drei Worte nur

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Tula

Mitglied
drei Worte nur

Endlich redest du wieder mit mir.
Der Schlüssel zur Lösung des Problems leuchtet
ein: die Programmierung einer Annäherung
nach allen Regeln der Abstandsgesetze.

Du führst mich mit zitternder Stimme und ich folge
heimlich deinem Haar, in freiem Fall hinein
in einen maurischen Garten. Dort duftet
jeder Blick nach Myrte und jede Geste
schmeckt nach Feige. Bei den Wasserspielen …

wirfst du mir den Ball zu. Ob ich dich wirklich
verstehe? Deine Augen erwarten
eine Offenbarung, und diese bedarf
nicht mehr als dreier Worte:

Ausgezeichnet, deine Arbeit!

Du lächelst mich in den sechsten Himmel
(ohne Schlüssel für den darüber).
 
Hallo Tula,
es gefällt mir, dass du sowohl Begriffe aus "der Computersprache" und "romantisierende" Sätze, als auch die Arbeitswelt in einem Gedicht vereinigst...
Gruß Karl
 

sufnus

Mitglied
Hey Tula!
Das (erstmalige) Aussprechen der berühmten drei Worte stellt in beinahe-romantischen Filmszenen häufig einen neuralgischen Punkt dar, wenn der eine Teil des Pärchens das erlösende "ich liebe Dich auch" nicht über die Lippen bekommt. Man denke an die denkwürdige Szene von Rory & Dean bei den Gilmore Girls. In den gemeinhin etwas überschwangsmisstrauischen deutschen Lebensgemeinschaften ist das Sprüchlein mit Gründen zum "habdichlieb" verniedlicht worden (gerne genau so, also ohne das Pronomen der 1. Pers. Sing.). Diese harmlos-naive Formel eignet sich für ein routiniertes Pärchen ebenso gut wie für die Gemeinschaftsstiftung mit Oma/Opa, Mutti/Vati (horribile dictu) und, wenns ganz dicke kommt, sogar mit dem Schwiegergefrett.
Nun gut. Aber das ist ja eigentlich nicht das Thema. Auch in der Lyrik ist die Liebesversicherung, zumal mit der Dreiwortstandartformel, ein heikles Terrain. Ich entsinne mich des Furors, mit dem die hochgeschätzte Sigrid Löffler ein Gedicht Ulla Hahns ("Fast") zerfetzte, in dem diese die Wendung von "den verbotenen drei Wörtern" gebrauchte. Selbst MRR, Hahns größter Fan (wenn es Gedichte betraf!) konnte hier nur bedauernd den Kopf schütteln.
Als ich den Titel Deines gedichts las, lieber Tula, war mir daher bang. Und nun? Ich kann nur sagen, dass Du es besser gelöst hast als die Hahn (in wirklich ehrerbietiger Haltung wäre ich geneigt zu sagen: die Hahnin). :)
LG!
S.
 

Tula

Mitglied
Hallo sufnus
Mit Hinsicht auf das Gedicht von Ulla Hahn muss ich erst noch nachforschen. Aber jeder der mich einigermaßen kennt, musste davon ausgehen, dass es 'fast' nicht um die drei berühmten geht, obwohl insgeheim ja doch :cool:

In der Bürowelt ist es gewiss manchmal besser, die drei Wörtchen nie auszusprechen, nicht einmal andeutungsweise, sonst wird unter Umständen ein me-too Ereignis aus der heimlichen Leidenschaft. Oder eben doch die ganz große Liebe, es ist was es ist - schrieb ein anderer und wenn sie unangemeldet kommt, gibt's kein Entrinnen ...

Dankend lieben Gruß
Tula
 

Scal

Mitglied
Ich finde, dass Du mit dem Gedicht diese subtile Art von Geneigtheiten innerhalb einer Situation sehr schön zum Ausdruck bringst.

Bei Ludwig Fulda sind es im Stück "Der Talisman" (Ende 19. Jhdt., weitgehend vergessen) vier zärtliche Worte: "Ich bin dir gut".

LG
Scal
 

Tula

Mitglied
Hallo Scal
Freut mich, dass du es so lesend-empfindest, d.h. subtil muss es in solchen Momenten schon bleiben, sonst ist schnell 'alles verloren', vor allem das notwendige Vertrauen, noch viel wichtiger als ein Talisman ;)

Dankend lieben Gruß
Tula
 



 
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