dunst erhebt sich aus den wäldern

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dunst erhebt sich aus den wäldern
krähen schreiten auf den feldern
jedes blättchen wippt und tropft
regengüsse gingen über
wald und ackerkrume nieder
hör nur - meister specht - er klopft

klopft an tiefgefurchter rinde
dass er fette larven finde
eh' er suchend weiterfliegt
tropfen fallen aus den wipfeln
prallen ab von tannenzipfeln
bis sich jeder grashalm biegt

voll von wasserperlenketten
feuersalamander retten
sich indem sie bergwärts zieh'n
kleine bächlein gluckern leise
schneiden schneisen auf der reise
und die waldameisen flieh'n

nasse himbeersträucher schwanken
dicke weinbergschnecken zanken
viel zu langsam dass wir's seh'n
rote gummistiefel schmatzen
springkrautsamenkapseln platzen
dort am wegrand wo wir geh'n

hör - der wind bringt neues rauschen
sieh wie sich die blätter bauschen
da - der nächste regenguss!
schön ist so ein wald im regen
und auch nicht ein grund weswegen
man jetzt heimwärts gehen muss

also stapf ich noch ein stückchen
sammle hier und da ein glückchen
ach - wie ist's hier draußen fein!
ist es wahr? kommt da die sonne?
komplettiert die wanderwonne?
sag - was könnte schöner sein!







.aug_2024
 
Zuletzt bearbeitet:

Scal

Mitglied
"dunst erhebt sich aus den wäldern"


Ein erster Blick, ein erster Atemschritt.
Wie die Sprache sich dann einschmiegt ins Zu-, ins Hinfühlen!
Wunderschön, diese sommerlich liedhafte Wanderung!

Lieben Gruß
Scal
 

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Ein erster Blick, ein erster Atemschritt.
Wie die Sprache sich dann einschmiegt ins Zu-, ins Hinfühlen!
Wunderschön
Vielen lieben Dank für dieses umwerfend schöne Lob, lieber Scal!!!

Das freut mich riesig!

Ebenso herzlichen Dank auch an euch, liebe Petra, lieber Uwe, für die schönen Bewertungen!!!

Liebe Grüße,
Claudia
 

sufnus

Mitglied
Hey Fee!
Ja, diese naturtrunkenen Zeilen können selbst einen Stubenhocker wie mich mit Waldessehnsucht erfüllen! Sehr sehr cool! :)
Ich glaube, Du hast in der ersten Version dreizeilige Strophen gehabt (oder hab ich das falsch in Erinnerung?). Jedenfalls finde ich hier die Zusammenfassung zu etwas längerzeiligen Strophen sehr stimmig. Jetzt sind die Strophen durch die Schweifreimklammer von 3. und 6. Zeile verbunden.
Thematisch könnte man hier sogar über 9-zeilige Strophen nachdenken, wobei dann immer eine Reimklammer die Strophengrenzen überspringt. Ich fänd das auch ganz schön - ist aber Geschmackssache und insgesamt nur ein Seitengedanke als Nebenstrecke zu meiner Begeisterung! :)
LG!
S.
 

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diese naturtrunkenen Zeilen können selbst einen Stubenhocker wie mich mit Waldessehnsucht erfüllen! Sehr sehr cool! :)
Ich glaube, Du hast in der ersten Version dreizeilige Strophen gehabt (oder hab ich das falsch in Erinnerung?). Jedenfalls finde ich hier die Zusammenfassung zu etwas längerzeiligen Strophen sehr stimmig. Jetzt sind die Strophen durch die Schweifreimklammer von 3. und 6. Zeile verbunden.
Lieben Dank, lieber sufnus,

für die so aufrichtig geteilte Begeisterung! Die freut mich sehr!

Ja, stimmt. Ich hatte erst die dreizeiligen Strophen, fand das Ganze dann aber zu zerstückelt und auch nicht gut fürs Lesetempo.
Das mit den neunzeiligen Strophen klingt spannend - muss ich mir mal ansehen, wie das wirkt.

Ich wünsch dir einen schönen Tag - mit oder ohne Regen. Im ersteren Falle dann am besten im Wald. ;)

Liebe Grüße,
fee
 

mondnein

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AAB CCB - das ist bestimmt ein "Feste Form", wie bei "Geh aus mein Herz und suche Freud". Sufnus weiß das vielleicht.

grusz, hansz
 

sufnus

Mitglied
AAB CCB - das ist bestimmt ein "Feste Form", wie bei "Geh aus mein Herz und suche Freud". Sufnus weiß das vielleicht.
Hey Hansz,

dieses Reimschema (Schweifreim) wird natürlich ausgiebig verwendet, besonders in "volksliedhaften" Versen.
Das vielleicht bekanntest Beispiel ist "Der Mond ist aufgegangen", also das "Abendlied" von Claudius. Aber auch Paul Gerhardt hat sich häufig dieses Schemas bedient - Du zitierst ihn oben mit einem schönen Beispiel, lieber Hansz.

Ein anderes Lied von Gerhardt schlägt sowohl eine Brücke zum Claudius'schen Mondlied als auch zu Fee's gar nicht abendlichem Waldspaziergang: Nun ruhen alle Wälder. Dieses Lied hat nicht ganz zufällig einige Anklänge an das Abendlied von Claudius, der sich mit seinem Lied ausdrücklich auf den Vorgänger bezog.

Und ich könnte mir vorstellen, dass auch unsere Fee das Gerhardt-Lied ein bisschen im Ohr hatte, beginnt doch auch ihr Waldgesang, wie das Lied von Gerhardt mit "Wälder(n)" und "Felder(n)". Und ganz genau so wie die beiden schönen Schweifreimlieder von Gerhardt und Claudius enden die Zeilen 1, 2, 4 und 5 jeder Strophe mit zweisilbigen Wörtern, bilden also weibliche Kadenzen, während der umklammernde Reim der Zeilen 3 und 6 als männliche Kadenz mit einem einsilbigen Wort realisiert wird. So was hab ich hier auf der Lupe auch schonmal verzapft ("Herzensschläue" - ganz andere Thematik und Sprachbilder) - da hats jedoch nur für drei Strophen gereicht... diese Art der Reimung macht nämlich, ähnlich wie die Zubereitung von Terrassenplätzchen, ein bisschen Extraarbeit. Mithin auch ein extragroßer Extrarespekt für die Fee, die sich hier die Anfertigung von sechs Strophen "zugemutet" hat. Die Leserschaft ist der glückliche Nutznießer.

Eine richtig gehend feste Form, bei der ausschließlich so ein Schweifreim verwendet wird, wüsste ich aber nicht. In Metrum, Sprachhandhabung und Thematik bebdienen "Schweifreim-Sextette" doch ein recht weites Feld (Fee hat z. B. einen Trochäus anstelle der Jamben bei Claudius und Gerhardt verwendet).

LG!

S.
 

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Und ich könnte mir vorstellen, dass auch unsere Fee das Gerhardt-Lied ein bisschen im Ohr hatte
Die Fee muss gestehen: sie kennt weder Paul Gerhardt noch das Lied. *schäm

Herzlichen Dank, @mondnein ,
für den Besuch, die spannende Frage und die schöne Bewertung!
Hab mich sehr darüber gefreut!

LG euch beiden - wieder spannend, was ich da Neues lernen konnte, lieber @sufnus !
Danke auch dafür!

Ach...und beinah vergessen: herzlichen Dank auch, lieber Manfred @Franke und @Tula , fürs Reinlesen und die feine Bewertung!!!!

fee
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe fee, sorry für die vorhergehende Vermännlichung :oops: .
ganz großes Kompliment, ist ein sehr schöner, wortgemalter Sommer-Spaziergang. Ich muss zugeben, dass ich wie sufnus leichte Assoziationen in Richtung EG 503 "Geh aus mein Herz und suche Freud" hatte. Paul Gerhardt hat ja da einiges in dieser Richtung geschrieben, natürlich alles mit dem Schöpfungsgedanken im Hintergrund. Aber es geht auch ohne Gott als Paten, die Natur ist halt schön.
Aber zurück zum Text, ja da kann man sich nur baden drin und sagen "sag- was könnte schöner sein". Es war mir eine große Freude es zu lesen.
Beste Grüße
StM
 

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ja da kann man sich nur baden drin und sagen "sag- was könnte schöner sein". Es war mir eine große Freude es zu lesen.
Herzlichen Dank für dieses schöne Lob, lieber StM!!!!

Hab mich sehr darüber gefreut.
Mit Kirchenliedern bin ich nicht viel in Berührung gekommen. Aber ich kann verstehen, dass sich in ihnen ähnliche "Danksagungen" an die Schönheiten der Natur und ihr "Beglückungspotential" finden. ;)

LG,
fee
 

anbas

Mitglied
Liebe Claudia,

ein wirklich wunderschönes Gedicht, das zu Recht so gut bewertet wurde. Ich schließe mich dem gerne an.
ach - wie ist's hier draußen fein!
Nicht so ganz nach meinem Geschmack ist dieses "ach" - das wirkt auf mich etwas altbacken. Aber mir ist natürlich klar, dass dies eine Frage des Geschmacks ist.

Hallo Redaktioohoon ... einmal auf die Empfehlungsliste setzen, bitte!

Liebe Grüße

Andreas
 

molly

Mitglied
"schön ist so ein wald im regen"

Hallo Claudia,

jetzt erst habe ich Deinen Waldspaziergang entdeckt und bin sehr gerne mitgegangen.

Liebe Grüße
Monika
 

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etwas altbacken. Aber mir ist natürlich klar, dass dies eine Frage des Geschmacks ist.
Das kann ich verstehen, lieber Andreas.

Ich bin eine große Seufzerin vor dem Herrn - insofern ist das "ach" hier mehr als ein Füllsel. ;)
Aber ich weiß, was du meinst. Umso herzlicher mein Dank für
Hallo Redaktioohoon ... einmal auf die Empfehlungsliste setzen, bitte!
;) und für die schöne Bewertung!
bin sehr gerne mitgegangen.
Dafür auch dir, liebe Monika,
ein herzliches Dankeschön!!!! :)

Und dir, lieber Béla @wiesner ebenfalls fürs Reinlesen und die Sternenspende! Hab mich sehr darüber gefreut!

Liebe Grüße euch dreien!
fee/Claudia
 



 
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