Die Schutzflehenden
Mit dem Titel will der Autor vermutlich vorgeben, sich auf "Die Hilfeflehenden" von Euripides zu stützen. Das tut er aber keinesfalls, der Titel allein will schon weismachen, dass sich der Autor in die athenische Szene begibt, und die ist eben was nur für Auserwählte. Eine Nasführung des Lesers, kurzgesagt.
Liebe blackout!
Gut erkannt.
Genauso sind kreuzgereimte Trochäen keinesfalls etwas ganz Delikates, dieser Hinweis im Titel erinnert mich an die Französische Küche, wo allein die Aufzählung der Zutaten einen Höchstgenuss versprechen will und die Kasse klingeln lassen soll.
In der Tat: "kreuzgereimt" ist schon ein Hochgenuß, aber "Trochäen", die sind schon Delikatessen für Eingeweihte.
Ich hoffe, das Finanzamt liest hier nicht mit. Sonst muß ich nachzahlen bis zur Pleite.
Weiterhin versucht der Autor mit der Unsitte der getrennten Schreibung zusammengehörender Wörter sowie des sz statt ß sein Gedicht formal aufzuwerten. Diese maliziösen Indidvidualismen sind dem Gedicht meiner Ansicht nach abträglich.
ähmmm - meinst du die Sz-Ligatur? Diesen bösartigen Indidvidualism habe ich mit Jandls Lebensgefährtin gemeinsam, und mit einem alten Rgveda-Übersetzer, das habe ich schon ein paar mal erzählt.
Beisewei: Ligaturen sind spätgotische Überfrachtung der Schrift; seit der Renaissance werden sie allesamt aufgelöst. Die Schweizer lösen alle Sz-Ligaturen zu einem Doppel-S auf, einige Dichter verstehen die Sz-Ligatur als Sz-Ligatur. Weiß der Himmel, warum.
Stilistisch ist das Gedicht in einer Sprache geschrieben, die gar nicht vorgibt, beim Leser Verständnis zu wecken. Diese Sprache stößt ihn ab, es sei denn, der Leser ist nicht bereit, zuzugeben, dass er nur Bahnhof versteht.
?? ist eigentlich ein bloß erzählender Text, nicht besonders kryptisch. Schau mal bei dem Unreimen rein, oder lies mal Lyrik der letzten 150 Jahre, symbolistische, surrealistische, avantgardistische.
Offensichtlich bist Du ein bißchen naiv. Das ist für mich eine Tugend. Behalte sie bei, die süße Unschuld. Hält Dich schön.
Nun ist die vorliegende Form die gängige Form von Autoren, die ihre "höhere Bildung" mit solchen Wortäußerungen beweisen wollen, indem sie in den griechischen Fundus greifen. Ich kann im Gegensatz zu meinem Vorkommentator keinerlei Bezüge für die Gegenwart in diesem Gedicht erkennen.
Ich auch nicht. Robotrixen sind was aus der Scifi-Schublade der Fuffziger, Sechziger, Siebenziger, also für Sechzigplusser wie Bernd. Alte Klapperkisten. Hinter dem Mond. (Ich meine die Robotrixen, nicht Bernd, diesen jungen Spund.)
Ich halte dieses Gedicht lediglich für ein Kabinettstückchen eines Außenseiter-Autors, der sich von anderen Autoren dadurch abheben will, dass er sich "auch im Griechischen auskennt".
Absolut richtig. Eine Norne. Ein Spinner. Ein Wörldweidweberknecht.
Insgesamt habe ich nichts dagegen, dass dieses Gedicht das Gedicht des Monats wird. Zeigt dieses Gedicht doch die Weltfremdheit und den Niedergang des Gegenwartsgedicht sehr deutlich, wie allgemein die deutsche Literatur, zumal die Lyrik, was Gegenwartsthemen angeht, im Niedergang befindlich ist.
blackout
Wenn es sich bei diesem Machwerk überhaupt um ein Gegenwartsgedicht der "deutschen Literatur" handelt. Das muß man bei dem Mangel an Qualität sehr bezweifeln. Es ist viel zu narrativ. Narrenstoff.
Und dieses trochäische Geleiere - hat das noch keiner bemerkt, daß es genau vier hoch vier Silben hat? Hüftsteif, wie die veralteten Robotergesten von tanzenden Disko-Affen. Demnächst noch ägyptische Fingergabeln an Augen und Schläfen entlang. Gähn.
grusz, hansz (hanß?)