Die Schreie der Vögel

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Max Neumann

Mitglied
Ich wurde zu einem von euch
Als ich den Korridor aus Licht fand
Ich wurde einer von uns
Hier im Korridor aus Licht

Die Vögel sind bei Tag stumm
Es ist das Leben der Nacht
Leben der Nächte
Aus Schreien von Vögeln

Einmal brannte ich lichterloh
Meine Augen starrten wie Feuer
Meine spitzen Haare verbrannten
Im Spiegel aus Bernstein

Wo sind alle Brüder?
Eine große Flut begrub das Viertel
Wâhrend wohlerzogene gute Menschen
An lichten Fensterfronten berieten

Die Schreie der Vögel wurden zu
Sand
Die Vögel flogen davon
Ich wurde zu einem von uns
 
Zuletzt bearbeitet:

zurabal

Mitglied
Hallo Max Neumann,

ich finde Deine Idee „Schreie der Vögel bei Nacht“ gut und interessant. Ich persönlich finde, genau bei dieser Thematik solltest Du bleiben und sie lyrisch ausarbeiten, weil sie ungewöhnlich ist. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

Ansonsten habe ich ein Problem mit „die Vögel sind bei Tag stumm“, weil das so nicht stimmt. Das ist nicht wahr. Diesen Vers würde ich ganz streichen.

Viele Grüße zurabal
 

sufnus

Mitglied
Ich begreife, warum zurabal andernorts die schräge Forderung aufgestellt hat, man dürfe seine Kommentare nicht kommentieren.
Hielten wir uns nämlich daran, könnte z. solchen Unfug wie den Folgenden ganz unwidersprochen in die Welt ... setzen:

Ansonsten habe ich ein Problem mit „die Vögel sind bei Tag stumm“, weil das so nicht stimmt. Das ist nicht wahr. Diesen Vers würde ich ganz streichen.
Die innere... naja... Logik... die zubablas "Vogel-Einwand" innewohnt, lautet dann wohl, dass in einem Gedicht keine faktisch unrichtigen Aussagen stehen dürften, und einen, mit Verlaub, größeren Blödsinn kann man über Lyrik kaum vom Stapel lassen.

Wenn ersichtlich ist, dass der inhaltliche Bockschuss autorenseitig unbeabsichtigt erfolgt ist und (wichtiger noch) wenn die faktischen Fehlleistung für die Gedankenführung des Gedichts irrelevanz oder gar kontraproduktiv ist, dann (und nur dann!) bietet sich eine Korrektur an.

In den meisten Fällen ist die paradoxale Schwingung kontrafaktischer Aussagen in einem Gedicht aber gerade ein wesentliches Gestaltungselement und kann z. B. (siehe spätmittelalterliche Fatrasie) der Humorbildung dienen oder (siehe expressionistische Gedichte) ein Mittel zur Denkraumerweiterung sein oder (siehe z. B. die Paradoxien bei Celan) den "Zuständigkeitsbereich" von Sprache an sich erweitern.

Ansonsten finde ich, dass die Strophe mit der Flut - kein Kalauer - überflüssig ist - mit Ausnahme der Frage nach den "Brüdern", die ich aber entweder (nämlich dann, wenn hier eine Art humanistischer Solidaritätsgedanke gemeint ist) zu "Geschwistern" machen würde oder (wenn es um eine Art männlich dominierte Peergroup geht) zu "Bros" oder "Brahs" o. ä.

Und in S1 ein Typo: "wude einer von uns"

LG!

S.
 

Max Neumann

Mitglied
Hallo zusammen,

danke für eure Auseinandersetzung mit dem Gedicht. Ich stimme da dem Sufnus zu: Mir geht es wirklich nicht um sachliche Logik in der Lyrik. Wenn ich so anfange, dann… also, ich möchte da überhaupt nichts analysieren – weder vor dem Schreiben, währenddessen (0%), noch danach. Ich finde es müßig, das zu zerpflücken. Wir haben das in der Schule so gelernt, klar.

Zu dem Vorschlag vom Sufnus wegen „Brahs“ oder „Bros“: Finde ich nicht so cool, weil es dadurch zu stark Peergroup-dominiert wird. „Brüder“ ist universeller. „Brahs“ sagst du in 20 Jahren wieder anders, und vor 30 Jahren kannte noch keiner „Bro“ – inzwischen ist das bei den Jüngeren schon wieder out. Deshalb bleibt für mich „Brüder“ – es ist universell, zeitlos, und genau das möchte ich.
 

zurabal

Mitglied
Sorry Max Neumann,

ich wusste nicht, dass es Dir unangenehm ist, wenn ich Deine Gedichte lese und mir Gedanken dazu mache. Wird nicht wieder vorkommen. Versprochen.

Viele Grüße zurabal
 



 
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