein paar dreckigen Kleidungsstücken sehe nichts womit ich einen Druckverband machen könnte. „Es ist wie es ist“ denke ich noch und ich bemerke wie selbst die rote Standby LED an meinem Fernseher langsam verblasst. Langsam schließe ich die Augen. Ich sehe ein wildes Flackern vor mir, fast tänzelnde Lichter vor meinem inneren Auge. Und dann:
Stille
Oh, wie ich diese Stille liebe…
Ein weiterer Tag streicht dahin. Die Ergüsse des Fernsehens und meine Filmbibliothek geben derzeit nichts her, was mir Freude bereiten würde. Oft sehe ich mich in der Küche wiederfindend, laufe unentwegt auf und ab und es fühlt sich an als würde die Decke sich Zentimeter um Zentimeter nach unten schieben, nur um mir Angst einflössen zu wollen. Im Kühlschrank herrscht gähnenden Leere. Die letzten Dosen Bier gingen schon am vorigen Tage drauf und ich hatte einfach keine Muse heute das Haus zu verlassen. Also begnüge ich mich mit einer Packung Reis und aufgebrühtem Hanftee, was meiner Stimmung nicht gerade zu Gute kommt. Ein leichtes Zucken durchfährt meinen Körper. Er scheint wohl auch schon von meinem Scheintot Wind bekommen zu haben und rüttelt mich wieder wach.
Was ist es nur, das mich in einen so tiefen Abgrund gezogen hatte? Ich weiss es nicht wirklich und ich weiss auch nicht so recht wie ich da wieder herauskommen sollte. Alleine ist das schwierig und um gross darüber mit anderen Personen zu reden fehlt mir einfach der Mut.
Also sieche ich vor mich hin. Habe seit Tagen nicht geduscht, geschweige denn die Zähne geputzt. Ich muss stinken wie eine Kloake. Vielleicht sollte ich mal die Zimmer durchlüften, habe aber Angst zu viel Licht in mein kümmerliches Leben zu lassen. Also drehe ich weiter meine Runden. Von der Küche ins Wohnzimmer, nur um mich dann plötzlich im Schlafzimmer wiederzufinden. Eventuell sollte ich ein wenig schlafen. Allerdings habe ich die letzten drei Tage gut und gerne im Schnitt 16 Stunden im Bett gelegen, meine Rückenschmerzen ignoriert und mich allenfalls mal um hundertachtzig Grad gedreht.
Das ist nicht das Leben das ich mir noch vor ein paar Jahren erhofft hatte. Aber was solls, ändern kann das jetzt nur ich selbst. „Ein bisschen Pflege hier, ein wenig Sport da, etwas gesunde Ernährung hinzu und hin und wieder mal ein Plausch mit alten Freunden sollte Wunder wirken.“ Denke ich mir so und schaue auf den Bildschirm meines Fernsehers der fröhlich vor sich hinflackert. Den Ton habe ich ausgestellt weil er mich den letzten Nerv gekostet hat. Aber zumindest das Auf und Ab der Farben die im Zimmer kreisen hat etwas wohltuend belebendes. Fast als wäre hier etwas los. In diesen paar Quadratmetern meiner Räucherhöhle.
Ich bin immer noch viel am Rauchen, was meinem Gesundheitszustand sicherlich nicht sonderlich zuträglich ist. Morgens wache ich auf, tappe erst einmal ins Bad um gelben Schleim aus meinem Hals zu würgen. Danach nehme ich einen Schluck Bier um alles was nicht rauswollte wieder runterzuspülen und stecke mir eine Zigarette an. Nach ein paar Zügen fängt meine Lunge zu pfeifen an und ich muss übel aufhusten, was noch ein paar vergessene Brocken hochbringt. So geht das seit Wochen.
Der Tisch in meinem Wohnzimmer sieht aus als hätte er schon bessere Tage gehabt. Vollgemüllt mit leeren Bierdosen, alten Kartons in denen mal sowas wie Essen darin zu sein gewesen schien. Und dann die Zigarettenstummel. Überall! Es scheint fast schon eine Invasion gegeben zu haben. Es kommt mir so vor als würden diese sich in meiner Wohnung von einem Ort zum nächsten bewegen. Wie eine Madenarmee robben sie vom Tisch, über den dreckigen Teppich bis hin zu meiner Küche. Als ob sie auf der Suche nach etwas zu Essen wären. Ich versuche sie mit meinen Füßen aufzuhalten, trete auf diese Plage von Maden und spüre wie sie sich unter meiner Fußsohle winden. Das mache ich solange bis ich auf ein paar Scherben trete und mich dann vor Schmerzen humpelnd aufs Sofa fallen lasse.
Den ganzen Teppich vollblutend zünde ich mir dann noch eine Zigarette an, leere die Halbleere Bierdose vom vorigen Tag und und lass die Zigarettenstummel Maden sein. Sollen sie es doch bis in die Küche schaffen. Im Kühlschrank ist sowieso nichts zu holen.
Langsam raffe ich mich wieder auf, durch den Blutverlust inzwischen kreidebleich im Gesicht, recke meinen Arm zur Fernbedienung hin und erreiche sogar den Standby Knopf.
Dunkelheit.
Draußen auf der Straße scheint ein Krankenwagen mit angeschalteter Sirene vorbeizufahren. Vielleicht holen sie sich mich ja heute? Ich wünsche es mir schon so lange.
Nein, wahrscheinlich doch nicht. Dafür scheint die Sirene sich wieder zu schnell zu entfernen.
Da sitze ich nun, auf meinem verdreckten Sofa, dem Teppich, der inzwischen von aschgrau in fahles rot getränkt ist. Meine Beine kann ich langsam auch nicht mehr spüren. Die Wunde sitzt tief und außer ein paar dreckigen Kleidungsstücken sehe nichts womit ich einen Druckverband machen könnte. „Es ist wie es ist“ denke ich noch und ich bemerke wie selbst die rote Standby LED an meinem Fernseher langsam verblasst. Langsam schließe ich die Augen. Ich sehe ein wildes Flackern vor mir, fast tänzelnde Lichter vor meinem inneren Auge. Und dann:
Stille
Oh, wie ich diese Stille liebe…