Hi Petra
Ja, ein sehr spannendes Thema!
Aber was ist mit den 'Fehlleistungen'? Ich habe mal länger darüber nachgedacht - neben dem Faktenbasierten speichert das Gehirn ja auch Gefühle, und in dem konkreten Fall kann es sein, dass ich mich über die fehlende Mittigkeit geärget habe - ich war stolz auf meine schöne...
Wahrscheinlich ist es noch komplizierter - ob das Gehirn wirklich etwas "speichert" steht in den Sternen. Es kann durchaus sein, dass überhaupt keine Informationen gespeichert werden, sondern das Hirn nur über bestimmte Trigger neuronale Strukturen wiederholt, die bestimmte Informationen erzeugen.
Ich las einmal Daniel Dennett und manche der Bücher waren schwach, andere sehr gut. Seine Grundthese ist aber bedenkenswert. Dennett geht davon aus, dass das Bewusstsein eine Art Simplifikationsprozess ist. Ähnlich wie die Benutzeroberfläche eines PCs. Extrem komplexe Hirnvorgänge werden im Bewusstsein so weit vereinfacht, dass wir, die wir eben aus diesen Vorgängen bestehen, das vermeintliche Gefühl haben, wir würden uns, unsere Ängste, Wünsche, Träume, Hoffnungen, Gedanken, Gefühle verstehen, damit wir sinnvoll mit unserer Umwelt interagieren können.
Tatsächlich macht das auch Sinn. Unser Alltagsbewusstsein ist ja "Gehirn im Batteriesparmodus". Wenn dieses Alltagsbewusstsein durchbrochen wird, bei Drogenerfahrungen oder wenn Erkrankungen vorliegen (Borderline, Psychose) scheinen die Betroffenen kaum mehr sinnvoll mit ihrer Umwelt interagieren zu können.
Witzigerweise verwechseln wir dieses graue Alltagsbewusstsein dann recht schnell mit dem, was das Gehirn per se kann und neigen dazu, bei allem was aus dem Rahmen fällt, die Metaphysik ins Spiel zu bringen. Überschätzen wir da das Bewusstsein oder unterschätzen wir das Unbewusste?
Es gibt so verrückte Fälle - ich las erst vor kurzem von Menschen, bei denen, nach einem schwererem Unfall, ein Phänomen auftritt, das an Absurdität nicht zu toppen ist. Sie sind für kurze Zeit erblindet, leider bemerken sie das nicht. Die Betroffenen können ihren Körper elegant vor die Wand fahren und verstehen einfach nicht wieso - sie haben die Wand doch gesehen, obwohl sie offenkundig blind sind. Man kann sie auch nicht vom Gegenteil überzeugen, erst wenn die Vernetzung im Hirn sich normalisiert hat, verstehen diese Leute, was los war.
Ich glaube, solche Phänomene sind Übungen in Demut. Ich versuche mir das immer wieder vor Augen zu führen, in Momenten in denen ich mir allzu sicher bin über dieses und jenes.
LG
Patrick