Es war so heiß

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Wir waren auf dem Weg in unser Café und ich wollte ihre Hand halten, aber sie wies sie zurück. Das verletzte mich. Ich verstand nicht wieso? Wir waren schon seit zwei Jahren zusammen und ich mochte es ihre Hand zu halten. Aber dann sah ich ihre Blicke, die von einem Fremden zum Nächsten sprangen. Ich wurde eifersüchtig und wütend.

„Heute ist es echt verdammt heiß.“ sagte ich.

„Ja.“ sagte sie.

„Wie läuft es so mit der Uni?“

„Gut.“

„Schon angefangen zu lernen?“

„Nein, noch nicht.“

Es war kurz still und dann fragte ich: „Willst du nicht wissen, wie es bei mir läuft?“

„Erzähl, wie läuft‘s?“

„Ich bin gerade ziemlich im Stress, hab viel zu lernen.“

„Mies.“

„Ja, echt mies.“

Wieder Stille.

Ich schaute zu ihr, sie schaute in den Himmel. Sie war so schön. Ihr schwarzes Haar fiel in wilden Locken herunter, ihre Haut war braun gebrannt und ihre Figur zog jeden in den Bann. Ich gab das Gespräch auf.

Es war Montag und montags hatten wir beide frei. Erst am Dienstag mussten wir wieder in die Uni. Wir beide studierten an der Universitat de Barcelona. Ich war im Dauerstress, ich musste viel für die Prüfungen lernen und meine Nerven waren strapaziert. Ich erhoffte mir von diesem Nachmittag eine kleine Pause.

Wir liefen durch die Straßen und die Vögel flogen von Baum zu Baum, aber sangen nicht. Die Sonne versteckte sich hinter einer grauen Wolkenschicht, aber das T-Shirt klebte an der Brust. Die Straßen waren eng, es waren viele Leute unterwegs. Man stieß häufig an sie. Das schien ihr zu gefallen. Ich hakte mich in ihren Arm ein, aber sie drehte sich geschickt wieder heraus. Der Weg war aus Pflastersteinen und meine Füße schmerzten.

Wir kamen an unserem Café an und sahen, dass an unserem Tisch Fremde saßen.

„Komm, dann setzen wir uns halt wo anders hin.“ sagte sie.

Ich folgte still, aber entsetzt.

Es war unser Tisch, an diesem Tisch hatten wir uns kennengelernt. Damals war ich sehr nervös gewesen. Unser Treffen war zufälliger Art. Ich erinnere mich noch daran, wie ich bei ihrem Anblick festfror und mein Gesicht rot wurde. Es war ein warmer Frühlingsmorgen, der Duft von frischen Blumen wurde von einer angenehmen Brise durch die Stadt getragen. Es war ein schöner Tag gewesen und seitdem, wenn wir dieses Café besuchten, saßen wir immer an diesem Tisch. Er war immer frei gewesen, aber jetzt saßen diese Fremden dort.

Wir setzten uns an einen neuen Tisch, an dem mich die Sonne blendete. Dieser Tisch war abgeschieden, hinter mir befand sich eine kahle Mauer. Mein Stuhl wackelte und der Holztisch hatte tiefe Risse. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und trocknete meine Hand an der Hose. Die verdammte Hitze setzte mir zu. Es kam ein Kellner, der neu war.

„Wo ist Pablo?“ fragte sie.

„Er ist krank, ich bin sein Ersatz.“ sagte der Kellner. „Mein Name ist Hugo.“, dabei lächelte er sie an. Sie lächelte zurück.

Hugo nahm unsere Bestellung auf, zwei Cappuccini, und verließ unseren Tisch lächelnd. Er war ein großer, schmaler, junger Mann mit einem harten Gesicht, sein Lächeln strahlte aber über beide Backen. Sie schaute ihm noch lange hinterher. Ich schaute weg, ich hatte keinen Nerv dafür. Wir redeten kein Wort und es schien, als würde sie es nicht stören. Sie spielte an ihrem Handy herum. Das tat sie bestimmt nur, um mir auszuweichen. Einige Minuten später sah ich aus dem Augenwinkel den Kellner unsere Kaffees herantragen.

„Hier bitte, zwei Cappuccini.“

„Vielen Dank.“ sagte sie und lächelte ihn breit an. Er lächelte zurück und ging wieder.

Ich nahm ein Schluck von meinem Cappuccino und war enttäuscht, er war wässrig. Ich aß die von Schokolade umhüllte Kaffeebohne und schaute zu unserem Tisch rüber. Er war jetzt leer.

„Wollen wir uns rübersetzen?“ fragte ich und deutete mit einer Kopf zum Tisch. Ich wischte eine neue Ladung Schweiß von meiner Stirn.

„Ne, lass doch einfach hier sitzen bleiben.“

Ich schwieg.

Nach einiger Zeit fragte ich sie, wie es ihrer Familie ginge, aber sie gab nur knappe Antworten. Sie schaute nicht einmal von ihrem Handy auf. Ich wischte mir erneut den Schweiß von der Stirn, das wurde mir zu viel. Es war so heiß.

„Ich geh kurz auf die Toilette.“ sagte ich und stand auf.

Sie blickte immer noch nicht von ihrem Handy hoch.

Auf dem Weg zum Bad ließ ich meinen Blick über die Gäste schweifen. Die Leute saßen verteilt wie Farbspritzer und unterhielten sich und schienen glücklich. Dann sah ich Hugo hinter der Theke stehen. Er nickte und lächelte mir zu, aber eigentlich starrte er an mir vorbei. Als ich an der Tür zur Toilette stand, sah ich im Augenwinkel, wie er zu ihr lief. Ich versuchte das zu verdrängen. Im Bad wusch ich mir mein Gesicht mit kaltem Wasser. Es war nur mit dem Nötigsten ausgestattet und sonst leer. Die Wände waren rot gestrichen. Eine Glühbirne hing über meinen Kopf, aber sie flackerte. Das kalte Wasser kühlte mich nicht zu genüge ab. Das Studium stresste mich schon genug und jetzt noch das. Ich verließ das Bad wieder und sah Hugo am Tisch stehen, wie er sich mit ihr unterhielt.

Ich ging langsam auf sie zu, in der Hoffnung, wenn ich ankomme, wäre er wieder verschwunden. Aber er verschwand nicht. Ich setzte mich auf meinen Platz und trank einen Schluck und blickte auf die Straße. Ich konnte mich nicht überwinden, ihr Gespräch zu unterbrechen.

„Was studierst du denn?“ fragte Hugo sie.

„Audiovisuelle Kommunikation.“

„Das klingt kompliziert, wie läuft es denn so?“

„Ganz gut momentan, es stehen bald wieder die Prüfungen an und ich muss noch etwas Stoff nachholen.“

„Ich bin mir sicher, das kriegst du hin. Du siehst clever aus.“

Mit jedem Wort, das sie sprachen, wurde ich trauriger und wütender. Ich blickte zur Straße rüber und dachte über die Prüfungen nach. Ich musste bis zum Ende der Woche meine Zusammenfassungen fertig bekommen, sonst komme ich mit dem Stoff nicht durch. Aber ich wusste nicht, wie ich das schaffen sollte? Ich seufzte. Sie schauten mich beide an.

„Ich muss jetzt wieder zurück zur Arbeit, es warten noch andere Gäste auf mich.“ sagte Hugo.

„Es war schön dich kennenzulernen.“ sagte sie.

„Gleichfalls.“

Hugo ging endlich.

Sie schaute böse zu mir rüber und fragte: „Warum hast du das gemacht?“

„Was gemacht?“

„Ihn verscheucht.“

„Aber das wollte ich nicht.“

„Aber das hast du gemacht.“

„Tut mir leid.“

„Lass es gut sein.“

Wir tranken unsere Cappuccini aus und zahlten. Sie wollte unbedingt, dass ich Hugo mehr Trinkgeld geben sollte. „Jetzt sei nicht so geizig.“ sagte sie. Ich lief rot an.

Wir standen auf und Hugo sagte noch zu ihr: „Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.“

„Bestimmt, ich bin hier öfters.“ sagte sie.

Wir sind hier öfters, dachte ich.

Wir gingen nach Hause, es wurde langsam dunkel. Die Stadt verlor an Farbe und graues Licht flutete die Straßen und drang in jedes Haus und jedes Geschäft. Die Vögel wurden müde und eine kalte Brise schlich durch die Stadt. Trotzdem stand die Hitze und wich keinen Zentimeter.

Sie öffnete die Eingangstür zu dem Haus, in dem unsere Wohnung war, und wir liefen das kühle Treppenhaus hoch, sie war mir ein Stück voraus. Auf einmal hielt sie an. Durch die Gitter des Geländers sah ich David, wie er ihr etwas in die Hand drückte.

„Hier, das hast du das letzte Mal vergessen.“ sagte David.

„Danke.“ sagte sie.

Ich kam oben an und sie schauten beide zu mir. David wurde etwas rot.

„Was ist los?“ fragte ich.

„Nichts nichts, wir unterhalten uns nur. Geh schon hoch, ich komm gleich nach.“ sagte sie.

„Okay.“ sagte ich, aber ich traute der Sache nicht. Ich sah, dass sie einen ihrer Ohrringe in der Hand hielt, aber sie hatte heute doch gar keine getragen?

Ich nahm ihr die Schlüssel ab und ging hoch zu unserer Wohnung, die sich über der von David befand und schloss sie auf. Ich lehnte die Tür nur an, für sie.

Die Wohnung war eng und billig eingerichtet. Zu dieser Jahreszeit war es unglaublich heiß hier drin, noch schlimmer als draußen. Ich ging in die Küche und bereitete das Abendessen vor, aber wartete noch. Heute war sie dran mit Kochen und sie wollte Pasta machen. Ich befreite den Tisch von meinen Ordnern von der Uni, deckte ihn und stellte eine Weinflasche aus dem Kühlschrank raus, damit sie zum Essen trinkbar war. Sie ließ auf sich warten und ich überwand mich nicht, nach unten zu gehen. Und weil sie nicht kam, schmiss ich die Pasta schon in das kochende Wasser und setzte Tomatensoße auf. Danach legte ich mich in unser Bett und las mir meine unfertige Zusammenfassung durch, jedoch nicht lange. Von unten, aus Davids Wohnung, hörte ich erst etwas quietschen und dann hörte ich sie stöhnen. Tränen mischten sich in mein schweißnasses Gesicht.

Etwa 15 Minuten später kam sie endlich hoch und sie ging in die Küche. Ich brauchte eine Weile, um den Mut zu sammeln ihr zu folgen, aber als ich ihn hatte, trat ich in die Küche mit roten Augen. Sie sah mich an.

„Du bist selber schuld. Du gibst mir nicht mehr das, was ich vom Leben will, was ich brauch.“ sagte sie.

Sie schüttete die Pasta in das Nudelsieb, das kochende Wasser strömte durch die Löcher des Siebs und eine heiße Dampfwolke quoll auf. Ich setzte mich an den Tisch, mein Kopf wurde neblig und mir liefen erneut Tränen aus den Augen. Es wurde stickig in dem Zimmer.

„Du hast dich verändert. Du warst mal selbstbewusster, nicht so feige. Du warst mal richtig abenteuerlustig. Jetzt, bist du einfach nur noch da, aber… aber machst nichts. Es...es ist so als wärst du nur ein Zuschauer.“

„Ich kann mich wieder ändern.“

„Das eben, glaube ich nicht.“

Jetzt schüttete sie die Pasta in eine Schüssel und die heiße Soße darüber. Der Schweiß tropfte mir von der Nase.

„Ich habe mehr verdient. Und ich finde David toll. Er ist voller Leidenschaft und Lust und… und Energie, alles was du nicht hast. Außerdem ist er auch im Bett besser.“

Sie stellte die Schüssel auf den Tisch, nahm meinen Teller, schöpfte etwas Pasta aus der Schüssel, füllte meinen Teller und stellte ihn vor mich.

„Ich mach Schluss mit dir. Nach dem Essen geh ich wieder runter. Ich geb dir bis Freitag, um auszuziehen. Es ist ja immerhin noch meine Wohnung.“

Sie blickte auf den Tisch und bemerkte noch: „Du hast das Besteck vergessen.“

Sie drehte sich um und ging zur Schublade, in dem das Besteck lag. Ich war traurig und wütend. Die Hitze stieg mir zu Kopf, ich dachte ich glühe. Meine Augen waren rot und nass, ich zitterte am ganzen Körper. Ich sah zu ihr und sah nur noch ein Monster. Wie sollte ich überhaupt bei dem ganzen Stress bis Freitag etwas Neues finden? Ich griff zur Weinflasche schritt auf sie zu; sie drehte sich um, erschrak und ich schmetterte die Flasche so fest auf ihren Kopf, dass sie zerbrach. Sie sank zu Boden und Blut strömte aus ihr heraus, vermischte sich mit dem Wein. Von unten herauf lächelte sie mich noch einmal an. Dann lag ihr Körper nur noch tot da.
 
Die Grundidee ist nicht schlecht, aber insgesamt leider nicht sehr spannend erzählt.

Die Passage hier finde ich sehr dick aufgetragen:

Wir kamen an unserem Café an und sahen, dass an unserem Tisch Fremde saßen.

„Komm, dann setzen wir uns halt wo anders hin.“ sagte sie.

Ich folgte still, aber entsetzt.

Es war unser Tisch, an diesem Tisch hatten wir uns kennengelernt. Damals war ich sehr nervös gewesen. Unser Treffen war zufälliger Art. Ich erinnere mich noch daran, wie ich bei ihrem Anblick festfror und mein Gesicht rot wurde. Es war ein warmer Frühlingsmorgen, der Duft von frischen Blumen wurde von einer angenehmen Brise durch die Stadt getragen. Es war ein schöner Tag gewesen und seitdem, wenn wir dieses Café besuchten, saßen wir immer an diesem Tisch. Er war immer frei gewesen, aber jetzt saßen diese Fremden dort.
Insgesamt zerfließt der Protagonist ein wenig zu viel in Selbstmitleid. Zumindest am Anfang der Geschichte. Trotzdem hat sie etwas... Könnte man besser ausarbeiten.
 
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Ich hätte einiges gekürzt, z. B. das hier:

Es war Montag und montags hatten wir beide frei. Erst am Dienstag mussten wir wieder in die Uni. Wir beide studierten an der Universitat de Barcelona. Ich war im Dauerstress, ich musste viel für die Prüfungen lernen und meine Nerven waren strapaziert. Ich erhoffte mir von diesem Nachmittag eine kleine Pause.
Also das Fettgedruckte hätte ich gekürzt auf: „Montags hatten wir beide frei". Der nächste Satz mit dem Dienstag kann völlig wegfallen - das ist ja eigentlich klar, dass die beiden dann dienstags erst wieder in die Uni müssen. Dass und wo sie studieren, folgt ja sowieso im nächsten Satz. Also nicht so ausführlich alles erklären (das habe ich früher auch so gemacht, deshalb fällt es mir bei anderen direkt auf).

Hugo nahm unsere Bestellung auf, zwei Cappuccini, und verließ unseren Tisch lächelnd. Er war ein großer, schmaler, junger Mann mit einem harten Gesicht, sein Lächeln strahlte aber über beide Backen.
Hier wird Hugo eher beschrieben als gezeigt - du kennst sicher den Spruch „Show, don't tell".

Hier könnte man wieder einiges kürzen:
Die Wohnung war eng und billig eingerichtet. Zu dieser Jahreszeit war es unglaublich heiß hier drin, noch schlimmer als draußen. Ich ging in die Küche und bereitete das Abendessen vor, aber wartete noch. Heute war sie dran mit Kochen und sie wollte Pasta machen. Ich befreite den Tisch von meinen Ordnern von der Uni, deckte ihn und stellte eine Weinflasche aus dem Kühlschrank raus, damit sie zum Essen trinkbar war. Sie ließ auf sich warten und ich überwand mich nicht, nach unten zu gehen. Und weil sie nicht kam, schmiss ich die Pasta schon
Dass die Wohnung eng und billig eingerichtet war, ist für die Geschichte nicht wichtig. Den Rest in diesem Absatz hätte ich darauf gekürzt, dass sie heute mit dem Kochen dran war, aber nicht kam und der Protagonist selbst mit dem Kochen anfing und den Tisch deckte - also quasi kurz zusammengefasst, z. B. so:

„Sie war dran mit Kochen, ließ sich aber nicht blicken. Ich deckte den Tisch, stellte eine Weinflasche hin und wartete. Ich wollte nicht hinunter gehen und warf die Pasta schließlich selbst ins kochende Wasser."

Das sind die Dinge, die ich anders gemacht hätte, womit ich nicht sagen will, dass das genauso gemacht werden muss - jeder hat ja seinen eigenen Stil. Aber auf alle Fälle wäre es kürzer und darum auch etwas spannender.

Auch dass der Protagonist eifersüchtig und wütend wird, könnte man zeigen - nicht beschreiben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für die konstruktive Kritik! Ich versteh, was du meinst und muss zugeben, dass die Geschichte ursprünglich sogar noch länger war, wenn ich mich richtig erinnere sogar anderthalb Seiten länger. Ich habe die Geschichte wahrscheinlich schon zu oft selber überarbeitet, dass ich diese Dinge einfach übersehen habe. Danke!
 



 
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