Ich dämmere noch im Halbschlaf vor mich hin, zu schwach, die Augen zu öffnen, zu müde, mich zu regen. Die Stimme des Arztes klingt noch im Ohr, fulminante Embolie, Thrombolyse, Koagulationshemmer. Diese Begriffe und die Mühe, ihnen zu folgen und zu verstehen, haben mich Kraft gekostet.
Operation gelungen, Patient lebt noch.
Langsam komme ich zu Bewusstsein, spüre meine Arme wieder, meine Beine, meinen Rumpf, lasse mich aber auf dem Rücken liegen.
Allmählich kann ich wieder klar denken. Ich war nach Luft schnappend im Stadtpark zusammengebrochen auf dem Heimweg von der Bücherei. Passanten hatten den Notdienst gerufen, mich in die Mitte genommen und bis zum Straßenrand gestützt, wo man mich in den Rettungswagen hob, aufs Bett legte und mir Schläuche in die Nasenlöcher schob. Was dann in der Notaufnahme der Klinik geschah, weiß ich nicht mehr, nur an die schon erwähnte Stimme kann ich mich schwach erinnern.
Und an die Erzählungen des Edgar Allen Poe, die ich in der Bücherei gefunden und mit wohligem Schauer gelesen hatte.
Immer noch auf dem Rücken liegend, recke ich das rechte Bein, dann das linke, um wieder Gefühl und Durchblutung anzuregen, hebe dann den Arm. Aber meine Hand stößt schon bald auf Widerstand. Das Heben des Arms war anstrengend, ich lasse ihn wieder sinken.
Der Widerstand, was kann das sein? Der Griff des Galgens, an dem man sich im Krankenbett aufrichten kann? Nein, da hat sich nichts bewegt, es war etwas Festes.
Vor einigen Minuten, ich war noch von Sinnen und wie gelähmt, hörte ich ganz schwach eine Stimme, gedämpft, weit entfernt. War es die Schwester? Aber ich glaubte eine Männerstimme gehört zu haben. Dann hatte es über mir gepoltert, als würde ein Sandsack gegen einen Schrank fallen. Immer wieder gab es dieses Wumm, und ich schaffte es, meine Lider zu bewegen. Ich blinzelte, und sah nichts.
Bin ich blind oder ist es Nacht?
Zugleich ist es kühl. Ich werde die Heizung aufdrehen, sobald ich aufstehen kann.
Wumm, und ich höre wieder diese Stimme. Ist sie so leise, weil sie aus großer Ferne zu mir dringt oder ist auch mein Hören noch gelähmt? Wie durch einen Nebel schwebt sie vorbei. Schwester, komm zurück mit Wasser, der Durst bringt mich um!
Ich versuche, zu mehr Verstand zu kommen und ertaste nun den Raum über mir. Da ist eine feste Wand, aus Holz, eine oder zwei Handspannen über mir, aber nicht nur an der Hüfte, auch über meinem Kopf. Und als ich meine Beine hebe, fühle ich, dass die Holzwand von oben bis unten über mir liegt. Weil sie mich am Aufstehen hindern würde, will ich sie hochdrücken.
Vergeblich!
Ich liege doch in einem Krankenbett! Ein absonderliches Modell, das den Patienten nicht nur oben, sondern auch an den Seiten mit Brettern einpfercht. Hat man mich so gesichert, damit ich nicht aus dem Bett falle?
Die Bettdecke fehlt, ein dünnes Laken hüllt mich ein und lässt mich frösteln.
Wieder poltert es über mir, Wumm. Aber dieses Wumm ist leiser, mit zunehmendem Bewusstsein höre ich, dass dieses Poltern sich nach oben immer weiter entfernt.
Noch einmal stemme ich mich mit aller Kraft gegen die Holzwand.
Vergeblich!
Im Stockdunkel versuche ich, meine Gedanken zu sammeln, und wie aus einer Gruft des Vergessens steigt zurück in mein Gedächtnis, was ich vorhin leise gehört habe:
„Er ist von uns gegangen … verehrte Trauergäste … die ewige Ruhe.“
Auch mein Schrei wird vergeblich sein.
Operation gelungen, Patient lebt noch.
Langsam komme ich zu Bewusstsein, spüre meine Arme wieder, meine Beine, meinen Rumpf, lasse mich aber auf dem Rücken liegen.
Allmählich kann ich wieder klar denken. Ich war nach Luft schnappend im Stadtpark zusammengebrochen auf dem Heimweg von der Bücherei. Passanten hatten den Notdienst gerufen, mich in die Mitte genommen und bis zum Straßenrand gestützt, wo man mich in den Rettungswagen hob, aufs Bett legte und mir Schläuche in die Nasenlöcher schob. Was dann in der Notaufnahme der Klinik geschah, weiß ich nicht mehr, nur an die schon erwähnte Stimme kann ich mich schwach erinnern.
Und an die Erzählungen des Edgar Allen Poe, die ich in der Bücherei gefunden und mit wohligem Schauer gelesen hatte.
Immer noch auf dem Rücken liegend, recke ich das rechte Bein, dann das linke, um wieder Gefühl und Durchblutung anzuregen, hebe dann den Arm. Aber meine Hand stößt schon bald auf Widerstand. Das Heben des Arms war anstrengend, ich lasse ihn wieder sinken.
Der Widerstand, was kann das sein? Der Griff des Galgens, an dem man sich im Krankenbett aufrichten kann? Nein, da hat sich nichts bewegt, es war etwas Festes.
Vor einigen Minuten, ich war noch von Sinnen und wie gelähmt, hörte ich ganz schwach eine Stimme, gedämpft, weit entfernt. War es die Schwester? Aber ich glaubte eine Männerstimme gehört zu haben. Dann hatte es über mir gepoltert, als würde ein Sandsack gegen einen Schrank fallen. Immer wieder gab es dieses Wumm, und ich schaffte es, meine Lider zu bewegen. Ich blinzelte, und sah nichts.
Bin ich blind oder ist es Nacht?
Zugleich ist es kühl. Ich werde die Heizung aufdrehen, sobald ich aufstehen kann.
Wumm, und ich höre wieder diese Stimme. Ist sie so leise, weil sie aus großer Ferne zu mir dringt oder ist auch mein Hören noch gelähmt? Wie durch einen Nebel schwebt sie vorbei. Schwester, komm zurück mit Wasser, der Durst bringt mich um!
Ich versuche, zu mehr Verstand zu kommen und ertaste nun den Raum über mir. Da ist eine feste Wand, aus Holz, eine oder zwei Handspannen über mir, aber nicht nur an der Hüfte, auch über meinem Kopf. Und als ich meine Beine hebe, fühle ich, dass die Holzwand von oben bis unten über mir liegt. Weil sie mich am Aufstehen hindern würde, will ich sie hochdrücken.
Vergeblich!
Ich liege doch in einem Krankenbett! Ein absonderliches Modell, das den Patienten nicht nur oben, sondern auch an den Seiten mit Brettern einpfercht. Hat man mich so gesichert, damit ich nicht aus dem Bett falle?
Die Bettdecke fehlt, ein dünnes Laken hüllt mich ein und lässt mich frösteln.
Wieder poltert es über mir, Wumm. Aber dieses Wumm ist leiser, mit zunehmendem Bewusstsein höre ich, dass dieses Poltern sich nach oben immer weiter entfernt.
Noch einmal stemme ich mich mit aller Kraft gegen die Holzwand.
Vergeblich!
Im Stockdunkel versuche ich, meine Gedanken zu sammeln, und wie aus einer Gruft des Vergessens steigt zurück in mein Gedächtnis, was ich vorhin leise gehört habe:
„Er ist von uns gegangen … verehrte Trauergäste … die ewige Ruhe.“
Auch mein Schrei wird vergeblich sein.