Eine Produkt-Review aus der nahen Zukunft

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lietzensee

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Eine Produkt-Review aus der nahen Zukunft​

Liebe Freunde der Technik,
da bin ich wieder. Lange musstet ihr euch gedulden. Aber auch ich musste ja lange warten, um endlich dieses Produkt in die Hand zu bekommen. Wir alle haben uns danach gesehnt. Und ja, ich habe es jetzt in der Hand! Dazu gleich mehr. Like. Share. Subscribe. Ihr bekommt nun, worauf wir alle gewartet habt: meine objektiveProdukt-Review des JoyPhone 20XX.
An kritischen Tönen zu dem Gerät hatte es schon vor dem offiziellen Release nicht gefehlt. Unschön, unpraktisch, unmenschlich, hieß es von selbst ernannten Experten und das war natürlich alles Quatsch. Niemand kann das JoyPhone 20XX einschätzen, der es nicht selbst in der Hand hat! Bei aller Bescheidenheit, ich bin einer der ersten Reviewer, der es offiziell ausprobieren darf.
Holt man das Gerät aus seiner schicken Verpackung, ist man zunächst fast enttäuscht. Natürlich ist man nicht enttäuscht. Man ist überrascht. Die Anzahl der Kameralinsen hat sich verdoppelt. Die Kanten sind noch schmaler, ja regelrecht scharf und das kleine Gehäuse besteht nun aus gebürsteten Aluminium. Das liegt angenehm kühl in der Hand. Auf den ersten Blick sind das alles graduelle Verbesserungen. Warum also mussten wir auf das aktuelle Modell dieses Kult-Gerätes so lange warten? Und hat sich das Warten gelohnt? Der Teufel steckt wie immer im Detail.
Fangen wir damit an, was das JoyPhone 20XX alles nicht hat. VR-Unterstützung wurde eingestellt. Wie es in der gewohnt flott formulierten Pressemitteilung heißt: "You don't flog a dead horse." Auch auf KI-Spielereien wurde weitestgehend verzichtet, womit der Hersteller mal wieder Realitätssinn beweist und die Hypes des vergangenen Jahrzehnts endgültig hinter sich lässt.
Stattdessen konzentriert das JoyPhone 20XX sich ganz auf eine neue Dimension der Interaktivität. "Es kommt dir näher, als jedes Phone zuvor!", sprach der CEO auf seiner großen Bühne und hat dabei natürlich nicht, allerhand, seid vorsichtig, zu viel versprochen. Er sagte auch: "Das JoyPhone 20XX will sich ganz in dich hinein versetzen".
Ich habe es nun ausprobiert. Statt das Gerät einfach in die Tasche zu stecken, balanciert man es erst mal hochkant auf dem Handrücken. Das wirkt anfangs nicht sehr intuitiv und wirft Fragen auf. Aber der Hersteller hat mir versichert, dass die Funktion für Links- und Rechtshänder gleichermaßen geeignet ist. Und hatten wir nicht alle ein ähnliches Bedenken, als die Smartphones plötzlich nicht mehr hundert Knöpfe hatten? Das revolutionäre Feature des JoyPhone 20XX kommt dann ins Spiel, wenn man das Gerät ausbalanciert hat. Mit Druck auf einen roten, tropfenförmigen Knopf wird der "Embedded Mode" aktiviert. Man hört ein sanftes Surren.
Dann beginnt das Gerät, sich chirurgisch ins Gewebe der Hand zu graben. Zwischen Fleisch und Sehnen baut es sich ein Nest, bis von außen nur noch die etwas hervorstehenden Linse der Hauptkamera zu erkennen ist. Das ist extrem schmerzhaft, aber eigentlich gar nicht so schlimm. Der Blutverlust bleibt überschaubar und es ist schon faszinierend, wie ein vollwertiges Operationsbesteck in einem so dünnen Gehäuse untergebracht werden konnte. Auch muss man bedenken, dass es sich hier um die erste Iteration dieses Features handelt. Der Hersteller verspricht, dass auch die noch etwas herausragende Kameralinse sich zukünftig embedden wird.
Was ist nun der Vorteil von einem Gerät, welches in das innere unseres verletzlichen Körpers vorgedrungen ist? Es entstehen so zahlreiche Schnittstellen, etwa zum lymphatischen System. Auch Blutwerte für Zucker, Alkohol und Fett können direkt ausgelesen werden. Als nettes Detail bekommt das Licht der Taschenlampe unter dem Fleisch einen romantisch rötlichen Schimmer. Vor allem aber gibt es nun eine direkte Verbindung zum Nervensystem.
Die Möglichkeiten sind endlos. Die Schmerzen sind kaum auszuhalten. Zum Beispiel bei der Alarmfunktion überzeugt dieses neue Feature ganz und gar. Habe ich den Wecker früher gerne überhört, kann ich den direkten Schmerzimpuls in mein Nervensystem nun kaum ignorieren. So auf Knopfdruck wach war ich noch nie!
Und dann sind da natürlich die neuen Stimmen. Viel hat sich hier getan, seit urtümliche Geräte wie Siri oder Alexa zuerst auf den Markt drängten. Der Klang dieser neuen Stimmen ist viel ausdrucksstärker. Man hört sie ohne Nebengeräusche. Eine sanfte Frauenstimme, eine markante Männerstimme, ein vieltöniger Chor aus Stimmen und Akzenten, die alle ihre Botschaften direkt ins Hirn schicken. Sie fordern und man kann ihnen so schwer etwas abschlagen. Es ist ein sehr angenehmes Feature. Es ist schrecklich. Es ist überzeugend. Es ist die Hölle. Ich bin sehr froh, dass sich das JoyPhone 20XX in mein wundes Fleisch gebohrt hat. Helft mir! Ich werde viele weitere JoyPhones kaufen. Hilfe! Hilfe! Kauft! Kauft! Kauft!
Zusammengefasst: Das Gerät ist ... blutig, albtraumhaft, wunderbar. Nur die Akkulaufzeit könnte etwas länger sein.
 

lietzensee

Mitglied
Hallo zusammen,
ich war ein paar Tage offline, darum die späte Antwort. Ich danke euch für die guten Bewertungen und positiven Kommentare! Es freut mich sehr, dass die Technik von Morgen schon heute Interesse findet.

Viele Grüße
lietzensee
 



 
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