Eine Feldmaus sucht Abenteuer

LUPESIWA

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Eine Feldmaus sucht Abenteuer

Neugierig lugt eine kleine Feldmaus aus ihrem Erdloch. Es ist ein Tag wie jeder andere. Sie lebt hier mit ihrer großen Mäusefamilie. Flink flitzt sie über den riesigen Acker.
Durch die tägliche Suche nach Gras, Samen und Getreidekörner, das fressen Mäuse gerne, kennt sie jede Ecke auf dem Feld. Das ist ihr so langweilig. Am liebsten möchte die kleine Maus einmal etwas Neues erleben.
Also saust sie im Zick Zack bis zum Feldrand, krabbelt den kleinen Hang hoch und schwups steht sie mitten auf einem Weg. Der Sand knirscht und andere komische Geräusche kommen auf sie zu.
Da bekommt sie Angst, hopst los und landet in einem Tümpel mit Wasser. Geschwommen ist die Maus noch nie. Ehe sie es versuchen kann, wird sie am Fell gepackt und durch die Luft geschwenkt.
Ein Graureiher steht mitten im Tümpel und hält sie in seinem kräftigen Schnabel.
„Eh, lass mich wieder runter, du langes Stelzbein!“, piepst die kleine Maus erbost, so laut sie kann.
Erstaunt äugt der Reiher in die runden Knopfaugen seiner Beute und lässt sie überrumpelt fallen, mitten in das dichte Schilf.

„Glück gehabt!“, quakt es neben ihr. „Wer bist du eigentlich? Und wie kommst du hier her?“
„Wer bist du denn?“, piepst die Maus patzig zurück. Sie ist von dem Schreck noch ganz außer Atem.
„Ich bin ein Frosch, besser noch, der Froschkönig. Und der Tümpel ist mein Reich!“, quakt der große Grüne und dreht sich beleidigt weg.
Dabei sieht er einen riesigen Schatten. Die graue Wildkatze aus der Gegend hat sich leise herangepirscht und schwups, haut sie ihre breite Pfote auf die kleine Maus.
Oh je, denkt der Frosch, die ist hin. Das tut ihm doch ein bisschen leid. Mit ohrenbetäubenden Quaken hüpft er auf die Katze zu.
Die springt vor Überraschung einen Schritt nach hinten und die Maus ist frei. In Windeseile saust sie dem Frosch hinterher und hockt sich im dichten Schilf neben ihn.
„Du hast mich gerettet, danke, willst du mein Freund sein?“, piepst die kleine graue Feldmaus leise und schaut treuherzig mit ihren Knopfaugen hoch zu dem viel größeren Frosch.
„Na meinetwegen“, quakt der gönnerhaft und schwingt sich wohlgemut von Blatt zu Blatt.
Da kann die kleine Maus nicht hinterher. Aber sie saust in der Zeit viele Male um den Tümpel herum.
Danach ruhen sie sich in den letzten Sonnenstrahlen aus.

Auf dem Weg geht es munter zu. Viele Menschen laufen hin und her, Hunde sind auch dabei. Die beiden neuen Freunde bleiben in Deckung. Zwei Kinder kommen direkt auf ihr Versteck zu.
„Schau mal!“, ruft das Mädchen plötzlich. „Hier sitzt ein großer dicker Frosch.“
„Dann fang ihn ein!“, antwortet ein Junge, „du hast doch ein Glas dabei.“
Ehe der Frosch weghüpfen kann, ist er gefangen. Es ist eng und er kann nichts sehen.
Die kleine Maus saust aufgeregt durch das Gras. Fieberhaft überlegt sie, wie sie ihm helfen könnte. Dann nimmt sie ihren ganzen Mut zusammen, flitzt zwischen die Kinder und krabbelt auf ihren Armen herum.
„Hilfe, eine Maus!“ Das Mädchen quiekt laut, springt hoch und schmeißt dabei das Glas um.
Der Frosch ist wieder frei und versteckt sich im hohen Schilf neben der Maus.
„Jetzt hast du mich gerettet“, quakt er anerkennend. „Jetzt sind wir quitt!“

Die kleine Feldmaus besucht jeden Tag ihren Freund. Sie gehen gemeinsam auf Nahrungssuche und entdecken immer wieder etwas Neues.
An einem Morgen wartet der Frosch vergebens. Laute Geräusche haben ihn geweckt und er sieht, wie sich die scharfen Schaufeln eines Pfluges in die Erde graben. Der Bauer bereitet das Feld für die nächste Aussaat vor.
Die kleine Feldmaus musste über Nacht mit ihrer Familie den Ort wechseln. Jetzt wohnt sie viele Felder weiter, zu weit, um ihren Freund zu besuchen.
Der Frosch sitzt lange auf dem höchsten Blatt, pustet seine weißlichen Schallblasen auf und quakt wehleidig bis zur Dämmerung.
Dabei ist er sehr unvorsichtig. Zu spät bemerkt er den großen Schatten am Himmel. Wie ein Pfeil schießt ein Mäusebussard herab, packt ihn mit scharfen Krallen und schwebt mit ihm hoch in die Lüfte.
 



 
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