Ein schlimmer Tag

molly

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Ein schlimmer Tag

Wie an jedem Werktag richteten sich die Pfeffermännchen für die Arbeit auf dem Bauernhof. Diesmal ging sogar Grünter mit, er wollte im Blumengarten der Bäuerin beim Unkraut jäten helfen.
Sorgfältig schloss Roto die Haustür ab. Azuro sagte: "Niemand passt heute auf unser Häuschen auf. Hoffentlich bekommen wir keinen Besuch.“ Grünter meinet: „Wenn Willibald, der Riese, uns besuchen will und nicht antrifft, geht er zum Bauern. Er weiß, dass wir dort arbeiten.“ Gelbert fragte: „Und wenn der Räuber kommt?“ Aazuro meinte: „Ich habe schon eine Weile nichts mehr von Kunibert und seiner Kunigunde gehört, vielleicht sind sie fortgezogen.“
„Das wäre wunderbar", seufzte Roto.

Aber Kunibert und seine Räuberfrau dachten nicht ans fortziehen. Hätten sich die Pfeffermännchen ein bisschen aufmerksamer umgeschaut, so wäre ihnen sicher ein Haarnetz unter ihrem Tannenbaum aufgefallen und dieses Haarnetz gehörte Kunigunde. Die beiden Räuber lagen still auf dem Boden und beobachteten die Pfeffermännchen.
Kunibert wartete, bis alle Pfeffermännchen auf dem Bauernhof verschwunden waren, dann flüsterte er: „Die kleine Kerle überlassen uns freiwillig ihr Häuschen. Los, Kunigunde, machen wir uns an die Arbeit.“
Der Räuber nahm seine Schleuder und schoss damit einen Stein ins Stubenfenster. Die Scheibe klirrte und zersprang. Kunibert warf sich wieder auf den Boden. Wenn Bauer Merten den Schuss gehört hatte, würde er nachsehen. Die beiden Räuber zählten langsam und leise bis zwanzig, doch der Bauer kam nicht.
„Jetzt sind wir sicher", sagte Kunigunde, "komm, wir klettern ins Haus." Vorsichtig entfernten sie die restlichen Splitter im Fensterrahmen. Kunigunde stieg durch das offene Fenster ins Stübchen hinein und öffnete dem Räuber die Haustür.
"Der Kuchen steht noch auf dem Tisch“, bemerkte Kunibert.
„Koch du Kaffee, ich decke den Tisch“, sagte Kunigunde. Sie holte Eier, Milch, Käse, Brot, Schinken, Zucker, Honig und Marmelade aus dem Schrank. Kunibert stellte dampfenden Kaffee auf den Tisch. Dann aßen sie beinahe alles auf. Sie schmatzten, schlürften und schleckten sich zum Schluss alle zehn Finger ab. So ein leckeres Frühstück hatten sie schon lange nicht mehr gegessen. Nur die leeren Eierschalen, zwei Käserinden, ein Klecks Honig und das schmutzige Geschirr blieben auf dem Tisch zurück. Der Räuber rekelte sich zufrieden und klatschte sich auf den vollen Bauch. Dabei rülpste er so laut, dass Kunigunde ihm erschrocken den Mund zuhielt. "Sei still, Mann, sonst erwischen sie uns noch“, zischte sie. "Steh endlich auf, wir sind nicht hier, um einen Schläfchen zu halten“, schimpfte sie weiter. Kunibert erhob sich seufzend. Er holte zwei Tüten aus seiner Jackentasche und da hinein legten sie alles, was sie den Pfeffermännchen raubten: das Mau- Mau- Spiel, die Tüten mit den Gummibärchen, Schokolade, 2 Gläser Erdbeermarmelade, zwei Handtücher, den Honigtopf und das Einkaufsnetz. Vorsichtig schlichen sie aus dem Haus und verschwanden mit ihrer Beute im Wald.

Am späten Nachmittag kehrten die Pfeffermännchen müde von der Arbeit zurück.
Roto öffnete die Haustür. Starr vor Schreck blieb er im Eingang stehen. Die Schrankschubladen lagen auf dem Boden, Essensreste und schmutziges Geschirr türmten sich auf dem Tisch, und die Stühle waren umgefallen. Die anderen Pfeffermännchen schoben Roto vorwärts. Azuro rief: „Was ist denn da passiert“? Wer hat unser schönes, gemütliches Stübchen verwüstet?" klagte Grünter. "Wie in einem Schweinestall sieht es hier aus", schimpfte Gelbert. Roto entdeckte, dass im Fenster die Glasscheibe fehlte. „Räuber waren da, sagte er grimmig und stürmte mit den anderen zum Bauernhof zurück. Bauer Merten wunderte sich sehr, als er die Pfeffermännchen wieder sah. „Habt ihr was vergessen?" fragte er. Die Pfeffermännchen schüttelten betrübt den Kopf und berichteten von dem Einbruch.
Bauer Merten eilte mit großen Schritten zum Telefon, rief den Polizeiinspektor Stutzhuber an und erzählte ihm alles. Als er den Hörer auflegte, sagte er: „Geht in euer Häuschen, der Inspektor besucht euch gleich und er klopft drei Mal an die Tür."
Nachdem der Inspektor von dem Einbruch erfahren hatte, setzte er seine Baskenmütze auf und band sich einen Schal um den Hals. Dann schwang er sich auf seinen Motorroller und fuhr zu den Pfeffermännchen. Diese saßen, eins hinter dem anderen, auf der Wendeltreppe und warteten auf den Polizeiinspektor. Er klopfte dreimal, Roto sah durchs Schlüsselloch und öffnete ihm.
"Ich bin Polizeiinspektor Stutzhuber", sagte er und setzte sich auf den Boden. "Schrecklich, einfach schrecklich, wie das hier aussieht!“ Er deutete auf den runden Tisch. "Da stehen zwei schmutzige Teller und Tassen, also waren zwei Räuber hier, stellte er fest. „Das sieht nach Kunibert und Kunigunde aus", meinte Azuro.
Inspektor Stutzhuber trommelte mit seinen Fingern auf die Tischplatte. „Höchste Zeit, dass wir die beiden erwischen", sagte er.
Er zog sein Notizbuch aus der Tasche und fragte: „Wisst ihr schon, was sie geraubt haben?“
Roto antwortete: „Das Mau- Mau- Spiel fehlt und der Honigtopf, bestimmt noch mehr Sachen, aber wir haben nicht nachgeschaut.“
Inspektor Stutzhuber versprach, gleich am nächsten Tag im Wald nach den Räubern zu suchen und verabschiedete sich von den Pfeffermännchen.
Sie räumten ihr Stübchen auf. Grünter versprach,am nächsten Morgen eine neue Fensterscheibe einzusetzen und Fensterläden zu bauen, die nicht so leicht vom Fenster entfernt werden konnten. Er sagte: Wenn ich auch nicht Zuhause bin, schließen wir die Fensterläden zu.“

An diesem Abend versäumten sie sogar den Sonnenuntergang. Dunkel und kalt stand die Nacht am Himmel. Der Wind drang ungehindert in das Stübchen. Roto und Grünter hängten ein Stück Stoff vor die Fensteröffnung. Als sie die Wendeltreppe ins Schlafstübchen hinauf stiegen, murmelte Roto: „Ich bin so froh, dass ich nicht mehr allein im Häuschen lebe.“ Sie sanken erschöpft in ihre Betten, drehten sich auf die Seite und schliefen ein.


Raten:

Hoffentlich werden die Räuber bald gefasst!
Was haben die Pfeffermännchen am Abend verpasst?

Souuǝunuʇǝɹƃɐuƃ
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(c)Monika Rieger
 



 
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