Doch, das würde er

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Ubertas

Mitglied
Hallo @Stavanger ,
Dein Gedicht gefällt mir ausgesprochen gut, ja mehr als gut.
Was jetzt folgt, ist natürlich nur eine Leseidee:)
Dein Gedicht hat viele Ebenen mehr! Plus zwei große Schwingen;-)
Aber nichtsdestotrotz, ich musste augenblicklich an einen Artikel in der heutigen Ausgabe der Lokalzeitung denken. Überschrift: "Jugendliche zünden Pizzakarton an!"
Erst fragte ich mich, ob es am Sommerloch liegen könnte, doch dann las ich interessiert weiter. Ein aufmerksamer Mitbürger witterte Brandgeruch und informierte die Polizei. Hätte auch zunächst die 112 wählen können oder gar nichts dergleichen. Sondern nachsehen, was da schmurgelt. Die jugendlichen "Attentäter" zwischen acht und zehn Jahren verließen den Ort ihrer Brandschatzung beim Eintreffen der Einsatzkräfte bzw. wohl längst davor. Hätte ich auch getan. Meine Güte, was haben wir alles angezündet?
Weiter stand noch geschrieben, dass die zu beziffernde Summe des Schadens noch aussteht. Ich hoffe, das war ein indirekter Scherz des Schreibers:)
Und da denke ich an die "Ich weiß was!" Abteilung der Menschen, die so einhöckrig ist, sodass es nicht bis zur Zweihöckrigkeit eines ordentlichen Trampeltiers reicht. Womit ich wiederum in meiner Phantasie bei einem nur tastendrückenden und mundfaulen 'Kurt' landete.
Liebe Grüße ubertas
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Stavanger, liebe Ubertas,

Gedicht und Kommentar muss man unbedingt zusammen genießen!
(Du könntest Ubertas ein Sternchen abgeben ;))

Liebe Grüße
Petra
 

Ludwig W

Mitglied
Das Gedicht ist inhaltlich lustig, allerdings sehe ich einen Schwachpunkt darin, dass das Versmaß nicht durchgehalten wird.
Die Daktylen kommen in der letzten Strophe doch arg ins Stolpern. Zwar kann ein Bruch im Versmaß durchaus einen eigenen Reiz entfalten und das sklavische Beibehalten ist sicher nicht immer der Weisheit letzter Schluss, aber bei einem Kurzgedicht wie hier stört's mich, das sollte dann in meinen Ohren flutschen wie ein Abzählreim.
 

mondnein

Mitglied
dass das Versmaß nicht durchgehalten wird.
das ist eine schräge Auffassung von "Versmaß".
davon abgesehen, daß es Sache eines jeden einzelnen Dichters und jedes einzelnen seiner Gedichte ist, welche Konventionen er einhalten will zwischen iambischer Monokultur, äolischer Leier und dem sogenannten "Freiem Vers". Genau so, wie ein Jazzmusiker zwischen dem einförmigen Blues-Schema und purer Klangarbeit jenseits der modalen Leitern auf dem Boden rumkriechen, die Bäume hochsteigen oder in die Himmel hinausfliegen kann, wie ers eben halt kann.

Es geht offensichtlich um den vierten Vers: Daktylen durch Spondeen zu ersetzen, so daß statt einer Doppel-Unbetonten eine schlicht-unbetonte Silbe steht, ist klassischer Konsens, Jenseits alles Durchhaltewillens.
 
Zuletzt bearbeitet:

Ludwig W

Mitglied
Natürlich ist alles an einem Gedicht Sache eines jeden einzelnen Dichters und natürlich kann man letztlich machen, was man will und selbstverständlich auch Konventionen außen vor lassen, das ist absolut in Ordnung und leistet der Kreativität Vorschub.

Aber:

In meinem Kommentar habe ich ausdrücklich von meiner Wahrnehmung dieses kurzen Gedichts gesprochen und, dass ich in dem Betonungswechsel in der 4. Zeile einen Schwachpunkt an diesem Gedicht sehe. Ich nehme da – eben unabhängig vom „klassischen Konsens“ – einen Hackler war, der mich stört, und das habe ich zum Ausdruck gebracht.

Unter der Prämisse, alles ist Sache eines jeden einzelnen Dichters, könnten wir uns in diesem Forum sämtliche Kommentare sparen.
 

mondnein

Mitglied
falsche Argumtetation

nicht "alles" ist Sache des Dichters, sondern: welcher Konvention der folgt.
Du setzt durchgängige Daktylen als Konvention dieses Gedichts voraus, und ich argumentiere damit, daß in den Gedichten, die klassischerweise daktylisch sind, wie dieses Gedicht, Daktylen durch Spondeen ersetzt werden können.
Hier ist die spondeische Verlangsamung des munteren Verlaufs Stilmittel der Schlußzeile. Gut für die Pointe.
 

sufnus

Mitglied
Hey!

In der Diskussion zwischen Hansz und Ludwig finde ich drei Ebenen:
Persönlicher Geschmack (Ludwigs Argument, von Hansz ignoriert), dramaturgischer Pointenbetonungs-Kniff aus dem objektiven Korridor begründbarer Angänge (von Hansz klugerweise ins Feld geführt) und metrische Konvention bei daktylischen Versen (ebenfalls ein Argument von Hansz).

Beim persönlichen Geschmack bin ich ganz bei Ludwig: Mir gefällt der Rhythmusholperer zum Kehraus auch nicht so recht.
Beim objektiven Argument von Hansz, also der bewussten Verzögerung zwecks Betonung der Pointe, kann ich nicht widersprechen. Das kann man definitiv so sehen.
Das Argument von Hansz mit der "Konvention" erscheint mir allerdings ehrlich gesagt ziemlich rechthaberisch. Und dann ist es auch noch falsch. ;)

Du setzt durchgängige Daktylen als Konvention dieses Gedichts voraus, und ich argumentiere damit, daß in den Gedichten, die klassischerweise daktylisch sind, wie dieses Gedicht, Daktylen durch Spondeen ersetzt werden können.
Die Konvention, eine daktylische Doppelnichtbetonung durch eine Betonung zu ersetzen und damit einen Spondeus zu generieren, besteht nämlich (und unser Hansz weiß das ganz genau) nur in der quantitierenden Metrik.
Im Deutschen (und offenkundig handelt es sich hier um ein deutschsprachiges Gedicht) ist ein Spondeus ein völliger Sonderling (und mag daher einen gewissen manierierten Reiz entfalten), also das genaue Gegenteil einer Konvention - ganz egal, wieviele Daktylosaurier sich in seiner Nachbarschaft herumtreiben.

LG!

S.
 



 
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