Eine Adventsgeschichte Teil 17 von 24

ArN

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Der verschwundene Weihnachtsbaum
Eine Adventsgeschichte in 24 Teilen
17.Dezember​

„Was sind ERDMÄNNER?“, fragte Emanuel den neuen Koboldkönig Gamma.
In der Mitte der Tische stand der Weihnachtsbaum und um den Baum herum waren viele Erdhügel zu sehen, die immer größer wurden.
„Das sind ganz dreckige und unhöfliche Gesellen, die wirst du schon gleich zu sehen bekommen.“, antwortete Gamma.
Schon brach ein Erdhügel auf.
Zum Vorschein kam ein Wesen, nicht größer als die Kobolde aber viel hässlicher anzusehen.
Das Wesen hatte lange, verfilzte, schwarze Haare und seine Kleidung war total verschmutzt.
In den Händen trug der Erdman eine, für seine Körpergröße, riesige Schaufel mit der er die Erde beiseite schaufelte.
„Das letzte Mal hatten wir vor fünfzig Jahren mit ihnen zu tun, den sie leben eigentlich für sich allein unter der Erde und kommen nur ganz selten ans Tageslicht. Ich möchte mal wissen was sie jetzt hier wollen.“, führte Gamma seine Erklärung fort.
Immer mehr Erdmänner kamen aus dem Waldboden zum Vorschein und gingen auf den Weihnachtsbaum zu.
Die Kobolde, die gerade noch fröhlich ihren neuen König gefeiert hatten, waren von ihren Plätzen aufgesprungen und zielten mit Steinschleudern auf die Erdmänner.
„Geht weg von dem Baum!“, schrie einer der Kobolde und schleuderte einen kleinen Stein.
Geschickt schlug der Erdmann den anfliegenden Stein mit seiner Schaufel aus seiner Flugbahn.
„Halt! Aufhören mit dem Steineschleudern!“, rief Gamma erbost.
„Warum fragt ihr die Erdmänner denn nicht danach was sie hier wollen?“, fragte Justin.
„Leichter gesagt als getan.“, sagte Gamma.
„Die Erdmänner waren schon immer unhöflich und sprechen nicht mit uns.“
Direkt vor Emanuel war plötzlich ein Erdmann aufgetaucht und streckte seine schmutzigen Finger nach dessen Kopf aus.
Die Finger des Erdmanns berührten Emanuels Stirn und der Junge stand nur da und lächelte plötzlich.
„Was soll das? Lass sofort deine Pfoten von dem Kleinen!, rief Gamma und stieß das schmutzige Wesen weg.
„Seid ihm nicht böse.“, beruhigte Emanuel seinen Bruder und den Koboldkönig.
„Das ist ihre Art zu sprechen, anders können sie es nicht. Er spricht direkt in die Köpfe hinein ohne seine Lippen zu bewegen. Er hat mir gesagt, dass er mit dir reden will.“
„Warum hat er so zu dir gesprochen und nie zu uns?“, fragte Gamma misstrauisch.
„Er hat mir gesagt ihr habt die Erdmänner nie so nah an euch gelassen. Als er mich sah, hat er seine Chance ergriffen. Rede bitte mit ihm“, erklärte Emanuel.
„Na gut, ich will es mal versuchen.“, sagte Gamma und ließ sich von dem Erdmann an der Stirn berühren.
Die Kobolde hatten noch immer ihre Steinschleudern gespannt und zielten auf die anderen Erdmänner, bereit sofort ihre Steine zu werfen.
Nach zwei Minuten löste das Wesen seine Finger von Gammas Stirn und schaute diesen fragend an.
„Es ist einfach unglaublich!“, rief der neue Koboldkönig aus und berichtete von seinem Gedankengespräch.
„Wir haben die Erdmänner immer missverstanden und uns von ihrer äußeren Erscheinung beeinflussen lassen. Sie kommen nur ganz selten an die Erdoberfläche und sammeln glitzernde Dinge, die sie mit ihrer Energie aufladen können. Diese Gegenstände leuchten dann für fünfzig Jahre und erhellen die Höhlen von ihren Kindern. Die erwachsenen Erdmänner und Erdfrauen haben keine Angst in der Dunkelheit, aber die Kinder brauchen dieses Licht. Als sie nun euren Weihnachtsbaum mit dem vielen Glitzerdingen gesehen haben, wollten sie diese mit in ihr Erdreich nehmen. Nun wollen sie wissen ob sie die Kugeln und das Lametta haben dürfen.“
„Das mit dem Licht für die Kinder kann ich gut verstehen.“, sagte Emanuel mitfühlend.
„Ich denke auch wir können dieses Jahr mal auf die Kugeln und das Lametta verzichten. Die Erdmänner können ruhig alles haben.“, meinte Justin.
Nachdem Gamma den Erdmännern die frohe Botschaft übermittelt hatte fingen sie an den Baum abzuschmücken.
Mit allen Kugeln, dem Lametta, der Spitze und sogar mit der Lichterkette, verschwanden die Erdmänner wieder im Erdboden.
„Die hätten sich aber mal ruhig bedanken können.“, sagte Justin zu seinem Bruder.
„Ich glaube die sind so lang unter sich und merken gar nicht wie unhöflich sie wirken.“, vermutete Emanuel.
Der Weihnachtsbaum sah nun aus wie ein gewöhnlicher Tannenbaum, ohne allen Schmuck.
„Hört ihr das auch?“, fragte Gamma plötzlich.
Sofort wurden alle ruhig und lauschten.
Zu hören war eine leise, traurige Melodie, wie von einer hölzernen Blockflöte gespielt.
Dann raschelte und knisterte es laut bei den Laubbäumen.

Wer spielt die traurige Melodie?
Kommen die Erdmänner zurück?

Fortsetzung folgt am 18.Dezember​
 



 
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