Die Sängerin

Matula

Mitglied
Man hat uns den Auftritt der schönen Sängerin, die sich Schneider Flink nennt, versaut! Ein großes Event hätte es werden sollen. Sie hätte alle ihre Lieder gesungen, die alten und die neuen, hätte gezeigt, wie viele Glitzerkleider sie besitzt und wie hoch sie ihre langen Beine in die Luft werfen kann. Das Publikum hätte mitgesungen, zuerst verhalten, dann lauter, am Ende frenetisch, weil ja die Musik jedem in die Glieder fährt und zu guter Letzt alle meinen, selbst Schneider Flink zu sein.

Ein neidische Fettwanst hat es kaputt gemacht. Er wollte ein Dutzend Jungfrauen schlachten und mit ins Paradies nehmen. Die Jungfrauen sollten nicht der Unkeuschen huldigen, die mit ihrem brünftigen Katzengejammer aus guten Mädchen böse macht. Man hätte das abstellen müssen, das ewige Lachen und Singen. Die dummen Fotzen wissen schon nicht mehr, wo ihr Platz ist. Was hätte er ihr Geschrei, ihr Gequietsche und ihre Panik genossen! So muss der Tod sein: eine letzte Vergeltung zum Gefallen des Allerhöchsten.

Der Freund-Feind hat alles ans Licht gebracht. Schneider Flink musste begreifen, dass nicht jeder sie mag, auch wenn er kein Republikaner ist. Die aus Bühnen-Nebel Geborene wollte keinen "grausamen Sommer". Außerdem wäre die Stimmung beim Teufel gewesen. - Die Jungfrauen wissen jetzt, dass ein Publikum keinen Star braucht, wenn es ihn in sich trägt. Sie haben gelernt, dass man nicht wütend werden darf, auch wenn man allen Grund dazu hätte. Singen hilft. - Der gallige Fettwanst wird später erzählen, dass er Bomben bauen kann und selbst die Flinke Schneider jetzt weiß, wer er ist. Er wird begreifen, dass er sich besser an die Frau klammert, die seinen Rechtsbeistand übernommen hat. Von ihr wird danach nicht mehr die Rede sein. - Und sein Lehrer, der bärtige, ewig erigierte Zeigefinger, weiß jetzt, dass die Gottlosen weniger geldgierig sind als vermutet. Er wird trotzdem zufrieden sein.
 



 
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