Eine Reise in Zeiten von Corona

hein

Mitglied
Prolog

Wir wohnen dort wo andere Urlaub machen.

Das heißt, die Reichen und Schönen, die Politiker und Ministerialbeamten, die Verleger und Journalisten, sie brausen mit ihren teuren SUV über unsere Straßen zur Autoverladung und verschwinden auf der Goldstaubinsel. Dort langweilen sie sich in ihren Luxus-Wohnungen und betrinken sich in den Schickimicki-Kaschemmen. Und das Einzige was nach drei Wochen wirklich erwähnenswert ist sind die Warteschlangen an der Autoverladung und die Staus in der City von Westerland.

Die Intelligenteren mit Geld fahren direkt zur Fähre und werden auf Föhr oder Amrum verklappt. Der verbleibende Rest an Gästen bleibt auf dem küstennahen Festland und benimmt sich wie Touristen.

Nach einer Statistik (wer denkt sich sowas bloß aus?) sind wir hier im Norden die glücklichsten Deutschen, nahe dran an den noch seligeren Skandinaviern. Da kann man schon verstehen, das die Bemitleidenswerten von südlich der Elbe wenigstens für kurze Zeit daran partizipieren wollen.

Aber warum sollten wir in Urlaub fahren? Wo wir doch so glücklich sind und auch sonst alles haben worum andere uns beneiden?
Es ist das Wetter! Dieses Phänomen, das wir den Gästen als besondere Attraktion bieten und für das wir ihnen dann auch noch die richtige Kleidung verkaufen.

Mit unserem sogenannten Sommer können wir ja noch einigermaßen gut leben, aber die depressive Aussicht auf einen langen, kalten, stürmischen, verregneten Winter kann regelmäßig nur durch die Aussicht auf eine Reise in den sonnigen Süden gemildert werden. Und so buchten wir, also meine Frau und ich, im letzten Herbst für Anfang März eine schöne Woche auf einer Insel mit Sonnengarantie.



Corona

Im Dezember fiel in China ein Sack Reis um, bzw. ein geschändetes exotisches Tier rächte sich an seinem Schlächter mit einem neuartigen Virus. Diese Plage verbreitete sich dann schnell im Kollegenkreis, in Bekanntschaft und Verwandtschaft, und bald in der ganzen Stadt. Als es sich nicht mehr verbergen ließ, bestaunten wir die Abriegelung einer ganzen Region, die Evakuierung der betroffenen Deutschen durch die Bundeswehr und deren Internierung in einer Kaserne in Süddeutschland, und fragten uns leise, was daraus wohl noch werden würde.

Die Infektion einiger bayrischer Mitbürger durch eine Kollegin aus China (die haben bestimmt die Gelegenheit genutzt, mal eine junge Chinesin abzubusseln) konnte man ja noch mit einer gewissen Schadenfreude zur Kenntnis nehmen. Mit der Verbreitung der Viren beim rheinischen Karneval kamen die Einschläge dann schon näher (welcher klare Norddeutsche tut sich so etwas bloß an und schleppt dann auch noch eine Seuche mit in die Heimat?), und damit langsam die Gedanken an unsere Reise.

Ab Mitte Februar gab es dann die ersten Paniken in den sozialen Medien, Sondersendungen im Fernsehen und die Versammlung der üblichen Verdächtigen in den Talkshows. Kluge Experten beantworteten die mehr oder weniger intelligenten Fragen der Journalisten, versuchten die Lage zu erklären und die Bevölkerung zu beruhigen. Ein Fernsehteam fand nach längerer Suche in einem Laden einen leeren Regalmeter, wo vor kurzem noch Desinfektionsmittel gestanden hatten (man konnte fast noch die Hand meiner Frau mit den letzten beiden Packungen sehen). Diese Sensationsmeldung animierte zu den folgenden Hamsterkäufen in allen Bereichen, insbesondere bei Klopapier (???), worüber wiederum trefflich berichtet werden konnte.

Nachts stellte ich mir dann doch schon die Frage, ob man sich der Panik anschließen, sich zuhause einschließen und die teure Reise in den Wind schießen sollte. Die Rettung kam in Form der Äußerung eines Experten (guter Mann!), der einige Tage vor Reisebeginn verkündete, dass nach dem derzeitigen Kenntnisstand der Virus in wärmeren Gegenden schlechter bzw. gar nicht überleben könne. Das brachte die Entscheidung: wir flüchten in den sicheren Süden!



Die Anreise

Als Umweltbewusste reisten wir natürlich mit dem Zug zum Flug. Also am Vortag mit der fast pünktlichen und im gewohnten Maße schmuddeligen Regionalbahn nach Hamburg und von dort mit dem ICE weiter in eine norddeutsche Landeshauptstadt, wo wir wegen der frühen Abflugzeit in einem Hotel übernachteten. Unterwegs von Panik wegen Corona nichts zu spüren.

Am nächsten Morgen beim Betreten des Frühstücksraumes dann der Schock! An den Tischen, am Buffet, am O-Saft-Automaten und sogar an der Ausgabestelle für frische Spiegeleier: überall wimmelte es von Chinesen! Scheinbar eine ganze Reisegruppe, und alle ohne Mundschutz oder Gummihandschuhe, einfach so wie ganz normale Menschen. In der Hoffnung, dass man uns die Panik nicht allzu sehr angesehen hat, suchten wir mit möglichst weitem Abstand zu den anderen Gästen unser Essen zusammen und einen Tisch in einer stillen Ecke.

Auf einmal, unvermittelt, ein doppeltes lautes Geräusch! Unsere durch die für Frischluftmenschen ungewohnte Klimaanlagenluft gereizten und verstopften oberen Atemwege hatten sich gleichzeitig durch ein heftiges Nießen Luft verschafft. Auch ohne hinzusehen spürten wir die Blicke aller Anderen deutlich auf uns lasten, taten aber unschuldig und schauten lieber aus dem Fenster. Ein wenig Unruhe kam auf, als einige der Chinesen mehr oder wenig fluchtartig den Saal verließen. Um mögliche Kontaktpersonen später identifizieren zu können machte meine Frau noch schnell und möglichst unauffällig einige Fotos der Anwesenden.

Ansonsten genossen wir unser Frühstück und checkten im Hotel aus.

Auf dem Flughafen, beim Einchecken, bei der Sicherheitskontrolle und im Wartebereich keine Anzeichen von Virus-Hysterie. Das einzig erkennbare Gesundheitsrisiko hatte eine Gruppe von sechs Mitarbeitern des Sicherheitspersonals, die sich gleichzeitig in die mit einer Grundfläche von zwei mal zwei Metern knapp bemessene Raucherkabine drängten.

Beim Boarding dann der übliche Alptraum eines jedes Urlaubsflieger-Passagiers: ein Brocken von Mann, geschätzt mindestens 150 Kilo, größer als zwei Meter (im Eingangsbereich berührte der Kopf die Decke) und breiter als der Durchgang zur Kabine (Bewegung seitlich). Mit einer derartigen Person auf dem Nebensitz wäre der Flug gelaufen! Meine Frau und ich blickten uns mit einem erleichterten Lächeln an und freuten uns, dass wir das teure „Prime-Economy“ gewählt und damit den dritten Platz in unserer Reihe für uns hatten. Gleich hinterher kam noch der kleinere Bruder (er passte so gerade durch den Eingang) des Titanen, und man konnte spüren wie der hintere Teil des Flugzeugs ein wenig tiefer sackte.

Der weitere Verlauf des Fluges war angenehm, das Personal freundlich, der Service fast durchgehend gut. Einer der Flugbegleiter sah aus wie ein Schauspieler aus der „Lindenstraße“ in früheren Jahren. Der Pilot verließ für eine Weile sein Kabuff und schäkerte mit den Flugbegleiterinnen, was den Service für eine Weile lahmlegte. Etwas irritierend war das doch sehr jung aussehende Gesicht des Flugzeugführers. In jeder anderen Situation hätte ich ihn maximal als Praktikanten eingestuft. Dies vergaß ich aber schnell wieder und wandte mich einem Wunsch meiner Frau zu. Da die teuer erkauften Privilegien auch Essen und Getränke einschlossen sollte ich doch für ein wenig Amortisation sorgen und so viel wie möglich von dem teuren Wein trinken. Dieser Aufforderung kam ich nach.

Beim Verlassen des Fliegers dann doch: ein älteres Ehepaar zog über jeweils eine! Hand einen Gummihandschuh, und eine andere Dame trug einen Mundschutz (eine dieser Tücher die mehr schaden als nützen).



Im Hotel

Nach der Belegung der Liegen am Pool war das Hotel gut ausgelastet, von einem Einbruch bei den Buchungen auch hier nichts zu merken. Als einzige wahrnehmbare Auswirkung des sich anbahnenden Seuchenzuges wurden am Tag unserer Anreise einige zusätzliche Spender für die Handdesinfektion aufgestellt. Diese konnte man öffentlichkeitswirksam beim Betreten des Restaurants benutzen und damit seine soziale Einstellung gegenüber den anderen Gästen zeigen. Dies war umso bedeutsamer, als das wir (+/- 60 Jahre) mit unserem Eintreffen das Durchschnittsalter aller Hotelgäste gravierend senken konnten. Sprich: die anderen waren erheblich älter und gehörten damit durchgehend zur besonderen Risikogruppe!

Das Essenangebot entsprach voll unseren Erwartungen und lässt sich vielleicht so beschreiben:

Zum Frühstück gab es alles was man sich so vorstellt: Müsli und Marmelade, Wurst und Käse, Fisch und Fleisch, Grünzeug und Früchte, Brot und Brötchen und natürlich die ein oder andere süße Leckerei. Alles überreichlich und in großer Auswahl. Dazu frisch gebratene Pfannkuchen, Spiegeleier und gefüllte Crepes, frisch gepresste Säfte in verschiedenen Variationen, Kaffee und Tee für jeglichen Geschmack und den üblichen Sekt. Etwas irritierend war dann doch die Flasche Wodka mit den dazugehörigen kleinen Gläsern. Wahrscheinlich gegen den Kater vom Vortag und/oder für den Einstieg in einen langen Tag an der Poolbar und dem anschließenden Besuch der Abendshow mit Alkoholausschank.
Nicht zu vergessen die besondere Auswahl für die britischen Gäste: Porridge (Haferschleim), gebratene Würstchen und halb durchgebratener Schinken, Baked Beens und gebratene Tomaten, Corned Beef, Spam und andere Spezialitäten. Ich habe mir diese Leckereien einmal angesehen und dann immer einen weiten Bogen darum gemacht.

Im Laufe des Tages nahmen wir dann entweder ein leichtes Lunch (Angebot siehe oben; anstatt Eier und Pfannkuchen dann frisch zubereitetes Fleisch oder Fisch), oder einen Snack an der Poolbar in Form eines großen Salates, einem kleinen Steak oder einer schönen Portion Scampis.

Abends fanden wir uns dann in der geforderten angemessenen Kleidung (keine kurzen Hosen, keine Badelatschen oder T-Shirts) zum Dinner ein, also um richtig etwas zu essen. Nach einer reichlichen Auswahl an Häppchen und einer Variation von Salaten holten wir uns meistens etwas von dem frisch gebratenen Fisch, Fleisch oder Geflügel mit den dazugehörigen Beilagen, anschließend einiges von den süßen Küchlein und Torten und schlossen mit einer Portion Eiscreme ab. Getränke nach Wahl und in jeder Menge, meist Wein.

Der Service war gut, aber ein wenig gewöhnungsbedürftig: die umsichtigen und fleißigen guten Geister waren so beflissen und um Ordnung bedacht, das Teller und Besteck vom Tisch verschwanden, sobald Messer und Gabel auch nur für einen Moment zur Seite gelegt wurden. Vorhandene Essensreste waren irrelevant. Wenn man nicht aufpasste, musste man wieder los und sich eine neue Portion zusammenstellen. Zu Anfang lies die rapide Abnahme der eingedeckten Besteckteile einen gewissen Stress entstehen, der aber mit Entdeckung der verborgenen Besteck-Reserven des Hauses (unter dem Kellner-Tresen) erheblich reduziert werden konnte.

Nach dem Mahl begaben wir uns dann regelmäßig direkt auf den langen Weg in die mindestens 50 Meter entfernte Bar. Dort hatten wir bald einen Stammplatz mit gutem Überblick und dem nötigen Diskretionsabstand zum ungestörten Lästern.

Das Angebot an Getränken war umfangreich, aber nicht vollständig. Da der von zuhause gewohnte Kümmel fehlte beschloss ich, einmal die Karte durchzuprobieren. Die süßen bunten Spielereien mit den exotischen Namen hatte ich schnell und mit einigem Schaudern abgehakt und landete dann letztlich bei den kurzen harten, teilweise mit ein wenig O-Saft verdünnten, Sachen. Damit wurden die musikalische Unterhaltung und die zu späterer Zeit gezeigten Shows einigermaßen erträglich.

Sehenswert waren die weiblichen Bedienungen: durchgehend schlank und einen Kopf kleiner als der durchschnittliche Mitteleuropäer, bekleidet mit einem kurzen Röckchen und einem so kleinen Namensschild, das man warten musste bis sie beim Servieren die Brust ganz weit zu einem hinunterbeugten. Erst dann konnte man die so ansprechende Namen wie Macarena oder Estrella entziffern.

Bemerkenswert auch die offensichtlich britischen Gäste: in – soweit noch möglich - betont aufrechter und vornehmer Haltung schleppten sich die meist erkennbar Betagten zu ihren Stammplätzen, bestellten fleißig ihre Drinks, unterhielten sich in kultiviertem (also für uns völlig unverständlichem) Englisch und warteten auf die auf ihr Alter zugeschnittene Show. Bei der Betrachtung dieser netten Menschen kam mir immer wieder der Brexit in den Sinn: letztes Jahr waren sie noch besoffen von der Aussicht auf die Wiederauferstehung der glorreichen Britannien einschließlich der Rückgewinnung aller auszubeutenden Kolonien, in diesem Jahr freuen sie sich, das die alten EU-Regelungen noch nicht ganz abgeschafft sind, und nächstes Jahr wird das Land so am Arsch sein, das die Rente und die Ersparnisse nur noch für einen Bingo-Abend in Brighton reichen werden. Unterschwellig stellte sich mir in Betrachtung der aktuellen Situation auch die Frage, ob nicht ein guter Teil dieses Publikums letztlich in der Statistik der Corona-Opfer auftauchen würden. Insofern gönnte ich ihnen gerne die in nicht unerheblicher Menge und mit offensichtlichem Genuss genossenen Drinks.

Über die weiteren Annehmlichkeiten des Hotels wie den Whirlpool auf der Dachterrasse mit dem grandiosen Ausblick auf Strand und Meer, dem Wellness-Bereich mit Whirlpool und diversen Sprudelanlagen, den verschiedenen Saunen und der Salzwasser-Grotte, in dem man so herrlich auf dem Wasser schweben konnte, will ich hier nicht weiter eingehen. Vom Poolbereich haben wir uns jedoch ferngehalten: der Ansicht der Massen (wahrscheinlich nur in Tonnen zu beziffernden) an Bauchspeck in allen Schattierungen von rot bis dunkelbraun war doch zu deprimierend. Auch die Muckibude mit den diversen Geräten und die ansonsten angebotenen Aktivitäten (Wassergymnastik, Bogenschießen, Minigolf, usw.) haben wir uns verkniffen.

Die freie Zeit zwischen den Mahlzeiten und den Besuchen im Wellness-Bereich konnten wir mit Ausflügen zu verschiedenen Attraktionen in allen Teilen der Insel füllen. Langeweile ist nicht aufgekommen, die mitgeschleppte Lektüre blieb fast unbenutzt.

Ein Manko des Hotels (und wahrscheinlich aller Hotels dieser Welt) soll nicht unerwähnt bleiben: die Betten! Zuhause ist ein Doppelbett eine Einheit mit einer Umrandung, in dem eine große oder zwei kleine Matratzen fest zu einer Einheit zusammengefügt sind. Hotelbetten sehen im ersten Moment fast gleich aus, also zwei Matratzen mit nur einem minimalen Spalt in der Mitte. Aber wehe, man will sich zur anderen Seite hinüberbeugen (z. B. um der geliebten Ehefrau einen Gute-Nacht-Kuss zu geben) und gerät dabei mit einer Hand oder gar mit dem ganzen Arm in diese Ritze. Dann zeigt sich, dass diese so kompakt aussehende Einheit aus einzelnen losen Matratzen und auf Gleitkufen gelagerten Untergestellen besteht. Unvermittelt öffnet sich ein Spalt, ja ein ganzer Abgrund, in dem erst der Arm und dann der ganze Oberkörper versinkt. Nur mit Glück und guter Reaktion kann hier ein völliges Abrutschen und Versinken des ganzen Körpers vermieden werden. Mich würde es nicht wundern, wenn bei einer gründlichen Renovierung der ein oder anderer vor längerer Zeit abhanden gekommene Gast oder sogar ein Pärchen wieder auftauchen würden. Jedenfalls gab es bei uns nach dieser einschneidenden Erfahrung nur noch Luftküsse.

Und Corona? Im Hotel und auf der Insel war von Auswirkungen, Maßnahmen oder gar Einschränkungen nichts zu bemerken. Lediglich die Vorbereitung auf den örtlichen Karneval führt zu Behinderungen im Verkehr. Immer noch kamen Gäste, jetzt gefühlt mehr aus der Heimat und nach den vorherrschenden Sprachfärbungen besonders aus Süd- und Ostdeutschland, an.

Im Fernsehen dagegen wurde die Eskalation deutlich:

  • Kreuzfahrer werden zu Aussätzigen.
  • Massenhaft Tote in Italien, das Land macht langsam dicht. Deutschland scheint unberührt, von den vielen aus Italien und Österreich zurückströmenden und möglicherweise infizierten Touristen spricht noch niemand.
  • Einzelne Menschen in Deutschland müssen in Quarantäne, einschneidende Maßnahmen wie in anderen Ländern nur in Ausnahmefällen. Absage erster Großveranstaltungen, aber der Fußball-Betrieb muss aufrechterhalten werden (Kommentar eines Politikers: „man kann den Alltag der Bürger doch nicht ganz durcheinanderbringen!“).
  • Die ersten Toten in Deutschland.
  • Kommentar eines einzelnen „Experten“: „Nach den letzten Erkenntnissen hat ein wärmeres Klima keinen Einfluss auf die Gefährlichkeit oder die Ausbreitung des Virus“ (Idiot! Deswegen sind wir doch hier!).


Die Rückreise

Der Flughafen ist gut gefüllt mit in die Heimat strömenden Urlaubern. Keine Panik, kein Mundschutz oder ähnlichem. Beim Betreten des Flugzeuges haben die bereits bekannten Riesen noch ein wenig mehr Probleme, den engen Eingang zu passieren. Die Flugbegleiter sind sehr aufmerksam und animieren zum Ordern weiterer Getränke (die Frau auf dem Sitz vor uns ist nach dem Genuss von drei Dosen Bier und zwei Piccolo erkennbar angeschlagen). Der Flughafen in Hannover ist nach 21:00 Uhr mindestens genauso tot wie der BER. Nur die Filiale einer bekannten Kette von Gourmet-Restaurants (die mit dem großen „M“) bietet noch ein spätes Abendessen. Welch eine Umstellung von den in der letzten Woche erfahrenen Genüssen, aber eine gute Einstimmung auf das kommende richtige Leben.

Bahnhöfe und Züge gefühlt nicht so belebt wie früher, aber bei der Bundesbahn alles wie üblich: ein Zug ausgefallen, ein weiterer verspätet und etwas schmuddelig. Zum Trost wurden kleine Tütchen mit Schokolinsen verteilt. Als weitere Einstimmung auf die Heimat: Sturm, Regen, Hagelschauer.



3 Tagen nach der Rückkehr

Der Karneval auf Gran Canaria ist gestrichen. Die extra angereisten Fans schauen in die Röhre und können nach Verhängung der Ausgangssperre in ganz Spanien wohl nur noch die Annehmlichkeiten ihres Hotels genießen.

Fußball ist abgesagt.

Europa macht zu.

Die Bundesregierung übernimmt die Verluste aller Unternehmer.

Der Transport von Touristen nach Sylt, Föhr und Amrum wird verboten.

Ein Flugzeug mit Hilfsgütern und Pflegepersonal aus China landet in Italien.

Meine Frau und ich haben die ersten Symptome eines Infekts.

Bis zum nächsten Urlaub müssen 3 kg Bauchspeck wieder runter.
 
Zuletzt bearbeitet:

Ji Rina

Mitglied
Ein Manko des Hotels (und wahrscheinlich aller Hotels dieser Welt) soll nicht unerwähnt bleiben: die Betten! Zuhause ist ein Doppelbett eine Einheit mit einer Umrandung, in dem eine große oder zwei kleine Matratzen fest zu einer Einheit zusammengefügt sind. Hotelbetten sehen im ersten Moment fast gleich aus, also zwei Matratzen mit nur einem minimalen Spalt in der Mitte. Aber wehe, man will sich zur anderen Seite hinüberbeugen (z. B. um der geliebten Ehefrau einen Gute-Nacht-Kuss zu geben) und gerät dabei mit einer Hand oder gar mit dem ganzen Arm in diese Ritze. Dann zeigt sich, dass diese so kompakt aussehende Einheit aus einzelnen losen Matratzen und auf Gleitkufen gelagerten Untergestellen besteht. Unvermittelt öffnet sich ein Spalt, ja ein ganzer Abgrund, in dem erst der Arm und dann der ganze Oberkörper versinkt. Nur mit Glück und guter Reaktion kann hier ein völliges Abrutschen und Versinken des ganzen Körpers vermieden werden.
Hallo hein, Hab an manchen Stellen schmunzeln müssen, da das Hotelgewerbe mein zweites Zuhause (war) und mich deshalb Hotelgeschichten immer amüsieren.
Die Bettgeschichte ist mir aber ein wenig ein Rätsel geblieben. Denn wenn ein Spalt in der Mitte bleibt, ein Spalt in dem man ganz versinken kann, dann müssten es doch zwei verschiedene Bettgestelle sein. Oder? Hab auch erstmal Gleitkufen gegoogelt, ;) konnte diese Bilder mit einem Bett jedoch nicht in Verbindung bringen. Was sind denn Gleitkufen? Es gibt ja Doppelbetten (1 grosse Matratze für 2 Personen / Einzelbetten. 1 kleine Matratze für 1 Person/ und Twinbetten 2 kleine nebeneinander stehende Betten mit jeweils 2 kleinen Matratzen.) Diese letzteren verkaufen Hoteliers gerne als "Doppelbetten". Im nächsten Hotel musst du also umbedingt ein "echtes" Doppelbett buchen, dann drohst Du nicht in der Mitte zu verschwinden.:)
Auf jedenfall, sehr detaillierter Bericht!
Mit Gruss, Ji
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

hein

Mitglied
Hallo Ji,

also die Betten waren (bzw. sind noch) so: zwei einzelne Untergestelle (Boxspring) mit jeweils dicken Matratzen, die lose darauf lagen. Die Untergestelle auf Plastik-Beinen, die sehr gut und leicht auf dem glatten Laminat rutschten (daher meine Beschreibung als "Gleitkufen"). Auch die Matratzen konnte man gut auf den Untergestellen bewegen. Also alles lose. Nur an der Wand ein durchgehendes Paneel, das wohl eine Einheit des Ganzen markieren sollte. Das dem nicht so war haben wir dann ja wie beschrieben festgestellt.

Ich erinnere mich an eine ähnliche Erfahrung aus früheren Zeiten, als es noch mehr als einen Gute-Nacht-Kuss gab. Da hingen zwei Personen auf einmal quer über einen ca. 25 Zentimeter breiten Spalt und konnten sich nur mit äußerster Mühe und Umklammerungen vor einen finalen Absturz retten.

LG
hein
 

Ji Rina

Mitglied
"""Ich erinnere mich an eine ähnliche Erfahrung aus früheren Zeiten, als es noch mehr als einen Gute-Nacht-Kuss gab. Da hingen zwei Personen auf einmal quer über einen ca. 25 Zentimeter breiten Spalt und konnten sich nur mit äußerster Mühe und Umklammerungen vor einen finalen Absturz retten."""
;)
 



 
Oben Unten