Firenze

5,00 Stern(e) 2 Bewertungen

fee_reloaded

Mitglied
Ich kann förmlich den hitzigen Marmordunst von grellem Weiß im Mund schmecken, lieber Scal!

Ein großartiger Text! Ich hoffe, er wird bald empfohlen!

Liebe Grüße,
fee
 

Scal

Mitglied
"Marmordunst von grellem Weiß im Mund .." :)
Hab freilich ja nur eine der zahlreichen Facetten skizziert.
Grazie, liebe fee!

Lieben Gruß
Scal
 

sufnus

Mitglied
Ich verstehe das Gedicht so, dass die Stadt den Touristen kahlgepflückt hat - aber man kann das natürlich auch anders lesen und es spielt gar keine Rolle: Diese Verse sind in jedem Fall ganz wunderbar!
Und mit leiser Melancholie denke ich an einen Florenzbesuch vor vielen vielen Jahren zurück als mir die Stadt sehr voll vorkam, aber nur die Menschendichte einer völlig uninteressanten kleinen deutschen Großstadt an einem Samstag nachmittag im Jahr 2024 hatte. Ich verstehe nicht, warum ein so hoher Anteil der Menschheit das Bedürfnis zum Zusammenrotten in sich trägt. Weihnachtsmärkte in Ludwigshafen, Salzgitter oder Chemnitz (usw.) sind bizarre Zeugnisse dieses anthropologischen Defekts. Von Florenz und anderen Hotspots ganz zu schweigen. Da sitz ich allemal lieber auf einer schattigen Bank des nächstgelegenen kommunalen Friedhofs und lese ein gutes Buch. Vielleicht irgendwas über Florenz.
LG!
S.
 

Scal

Mitglied
Tja, das Zusammenrottungsphänomen. Ein spezielles Thema bis in all die Events und ins Politische hinein. Stoff fürTexte.

In früheren Jahren inhalierten wir (ein Freund und ich) nebst Novalis, Hölderlin, Rilke, Musil, Handke sowie Philosophischem auch einige Autoren der Beatniks (Jack Kerouac, Gary Snyder, Alan Watts). Das hat damals unser Reisen beeinflusst. Am besten alleine mit Rucksack und ohne Kamera, das Notizbuch in der Hosentasche.

Einprägsames u.a.: Spätabendlicher November 1988, kommunistisches Prag, menschenleere Gassen, oranges Laternenlicht, dünner Nebel; Nachtwanderung durch dichtes Schneetreiben am 24. Dezember in Cesky Crumlov; Sougia im südlichen Kreta mit seinen nahen Schluchten Ende Oktober; der Bretterboden einer Mühle auf Sifnos über der Meeresbrandung (Mike trug seinen Schlafsack am Rücken während er all sein sonstiges Hab und Gut in einer Chiquita-Schachtel auf dem Kopf dahinbalancierte - er saß, Monika hatte ihn nachts beleidigt, stundenlang in der prallen Sonne und las Sartre - "Der Ekel". Mein Freund K. lebte längere Zeit alleine auf einem Hausboot auf einem See nahe Srinagar/Kashmir. Schickte von dort Briefe mit Gedichten.
Wir vermieden die Zusammenrottungen der Hippies im kretischen Matala oder auf La Gomera oder im nepalesischen Kathmandu und indischen Goa. All die bhagvanesken und sonstigen kollektiven Wow-Sentimentalitäten, sie blieben uns weitgehend suspekt.

Mittlerweile reise ich vergleichsweise ziemlich bürgerlich. Zudem selten. Aber die Erinnerungen färben noch ab, schleichen sich ein. Und ja, eigentlich ist ALLES interessant - vor allem auch "Kleinigkeiten" - oder kann es werden (solange man nicht zu müde und abgekämpft ist).

Lieben Gruß - und danke!
 

petrasmiles

Mitglied
Da sitz ich allemal lieber auf einer schattigen Bank des nächstgelegenen kommunalen Friedhofs und lese ein gutes Buch. Vielleicht irgendwas über Florenz.
Der Satz hätte von mir stammen können @ sufnus :)
Ich liebe Reiseliteratur, auch gerne ältere noch vor dem Massentourismus und da ging es immer gesittet zu - der (privilegierte) Reisende als Schlenderer zwischen den Schönheiten dieser Welt. Dieses Bild ist keinem mehr möglich - und da schaue ich lieber Dokus oder Bildbände.
Ich bin mir gar nicht sicher, ob der Einzelne wirklich die Massen sucht - ich denke eher, er nimmt sie in Kauf, weil es für ihn anders nicht zu haben ist - und man ja was 'sehen' will. Ich glaube, dieser Bildungswahn durch eigene Anschauung ist die Krux - oder zumindest sagen zu können, da gewesen zu sein. Auf jeden Fall jede Menge falsche Gründe.

Was Du da erzählst @ scal von Deinen frühen Reisen, das klingt beneidenswert nach echtem Reisen ... man sollte mal wieder Kerouac lesen und in Gedanken pilgern ...

Liebe Grüße
Petra
 



 
Oben Unten