Hey Shallow,
bei diesem Gedicht gibt es eine Sache, die mich freut und eine Sache, die mich ein bisschen stört.
Was mich freut ist, dass es keine dritte Strophe gibt, in der die beiden vorangegangen allegorisch ausgedeutet werden nach dem Motto "bedenke, o Mensch, dass es Dir gehen wird wie der Welle und je höher Du aufsteigst, desto tiefer wird Dein Fall sein".
Gedichte, die mit so einem Erklärbärnachklapp versehen sind, taugen fast nie etwas, weil sie erstens bevormundend sind und zweitens in den seltensten Fällen eine originelle "Weisheit" zum besten geben, sondern nur den eh schon seit tausenden von Jahren dargebotenen lebensphilosophischen Quark nochmal neu breittreten. Es ist auf dem Gebiet der Alltagsklugheit schon zu viel gedacht und, wichtiger noch, aufgeschrieben worden, um in ein paar Zeilen noch etwas von Belang hinzuzufügen (außer man ist ein(e) ganz besonders Schlaue(r) - das sind dann die Ausnahmen auf dem Genie-Level).
Spätestens jetzt könnte man langsam anmerken: Was hat der Sufnus denn? Shallow hat doch genau diesen Nachklapp ausgelassen. Also alles gut.
Das führt mich zu dem Punkt, der mich ein bisschen stört: Irgendwie drückt für mich doch noch eine unsichtbare "Moral"-Strophe durch. Dass sie nicht ausgeschrieben wurde, macht die Sache für mich immerhin ein bisschen besser. Aber noch schöner wärs, wenn ich gar nicht erst annehmen müsste, dass am Ende doch alles auf ein "Die Natur will Dich was lehren" hinausläuft und man dann etwas belämmert mit einer Binsenweisheit da steht.
Eine Lösung wäre eine dritte Strophe, die die Erwartungshaltung bricht:
"Und dann kommt der Strand,
und die Möwen schreien Iiiiiiiiik!"
(nur mal als Arbeitsvorschlag)
LG!
S.