Erinnerungen

Turan Ugur

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Kapitel 1: Erinnerungen

Jeder Mensch ist ein Pilot. Er startet sein Leben.
Er geht seinen eigenen Weg.
Er lebt.
Manchmal fällt er. Und wenn er fällt, könnte das seine Erfüllung gewesen sein.
Ein Mensch, der Hoffnung in sich trägt, kann sich retten.
Er befreit sich aus der prekären Lage wie ein Schmetterling aus seinem Kokon.
Jemand, der nie gefallen war, ist schon bald am Ende.
Jeder dieser Leute sieht sein Ende nahen.
Sie führen die Landung durch und schließen mit dem Leben ab.
Und wenn jemand an seinem Ziel gelangt ist, hat er Angst vor dem Nichts.
Er befürchtet, dass das Nichts auf ihn zukommt.
Er hat Angst, dass sein letzter Hoffnungsschimmer erlischt.
Jeder von uns führt ein Leben mit Höhen und Tiefen.
Jeder von uns muss irgendwann mal leiden.
Die Zeit wird kommen, wo alles zu Ende sein wird.
Werden wir uns am Ende unseres Lebens unser Leid zurückwünschen?
Ich glaube, ich würde mir mein Leid zurückwünschen.
Ich glaube, ich würde mir mein Leid aus Angst vor dem Tod zurückwünschen.
Ich bin überzeugt davon, dass es Menschen gibt, die sich sein Leben lang nichts mehr als den Tod wünschen.
Ich kannte einst so jemanden.
Er war ein aufrichtiger Mensch, der sich nichts mehr als den Tod wünschte.
Ich weiß noch, dass er sehr aufgeschlossen und doch sehr introvertiert war.
Er war ein sehr widersprüchlicher Junge.
Es schien mir, als würde er es vorausgesehen haben.
Als würde er sein Leben selbst zu Ende gebracht haben.
Kurz bevor er starb, lächelte er mich an.
Ich war wie erstarrt.
Ich hatte das Gefühl, dass er der glücklichste Mensch auf der Erde war.
Ja, ich denke, für ihn war das Leben viel schmerzhafter als sein Tod.
Was ich bemerkte war, dass er sich geborgen fühlte.
Als hätte jemand auf ihn gewartet.
Vielleicht war es der Engel Azrael, der ihn vom Diesseits erlösen wollte.
Es ist mir bis heute ein Rätsel.
Seit über 10 Jahren versuche ich zu enthüllen, was damals wirklich geschehen war.
Der Traum lässt mich einfach nicht los.
Ich erkenne keinen Sinn daran.
Ich weiß, er bedeutet etwas, dennoch kann ich ihn nicht enträtseln.
Er will mir etwas sagen.
Die Wahrheit. Das will er mir deuten.
Ich habe das Gefühl, ich bin so nah dran, dass Geheimnis zu lüften, nur etwas fehlt noch.
Etwas, was allen Puzzleteilen dieses Rätsels einen Sinn gibt.
Ich sehe die Wahrheit.
Was bringt es einen Menschen, wenn er etwas sieht, aber daraus keine Erkenntnis ziehen kann?

Fynn Ryo Preston ist Arzt im Peterson Hospital in Obama.
Fast jeden Tag arbeitet er im Krankenhaus und rettet Leben.
Man könnte meinen, Fynn Ryo Preston führt ein perfektes und glückliches Leben.
Seine Frau, Marianne, begleitet ihn jeden Morgen bis zur Haustür und hilft ihm, seinen Mantel überzuziehen.
An jedem seiner Arbeitstage ruft sie exakt um 13 Uhr an, um ihren Ehemann zu fragen, was er zu Abend essen möchte.
Jeden Abend wartet Marianne auf ihren Gatten vor der Haustür.
Sie wartet, dass er von seinem Auto aussteigt, ihr seinen Mantel übergibt, seine Schuhe auszieht und schließlich legt sie ihm wie jeden Abend die grün gestreiften Pantoffeln vor seinen Füßen.
Jedes Mal bedankt sich Fynn bei seiner Frau für ihre Fürsorge.
Kurz vor dem Abendessen bringt Fynn seine Tochter Mia zu Bett.
Mia ist die einzige Tochter von Fynn und Marianne.
Sie hat rabenschwarzes schulterlanges Haar.
Mia ist eine Musterschülerin an ihrer Schule.
Es gibt niemanden, der ihr in ihrer Stufe das Wasser reichen könnte.
Ihre Eltern sind unheimlich stolz auf sie und prahlen jedes Mal über Mia, wenn mal wieder Besuch im Hause war.
Nachdem Fynn Mya erzählte, wie seine Arbeit im Krankenhaus war und wie viele Menschenleben er gerettet hat, schlief sie langsam ein.
Fynn und seine Frau Marianne essen fast jeden Abend ohne Mya, da Fynn meistens sehr spät von der Arbeit nach Hause kommt.
Es kommt nicht selten vor, dass es einen Notfall im Krankenhaus gibt und Fynn dann wieder zurück ins Peterson Hospital muss.
Heute ist einer dieser Tage…

Das Leben eines Menschen wird von Gefühlen geprägt.
Ein sehr starkes Gefühl ist die Hoffnung.
Ich glaube, wenn ich keine Hoffnung hätte, dann würde ich heute nicht mehr am Leben sein. Wie gesagt, das Leben eines Menschen wird von Gefühlen geprägt und wenn ich behaupten würde, dass Gefühle mich nicht beeinflussen, dann wäre ich ein Lügner.
Ich würde leugnen, dass die Hoffnung mich am Leben hielt.
Ich würde leugnen, dass ich einst an die Liebe glaubte, denn ohne die Hoffnung wäre ich damals ums Leben gekommen.
Ich erinnere mich noch ganz genau an die Vorfälle von damals.
Wie könnte ich sie auch vergessen?
Wie würde ich meinen besten Freund Elias vergessen?
Es gab niemanden in meinem Leben, der mich so sehr unterstützte und beschützte wie Elias.
Er setzte sich stets für die Gerechtigkeit ein.
Niemand wusste das mehr zu schätzen als ich.
Ich weiß nicht, wo Elias heute lebt.
Unsere Wege trennten sich.
Ich wusste nie, warum es zu jener Zeit so enden musste.
Wieso wollte Elias gehen?
Ich weiß noch, dass ich von Schuldgefühlen geplagt war.
Es war zum Verrückt werden.
Es sind inzwischen 20 Jahre vergangen seit den Vorfällen von damals.
Elias verließ uns damals einfach.
Er hatte kein schlechtes Gewissen für das, was er getan hat.
Wieso habe ich eins?
Wieso kann ich nicht einfach los lassen und alles, was geschehen war auf sich beruhen lassen?
Dieser Traum verfolgt mich jede Nacht.
Es ist kein gewöhnlicher, es ist ein Albtraum.
Er wiederholt sich ständig.
Jeden Abend verspüre ich Angst in mir.
Ich habe Angst, dass ich einschlafe und den Traum von Neuem erleben muss.
Ja, ich erlebe diesen Albtraum.
Seit jener Nacht, als ich ihn zum ersten Mal träumte bis heute.
Von Nacht zu Nacht.
Er ergibt einfach keinen Sinn.
Wie kann ein Traum positiv und negativ zugleich sein?
Vielleicht ist das gar kein Albtraum, sondern einfach nur eine Erinnerung.
Zuerst bin ich an einem blutigen Gemetzel verwickelt und am Ende des Traumes entdecke ich eine Leiche, die ich bis zum heutigen Tage nicht erkennen kann.
Ich komme einfach nicht an sie ran.
Ich gehe näher an die Leiche, aber dann ist es vorbei.
Ich wache jedes Mal im selben Moment auf.
Und die ganzen Leuchttürme, ich verstehe einfach nicht, wieso sie mich dorthin führten.
Vielleicht bin ich einer von denen?
Die Art von Menschen, wie sie damals schon waren.
Menschen, die einfach nur zuschauten.
Ein Volk, das zusehen konnte.
Wie kann man einfach nur zuschauen, wenn grausame Dinge vor unseren eigenen Augen geschehen?
Es grenzt fast schon an Unmenschlichkeit, was sie uns zu jener Zeit antaten.
Ich hatte mit meiner Vergangenheit abgeschlossen.
Ich wollte mich nicht daran erinnern.
Dieser Traum lässt mich nicht vergessen.

Fynn weiß bis heute noch nicht, was ihm der Traum sagen will.
Am 29. September 1989 geschahen schreckliche Dinge für alle Beteiligten an diesem Ort.
Er will vergessen.
Bis heute konnte Fynn sie nicht verarbeiten.
Nur welcher Mensch ist in der Lage grausame Dinge, die einen angetan worden sind zu vergessen?
Können jene Leute vergessen, die anderen Menschen diese schrecklichen Dinge antaten?
Wäre es überhaupt ästhetisch, vergessen zu wollen, wenn Opfer gefallen waren?
Dabei ist es völlig gleichgültig welche Art von Opfer gefallen war, denn es gibt nicht nur Opfer eines Massakers.
Jeder Mensch war ein Opfer.
Ein gewöhnlicher Schuljunge, dem sein Taschengeld gestohlen wurde.
Ein muslimisches Mädchen, das ihre heilige Jungfräulichkeit durch Gewalt verlor.
Ein Kind aus der dritten Welt, das hungert.
Ein Jude, der verfolgt wurde.
Die Ehefrau, die von ihrem Gatten betrogen wurde.
Ja, jeder Mensch war einst ein Opfer.
Ein Opfer von Gewalt, Betrug, Mord, Intrigen und schließlich Vollstreckern des Todesurteils.
Nur vergessen die Menschen zu leicht, dass jedes dieser Opfer nicht immer eines sein wird.
Sie denken nicht daran, dass jedes Opfer irgendwann zu einem Henker werden kann.
Man vergisst, dass der größte Wunsch eines Opfers die Rache ist.
Ein Beispiel wäre Wyatt Goodale.
Wyatt Goodale war bis zu seinem Todestag Scheidungsanwalt.
Er hatte sich bereits im Jugendalter dazu entschlossen Jura zu studieren.
Es gibt einen triften Grund, wieso Wyatt Scheidungsanwalt werden wollte.
Dazu gibt es eine kleine Geschichte.
Als Wyatt sechzehn war, hatte er eine Freundin.
Sie waren gerade mal vier Monate ein Paar als er seine Freundin Chayenne mit seiner Halbschwester Melody betrog.
Wyatt dachte, dass das eine gute Idee wäre, eine Affäre mit Melody anzufangen.
Denn schließlich würde niemand auch nur im Traum daran denken, dass der Musterschüler, was mit seiner drogenabhängigen Halbschwester anfangen würde.
Eines Abends jedoch kam der Tag an dem das kleine Geheimnis der scheinbar unschuldigen Sünder entlarvt werden sollte.
Entlarvt von Chayenne.
Es war der vierzehnte Februar 1998.
Für Paare war es ein besonderer Tag.
Es war der Tag der Liebenden.
Chayenne wollte mit Wyatt ins Kino, um sich das Drama „Titanic“ anzuschauen.
Wyatt behauptete, dass er keine Zeit habe.
Er müsse im Kiosk seines Vaters arbeiten, da seine Eltern zusammen ausgehen wollten.
Natürlich war das gelogen.
In Wirklichkeit war Wyatt bei Melody, um einen erotischen Abend mit ihr zu verbringen.
Chayenne war sauer auf ihre bessere Hälfte.
Trotzdem gab sie schnell nach und tat so als würde sie Verständnis für Wyatt aufbringen.
Sie ahnte nämlich schon seit einigen Tagen, dass mit Wyatt etwas nicht stimmte.
Sie teilte Wyatt also mit, dass sie trotzdem ins Kino gehen werde.
Natürlich war das gelogen.
In Wirklichkeit hatte sie vor Wyatt auszuspionieren.
Als es Abend wurde, ging sie zum Kiosk, wo Wyatt angeblich hätte sein sollen.
Sie bemerkte, dass der Kiosk geschlossen war.
Dann ging sie hoch in die Wohnung von Wyatts Eltern.
Als sie vor der Haustür stand, kramte sie den Schlüssel der Wohnungstür aus ihrer Handtasche.
Und an solchen Momenten dankte Chayenne Gott dafür, dass er sie als ein vertrauenswürdiges liebes Mädchen schuf, denn Wyatt schenkte Chayenne zu ihrem achtzehnten Geburtstag den Wohnungsschlüssel als Beweis seiner Liebe.
Sie schloss die Tür vorsichtig auf und ging auf Wyatts Zimmer zu.
Sie konnte ihn hören und als wäre das nicht genug, schnappte sie auch noch eine bekannte Stimme des weiblichen Geschlechts auf.
Sie öffnete die Tür und erschrak.
Sie erschrak nicht, weil sie ihren Freund mit einer anderen im Bett erwischte.
Sie war bestürzt, weil sie Wyatt mit seiner Halbschwester Melody im Bett erwischte.
Eine Sekunde der Stille trat ein.
Doch wie spontan und elegant Chayenne war, schoss sie ein Foto von Wyatt, wie er nackt mit einem erigierten Penis und Melody mit drei Intimpiercings zu sehen war.
Chayenne schickte die Bilder an alle Familienmitglieder und Freunde von Wyatt.
Als die Eltern von Wyatt und Melody ansehen mussten, wie ihre unschuldigen Kinder sündige Taten durchführten, drückten sie ihnen 2000 Euro und zwei Happy Meals in die Hand und verabschiedeten sich für den Rest ihres Lebens von ihnen.
Und in dem Moment, als Wyatt die materielle Leere spürte, wusste er, dass er eines Tages Scheidungsanwalt wird, denn wenn er nochmal mit Melody Geschlechtsverkehr haben würde und dabei erwischt wird, könnte er im Falle einer Scheidung strategisch und klüger vorgehen.
Ja, das war Wyatts Gedanke.
Nur was er nicht wissen konnte, dass jede Frau anders reagiert.
Wie seine Ehefrau Mikayla Goodale vor zwei Jahren.
Wyatt fing eine Affäre mit seiner Sekretärin an.
Und wieder einmal wurde er dabei erwischt.
Er wurde erwischt, wie er in die Vagina seiner Sekretärin penetriert.
Diesmal von seiner ehemaligen Freundin, die er ebenfalls betrogen hatte.
Und wie wir rachsüchtige Frauen kennen, sind sie hinterhältig.
Pia war aber nicht nur hinterhältig, sie hatte ein Herz für betrogene Frauen, das pflegte sie jedenfalls immer zu sagen.
Anscheinend besonders für die Frauen mit denen Wyatt was hatte.
Sie ging also zu Mikayla und erzählte ihr von den neuesten Ereignissen ihres Gatten.
Ja, jede Frau reagiert anders, wenn sie betrogen wurde.
Aber bei einer Sache sind sich alle Frauen einig.
Für Mikayla Goodale gab es im Leben nämlich nichts Amüsanteres als sich zu rächen.
Als Wyatt von der Arbeit nach Hause kam und angeblich erschöpft war, weil er Überstunden machen musste, erwartete Mikayla ihren Gatten bereits am Esstisch.
Es verging keine weitere Sekunde als Mikayla ihn mit einer Pistole erschoss.
Und in diesem Augenblick verwandelte sich das Opfer in einen Mörder.
Ja, man vergisst, dass jedes Opfer Sehnsucht nach Rache verspürt.
Aber was ist mit den Tätern?
Waren sie einst nicht auch nur gewöhnliche Opfer?

Ich wusste, dass irgendwann der Tag kommen würde.
Der Tag, an dem ich mich mit den Ereignissen, die mich schon mein ganzes Leben verfolgen, auseinander setzen muss.
Ob es nun gewollt oder ungewollt geschieht.
Ich wusste, es wird irgendwann so weit sein.
Und anscheinend ist es der heutige Tag.
Aber wieso jetzt?
Wieso genau dann, wenn ich zurück ins Krankenhaus muss?
Ist es, weil ich weiß, dass ich gleich ein Opfer eines Überfalls behandeln muss?
Alle Patienten im Krankenhaus sind Opfer.
Aber dieser ist nicht irgendeiner.
Er wurde ein Opfer von homophoben Leuten.
Solche Menschen gab es noch heute.
Es sind Menschen, die homosexuellen Männern und Frauen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung schreckliche Dinge antun.
Damals war es nicht anders.
Die Opfer in meinem Traum, das waren keine gewöhnlichen Menschen.
Es waren homosexuelle Männer, die gefoltert wurden.
Und ein ganzes Volk, das einfach nur zusah.
Es tat nichts weiter.
Ich erinnere mich nicht mehr, ob diese Menschen es waren.
Ob diese Menschen die schwulen Männern gefoltert und getötet hatten.
Oder waren es nur Menschen, die es für gut hielten, dass die Tortur die richtige Strafe für die Gotteslästerer war?
Schauten sie deshalb nur zu?
Der Traum zwingt mich darüber nachzudenken.
Am Anfang des Traumes bin ich in einem Massaker verwickelt.
Ich bitte um Hilfe.
Ich will einfach nur, dass es aufhört.
Der Anblick an die Opfer zerstört mich.
Und ich bemerke, dass niemand hilft.
Ich sehe, dass niemand helfen will.
Es waren nur Männer, die getötet worden sind.
Und das Volk schaute nur zu.
Dann sehe ich Lichter.
Ich verstehe es einfach nicht.
Ich verstehe nicht, was die hellen Lichter bedeuten.
Das Licht eines Leuchtturms.
Eigentlich symbolisiert das Licht Hoffnung.
Für einen Moment denke ich, dass alles vorbei ist.
Ich denke, dass jetzt alles wieder gut ist, aber die Lichter der Leuchttürme führen mich zu einer Leiche.
Ich gehe näher an sie ran, aber dann ist es vorbei.
Ich wache jedes Mal im selben Moment auf.
Ich verstehe einfach nicht, wieso sie mich dorthin führen?
Wie können die Lichter, die eigentlich die Hoffnung symbolisieren mich zu etwas dunklem führen?
Wie kann ein Traum positiv und negativ zugleich sein?


Jeder Mensch ist ein Sünder.
Nicht jeder bereut seine begannen Sünden.
Einige von den Sündern besuchen die Kirche.
Sie gehen in die Kirche, um zu beichten.
Sie bereuen und versprechen nie wieder zu sündigen.
Andere wiederrum sündigen, obwohl sie sich ihrer Sünde bewusst sind.
Diese Menschen gehen ebenfalls zur Beichte.
Sie erzählen, dass sie ihre Sünde bereuen würden und versprechen, dass sie nie wieder sündigen werden.
Es gibt Menschen, die zur Beichte gehen, um ihre Seele zu reinigen.
Um sich frei zu fühlen.
Ein Leben ohne Schuldgefühle.
Wer wünscht sich das nicht?
Das System der Beichte hilft den Menschen.
Sie lässt jedem glauben, dass sie gute Menschen sind, solange sie ihre Sünden bereuen.
Stellt sich nun die Frage, was ist ein guter Mensch?
Ein hilfsbereiter Mensch kann eine junge Frau sein, die einer alten Dame über die Straße hilft.
Ein freundlicher Mensch kann ein Chef sein, der die Mittagspause seiner Angestellten verlängert.
Ein solidarischer Mensch kann jemand sein, der seinen Klassenkameraden nicht bei der Lehrerin verpetzt.
Ein höflicher Mensch kann eine Ehefrau sein, die ihre widerliche Schwiegermutter zu der Trauerfeier ihres verstorbenen Mannes einlädt.
Aber was ist denn nun ein guter Mensch?
Als Fynn endlich im Krankenhaus angekommen ist und sich für
die OP steril macht, erleidet er den Schock seines Lebens…

Ich weiß nicht, was ich tun soll.
Soll ich diesem Mann wirklich das Leben retten?
Er ist es.
Er ist derjenige, der den Menschen von damals schreckliche Dinge antat.
Wie konnte ich diese Erinnerungen auch vergessen?
Es hing alles mit dem Traum zusammen.
Das Massaker.
Die Toten.
Die Leiche.
Und Elias war verschwunden.
Es ist alles seine Schuld.
Er allein ist dafür verantwortlich.
Ich weiß noch, wie er sich nannte.
Jackson Matthews. So heißt er!
Er war grausam.

Ein Tag danach...

Fynn war am Boden zerstört als er diesen Mann wieder sehen musste.
Seine Erinnerungen kamen zurück.
Wieso?
Wieso tat er so etwas?
War dieser Mann wirklich so grausam, wie Fynn dachte?
Oder waren es nur seine Taten?
Es waren Menschen, die leiden mussten.
Menschen, die heute seinetwegen nicht mehr leben durften.
Aber er durfte leben.
Fynn wusste nicht, was er tun sollte.
Er wollte ihn retten.
Unter allen Umständen.
Er wollte wissen, wieso er diesen Menschen so etwas antat.
Fynn konnte sich wieder erinnern.
Er vergaß Tränen.
Sie alle vergaßen Tränen.
Sie alle verloren Menschen, die sie liebten.
Nur seinetwegen…

...
Kapitel 2: Der Sinn des Lebens
 



 
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