Die verliebte Vampirin – eine Moritat

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Walther

Mitglied
Die verliebte Vampirin – eine Moritat


Ich nehme ihre Hand in meine:
Ganz schlaff ist sie und noch nicht starr.
Sie, die dort liegt, lässt mich alleine.
Ihr Diener war ich und ein Narr.

Ich seh ihr Lächeln bläulich schimmern,
Das ihre Lippen sanft umspielt.
Will sie die Trauer mir verschlimmern?
Nichts gab es, das sie bei mir hielt.

Es steckt ein Pfahl im Fleisch der leicht
Verwesten Leiche: Wunderschön
Im Tod! Und wie sie Engeln gleicht!
Ob ich mich je daran gewöhn?

Ihr Werkzeug war ich, bis zum Ende!
Nur steh ich hier, mit Silberhammer:
Sie starb durch mich, durch diese Hände,
Den Pfahl trieb ich durch eine Kammer

Des Herzens, das dort lange schlug.
Ihr Silberhaar, die weiße Haut,
Die Schönheit, die ich kaum ertrug,
Es war auf Mord und Blut erbaut,

Auf Lust, Verführung, scharfem Biss.
Doch sie traf mich, und ihre Liebe
Zu mir durchfuhr sie wie ein Riss:
Ihr Wunsch, dass ich am Leben bliebe,

War es, der sie zum Guten wandte.
Ich knie hier, der Tag wird kommen,
Und wenn die Sonn sie erst verbrannte,
Ist mir auch noch ihr Leib genommen.

Im Tod sogar ist sie’s, die lebt,
Die mich beherrscht und alles steuert.
Sie ist es, die im Äther schwebt
Wo sich ihr Strahlen stets erneuert.
 
O

orlando

Gast
Traumhaft schöne Moritat, lieber Walther.
Formal fallen die gelungenen Enjambements auf, die dem ganzen Fluss und Eleganz verleihen.
Entzückte Grüße
orlando
 

Walther

Mitglied
Die verliebte Vampirin – eine Moritat


Ich nehme ihre Hand in meine:
Ganz schlaff ist sie und noch nicht starr.
Sie, die dort liegt, lässt mich alleine.
Ihr Diener war ich und ein Narr.

Ich seh ihr Lächeln bläulich schimmern,
Das ihre Lippen sanft umspielt.
Will sie die Trauer mir verschlimmern?
Nichts gab es, das sie bei mir hielt.

Es steckt ein Pfahl im Fleisch der leicht
Verwesten Leiche: Wunderschön
Im Tod! Und wie sie Engeln gleicht!
Ob ich mich je daran gewöhn?

Ihr Werkzeug war ich, bis zum Ende!
Nur steh ich hier, mit Silberhammer:
Sie starb durch mich, durch diese Hände,
Den Pfahl trieb ich durch eine Kammer

Des Herzens, das dort lange schlug.
Ihr Silberhaar, die weiße Haut,
Die Schönheit, die ich kaum ertrug,
Es war auf Mord und Blut erbaut,

Auf Lust, Verführung, scharfem Biss.
Doch sie traf mich, und ihre Liebe
Zu mir durchfuhr sie wie ein Riss:
Ihr Wunsch, dass ich am Leben bliebe,

War es, der sie zum Guten wandte.
Ich knie hier, der Tag wird kommen,
Und wenn die Sonn sie erst verbrannte,
Ist mir auch noch ihr Leib genommen.

Im Tod sogar ist sie’s, die lebt,
Die mich beherrscht und alles steuert.
Sie ist es, die im Äther schwebt,
Wo sich ihr Strahlen stets erneuert.
 

Walther

Mitglied
hi jotes,

es freut und überrascht, daß dir dieses reimwerk gefällt. wer ist hier der romantiker?

lg w.
 

Walther

Mitglied
hi orlando,

schön, daß diese etwas andere moritat anspricht. ich wollte diese form mit dem vampirthema zusammenbringen. das ist dabei herausgekommen. ich würde mich über weitere kommis freuen.

danke und gruß w.
 



 
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