(F) Kane IV - Die Schlacht

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Lord Stark

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Ein Sirren in der Luft, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag und einem Röcheln rissen Sandor urplötzlich aus seinen angenehmen Gedanken. Rechts neben ihm sackte Sir Roderich im Sattel seines Schimmels zusammen, den todbringenden Pfeil umklammernd, der die Lücke zwischen Helm und Brünne gefunden hatte. Weitere Pfeile prallten von der schweren Rüstung der Ritter ab oder gruben sich mit dumpfen Schlag in die ungeschützten Stellen von Mensch und Tier. Schon herrschte um den König ein heilloses Durcheinander, Pferde wieherten vor Schmerz und warfen ihre Reiter ab, Krieger fluchten und brüllten vor Verwirrung oder Panik, Rufe „Ein Hinterhalt" und „Schützt den König" erschallten überall.
Sandor, der Mühe hatte, sein bockendes Pferd im Zaum zu halten, schaute sich wild nach den Angreifern um. Da!
Seelenruhig knieten einige dutzend Meter vor ihnen auf dem Waldpfad eine Handvoll Bogenschützen und schickten mit militärischer Präzision den gefiederten Tod in den ungeordneten Haufen.

Sandor riß sein mächtiges Breitschwert aus der Scheide, schwenkte es hoch über dem Kopf und deutete auf sie, während er seinem Pferd die Sporen gab.
„Macht sie nieder, die Hunde! Für Brymont!"

Mit diesem Kampfschrei auf den Lippen sammelten die Ritter sich und donnerten auf die heimtückischen Schützen zu, die noch vereinzelte Pfeile abschossen und dann panisch die Flucht ergriffen.

Wilder Grimm erfüllte Sandor, als er den Kelch auf gelbschwarzem Grund sah, der auf den Tuniken der wie die Hasen laufenden Attentäter aufgestickt war. Amras Hunde hier, auf brymontischem Gebiet! Wie ein roter Schleier brandete kochende Wut durch Sandors Gemüt und mit einem tierischen Brüllen hieb er einen Fliehenden vom Pferd aus fast in zwei Teile. Der Schlachtenrausch erfaßte ihn mit aller Macht. Sein Schwert teilte den Tod links und rechts aus, während der König sein Roß durch die Flüchtenden trieb. Seine Ritter hatten aufgeschlossen, und Lanzen, Piken, Schwert und Äxte hielten blutige Ernte. Es war eher ein Gemetzel als ein Kampf, denn die ungerüsteten Bogenschützen versuchten nicht, sich zu wehren, sondern flüchteten die steilen bewaldeten Hänge zu Seiten des Hohlwegs hinauf, wohin ihnen die Ritter in ihren Plattenpanzern nicht folgen konnten.
Denjenigen jedoch, die zu langsam waren, wurde keine zweite Chance gewährt.

Schnaufend senkte der König die rotbefleckte Klinge. Seinem letzten Opfer hatte er die Beine unter dem Leib weggeschlagen, als dieser gerade den Hang hochklettern wollte und den schreienden Mann dann unter den Hufen seines Schlachtrosses zerstampft. Er blickte auf das noch zuckende blutige Etwas hinunter und spuckte in die brechenden Augen. Dann spornte er sein Pferd an und preschte weiter den Hohlweg hinunter, wohin noch mehr dieser feigen Mörder gelaufen waren, umringt von seinen Rittern.

Ein lautes Krachen von Baumstämmen hinter ihnen, ein Schrei des Entsetzens! Sandor riß sein wieherndes Roß auf der Hinterhand herum und erbleichte vor dem Anblick, der sich seinen ungläubigen Augen bot. Einige der gewaltigen Stämme, die links und rechts des Hohlweges in die Höhe wuchsen, waren mit Urgewalt auf den Weg hinunter gestürzt und hatten schreiende Männer und Pferde zermalmt. Und während der König sprachlos und verzweifelt nach einem Befehl suchte, stürmten dutzende Krieger in den Farben Bragants die Hänge herab, warfen sich hinter die schützenden Stämme und bestrichen die schweren Reiter auf der anderen Seite mit einem Pfeilhagel.

Das brachte Sandor zum Sprechen.
„Angriff!" schrie er mit überschlagender Stimme „reitet sie nieder!"

Wie ein Mann setzten die Ritter sich in Bewegung, tief geduckt über den Rücken ihrer Pferde, den wilden Schlachtenschrei Brymonts auf den Lippen - wie eine gewaltige Woge aus blitzendem Stahl und feurigem Blute.
Und wie eine Woge, die an der Felsenküste bricht, zerschellte der Ansturm der Ritter an der Barrikade. Pferde fielen im Pfeilhagel, stürzten oder wurden aufgespießt, wenn sie versuchten über die Stämme zu springen. Einzelne, die es schafften, wurden schnell umringt und niedergemacht von Kriegern mit Lanzen und Äxten - wie Hunde, die sich um einen Eber scharen und diesen durch Überzahl zu Boden zwingen. Sandor selbst, der sich umringt von seiner Leibwache fluchend durch Zweige schlug, entging nur um Haaresbreite einem von oben gestoßenem Speer, während der Pfeilhagel dichter wurde und immer mehr seiner Ritter schrien und starben.

Jetzt wurde die schwere Rüstung den Reitern zum Verhängnis. Auf offenem Feld ihr Schutz und Garant für den Sieg, waren sie hier in der Enge den leichtgerüsteten und mit Bögen bewaffneten äußerst beweglichen Feinden hoffnungslos unterlegen. Einmal vom Pferd gefallen lagen sie hilflos auf dem Boden wie Schildkröten, die man auf den Rücken gedreht hat. Geschah das vor der Barrikade, hatten sie noch Glück - dahinter blieben ihnen nur Augenblicke, bevor eine Dolchklinge ihren Weg durch das Visier fand.
Die Aussichtslosigkeit seines Angriffs einsehend, gab Sandor den Befehl zum Rückzug und Sammeln außer Pfeilreichweite weiter unten am Weg.

Grimmig und sich die schweißnasse Stirn wischend überdachte er seine Lage. Mit einem Sturmangriff war der Sieg nicht zu erreichen. Bei Tloluvin dem Schwarzen, wieso standen ihm keine Schützen zur Verfügung! Einige seiner Ritter könnten natürlich ihren hinderlichen Panzer ablegen und die Hänge zu beiden Seiten der Barrikade erklettern. Bei einer gleichzeitigen frontalen Attacke der verbleibenden Reiter könnte diese Taktik Erfolg versprechen, besonders da er in Überzahl angriff. Doch graute es den König vor den horrenden Verlusten, die diese Vorgehensweise vor allen bei den ungerüsteten Flankenangreifern zur Folge haben würde. Bei Thoem, wenn es wenigstens gewöhnliche Fußsoldaten wären! Aber die Angehörigen der fünften schweren Kavallerie waren fast alles Edle oder Söhne reicher Familien, deren Wohlwollen er sicherlich nicht damit gewinnen würde, wenn er ihre Angehörigen mit bragantischen Pfeilen gefiedert zurück brachte.

Bei Thoem... Kriegslärm?
Horchend ließ Sandor von seiner Grübelei ab, dann überkam es ihn siedendheiß: Die Kutsche, die Prinzessin! Ein heimtückischer Hinterhalt, dazu gedacht, ihn mit einem Großteil der Eskorte wegzulocken, während mittlerweile ohne Zweifel die Kutsche Valerias unter heftigem Angriff stand. Und er war in diese Falle hineingetappt wie der unerfahrenste Rekrut! Aber wer konnte auch ahnen, daß Amra so tollkühn war, auf brymontischem Boden..

Voll ohnmächtiger Wut zerbiß sich Sandor die Lippe, daß Blut seinen Bart färbte. Jetzt hatte er keine Wahl. Er mußte über die Barrikade und konnte nur beten, daß ihm danach noch genügend Männer blieben, die Kutsche zu befreien.
Mit entschlossenem Ton und harten Blick gab er die notwendigen Befehle und die Hälfte seiner Edlen begann ohne eine Wort des Widerspruchs die Rüstung abzulegen, obwohl allen klar war, daß nur wenige dies überleben würden.

Als alles bereit war, klappte der König sein Visier herunter und hob den gepanzerten Arm, um das Signal zum Stürmen zu geben. Sein vor Zorn und dunkler Vorahnung erfüllter Blick richtete sich auf die verfluchte Barrikade und die lauernden Blicke der Söldner dahinter, als... doch was war das?
 

Lord Stark

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Danke! Ich habe zwar geschrieben, daß ich gerne Lob wie Kritik höre, aber wenn ich ehrlich bin, höre ich Lob doch etwas lieber :) :) :)

Der nächste Teil kommt bald.
 



 
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