hi lupenleser,
dank für deinen eintrag. zuerst: ich bin weit davon entfernt, mich als meister zu begreifen oder zu sein. das kann sowieso nur die zeit und die kollegen- und leserschaft tun. selbst ist der ewig übende befangen.
zur form: es ist eine sonettvariation. es gibt puristen, die wie von platen die ansicht vertreten, es dürften nur der reime zwei sein; das ist sich dann abba baab aba bab im reimschema. am ende steht die form über dem inhalt. das ist keine kluge einstellung. und es war auch einer der angriffspunkte auf von platen (neben dessen homosexualität) in der auseinandersetzung zwischen heine und ihm. sie tat beiden nicht gut.
andere haben die ansicht vertreten, man dürfe auch folgende form als vollkommen ansehen: abba baab cdc dcd. auch gut. dritte wieder lassen auch andere spielarten zu. und dann sind da ja nicht die hebungen: 4, 5 oder 6, was darf es sein?
wenn da nicht noch die petrarca und shakespeare formen wären. ja, die sache ist schon verwirrend. allen aber ist das dialogische eigen, das ist das feste, neben dem jambus als taktschema.
sind wir heute noch form- und stilsicher? gute frage. ich denke ja und nein. nein, weil wir natürlich heute schreiben und nicht im gestern verharren. ja, weil wir an die traditionen anknüpfen sollten. ich bin der verfechter der strategie, daß man nur das überwinden, also fortentwickeln kann, das man beherrscht. daher kann ich als feierabenddichter auch nicht alle formen zur beherrschung bringen. dazu fehlt die zeit. und vielleicht auch das talent.
ist das also ein sonett? berechtigte frage. ich denke schon. von platen würde sagen, nein, das ist keins. hätte er damit recht? aus seinem blickwinkel sicher.
jedenfalls ist dieser text eine gratwanderung. ich hoffe der versuchung entkommen zu sein, die form über den inhalt zu stellen. wenn mir das gelungen wäre, dann wäre ich sehr zufrieden, wenn nicht, dann habe ich wenigstens klingende sprache geschaffen. und das ist ja auch schon etwas.
in diesem sinne danke für deine gedanken. du bist meiner meinung ein echter meister der schüttelkunst. das bewundere ich an dir. aber du kannst auch wunderbare gedichte schreiben, die nicht geschüttelt sind. und davon würde ich gerne mehr lesen.
lg w.
anmerkung an die redaktion/moderation:
da das ein grundsätzliche überlegung ist, bitte ich darum, diesen text nicht zu verbergen. danke.