Eine Geschichte von Morgen

4,00 Stern(e) 1 Stimme

Mortidus

Mitglied
Wie ich heiße? Äh… Keine Ahnung. Ich weiß, dass klingt erstmal etwas komisch, aber lass es mich erklären. Die
Wächter nennen mich Titus. Wie alt ich bin? Auch eine gute Frage – ok, du fängst jetzt schon an zu nerven – aber
immer hin eine relevante und berechtigte Frage. Möglicherweise 183 Tage, wobei ich das sehr bezweifle, auch
wenn es das naheliebendste ist. Aber bevor ich dir mehr über mein seltsames Leben und dieses seltsame
Universum, sowie die Geschichte, wie ich ein… bestimmtes Mädchen und einen Mann aus Stahl kennengelernt
habe, erzähle erstmal mehr zu mir – die einsame und zunehmend unbedeutende Nebenfigur dieser Geschichte.
Was wäre wohl passiert, wenn ich mich umgebracht hätte? Wir werden es wohl vorerst nicht erfahren. Also
zurück zu mir. Das Erste, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich hier auf diesem recht einfachen Bett mit
fürchterlichen Kopfschmerzen aufgewacht bin. Bequem ist es nicht wirklich, auch wenn ich nur den Fußboden
als Vergleichsobjekt habe. Es genügt, um die viele einsame Zeit rumzubekommen. Man kann an die Decke
starren, man kann in die Lampe starren… und dann wieder an die Decke. Den ganzen Tag. Die Tür ist zusätzlich
mit einem weißen Polster überzogen, während die Wände ausschließlich aus einem weißen, harten Material
bestehen, das die Wächter als Plexiglas oder so ähnlich bezeichnet haben. Polymethylmethacrylat, wie ich mal
gelesen habe, doch dazu kommen ich später. Drängle nicht so! Es ist ganz glatt und man kann es gut künstlerisch
bearbeiten. Mit Hilfe eines präparierten Stiftes habe ich riesige Bilder in die Wände geritzt. Bilder, wie ich mir
diese unglaubliche Welt dort draußen vorstelle. Irgendwann will ich unbedingt mal dort hin. Dort raus in diese
Welt. Der Boden ist mit einem kurzen Teppich bedenkt und natürlich genauso zum Kotzen weiß, wie der Rest.
Von der Decke herab hängt die erwähnte, einfache Lampe, die einfach immer leuchtet und extrem heiß ist. Also
bitte nicht anfassen. Ansonsten habe ich hier noch einen Schreibtisch ohne Stuhl, der eigentlich auch mal weiß
war. Mit dem Stift, den man so schön klicken lassen kann, sowie weiteren Buntstiften – einem Roten, einem
Blauen und einem Grünen, falls es jemanden interessiert. Vermutlich eher nicht, oder? – habe ich die gesamte
Tischplatte in ein riesiges Kunstwerk verwandelt. Die Wächter fanden das nicht so lustig. Die sind aber sowieso
immer schlecht gelaunt. Mir stehen zwar immer zwei Blattpapier zur Verfügung, aber die forme ich lieber zu
Papierkugeln und werfe damit die Wächter ab. Haben sie auch irgendwie verdient. Und dann wäre da noch dieses
Buch. Schwarzer, dicker Einband und ansonsten nur leere Seiten mit – naja du weißt schon welcher Farbe.
Nachdem ich etwa zwei oder vielleicht drei Tage in diesem Raum gewesen bin, wurde es mir gegeben. In dieses
Buch sollte ich jeden Tag schreiben, was ich denke und fühle. Was für ein Quatsch. Woher ich das Schreiben
kann, weiß ich nicht. Am besten einfach nicht drüber nachdenken. Von einer jungen Ärztin in weißem Kittel und
manchmal wechselnden Haarfarben werden mir jeden neuen Tag diese Dinger gebracht. Aktuell hat sie glaube
ich rote Haare. Sie nennt es Medikamente. Ich würde diese ganze Geschichte als den Inbegriff von suspekt
bezeichnen, wenn sie nicht so seltsam freundlich wäre. Ist euch außerdem mal aufgefallen, wie anders diese
Frauen aussehen? Und als ich mir beim Bilder ritzen „unbeabsichtigt“ wehgetan habe, kam sie recht zügig zu mir
und versorgte meine Verletzung. Das fühlte sich irgendwie seltsam gut an. Egal. Was aber nun ein Tag ist, hat mir
natürlich keiner verraten. Zum Glück bin ich ja schlau genug. Nachdem mir aufgefallen war, dass diese Frau jedes
fucking Mal, wenn sie in meinen Raum kommt, sagt: „Guten Morgen, Titus. Ein neuer, ungenutzter Tag wartet.“,
habe ich festgelegt, dass immer genau dann ein Tag beginnt. Wie kann man nur so konsequent wie eine
Schalplatte arbeiten? Genervt ziehe ich mir jedes Mal die Decke über den Kopf, aber es hilft natürlich nichts. Kurz
darauf schmeißt sie mich eh aus dem Bett. Diese „Tage“ vermerkte ich als Kästchen mit fortlaufenden Nummern
in einer Art Kalender auf der letzten Seite des Buches. Stutzig macht mich seit Anfang an, dass sich in jeder Ecke
dieses Raumes an der Decke ein schwarzer Kasten – total unauffällig – mit einem gläsernen Ding drin befindet.
Ich vermutete, dass dieses Ding mich beobachten kann. Eine Kamera. Ein Weiteres dieser vielen Wörter, die mir
ständig einfach so durch den Kopf schießen ohne dass ich nur einen blassen Schimmer davon habe, was sie
eigentlich bedeuten sollen. Ursprünglich stand mein Bett mitten im Raum und der Tisch an der Wand gegenüber
der Tür. Da ich auf mehrfache Anfrage und Aufforderung jedoch keinen Stuhl bekommen habe, zog ich ihn
einfach an mein Bett heran. Die Wächter in ihren schwarzen Rüstungen fanden das am Anfang nicht so lustig und
stellten ihn kurzer Hand wieder zurück an die Wand. Ein über Tage dauerndes Geräume ließ mich schlussendlich
als Sieger übrig. Ich sah das als eindeutigen Erfolg und als ersten Schritt des Widerstandes gegen was auch immer.
Bevor ich es vergesse, immerhin könnte es für die Geschichte relevant sein: Angrenzend an diesen Raum, an der
Wand rechts von der Tür, befindet sich noch ein kleines Badezimmer mit dem Nötigsten. Dusche, Waschbecken
und WC. Verbunden sind die Räume lediglich durch einen Türrahmen, ohne eingesetzte Tür. Auch im Bad ist alles
aus diesem Kunststoffzeug. Das Waschbecken und die Toilette selber sowie die milchige Tür vor der Dusche. Ich
habe bereits versucht etwas kaputt zu schlagen, was aber nur in einer stark schmerzenden Hand endete. Hier
scheint wirklich alles bis ins kleinste Detail durchdacht zu sein. Meine Kleidung ist natürlich sehr
abwechslungsreich. Jeden Tag bekomme ich frisch gewaschene, olivgrüne Kleidung. Ein T-Shirt, eine Hose, weiße Unterwäsche und Socken. Schuhe habe ich nicht. Brauche ich aber auch nicht, da ich hiersowieso nicht raus darf.
Das Umziehen ist jedoch eine Kunst für sich. Selbst im Badezimmer ist so ein schwarzer Kasten. Einziger Ausweg:
die Dusche. Wenn die Tür zu ist, kann ich zwar gerade noch so oben drüber gucken, dieser Kasten jedoch nicht.
Und als Geheimtipp von mir: wenn du weinen musst, am Besten in die Dusche gehen.
Seit noch nicht allzu langer Zeit darf ich mir sogar Bücher aus der Bibliothek ausleihen, unter Rückgabe der Alten
versteht sich. Ich soll ja keine eigene aufmachen. Wenn man mein Zimmer verlässt, kommt man direkt in einen
schmalen kurzen Gang. Nach rechts weg folgt nach wenigen Metern eine dunkelblaue Wand. Das sieht total
seltsam aus, da der Rest in ein sehr weiches Beige gehüllt ist. Nach links geht es zur Bibliothek. Auf ungefähr
halber Strecke passiert man eine schmale silberne Tür auf der Rechten und eine Tür auf der Linken, die exakt wie
meine aussieht. Geradeaus trennt sich dann der Gang. Nach links im 45 Grad Winkel folgt eine große Doppeltür.
Nach rechts geht es in die mit Regalreihen gefüllte Bibliothek. Eine Sache ist aber ganz wichtig: ich darf mir nur
Bücher aussuchen, die nichts mit dem da draußen, der „Außenwelt“, zu tun haben. Mehrere der Bücheregale
sind daher komplett für mich gesperrt. Und das Besondere: mein Raum hat zwar kein Fenster, aber die Bibliothek
hat welche. Sogar ganz große. Davor stehen große Monster, die in letzter Zeit immer grüner geworden sind. Da
ich mit der Zeit merkte, dass mein psychischer Zustand sich veränderte suchte ich mir zu dem Lesen noch eine
weitere Beschäftigung. Das mit dem psychischen Zustand habe ich übrigens aus einem der verbotenen Bücher
über das menschliche Wesen. Ich denke ich bin einfach zu clever für meine Wächter. In der Bibliothek hatte ich
ein Buch über das Falten von Papier gesehen. Als plötzlich sogenannte Papierflugzeuge aus rausgerissenen
Bücherseiten über die Regale flogen, erschrak sich einer der Wächter so sehr, dass dieser beim Kauen
zusammenzuckte, sich verschluckte und sein Essen fallen ließ. Sein Kollege brach daraufhin in Tränen aus und
kriegte sich gar nicht mehr ein. Oder Verstecken spielen mögen sie auch sehr gerne. Wenn die Wächter dann
irgendwann sagen, dass ich zurück muss, verstecke ich mich zwischen, in oder auf den Regalen. Wenn sie dann
mit suchen beschäftigt sind, schleiche ich mich unbemerkt aus der Bibliothek. Zumindest meistens klappt es.
Man darf es halt nicht zu häufig versuchen und nicht immer bei den Selben. Während sie also noch zwischen den
Regalen hin und her kriechen und nach mir suchen, habe ich genügend Zeit, um die angrenzenden Zimmer zu
erkunden. Leider war das andere Zimmer bisher immer verschlossen. Nur die silberne Tür stand schon mal einen
Spaltweit offen und ich konnte beobachten, wie die Ärztin irgendwelche bunten Flüssigkeiten zusammenkippte.
Im Endeffekt war es einfach nur langweilig. Irgendwann setze ich mich dann immer auf mein Bett und warte. So
kann man die panischen Gesichter der Wächter am besten begutachten, wenn sie dann nach einiger Zeit ins
Zimmer gestürmt kommen und in ihr wildes Geschimpfe übergehen. Leider gibt es anscheinend nur einen
Ausweg aus diesem Teil des Gebäudes und ausgerechnet dafür benötigt man eine Karte. Es erschien mir komisch
gar absolut unschlüssig, dass nur ich hier war und die Wächter mit der Ärztin. Wobei ich sie noch nie außerhalb
direkt angetroffen habe. Ein wenig viel Aufwand für nur eine Person… Notiz an mich selber: Unbedingt im Auge
behalten! Die meiste Zeit verbrachte ich bis jetzt jedoch wirklich damit alleine in meinem Zimmer zu sitzen und
einfach nur zu warten, bis irgendwann mal irgendwas Spannendes passierte. Und es passiert nie etwas. Einmal
wachte ich auf, bevor die Ärztin in mein Zimmer kam. Ich lag eine Weile tagträumend im Bett, bis ich hörte, wie
die Tür geöffnet wurde. Am Anfang eines neuen Tags ertönte das Signal fast nie. Und da hatte ich eine wirklich
dumme Idee. Schnell stand ich auf und rollte mich unter mein Bett. Die Ärztin kam ins Zimmer und hatte wohl
nur das leere Bett gesehen. Suchend ging sie ins Badezimmer. Wie üblich hatte sie die Tür offenstehen gelassen.
Diese Chance wollte ich nutzten, krabbelte unter dem Bett hervor und rannte los. Ich sah noch, wie die Ärztin
herumfuhr und schrie, doch da sprang ich schon durch die Tür. Die Wächter, die sich standartmäßig auf der
anderen Seite positioniert hatten, konnten mich nicht aufhalten. Dem einen verpasste ich versehentlich sogar
noch eins in die Kniekehle. Er verlor das Gleichgewicht und ging ächzend zu Boden. Was mich jedoch nach einem
kurzen Sprint aufhielt, war diese blöde, gesicherte Tür. Ich hatte gehofft, ich könnte sie auch so öffnen. Auch das
wilde Draufhämmern auf den Kasten an der Wand half nicht. Die Wächter holten mich ein und zerrten mich unter
Schlägen zurück ins Zimmer. Einmal fing ich an eine Geschichte zu schreiben, doch auch das fanden die scheiß
Wächter wohl nicht so gut und nahmen mir das Geschriebene wieder weg. Seit jeher überlege ich, wer wohl die
Person sein mag, die entscheidet, was die Wächter zu machen haben. Denn alleine sind wir hier im Gebäude mit
Sicherheit nicht. Immer wieder höre ich Geräusche aus der Decke. Teilweise sogar leise Stimmen. Eine bestimmte
Person ist besonders laut beim Gehen. Bei jedem Schritt gibt es ein lautes klacken. Insgeheim halte ich sie für die
Verantwortliche, die hier alles leitet und koordiniert. Ich nenne sie die Leiterin, wobei der Name wohl
naheliegend war. Ich meine sie sogar schon mal hier vor der Tür gehört zu haben. Immerhin ist das Geräusch
kaum zu überhören. Und ja! Mit Sicherheit ist sie eine Frau. Ihre Worte konnte ich kaum verstehen, doch ihre
Stimme war deutlich höher als die der Wächter oder der Ärztin. Irgendetwas läuft hier ab, dass so überhaupt nicht normal ist. Wirklich gruselig wurde es einmal, als im Badezimmer plötzlich die Dusche anging und eine
Person mit recht hoher Stimme anfing zu summen. Mit wild pulsierendem Herzen in der Brust, gerade erst aus
dem Schlaf hochgeschreckt, schritt ich vorsichtig, entgegen meiner Angst und jedem Warnsignal in meinem Kopf,
den seltsamen Lauten entgegen hinüber zum Bad. Wer sollte es schon sein, dachte ich. Als ich jedoch um die
Ecke lugte, war die Dusche leer und das Wasser plätscherte seelenruhig vor sich hin. Als wenn sich diese Frau
teleportieren könnte.
Ach so, genau. Einmal habe ich heimlich ein verbotenes Buch über die sogenannten Sozial- und
Naturwissenschaften aus der Bibliothek mitgehen lassen. Zum Glück wurde ich an diesem Tag nicht von meinen
Bodyguards kontrolliert und konnte es so unbemerkt unter meinem T-Shirt in mein Zimmer schmuggeln. Ich
werde immer von zwei Wächtern bewacht. Einer beobachten mich stets oder versucht es zumindest, während
der Andere irgendetwas anderes macht. Sechs Stück kenne ich insgesamt. Da mir zu diesem Zeitpunkt bereits
klar war, dass diese Kästen mich wohl beobachten konnten, las ich das Buch versteckt unter meiner Bettdecke.
Was ich daraus alles erfahren hatte, haute mich fast um. Dort draußen leben über 13,7 Milliarden dieser
Menschen, sowie über zwei Milliarden anderer menschenähnlicher Wesen. Da stand etwas von sozialen
Netzwerken, worüber alle kommunizieren können, wie mit Worten. Besonders faszinierte mich, dass dort oben
riesige Raumstationen fliegen, in denen Menschen leben können. Genauso wie Captain Cole Ryant auf seinen
Raumschiffen. Leider musste ich dieses Buch schnell wieder zurückbringen bevor ich es vollständig durchgelesen
hatte, damit keiner etwas vom Verschwinden des Buches bemerkte. Im Nachhinein muss ich aber meine
darauffolgende Aktion stark kritisieren. Das war wirklich dämlich! Zwei Tage später kritzelte ich auf eines der
Papiere ein Modell der Psyche von so einem Typen der Freud hieß. Die Reaktion der Wächter war im ersten
Moment lustig. Mit verdutzten Gesichter grübelten sie, woher ich dieses Modell kennen konnte. Vielleicht aber
auch, weil sie einfach nicht wussten, was es darstellen sollte. Leider hatte diese Aktion zur Folge, dass ich erstens
zehn Tage Bibliothekverbot hatte und zweitens, dass ich selbst in der Bibliothek keinen Moment mehr hatte, den
ich zumindest teilweise alleine verbringen konnte. Fünf der Wächter sind seit jeher unfreundlich zu mir.
Vermutlich, weil sie wegen mir Anschiss von der Leiterin bekommen hatten. Mir soll es egal sein. Sie können mir
eh nichts. Manchmal, wenn mir in der Bibliothek mal wieder langweilig ist, starre ich sie an. Natürlich erwidern
sie das Starren. Mit einem artet das meistens in einen richtigen Wettbewerb aus, den ich in der Regel aber
gewinne. Die Anderen vermeiden tunlichst den Blickkotakt. So habe zumindest nicht immer alle Blicke auf mir.
Mit den Kästen in meinem Zimmer macht das leider nicht so viel Spaß. Nur einer der Wächter ist überraschender
Weise etwas nett zu mir. Er hilft mir beim Tragen der Bücher und zeigt nicht durchgehend mit seiner Waffe auf
mich und ab und zu tauscht man auch mal ein Wort aus. Seinen Namen habe ich aber leider schon wieder
vergessen. Nur als ich mal seine Waffe halten wollte, lehnte er mit strenger Stimme ab. Diese bestialische Waffe.
Als wenn eine Gefahr von mir ausgehen würde. Naja. Einen neuen Fluchtplan habe ich schon. Nach dem Kalender
sind seit dem erstem Tag 183 Tage bis jetzt vergangen. Zu viele, wie ich finde. Einen einzigen, aber
nennenswerten Erfolg gegen diese fragwürdige Einrichtung konnte ich jedoch erzielen. Mir war aufgefallen, dass
diese Medikamente jeden Tag anders aussahen. Auf der Suche nach kleinen Antworten wählte ich die Ärztin als
schwächstes Glied in der Kette aus. Bei der alle vierzehn Tage stattfindenden, größeren Untersuchung
konfrontierte ich sie nach kurzem Gespräch. Auf die fragte, was für Medikamente das seien, antwortete sie mit
sofort erkaltender Mine nur, dass diese Testreihe bald abgeschlossen sei. In diesem Moment beschloss ich diese
bunten Dinger nicht mehr zu nehmen. Was auch immer sie bewirken sollten, es konnte nichts gutes sein. Nicht
in dieser Einrichtung. Und mir geht es immer noch gut. Ich lebe noch. Mein Glück dabei war, dass sie mir
vertraute. Da ich sie bis dahin ohne Beanstandung lange genommen hatte, kontrollieren sie die Einnahme nicht
mehr oder wendete gar Gewalt an, wie bei den ersten Malen. Ich klemmte die Kapseln zwischen den Fingern ein
und tat, als wenn ich sie mit Kopf im Nacken in meinen Mund werfen würde. Als nächstes trank ich routiniert
einen Schluck Wasser aus dem kleinen Becher und schon war sie zufrieden. Immer freundlich lächelnd verließ
sie kurz darauf das Zimmer. Wenn nicht, wie es schon zwei Mal der Fall war, musste ich sie dann möglichstschnell
und unspektakulär unter der Bettdecke verstecken. Im Anschluss ging ich ins Bad und ließ sie unauffällig beim
Händewaschen im Abfluss verschwinden. Mein Essen bekam ich dreimal am Tag. Wenn ich aufstand, wenn ich
ins Bett ging und irgendwann dazwischen, mal früher mal später. Die Tage wurden zunehmend langweiliger.
Besonders nachdem mir vor Tagen die Bücher weggenommen worden sind. Ich konnte also nicht mal mehr lesen.
Zudem wurden mir der rote, der grüne und der blaue Stift weggenommen. In dieses Tagebuch schrieb ich bis
jetzt, wenn überhaupt, eh immer nur das, was sie wissen sollen. Mein Ziel war es, sie im Glauben zu lassen, dass
es mir gut ginge. Einmal begann ich kleine Bilder zu malen. Aber als ich bemerkte, dass die Bilder jeden Morgen
von den Wächtern oder der Ärztin mitgenommen wurden, war ich erstmal sauer. Auch darum schwang ich auf die Wände und den Tisch um. Nach etwas nachdenken, war mir dann aber klargeworden, dass sie wahrscheinlich
dazu dienten meinen – wie hieß das? Ach ja – mentalen Zustand analysieren zu können. Diese Leute waren mir
echt ein Rätsel. Und besonders meine Sperre für die Bibliothek. Ich hatte doch nichts getan. Zumindest dieses
Mal nichts.
 
Zuletzt bearbeitet:

jon

Mitglied
Teammitglied
Was ist daran SF? Dass da irgendwas von Raumschiffen steht? Das reicht nicht.

Da fehlt die Geschichte. Der Text hat zwar einen Anfang, aber das Ende wirkt wie einfach nur abgehackt. Sowas wie Handlung sehe ich nicht.

Es lässt sich extrem schlecht lesen. Vor allem, aber nicht nur wegen der fehlenden Absätze.
 
Zuletzt bearbeitet:

petrasmiles

Mitglied
Da mus ich jon leider zustimmen - was die Lesbarkeit betrifft als auch einen Handlungsfaden.
Ich denke mal, Du hast dieses 'set up' fix und fertig im Kopf und schlicht vergessen, dass Du auch diese Informationen in den Text packen musst für den Leser, und nicht nur diesen inneren Monolog, der alleine - ohne ein woher und wohin - eine Aneinanderreihung von losen Szenen bildet - und verpufft.

Liebe Grüße
Petra
 

Mortidus

Mitglied
Moin, wie könnte ich den die Lesbarkeit (abseits der Absätze) verbessern? Ist es eher die Satzstruktur Hauptsatz/Nebensatz oder die allgemeine Wortwahl? Der innere Monolog dieser Person soll so etwas, wie der Anfang sein - Erstes Kapitel, ein Ausgangspunkt. Die eigentliche Geschichte, ein wirklicher roter Faden, beginnt damit dann erst. Ich bin zugegeben auch absoluter Anfänger, möchte mich aber verbessern.
 
Zuletzt bearbeitet:

petrasmiles

Mitglied
Ich möchte jon nicht vorgreifen, die die weitaus bessere Expertise hat, aber die Lesbarkeit macht sich auch daran fest, dass man diese Person kennenlernen möchte, dass man sich überhaupt dafür interessiert, wer sie ist und was sie macht. Wenn man Deinen Text als Leser neu kennenlernt, können die Details nirgends andocken. Dieses 'Lose' kann man bei einem kurzen Text machen, vor allem, wenn die Erlebnisse des Protagonisten etwas im Leser erzeugen wie Gefühle oder Erkenntnisse, wo also das Erlebte wichtiger ist als der 'Transporteur', aber Deine Erzählung hat etwas Monotones, da spiegelt sich nichts, sondern es sind nur die Erlebnisse und Bewertungen der Situationen durch Deinen Protagonisten.
Vielleicht kann das jon greifbarer besprechen.
Liebe Grüße
Petra
 



 
Oben Unten