Es war einmal

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N. Valen

Mitglied
Fast huscht er vorbei, der Schatten –
als hätte er es eilig, nicht entdeckt zu werden.
Und doch bleibt ein kleiner Wirbel zurück,
ein Flirren, das leise sagt:
‚Ich bin da – nur nicht so, wie du mich erwartest.‘
 

sufnus

Mitglied
Hey Otto!
Im Hinblick auf die (ganz wunderbaren!) ersten vier Strophen hätte man dieses Gedicht auch unter "Gereimtes" stellen können, weil Strophe 1 und Strophe2 bzw. Strophe 3 und Strophe 4 über durch die Wiederholung von "sehen" (gesehen - sehen) bzw. "geht" (geht - untergeht) verklammert werden.
Hier handelt es sich also um eine Reimform, die beim traditionellen deutschsprachigen Endreimgedicht geradezu als fehlerhaft angesehen wird, den sogenannten "identischen Reim" (Reim durch Wortwiederholung). Ich finde aber, dass sich hier ein sehr schöner strukturgebender Effekt einstellt und dieser Outcast unter den Reimen endlich einmal zu seinem Recht kommt. :)
Insofern bedauere ich es sehr, dass dieses Schema dann zum Ende hin nicht mehr zum Tragen kommt. Eigentlich hätten zwei mit dem Wort "Leben" abschließende Strophen das Finale bilden müssen, um die Regel durchgängig einzuhalten.
In der hier realisierten, formal sozusagen abgebrochenen Variante bringt die Abschlussstrophe für mich auch eine beinahe schon pathetische Gravitas ein, die das luftig-elegante der ersten Strohen ein bisschen beschädigt.
LG!
S.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke für Sterne, Gedanken und Überlegungen. Ja, werter sufnus, ein wenig beschädigt ist es schon, aber so kam es mir halt in den Sinn.

Euch ein wunderschönes Wochenende

Otto
 

petrasmiles

Mitglied
Ach sufnus, Gravitas ... die ist im Leben selbst und jede Entscheidung birgt dieses ungelebte Leben, das man nicht gewählt hat. Wenn man älter ist, ist das nicht 'schwer', sondern Einsicht in Unvermeidbares, unter dem man als jüngerer Mensch vielleicht noch gelitten hat. Lass den Nestoren doch ihre Leichtigkeit, die in der Anerkenntnis der Schwere liegt, ohne beschwert zu werden.

Ich finde dieses Gedicht mal wieder außerordentlich gelungen, lieber Otto.

Liebe Grüße
Petra
 



 
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