Ein Märchenbuch zu Weihnachten

Alenka

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Die Lichterketten funkelten im Dunklen. Nia lief leise zu dem reich geschmückten Weihnachtsbaum im Wohnzimmer ihrer Eltern. Es sollte bloß keiner mitbekommen, dass sie sich heimlich schonmal alle bunt eingepackten Geschenke besah.
Während sie unter die ausladenden tiefgrünen Zweige der Tanne krabbelte um ein unordentlich in rotes Papier eingeschlagenes Geschenk zu verstecken, fiel ihr ein in blaues Papier eingepacktes Geschenk auf. Es war nicht besonders groß oder schwer. Aber ihr Name war in großen Buchstaben auf der Mitte des blauen, unscheinbaren Päckchens geschrieben.
Nia packte die Neugier, was da wohl drin sein mochte.
Sie überlegte kurz, legte das unordentlich eingepackte Geschenk aus ihren Händen und besah sich ihr Weihnachtsgeschenk genauer. Nichts wies darauf hin, was darin sein mochte oder von wem es kam.
Nias Neugier wurde immer größer.
Sie wusste, dass die Bescherung erst in einigen Stunden sein würde. Vorher säße die Familie noch zu einem Weihnachtsessen zusammen und dann würde noch gesungen und gespielt. Bis irgendwann aus dem Nichts ein bimmelndes Glöckchen die Weihnachtsbescherung ankündigt.
Also nach dem Verständnis einer 10 Jährigen würde es noch eine Ewigkeit dauern, bis man sich auf die Geschenke stürzen könnte.
Nia wägte ab. Noch eine solange Zeit warten oder einfach jetzt ganz heimlich und versteckt das Geschenk öffnen, einmal hineinschauen und es dann wieder ganz unauffällig zumachen und zurücklegen. ODER: Warten bis die Glocken bimmelten und die Eltern sagen würden es wäre jetzt an der Zeit für die Geschenke.
Nia nahm sich das blaue Päckchen, legte sich möglichst versteckt unter die tiefsten Zweige des Christbaums.
So verborgen und umhüllt vom Duft der Tannennadeln öffnete sie vorsichtig das Geschenk.
Ein kleines Buch mit einem reich verzierten Einband fiel ihr in die Hände. 'Zauberhafte Märchen' las Nia.
Sie konnte sich an all den Schnörkeln gar nicht satt sehen und war jetzt nur noch neugieriger. Also schlug sie das Buch auf und blätterte vorsichtig die erste Seite um.
Wieder entzifferte sie zauberhafte Märchen. Sie blätterte weiter und fing an zu lesen.
Gefangen in der Welt der schwarzen auf weißes Papier gedruckten Buchstaben, rettete Nia Prinzessinnen und rätselte mit den Helden, wie die ihnen gestellte Aufgaben zu lösen seien. Sie fühlte mit den magischen Wesen und fürchtete sich vor Drachen...


„ Nia komm da raus, das Essen ist fertig und deine Geschenke laufen dir schon nicht davon.“

Nia erschrak und stieß mit ihrem Kopf prompt an einen Holz Engel. “Mama ... Ich ... Ich habe gerade einen Drachenschatz gefunden“, stammelte Nia und hielt ihrer Mutter das Märchenbuch hin.



Noch Jahre später behauptete Nia, wenn man sie fragte was das beste Geschenk gewesen sei, dass sie je bekommen hat. „ Ein Märchenbuch zu Weihnachten als ich 10 Jahre alt war.“
 



 
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