Die Tastatur

Die Tastatur

Ferdinand hat eine Tastatur,
nutzt die Tasten, bis auf eine nur.
Diese liegt links außen oben, schau:
was darauf steht, siehst du nicht genau.
Ist es Schlängellinie oder Kreis?
Ferdinand weiß, dass er es nicht weiß.
Niemals hat ein Finger sie berührt,
Niemals hat sie einen Druck gespürt.
Ferdinand erfindet eine Paste
und er reinigt die besagte Taste.
Und die Taste glänzt und fühlt sich nackt;
sie erklärt: Ich suche jetzt Kontakt.

Hey Bernd!
Jetzt hab ich wirklich in der links-außen-obigen Ecke meiner Tastatur nach einer kreisförmigen Schlängellinie gesucht und bin, abgesehen vom "Klammeraffen", der auf der Q-Taste liegt, nicht so recht fündig geworden. Oder ist es die Taste mit dem Exponential-Häkchen und dem Grad-Zeichen? Man grübelt und grübelt und damit hat sich der Sinn Deines Poems ja bereits ganz wunderbar erfüllt. Ich mag es sehr!
In der Zeile 6 will mir nur scheine, dass des Ferdinands Erdenwallen auf sokratischen Spuren metrisch etwas hakelig ist. Man kann es schon gut fünfhebig-trochäisch zusammenbekommen, muss aber das "-nand" stärker und das "weiß" unbetonter lesen, als man es vielleicht gerne täte und dieses leichte Gegen-den-Strich-lesen setzt sich dann mit jeweils wechselnden Vorzeichen bei "dass" und "er" und "es" und "nicht" latent fort. Minimal flüssiger (ohne alle Probleme ausgeräumt zu haben) wäre vielleicht: "Ferdinand weiß nur, dass er's nicht weiß.". Bin aber noch auf der Suche, nach noch stimmigeren Lösungen. Knifflig (bis man draufgekommen ist).
Sodann und zuletzterdings: Wäre es hier nicht mal eine Idee, das Gedicht, um dem Schlusstusch noch etwas mehr "Ich-habe-fertig-Gestus" zu verleihen, mit einer metrischen Irregularität enden zu lassen, etwa einer deutlichen Hebungszahlverkürzung (in meinem Beispiel noch durch eine "und-Häufung" flankiert):

und er reinigt die besagte Taste,
und die Taste glänzt und fühlt sich nackt
und sie sucht Kontakt.

In jedem Fall haben mich Deine Zeilen aber sehr amüsiert und angeregt!

LG!

S.