Ein kleines Gebilde

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petrasmiles

Mitglied
Ein kleines Gebilde nur.
Für die einen wunderschön, andere finden sein Bild eklig.
Anfangs ist es eine organische Masse, fähig zu kleinsten Zuckungen, die sich mit anderen zu Leitungen verbinden.
Alles ist im Werden, unterwegs, zu verstehen, zu begreifen, sich ein Bild zu machen.
Dann Eintreten in dieses Bild, erst als Objekt, aber zunehmend auch als Subjekt.
Und jede noch so kleine Regung , jeder Impuls verbindet sich mit Innen und Außen, reagiert auf Bilder und schafft sie.
Und hinterlässt dabei ein zartes Netz aus Verbindungen, unaufhörlich.
Nach und nach wird aus der Masse ein komplexes Netzwerk, speichert Wissen, lernt, Fragen zu stellen und Antworten zu geben.
Von Anfang an sind da Gefühle, die sich als Reiz manifestieren, selbst Impulse empfangen und mit den rationalen Sinneswahrnehmungen ein untrennbares Ganzes bilden.

Irgendwann ist es sein eigener Kosmos, das Abbild einer individuellen Welt mit Geltungsanspruch.
Manche Gehirne werden im Laufe der Zeit träge.
Die Impulse verzucken in bekannten Bahnen. Ihnen scheint die Kraft zu fehlen, neue Linien zu bilden.
Andere bemühen sich um eine feste Struktur und lassen die Synapsen im Geheimen hüpfen.
Wieder andere kommen den Impulsen gar nicht mehr nach und müssen ständig aufräumen.

Es altert, kann krank werden, braucht wieder viel Aufmerksamkeit.
Es ist ein großes Glück, wenn da durch eine neue Erfahrung Synapsen getickelt werden, man dem Impuls in Echtzeit folgen zu können scheint und sagen kann:
Ach, so ist das!
 

Matula

Mitglied
Und am Ende wird es Teil des großen Universalgedächtnisses, das die Welt halluziniert !

Sehr gern gelesen,
herzliche Grüße,
Matula
 
Meine Bewunderung, liebe Petra, gilt mehr deinen neurobiologischen Kenntnissen und der sie vermittelnden Sprachkunst als dem Gegenstand selbst. Halten zu Gnaden, wenn dein Leser auf den Einfall kommt, angesichts so häufiger Fehler im Getriebe könnte ein grundlegender Konstruktionsmangel vorliegen. Oder würde die Evolutionsbiologie etwas erklären können: Ist tierischen Urahnen der Übergang vom See- zum Landbewohnen nicht ganz geglückt - oder liegt's am aufrechten Gang und seinen schwerwiegenden Nachteilen? Und wie sieht es denn mit der Autonomie jenes Organs bzw. seines Inhabers aus? Mein armer Kopf funkt gerade dazwischen und behauptet. mich könnte ebenso ein Rasenmäherroboter in Erstaunen setzen, den ich doch auch nicht wirklich bewundere.

Augenzwinkernd
Arno
 

petrasmiles

Mitglied
Ich freue mich sehr, lieber Arno, dass ich Dich inspirieren konnte zu so einer Antwort.
Aber Du stellst schon die richtige Frage: Warum geht da so viel schief?
Tja, freuen wir uns an Gelungenem.

Liebe Grüße
Petra
 

Maria O

Mitglied
Liebe Petra,
gern habe ich diesen Text gelesen.
Materie ist aber nicht die Essenz, sondern der Geist formt das Fleisch. ICH ist mehr als der sichtbare Körper, formt diesen, fühlt, überlegt und ist Erinnerung, die im Geistigen jetzt ist. Cogito ergo sum heißt nicht: Ich denke, also bin ich. Sondern: ICH denke, also existiert mein ICH.
Habe sehr lange gebraucht, bis ich dies verstanden habe.
Liebe Grüße
Maria
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe Maria,

die Frage nach der 'Essenz' und dann noch die des Lebens, die ist mir zu groß, als dass ich sie beantworten könnte, oder nur beantworten wollte.
Sie ähnelt mir auch der Frage nach dem Huhn und dem Ei - der Geist kann sich ohne das Fleisch nicht manifestieren, also worüber sollte man 'urteilen'? ich kann schon das Bedürfnis nicht verstehen.
Über Deine Interpretation von cogito ergo sum muss ich noch länger nachdenken - danke für die Anregung.

Liebe Grüße
Petra
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Maria

Materie ist aber nicht die Essenz, sondern der Geist formt das Fleisch. ICH ist mehr als der sichtbare Körper, formt diesen, fühlt, überlegt und ist Erinnerung, die im Geistigen jetzt ist. Cogito ergo sum heißt nicht: Ich denke, also bin ich. Sondern: ICH denke, also existiert mein ICH.
Habe sehr lange gebraucht, bis ich dies verstanden habe.
Sieht eher nach dem Gegenteil aus, Geist scheint eine neurochemische Reaktion zu sein, unfrei und bis zur Obzönität an die Fleischlichkeit gekettet. Was witzig wäre, denn dann hat der Glaube, es sei andersherum (der ja doch ...angenehmer ist) etwas von einem Butler in einem Schloss, der allen aus wahrhaftiger Überzeugung heraus erzählt, er habe lange gebraucht um zu verstehen, dass er der Schlossherr ist. Aber wer weiß... wenn der Butler fehlt, läuft auch nichts mehr.


Allerdings solltest du bei Descartes nochmal ansetzen, das Argument ist logisch völlig inkonsistent: ICH denke, also existiert mein ICH. Das ist, als wenn du sagen würdest: WASSER gibt es, also existiert WASSER.

Du kannst nicht voraussetzen, was du beweisen willst.

LG
Patrick
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Patrick,

das finde ich jetzt sehr schön, dass Du hier ein paar Antworten gegeben hast - das Beispiel mit dem Butler ist unschlagbar :)

Allerdings hat sich Maria ein bisschen beleidigt wieder absentiert, also rechne nicht mit einer Antwort.

Liebe Grüße
Petra
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Oh, nun, ich habe gerade ihre Kommentare und Werke gelesen.
Ja, Konfliktpotenzial ist sicherlich vorhanden, schade drum, das macht das Forenleben eigentlich interessant.
In Maßen, versteht sich. ;)

LG
Patrick
 

petrasmiles

Mitglied
Ja, finde ich auch, denn nur andere Positionen fordern uns auf, uns selbst kritisch zu hinterfragen - und das ist keine Einbahnstraße.
Kann man nichts machen.

Liebe Grüße
Petra
 



 
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