Feuer im Wind - Kapitel 1.3

Araluen

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Kaum hatten sie das Portal hinter sich gelassen, fiel die Kälte von ihnen ab. Angenehm warm war es in der großen Säulenhalle, die sie nun durchquerten. Wie die Erbauer dies bewerkstelligt hatten, wussten die Drachen nicht. Auch für sie war Drachenhall in vielen Dingen ein großes Geheimnis. Vier Reihen von mächtigen, monolithische Säulen trugen die im Dunkeln verschwindende Höhlendecke. In ihnen waren große rote Kristalle eingelassen, die in einem sanften Lichtschein glühten. Früher mochte der Boden prachtvoll mit Marmor gestaltet worden sein. Doch Zeit und Drachenkrallen hatten die weitläufigen Muster bis zur Unkenntlichkeit verblassen lassen. Der Jungdrache hielt sich dicht an der Seite seiner Mutter, als sie zwischen den Säulen hindurch schritten und schließlich in eine gewaltige Halle gelangten. Auch hier verlor sich die Decke in Dunkelheit. Selbst ein Wyrm würde sich hier winzig fühlen. Doch hatte schon lange niemand mehr eine dieser kolossalen Bestien in Drachenhall gesehen. Dafür lungerten vier Prinzen links und rechts vom Eingang herum und musterten die Neuankömmlinge mit unverhohlener Verachtung. Eustexia strafte sie mit Missachtung. Wegen dieser Nestlinge war sie nicht gekommen und zur Not würde sie mit ihnen auch fertig werden. Amüsiert bemerkte sie, wie sich Begehren in ihrem Sohn regte, als er das Gold und die Edelsteine erblickte, die den Boden der Halle bedeckten und sich zu Bergen aus Münzen, Barren und Schmuckstücken türmten, zwischen denen zum Teil faustgroße Edelsteine in den verschiedensten Farben funkelten und das sanfte Licht der Leuchtkristalle in den Säulen reflektierten. Eustexia lockerte den Griff um den Verstand ihres Sohnes, damit er sich an diesem Anblick weiden konnte. Der Hort der Drachenkönigin war der größte Schatz, des es auf dieser Welt gab, und sie wachte eifersüchtig darüber.
»Dragayah! Ich fordere Zutritt zur Blutquelle«, rief Eustexia in die Halle. Die Prinzen fauchten bei diesem anmaßenden Ton und kamen unter Drohgebärden näher. Raschelnd und klimpernd rauschten Münzen und Edelsteine vom Körper der Drachenkönigin, als sie sich unter einem Goldberg erhob, unter dem sie geruht hatte. Sie schüttelte ihren Kopf, um ihn von Gemmen zu befreien. Beeindruckende einhundert Fuß maß die Königin vom Kopf bis zur Schwanzspitze und überragte auch Eustexia, die nun ergeben den Kopf neigte, um mindestens drei Fuß. Knurrend richtete sie den Blick ihrer purpurnen Augen auf die Eindringlinge.
»Das ist also deine Brut, Draga«, knurrte die Königin und näherte sich mit einer Anmut, die man der riesigen Echse nicht zutrauen würde. Sie blies dem Jungdrachen ihren warmen Atem über den Kopf und er duckte sich flach auf den Boden. Eustexia schob sich zwischen ihm und die Königin.
»So ist es, Coristeia. Seine Zeit ist gekommen.«
Die Königin umrundete Eustexia halb, um erneut einen Blick auf den bronzefarbenen Drachen zu werfen. Ihre schwarzroten Schuppen glänzten im dämmrigen Licht.
»Nein. Ihr dürft nicht passieren.«
Der Jungdrache wurde zur Seite gestoßen und schlitterte über die Goldmünzen, als Eustexia wütend aufbrüllte und sich erneut der Königin in den Weg stellte.
»Was hat das zu bedeuten? Ich habe den Tribut entrichtet. Wie kannst du es wagen?«
»Hüte deine Zunge, Draga, oder ich hüte sie für dich«, zischte Coristeia gefährlich leise, »Deinen Sohn umgibt ein Hauch von Schicksal, der mit nicht gefällt, ebenso wenig wie dein Hochmut. Tötet ihn!«
Mordlüstern jaulten die Prinzen auf und stürzten vor. Der bronzefarbene Drache beeilte sich schnell wieder auf die Beine zu kommen und empfing den ersten mit einem peitschenden Schwanzhieb. Dann stieß er sich vom Boden ab, um sich in die Lüfte zu schwingen, doch der nächste verbiss sich in seinem Hinterbein und riss ihn wieder zu Boden. Klimpernd flogen Münzen und Edelsteine durch die Luft. Sein Verstand war wieder völlig klar. Der fremde Wille hatte ihn verlassen. Er hatte seine Freiheit wieder, nur damit er jetzt sterben würde. Ein weiterer Drache sprang ihm auf den Rücken und drückte ihn zu Boden. Er hatte keine Kraft mehr.
»Haltet ein!«, rief Eustexia verzweifelt und drückte sich vor Coristeia auf den Boden und entblößte ihre Kehle, indem sie den langen Hals nach hinten bog.
»Ich tue, was du verlangst, große Dragayah, und erflehe deine Gnade.«
Ein Lächeln umspielte die Lefzen der Drachenkönigin und mit einem knappen Fauchen rief sie ihre Söhne zurück.
»So soll es sein. Dein Sohn soll von der Quelle trinken und träumen und zu zahlst den Preis dafür.«
 
G

Gelöschtes Mitglied 17359

Gast
Liebe Araluen!

Ich habe die ersten drei Kapitel deines Drachenromans mit Interesse gelesen, obwohl ich eigentlich kein Fan von Fantasy-Geschichten bin. Dein lebendiger, fesselnder Schreibstil gefällt mir sehr gut. Die Figuren gewinnen nach kurzer Zeit eine eigene Persönlichkeit, und man ist gespannt, wie es weitergeht.

Einige Flüchtigkeitsfehler sind mir aufgefallen:

Früher mochte der Boden prachtvoll mit Marmor gestaltet worden sein. Doch Zeit und Drachenkrallen hatten die weitläufigen Muster bis zur Unkenntlichkeit verblassen lassen.
Zwischen diesen beiden Sätzen würde ich keinen Punkt, sondern ein Komma setzen.

Der Hort der Drachenkönigin war der größte Schatz, [strike]des[/strike][blue] den [/blue]es auf dieser Welt gab, und sie wachte eifersüchtig darüber.
als sie sich [strike]unter[/strike] [blue]aus[/blue]
einem Goldberg
, »[strike]Deinen[/strike] [blue]deinen[/blue] Sohn umgibt ein Hauch von Schicksal, der[strike] mit[/strike][blue] mir [/blue]nicht gefällt, ebenso wenig wie dein Hochmut. Tötet ihn!«
»Haltet ein!«, rief Eustexia verzweifelt[blue] und[/blue], drückte sich vor Coristeia auf den Boden und entblößte ihre Kehle, indem sie den langen Hals nach hinten bog.
Das "und" würde ich hier durch ein Komma ersetzen.

Gruß, Hyazinthe
 

Araluen

Mitglied
Hallo Hyazinthe,
danke für das Auffinden der Fehler. Das werde ich bei nächster Gelegenheit (sofort passt leider nich tin meinen Zeitplan) beheben. Freut mich, dass es dir bisher gefallen hat, Hyazinthe.

Liebe Grüße,
Araluen
 



 
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