Die weinerliche Kaste

Harry Popow

Mitglied
Die weinerliche Kaste

Wieder einmal drückt das Fernsehen auf die Tränendrüsen, siehe die gestrige Sendung im rbb vom 22.08.2017, 21. Uhr. Wie war das noch? Hier lediglich zwei Zitate aus dem tiefsinnigen und faktenreichen Buch „Ohne die Mauer hätte es Krieg gegeben“ von Armeegeneral a.D. Heinz Keßler und Generaloberst a.D Fritz Streletz:

Seite 25: Am 25 Juli 1961 entgegnete BRD-Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß demonstrativ in Washington auf diese Entspannungs-Bemühungen: „Der zweite Weltkrieg ist noch nicht zu Ende.“ Und er forderte, nicht zum ersten Male, die Bundeswehreinheiten unmittelbar an der Grenze mit taktischen Atomwaffen auszurüsten.

Seite 9: Wo Emotionen den Verstand regieren, ist die objektive Analyse verabschiedet, schreibt der international renommierte Historiker Prof. Dr. Kurt Pätzold. Da ist ihm zuzustimmen.

Hier der Text zu dieser geschichtsverfälschenden „Dokumentation“:

Entnommen: http://www.rbb-online.de/fernsehen/programm/index.htm/from=22-08-2017_06-00/to=23-08-2017_06-00.html

Gärtner führen keine Kriege

Homepage der Sendung
Preußens Arkadien zur Mauerzeit

Das Preußische Arkadien ist ein in Deutschland einmaliges und wunderschönes Ensemble aus Architektur und Gartenkunst. Die preußischen Schlösser und Gärten entlang der Havel sind seit 1990 UNESCO-Weltkulturerbe. 1961 wurden die Gärten im Grenzgebiet zwischen Potsdam und West-Berlin zu einem Schauplatz des Kalten Krieges: Mauer, Grenzzäune und Todesstreifen zerstörten über 35 Hektar der Parkanlagen.

Film von Jens Arndt

Für die königlichen Gärten und Landschaften, das Preußische Arkadien rund um die Glienicker Brücke, spielten Grenzen keine Rolle. Im Gegenteil: Immer ging es ihren Gestaltern wie Pückler-Muskau und Lenné darum, visuelle und ideelle Zusammenhänge aufzuzeigen - um Sichtbezüge über Wasser und Topographie hinweg.

Der Mauerbau zerschnitt das Ensemble. In den Gärten breiteten sich Mauer, Grenzzaun und Todesstreifen aus. Peter Joseph Lennés "Sichtachsen" wurden pervertiert: Die Grenztruppen wollten "Sichten", um Fluchten zu verhindern, ein "freies Sicht- und Schussfeld". Die im 19. Jahrhundert angelegten romantischen Uferwege in den Parkanlagen in Babelsberg, im Neuen Garten und in Sacrow wurden zum Patrouillenweg der DDR-Grenztruppen. Kunstvoll geschwungene Wege und Hügel wurden rücksichtslos mit Planierraupen weggebaggert, Parkarchitekturen abgerissen und große Flächen mit Pflanzengift verwüstet.

Der 28 Jahre andauernden Zerstörung dieses weiträumigen Gesamtkunstwerkes folgte die Heilung, die aufwendige Restaurierung der Gärten nach dem Fall der Mauer. Im Film kommen die damals verantwortlichen Gärtner zu Wort. Sie berichten von ihrem Versuch, die Gartenkunstwerke gegen die immer perfekter ausgebaute "Staatsgrenze" der DDR zu verteidigen. Und von der grandiosen Heilung nach dem Mauerfall. Im Schloss Sacrow ist vom 15. Juli bis zum 10. September 2017 eine große Sonderausstellung zum Thema zu sehen.

Mein Kommentar:
Die Männer, man kann sie auch Kleingeist-Gärtner nennen, die man zwecks Zeugenaussagen vor die Kamera zerrte, hatten nichts weiter wie im Sinn, als mit nahezu tränenerstickter Stimme den kulturellen Verlust angesichts der „Verunstaltung“ von Parks in Babelsberg und an der Staatsgrenze der DDR zu beweinen. Sie hätten nichts mehr zu weinen gehabt, wäre das geschehen, wogegen die Mauer einen riesigen Schutzwall bildete. Wie sagte doch selbst Kennedy? Die Mauer sei nicht schön, aber tausendmal besser als Krieg.
Harry Popow

Mail an Jens Arndt:

Ich weiß nicht wie alt Sie sind, Herr Jens Arndt, aber ich empfinde es auch persönlich sehr schlimm, dass die jüngere Generation - also auch Sie - sich der Oberflächlichkeit in der ideologischen Klassenschlacht, vor allem der Diffamierung der DDR und der Geschichtsfälschung  in Bezug der objektiven Hintergründe des 13. August, so ohne Bedenken hingeben. Ich wünsche Ihnen - auch sicherlich im Namen tausender ehrlicher einstiger DDR-Bürger - ein wenig mehr geschichtliche Nachdenklichkeit. Ich erwarte von Ihnen keine Reaktion, denn für soviel Blindheit gegenüber Geschichtsfakten gibt es keine Entschuldigung. Oberstleutnant a.D. (NVA) Harry Popow
 
Lieber Harry, dazu einige Gedanken von mir, bloß rasch hingeworfen und nur in losem Zusammenhang mit deinem Text über Gärten und Mauer:

1. Die Beschäftigung mit Historie dient allgemein vor allem einem Zweck: Legitimierung der Gegenwart, d.h. ihrer Machtverhältnisse. Das ist allerdings nichts Neues und nichts auf unseren heutigen Staat Begrenztes.

2. Wer mit Blick auf die Zukunft politisch handelt, täuscht sich in aller Regel über die Wirkungen, die sein Handeln in der Zukunft haben wird. Er erreicht oft genau das Gegenteil des von ihm Beabsichtigten.

3. Schiller: Die Weltgeschichte ist das Weltgericht ... Wenn das so ist, was sind die Akteure dabei dann - Ausführende mit verbundenen Augen.

4. Was kann man aus der Geschichte lernen? Eben das, dass wir nichts aus ihr lernen (können). Gehen wir also ruhig in den Parks spazieren und studieren wir außerdem die Geschichte, damit uns wenigstens kein X für ein U vorgemacht werden kann.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 

Harry Popow

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weinerliche Kaste

Hast Du gut gesagt, lieber Arno. Es wird gefaselt von Demokratie und Mitbestimmung. Aber wie, wenn die Elite froh ist, im Garten Eden nur konsumfreudige und jubelnde Massen heranzüchtet, die Augen, Ohren und Mund verschließen, Gläubige, deren Sinnen und Trachten nur auf sich selbst gerichtet sind. Schön, dass Du noch aktiv bist, wenn auch jegliche Widerständler nicht ernst genommen werden. Noch nicht... Gruß von Harry
 



 
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