Eine Vase

Yourstruly

Mitglied
Wäre ich ein Gegenstand,

wäre ich eine Vase.

Eine zart filigrane Vase,

mit feinsten Verzierungen,

aus reinem, glänzendem Porzellan.



Eine Vase, so hauchdünn gebaut,

dass selbst der leichteste Windhauch

genug wäre, sie in tausend Stücke zu zerbrechen.



Und doch liegt sie schon lange in Scherben.



Stehen tut sie dennoch –

anmutig und verletzlich,

als könne der reinste Hauch ihr etwas anhaben.



Doch auch wäre ich eine äußerst nutzlose Vase.

Eine Vase, die kein Wasser halten kann.

Es würde durch die winzigsten Risse tropfen,

tausend unsichtbare Bruchlinien,

kaum mit bloßem Auge zu erkennen.



Unschuldig stünde ich da,

ohne Wasser, ohne Blümchen,

das nach wenigen Tagen vertrocknet.

Ganz verstaubt, still.



Ich würde nicht die Mitte eines Raumes einnehmen.

Nein – meine Präsenz wäre leise, unauffällig,

im Eck eines Zimmers,

auf einem kleinen Holzbrett.



Wenn jemand zu Besuch käme,

würde er mich vielleicht gar nicht wahrnehmen.



Und säße er dann still im Eck,

und unsere Blicke sich treffen,

würde er denken:



„Oh, was für eine schöne, filigrane Vase.“



Für einen Augenblick würde er mich bewundern,

sich vielleicht fragen, warum ich leer stehe,

ohne Blümchen.



Doch der Gedanke verfliegt,

bevor er länger verweilt,

bevor er sich einem anderen Gegenstand zuwendet.



Oh, was wäre ich für eine schöne Vase.

So zart, so filigran –

und so perfekt nutzlos.
 

Tula

Mitglied
Hallo yourstruly
Die Idee gefällt mir. Es ist für meinen Geschmack und der genannten Idee entsprechend zu lang. Belasse es bei zwei drei ausstrucksstarken Bildern.

Warum nicht?:

Und doch steht sie schon lange in Scherben.

und dann Schluss?

Oder ähnlich. Der Leser kann mMn den Faden von dieser Stelle an allein weiterspinnen.

LG Tula
 



 
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