Fluchten Teil 3

Haarkranz

Mitglied
3

Achmed und Felix erhielten zwei Tage später folgende E-mail:
Euch Friede, Allah Lob und Preis! Euer Bote Robert, etwas derangiert aber wohlbehalten hier eingetroffen, macht mir den allerbesten Eindruck. Er bittet Euch, seiner Frau Nellie und den Kindern von seiner überstandenen Reise zu berichten, Nellie von den guten Umständen in denen er sich befinde zu erzählen, sie insgesamt zu beruhigen, weil sie sich sicher unnötig große Sorge macht.
Was Robert angeht, so hat er sich während seiner Reise Gedanken gemacht. Herausgekommen ist das Griot-Projekt. Wir, das heißt er und ich, werden uns alsbald nach Timbuktu aufmachen, um den dort ansässigen Griot Abu Dar zu besuchen. Abu Dar ist ein Mann von großem Einfluß und hohem Ansehen. Dem wird Robert die Idee von der Umlenkung vortragen. Wie euch bekannt sein dürfte, sind Griots sehr respektiert, die Menschen vertrauen ihnen. Wenn wir Abu Dar für unsere Vorhaben gewännen, wären wir aus dem Schneider. Ich maile keine Einzelheiten, ich weiß ihr habt Fantasie genug, euch den Rest zu denken.
Felix besuchte noch am gleichen Abend Nellie und ihre Kinder, die beim Anblick seiner Uniform vor Ehrfurcht erstarrten. Felix bemühte sich, sie mit den Tricks die er kannte locker zu machen, aber nichts verfing. Das brachte ihn auf den Gedanken, sich bei Nellie zum Essen einzuladen. Sie zu bitten den Tisch in den Hof zu stellen, jedermann sollte sehen, der Kommissär sitzt mit den Membas zu Tisch.
Das brach das Eis, Nellie tischte eines ihrer Hirsebreigerichte auf, der Kommissär lobte ihre Kochkunst, und ließ sich zweimal nachreichen.
Als er sich, es war stockfinster geworden, unter großem Gelächter von ihr und den Kindern verabschiedete, war das Ansehen der Membas, die als sie einzogen, über die Schulter angesehen worden waren, ins Unermessliche gestiegen.
Nellie spürte es am nächsten Morgen. Einer der Nachbarn hatte einen Gemüsestand auf dem Markt, ein wichtiger Mann für den die Membas Luft gewesen waren. Dieser Mann, Yussuf, klopfte früh morgens an und bat Nellie, sich von seinem Karren zu bedienen, so könne sie den Gang zum Markt sparen, sich die frischesten Knollen und Kräuter aussuchen, sofern sie welche brauche.
Ähnliche Freundlichkeiten, ob von den Lehrern der Kinder, oder dem Mann der die Abfälle einsammelte, von Robert noch vor vier Wochen glühend beneidet, kassierte sie unentwegt. Schnell gewöhnte sie sich an den neuen Status, bedankte sich nicht mehr überschwenglich, sondern mit einem huldvollen Neigen des Köpfchens.

Achmed und Felix mussten sich nicht anstrengen, um aus den Andeutungen der Mail herauszulesen, dass Robert auf den Gedanken gekommen war, die Griots zu Propagandisten ihres Vorhabens zu machen.
Achmed war mächtig stolz auf seinen Riecher, den er im Falle der Aquisition des Müllsammlers bewiesen hatte. Vor Freude strahlend, erzählte er zum x-ten Mal, wie er den Stolz des Mannes aus dem Nichts nicht nieder gebügelt, sondern angestachelt und belohnt hatte.
Felix freute sich über Achmeds zur Schau gestellten Stolz, er wusste wie sehr die von allen guten Geistern verlassene Art und Weise seiner Söhne, ihn beschämte. Nicht das Achmed sich beklagte hätte, auch ohne dass er ihm sein Herz ausschüttete, war klar wo ihn der Schuh drückte.
Jedenfalls schien ihr Unternehmen Atlantik feste Formen anzunehmen.
„Felix, was wir noch nie erörtert haben, sind die Chancen die unsere Leute in Europa haben,“ begann Achmed am nächsten Abend das Gespräch mit dem Freund. „Wenig wäre gewonnen, sollten sie von den Gendarmen zusammengetrieben und zurück geschickt werden.“
„Achmed, da bin ich nicht bei dir,“ wandte Felix ein. „Viel ist gewonnen, weil unsere Leute leben, unverletzt und ungeschwächt sind, keine kräftezehrende, monatelange Odyssee durch die Wüste, danach über‘s Meer in unsicheren Kähnen. Natürlich wäre es fatal, wenn sie zurückgeschickt würden. Dafür, Achmed, setzen wir auf Masse. Nicht einzelne verottete Kutter laden ihre halbtoten Insassen vor der Küste aus, sondern seetüchtige Dampfer landen Tausende gesunder Menschen in einer Nacht an, das überfordert die Häscher. Deshalb will ich nach Frankreich, meine alten Verbindungen zur Securite aufpolieren, und hoffentlich in Gesprächen viel erfahren.
Die treibt die Angst vor der Massenimmigration um, ich komme denen wie gerufen, für die ist nicht denkbar, ein Weißer, dazu Franzose hätte etwas anderes im Sinn als das Wohlergehen seines Vaterlandes. Die gehen davon aus, ich komme, um ihnen bei der Abwehr der Immigranten zu helfen. Für diese Leute sind Schwarze keine Menschen auf Augenhöhe. Franzose sein bedeutet für sie, auf der Spitze der Menschheitspyramide zu stehen, so sind sie erzogen worden.
Ich werde sie beraten und sie werden mir erzählen, welche Strategie oder eher Taktik, sie sich zurechtgelegt haben um Einwandererströmen zu begegnen.
Auf diesen Erkenntnissen, Achmed, müssen wir in den nächsten zwölf Monaten unsere Strategie gründen. Ich gehe davon aus, diese Zeit wird es dauern, bis die ersten Reisenden eintreffen, und wir die Weiterreise organisiert haben.
Ich habe drei Jahresurlaube gut, und eine kaum noch bezwingbare Sehnsucht nach der Zivilisation. Da geht es mir wie allen hier lebenden Europäern, keiner von denen würde im Ernst bezweifeln, dass meine guten Beziehungen zu Schwarzen, ausschließlich dienstlichen Hintergrund haben.
Ich reiche mein Urlaubsgesuch morgen ein, und bin sicher eine Bewilligung in den nächsten vierzehn Tagen in Händen zu haben. Da hieße drei Monate Europa Urlaub. Während dieser Zeit keine E-Mails, keine Faxe oder Briefe an mich. Ich kann Schwarze nach all den Jahren einfach nicht mehr ertragen! Ich werde dich selten anrufen, vielleicht gibt es ja Wichtiges, oder einfach um mein Heimweh, mit deiner afrikanischen, französisch sprechenden Stimme zu bekämpfen.“

Felix Aufnahme in Paris verlief nicht wie er sich das vorgestellt hatte. Seine Kumpel, die mit ihm drei Jahre Securite Ausbildung durchlaufen hatten, waren bis auf zwei, über ganz Frankreich verstreut. Daniel Lefebre, einer der im Hauptquartier verbliebenen, mit dem er vor zwanzig Jahren spektakuläre Sauftouren unternommen hatte, war zum farblosen Bürokraten geschrumpft, wie er schnell erfahren sollte.
Als er bei der Consiergerie seine Jahrgangsliste durchging, um herauszufinden wer noch im Hauptquartier arbeitete, stieß er auf Daniel. Sogleich stürmte er hoch in den dritten Stock, zum Zimmer 301. Ohne anzuklopfen stieß er die Tür auf, voll Freude endlich einem der Alten zu begegnen. Da hockte Daniel mit krummen Rücken hinter einem Aktenberg, schielte über den Rand seiner Lesebrille hoch zu ihm und brummte: „Sieh mal einer an, der Petaux, dass du noch lebst. Hab gehört bist in die Dienste der Schwarzen getreten. Bleibst du länger in Paris? Könnten uns mal treffen, nur im Moment kommt das sehr ungelegen, schau doch in vierzehn Tagen noch mal vorbei.“
Noch nicht einmal aufgestanden ist das Arschloch, schnaubte Felix, als er den Aufzug verschmähend, die endlose Treppe zum Erdgeschoß heruntertrappelte.
Der nächste war Muller, ein Straßburger, nicht ganz seine Kragenweite, Strebertyp. Konnte sich geändert haben. Muller war in der Hierarchie weit oben gelandet, vorsichtshalber rief er ihn an. Eine Frauenstimme meldete sich. Felix erklärte sich kurz, wartete. Dann war Mademoiselle wieder da: „Ja Ms. Muller erinnert sich, gerade jetzt kann er Sie leider nicht empfangen, aber ich soll einen Termin mit Ihnen vereinbaren.“
Felix hängt den Hörer auf. Scheiße. Hatte er sich anders vorgestellt, zu blauäugig gewesen. Hatte keinen Zweck die Spur weiter zu verfolgen, die Anderen, über die Departements verstreuten, waren keine Quellen und würden ihn womöglich genau so auflaufen lassen.
An sich kam das Desinteresse seinen Absichten entgegen, war doch daraus abzuleiten, die waren sich ihrer offenen Flanke nicht bewusst. Wenn er ihnen als Person gleichgültig war, so hätte er sie bei etwas Grips, als Quelle hellwach machen müssen . Das hieß auch, was sich an den Küsten Spaniens und Italiens abspielte, ließ die Herren kalt. Die waren nicht bereit sich vorzustellen, wie einladend die hunderte Kilometer flacher Atlantikküste, für illegale Migranten waren.
Eine gute und schnelle Ausforschung war das, freute er sich nachträglich. Viel einfacher, als in vielen Gesprächen die Lage zu sondieren.
Er hatte nichts mehr in Paris verloren, ein Auto mieten und über Orleans, Tours und Nantes die Loire hinunterbummeln, danach in Richtung Süden die Küste bis Biarritz abklappern, damit wäre er einige Wochen beschäftigt. Genaue neueste Seekarten in Paris kaufen, dazu Kompass, Dreieck, Lineal, Tidenatlas und Navigationspilot. Dies und Gespräche mit Fischern, in den vielen kleinen Häfen würden helfen, die Landungs-Hotspots zu bestimmen. Und sonst, alter Junge, freu dich auf Fisch, Austern, Krebse und was sich sonst im Wasser herumtreibt, wobei die eine oder andere hübsche Nixe, eine herrliche Zugabe wäre. Er würde sich nicht lumpen lassen, schlemmen in Compagnie schmeckte doppelt gut.
Die Fahrt von Paris bis Orleans schaffte er in zwei Stunden, danach folgte er der Loire in Richtung Bloise, von da war es nicht weit bis zum Schloss Chambord. Die aufwendige Attitude von Chambord ruinierte ihm die Stimmung. Nachdenklich machte er sich auf in Richtung Tours, verzichtete auf die Besichtigung weiterer Schlösser.
Er erkannte sein Defizit, ein richtiger Franzose, ein Mensch dem das große kulturelle Erbe des Landes selbstverständlich ist, war er nicht. Leider war er in Hatta auch kein richtiger Schwarzer, sein Gefühl für die Schwarzen war Compassion, erwachsen aus dem Gefühl der kulturellen Demütigung, die sie von Europäern jahrhundertelang zu erdulden hatten.
Schloss Chambord wurde wie die meisten Kulturdenkmale, in barbarischen Zeiten erbaut. Während solch ein exquisiter Bau entstand, wurde öffentlich gerädert, gevierteilt, ertränkt und verbrannt. Das Leben eines Bauern war weniger wert als der Stiefel eines Edelmanns. Und all dieser Gräuel zum Trotz, wurde Kultur geschaffen, malten Lionardo und Dürer, entstanden die Kathedralen und Dome.
Als vor fünfhundert Jahren, die ersten Europäer Schwarzafrika betraten, erachteten sie die dort Lebenden, von der ersten Begegnung an, als minderwertig. Allerdings taugten sie zur Ware, so wurden sie Sache. Ließen sie sich zum Christentum bekehren, hatten sie eine kleine Chance Menschen zu werden, allerdings um den Preis ihrer kulturellen Eigenart.
Sicher waren die vor fünfhundert Jahren lebenden Afrikaner um keinen Deut besser als die Europäer. Das Furchbare bis heute Zerstörerische war, man beraubte sie der Chance ihre afrikanische Kultur und Eigenart, aus eigenem Wollen weiter zu entwickeln.
Deutsche, Franzosen, Italiener, Spanier etc. halten an den Grenzen ihrer Länder mit so zäher Beharrlichkeit fest, weil diese Begrenzungen ihre ethnische Kraft symbolisieren, andere wie die Basken wollen eigene Grenzen, weil es ihr ethnisches Selbstwertgefühl stützt, sie wollen keine Spanier sein, sie sind Basken!
Die Grenzen afrikanischer Staaten wurden von Kolonialherren gezogen, rücksichtslos nach jeweiliger politischer Gemengelage quer durch die Ethnien.
Das machte ihn wütend. Auch die Art und Weise wie Afrikaner nach wie vor paternalistisch behandelt wurden. Sie können es nicht, es hat keinen Zweck, Schwarze sind nicht in der Lage einen Staat zu managen.
Aber liebe weiße Brüder und Schwestern, sie sind in der Lage Schiffe zu besteigen, sich ungefragt nach Europa einzuschiffen, genau wir ihr euch ungefragt über die Jahrhunderte, nach Afrika eingeschifft habt. Sie werden arbeiten und viele, viele schwarze Babies machen, die wiederum arbeiten werden, um ihrerseits viele schwarze Babies zu machen, und nach hundert mehr oder weniger Jahren, wird Europa dunkler geworden sein.
Es dämmerte als er Tours erreichte. Der Navigator führte in sicher zum Hotel Atlantic, er überließ dem Portier den Wagen und checkte ein. Unter die Dusche und danach ein Bistro suchen, wo Madame persönlich hinter dem Herd stand. Gegen ein mittleres Bakschisch, gab der Portier willig Auskunft. Das Bistro Etoile, lag zwei Straßen entfernt. Robert fand einen schönen Tisch in einer Ecke am Fenster, von wo aus er das Lokal im Blick hatte. War eine alte Polizisten Gewohnheit, Rücken gedeckt und freien Blick nach vorn.
Madame empfahl Fisch, Robert gab sich ihr anheim, sie freute sich und würde ihn sicher zufrieden stellen.
Bier oder Wein hatte sie gefragt und ihm Bier empfohlen. Sie brachte einen halben Liter Stella Artois und entschuldigte sich dafür:
„Monsieur ich empfehle Ihnen das große Glas, denn gleich wird das Lokal brechend voll sein, dann wird es schwierig mit dem Nachschub. Ich hab die Mamsell angewiesen, ein Auge auf sie zu haben, weil Fisch will schwimmen . Sie bekommen ihren Fisch jetzt sofort, bevor die Rabauken kommen, haben sie gegessen.“
„Rabauken, Madame?“
„Sicher Monsieur, haben sie die Plakate nicht gelesen? Le Pen ist in der Stadt, er hält eine Rede im Metropol, keine zwei Minuten von hier.“
Le Pen, das konnte heiter werden, aber kam wie gerufen. Er war gespannt wie die Ultra-Rechte sich artikulierte, kannte das nur aus der Zeitung. So knackfrisch, aufgeheizt vom großen Hetzer, was da wohl rüberkommen würde?
Aber zuerst den Fisch, Madame assistiert von der Mamsell, servierte eine Fischsuppe a la Tours als Vorspeise, danach einen zarten Barsch bleu, der schon zur Köstlichkeit der Suppe beigetragen hatte. Er machte sich über die Suppe her, den Fisch nahm Madame zurück in die Küche, damit er nicht kalt werde.
Die Mamsell hatte wie versprochen ein Auge auf ihn, servierte den Barsch, als er den letzten Löffel Suppe schlürfte. Mit dem Fisch wurde er schnell fertig, erst jetzt spürte er, wie verdammt hungrig er gewesen war.
Plötzlich lautes Gegröle von der Straße, das Mädchen deckte den Tisch ab, und stellte ihm ein zweites Glas Stella hin. Die Tür flog auf, und im Handumdrehen war das Bistro überfüllt. An seinen Tisch quetschten sich drei mittelalte Bierbäuche, die schon reichlich getankt hatten. Dem Akzent nach waren sie Bretonen, viel sagten sie nicht, wiederholten nur immer wieder: „Ein Supermann unser Jean-Marie, einfach Klasse, wie der uns aus dem Herzen spricht, hoffentlich lebt er noch lange. Ja, ja er ist leider alt, sag ich doch, sein Kumpel, hoffentlich nibbelt er nicht ab. Der Dritte nickte nur und brummelte, Jean-Marie, du darfst deine Franzosen nicht im Stich lassen.“
In der gegenüberliegenden Ecke quickte ein Akkordeon, brach ab, quickte, brach ab. Jemand brüllte, nimm doch einer dem Jaques den Quetschbügel ab, der ist zu besoffen, bringt keinen geraden Ton mehr raus. So ist das richtig, gebt ihm ein Bier auf meine Rechnung, und du Claude spiel unser Kampflied.
Kaum hatte Claude die ersten Noten von Front-National intonierte, als das Bistro unterging im Gegröle der bierseligen Meute. Einige der Sänger sprangen auf die Stühle, reckten den rechten Arm schräg nach oben, wie Hitler als er noch der Führer war, das vorgemacht hatte.
Einerseits hatte Felix die Schnauze voll, von dem was hier geboten wurde, andererseits war die vor Ort Studie interessant. Was sich jetzt vor seinen Augen und Ohren abspielte, kam ihm wie ein Klassentreffen nach vierzig Jahren vor, keiner weiß mit Niemandem was anzufangen, also wird sich gemeinsam besoffen.
Das änderte sich plötzlich. Ein großer Kerl, deutlich jünger als die Mehrheit, sprang auf einen Stuhl und brüllte: „Genug gesungen, alle mal herhören!“ Zuerst ging das im Lärm unter, aber allmählich richteten sich die Gröler zu der wortlos auf ihrem Stuhl wartenden Gestalt aus, es wurde ruhig..
„Kameraden! Kämpfer für das saubere Frankreich!“ brüllte der Lange, „die Front National, unser Vaterland, und unser Führer Jean-Marie, sind das Dreieck unseres Glaubens an eine bessere Zukunft! Frankreich muss wieder unser Frankreich werden, drum stimmt ein in unseren Schlachtruf: Frankreich den Franzosen!“
Er hob beide Arme wie ein Dirigent, im Bistro wurde es mäuschenstill, dann ließ er die Arme niedersausen und brüllte Frank, wie aus einem Mund brüllte die Meute Frank! Arme rauf, Reich! Arme runter, Frank! Arme rauf, Reich! bis sie heiser geschrieen war.
Das war erst die Ouvertüre, jetzt ging es richtig los: „Kameraden, unsere Forderung Frankreich den Franzosen, ist eindeutig und muss richtig verstanden werden. Passfranzosen sind keine Franzosen! Nur ein Idiot hält den Schwarzen aus dem Senegal, für einen Franzosen! Fragst du den Mann was er ist, antwortet er in 99% der Fälle, Senegalese. Er sagt es, weil er sicher schon mal in den Spiegel geschaut hat, er sieht darin ein afrikanisches Gesicht, kein französisches.
Anders verhält sich das mit unseren Politikern, links bis mitterechts, die dem Afrikaner einreden wollen, er sei Franzose. Sollten die sich vor einen Spiegel trauen, erblicken sie ausnahmslos Kretins, denen sofort das Futter und die Weiber entzogen werden muss! Das Gefährliche für unser Vaterland ist, noch kriegen die zu fressen, noch pflanzen die sich fort!
Noch Kameraden, können wir diese Eierdiebe nicht auf Null bringen.
Die volksbetrügende, sogennante Demokratie ist davor, aber der Tag kommt, da werden wir sie, samt ihrem braunen und schwarzen Handgepäck ins Mittelmeer treiben! Habt ihr’s gehört, ihr Herren?! Lernt und übt fleißig schwimmen, das große Wasser wartet! Heil Vaterland! Heil Frankreich!“
Ein tobendes Gebrüll, war die Antwort auf die Suada. Bald standen alle Kameraden auf den Stühlen, schrien mit hochroten Köpfen: „Heil Jean-Marie! Heil Frankreich!“
Die Wirtin kämpfte sich durch das Gedränge zum Wortführer vor, versuchte mit energischen Gesten die Lage zu klären, mit Erfolg wie sich herausstellte. Der Lange ließ sich eine Gesamtrechnung geben, bezahlte anstandslos zu Bruch gegangene Gläser und einen beschädigten Stuhl.
Als die Kameraden sich verzogen hatten, die Gläser abgeräumt, die Aschbecher geleert, verlangte Felix der seinen dritten Becher Stella Artois fast getrunken hatte, die Rechnung.
Madame setzte sich zu ihm und stöhnte: „Jedes Jahr fallen die bei uns ein, Sie waren der einzige Gast, weil unsere Stammgäste uns am Le Pen Tag meiden.
Geht schnell vorbei, die müssen zu den Bussen, ist eine lange Fahrt bis Brest.“ „Sind immer die Gleichen, die Sie beehren Madame, vermute ich?“ „Monsieur, mein verstorbener Mann war aus Brest, der kannte einige der Älteren. Die an ihrem Tisch saßen, kommen hierher, weil sie mit George in die gleiche Schulklasse gegangen sind. Das soll nicht heißen, mein Mann wäre einer von Denen gewesen! Aber gegen Gäste wehrt sich ein Gastwirt nicht. Seit einigen Jahren läuft das so ab wie heute. Jeder trinkt seine drei Biere, der Anführer, übrigens ein Lehrer, schlimm genug, liefert seine Tirade ab, das Kampflied wird gesungen, und die Bande verschwindet.
Diese Dummköpfe haben wirklich von nichts eine Ahnung, die sollen mir mal erklären was würde, ohne unsere fleißigen Schwarzen. Ein französischer Küchenhelfer? Undenkbar! Der macht sich die Finger nicht schmutzig, so lange er Sozialhilfe beziehen kann. George wusste, viele der Radaubrüder aus Brest leben seit Jahrzehnten auf Staatskosten! Und der Staat das sind doch wohl wir, wir Steuerzahler, oder etwa nicht!?“
Felix verabschiedete sich von Madame, versicherte ganz ihrer Meinung zu sein, und lag eine halbe Stunde später in der Falle.
Am nächsten Morgen beschloss er sich weitere Städte zu ersparen, hielt leicht südwestlich, und hatte nach drei Stunden gemütlicher Fahrt durch die Touraine, La Roche in der Vendee erreicht. Hier roch es nach Atlantik, bis zum Meer waren es schlappe 30 km.
Er stellte den Wagen ab und schlenderte zu Fuß durch La Roche. Rings um den schönen alten Ortskern, auch hier seelenlose Zweckarchitektur. Auch die gediegenen alten Häuser um den Marktplatz gruppiert, verloren ihren Charme bei näherem Hinsehen. Die Paterren und ersten Obergeschosse, waren erfolgreich von Marktschreiern, jeglicher Couleur besetzt. Bratküchen, Wettbüros, Handyläden, Pornoshops, alles was einen schnellen Euro versprach, war anzutreffen.
Es schüttelte ihn, Elend wie in Hatta gab es hier nicht. Was ins Auge stach war die bodenlose Verflachung. Eigenständiges, den Charakter Frankreichs symbolisierendes, Fehlanzeige. Auf der einen Seite pflegten Kommunen und Staat, ein Erbe wie die Loire Schlösser auf das sorgfältigste, um ein paar Kilometer weiter kaum überbietbarer Hässlichkeit zu dulden. Wie passte das zusammen? Waren die Kuratoren andere Menschen? Besuchten die Franzosen ihre Kostbarkeiten nicht? Gleichviel, er würde den Widerspruch nicht lösen. Zu ergründen waren die Kleinstädte und Dörfer, vielleicht sah es da anders aus.
Bis zur Küste brauchte er eine halbe Stunde, danach Richtung Süden bis La Tranche-sur-Mer. Der Ort war touristisch geprägt, aber die Normalität überwog. Auf dem Markt, Stände mit fangfrischem Fisch, und am morgen von den Austernbänken des Ortes geernteten Austern, für sagenhafte E 3.50 das Dutzend. Das gefiel ihm, ein Tourist Info half beim abhaken seiner Wünsche. Wenig Lärm, ein möglichst altes Haus mit Duschgelegenheit, über den Flur zu erreichen stört nicht. Die nette, rundliche Matrone schmunzelte. „Monsieur weiß was gut ist,“ lobte sie. „Ich hab was für Sie, liegt ein wenig außerhalb, ein Gasthof der alten Art.
Eingesessene Familien lassen bei Bertot Verlobungen, Hochzeiten und Beerdigungen ausrichten. Es gibt nur zwei Zimmer, beide sind im Moment zu haben. Wissen Sie, zog sie ihn ins Vertrauen, die heutigen Feriengäste sind genormt, denen fehlt der Blick für das Besondere. Gott sei Dank, gibt es immer wieder Menschen die anders sind, das lässt hoffen. Übrigens beide Zimmer mit Dusche und WC.“
Sie gab ihm einen Plan, in den sie den Weg zu Bertot einzeichnete. Er zahlte, bedankte sich und stand zehn Minuten später vor dem Chalet Bertot. Ein beeindruckender Bau aus gelblichem Sandstein, im Untergeschoss die Gasträume. Hinter dem Tresen ein schlanker grauhaariger Herr, der ihn lächelnd begrüßte. „Sie haben uns aber schnell gefunden, Madame Yvonne, hat sie avisiert, eben habe ich den Hörer aufgelegt. Kommen Sie ich zeige ihnen die Zimmer.“
Vor den Fenstern breitete sich der Atlantik bis zum Horizont, das beflügelte seine Fantasie, das hunderttürmige New York zu umschweifen, das einige tausend Kilometer südwestlich, auf der anderen Seite des Teiches lag.
„Schön, Monsieur Bertot, ich nehme Nr. 4, oder empfehlen sie mir Nr. 5.?“
„Nein, warum sollt ich,“ der Patron , „das sind eineige Zwillinge.“
„Kann ich eine Kleinigkeit zu essen bekommen?“
„Ganz sicher, eine Kleinigkeit oder auch mehr. Folgen sie mir in die Küche, da können Sie erschnuppern, was ihnen Appetit macht.“
Felix musste nur die Nase in den Duft stecken, der aus einer Kasserolle auf dem Herd aufstieg, und in das stolze Gewissheit ausstrahlende Gesicht der gewichtigen Köchin blicken, um zu wissen was er wollte. „Dies, er zeigte auf die Kasserolle.“ „Was dazu?“ die Köchin. „Das überlass ich Ihnen, nur machen Sie zu, mir läuft das Wasser im Mund zusammen.“
„Dann setzten Sie sich, in längstens fünf Minuten ist alles gerichtet,“ strahlte die Dicke.
Das Mahl, es war wahrhaftig ein Mahl, hielt was der Duft versprach. Es war umwerfend, dieser Tag schien der erste gelungene, seit er französischen Boden betreten. Hinzu kamen die plötzlichen Schmetterlinge in seinen Bauch. Sonst flatterten die nur, wenn ein erotisches Erlebnis wahrscheinlich war.
Hier jedoch, weit und breit keine weibliche Versuchung, die Köchin war aus dem Rennen, die hatte ihren Part geliefert. Aber es würde etwas geschehen, weiß der Himmel was, etwas in ihm vibrierte, der Gelegenheit eine Chance geben, das war es.
Felix verabschiedete sich, der Patron zeigte den Lichtschalter für den Fall es würde spät, überreichte den Schlüssel zur Haustür, und wünschte viel Vergnügen.
An der Landstraße, ein paar Kilometer Richtung Süden, tauchte ein Sandstrand auf, der bis an die Straße reichte. Ein Parkplatz lag gegenüber und dahinter die Sahara en miniatur, eine Dünenlandschaft. Der Urlaub fing an! Schnell den Wagen abstellen, die Schuhe aus, die Kamera und mit bloßen Füßen über den Strand, runter zum Meer. Die Wellen kamen auf Samtpfötchen angerollt, hatten ihre Wucht am langen, langsam ansteigenden Meeresboden abgearbeitet. Ein idealer Platz für eine Strandung war das, für ihre Pläne wie geschaffen.
Was seine Lust auf ein Abenteuer anging, eine Pleite. Er war der einzige Mensch weit und breit. Also auf in die Dünen, wenn sich sonst nichts fand, dann sicher einige Motive für die Kamera. Nach zehn Minuten war er ganz schön hinter Atem, seine Bronchien pfiffen. Anstrengend war das Gekraxel im Sand, um die fünf Meter zu überwinden, die eine Düne hoch war, waren zehn Meter zu strampeln. Es gab kaum Halt, jeder Schritt war doppelt und dreifach zu tun. Endlich war er oben, und bemerkte den Weg der durch die Sandberge führte. Geflochtene Matten die in sanfter Steigung, die Flanken überwanden, die er Diretissima angegangen war.
Auf dem bequemen Pfad ging es ohne Anstrengung, bis zu einem Punkt mit rundum Ausblick. Auch hier keine Menschenseele. Das Meer knipsen, die Dünen, den Himmel, die Landschaft Quadrant für Quadrant.
Plötzlich eine Frauenstimme: „Muss das sein?!
Als er sich umdrehte, stand die Stimme in eine Badetuch gewickelt, keine zehn Schritte hinter ihm, in den Dünen.
„Muss was sein?“ fragte er zurück. „Na, dass sie mich beim Sonnenbaden fotografieren!“ die etwas scharfe Antwort. „O Gott! ich wollte Sie nicht fotografieren, entschuldigen Sie bitte. Ich war der Meinung, der einzige Mensch hier oben zu sein. Aber sollte ich Sie im Kasten haben, lösche ich das auf der Stelle. Kommen Sie, wir sehen uns den Rücklauf gemeinsam an.“
„Einen Moment Geduld bitte, bin gleich bei Ihnen,“ die Dame.
Da waren die Schmetterlinge wieder. Auf den ersten Blick, eine sehr attraktive Person, die sich in seine Kamera verirrt hatte. Da war sie schon, diesmal ohne Badetuch, in Pulli, Jeans, an der Hand eine Badetasche.
„So dann spulen Sie mal ab,“ verlangte sie, und machte Anstalten sich in den Sand zu hocken. „Darf ich sie bitten zum Auto, unten auf dem Parkplatz zu kommen. Da können sie sich setzen, und es kommt kein Sand in die Kamera. Ein Körnchen verursacht stundenlange Reinigungsarbeit.“
Sie nickte, „ok, gehen wir.“
„Vorhin, auf dem Weg nach oben, hab ich die Dünen direkt angenommen,“ erzählte er, sie lachte und meinte, „das schaffen nur die Schuljungen, wissen Sie, die zehn bis zwölfjährigen, die sind schnell und leicht, jagen da rauf wie nichts.“
Der bequeme Weg endete direkt am Parkplatz, Felix hielt ihr die Beifahrertür auf, und bat sie Platz zu nehmen, gab ihr den Apparat und erklärte die Knöpfe. Sie clickte sich durch und fand sich: „Hier und hier, da bin ich zweimal drauf.“
Er sah die Auschnitte an, tatsächlich da lag sie, weiter clicken noch einmal sie, jetzt schon halb aufgerichtet, mit wütendem Gesicht.
„Schade um die schönen Aufnahmen, natürliche Akte sind selten, meistens verkrampfen Damen, wenn sie sich nackt aufnehmen lassen. Bei Ihnen sieht das sehr natürlich aus.“
„Mag sein,“ ihre Antwort, „sie haben versprochen zu löschen!“
„Selbstverständlich, sehen Sie her, das erste Bild weg, und click das zweite. Man sah den Aufnahmen die Unschuld des Fotografen an, der hat Sie wirklich nicht gesehen, als er knipste.“
„Geht in Ordnung, ich glaube Ihnen, schließlich hätten Sie die Bilder nicht löschen müssen, danke schön Monsieur, au revoir.“
Sie ging, verdammt! „Mademoiselle! Einen Augenblick bitte!“ Sie blieb stehen, drehte sich um, „ist noch was, Monsieur?“ Ja doch, noch viel war da, soviel dass ihn seine Aufreiß-Routine verließ. Da stand sie, die Frage in ihren grauen Seefahreraugen, er stotterte: „Ich wollte fragen, ob Sie aus einer Seefahrer Familie stammen, Ihrer klaren, grauen Augen wegen. Und noch was, darf ich Sie mitnehmen ins Dorf, wenn Sie dorthin wollen. Und zum Abendessen würde ich Sie auch gerne einladen, ich heiße Felix.“
Sie lachte lauthals, „jetzt sortiere ich erst einmal,“ sie nahm ihren Daumen, „das mit den Augen, beantworte ich mit ja, seit Generationen fahren die Männer meiner Familie zur See.“ Dann setzte sie sich, und meinte: „Hiermit ist ihre zweite Frage beantwortet, fahren sie zu, die dritte beantworte ich, wenn Sie mich heil Zuhause abgeliefert haben, Felix. Ich bin die Charlotte, genannt Charlie.“
Nach La-Tranche sur-Mer waren es keine zehn Minuten, er fragte Charlie ob und wo es im Ort einen Bootsvermieter gäbe, der auch Kähne für größere Ausflüge vermiete.
„Sicher Felix, bei „Bon Voyage“ können Sie mieten was Ihr Herz begehrt, sofern Sie Pierres Prüfung bestehen, bei Booten für größere Fahrten, ein muss!“
„Was will der Pierre denn so wissen, nautisches, Charlie?“
„Keine Theorie, aber der Probant muss Seekarten lesen, mit dem Tidenatlas umgehen können, erklären wie er gegenläufige Strömung, sowie mit ihr verbündeten Sturm, meistert. Das sind nur Beispiele aus seiner Trickkiste, ich vermiete gern, ist sein Credo, aber genau so gern, sehe ich mein Schiff unhavariert zurück kommen.“
Das konnte schwierig werden, aber vielleicht saß die Problemlösung neben ihm. Langsam Felix, nichts überstürzen!
Die Asphaltdecke der Landstraße war zu Ende, das reichlich grobe Kopfsteinpflaster von La-Tranche sur-mer, ließ die Reifen trommeln.
„Charlie, wohin darf ich Sie bringen?“
„Lassen Sie mich am Marktplatz raus, wenn Ihnen noch danach ist, treffen wir uns heute Abend da wo ich aussteige, gegen acht?“
„Wunderbar, Charlie, passt genau, mit oder ohne Auto?“
„Ohne, Felix, schließlich gehört zu einem guten Essen, ein kräftiger Wein.“
„Charlie, Punkt acht steh ich genau hier,“
„OK, bis dann!“ sie winkte und verschwand in einer der Gassen.
Wie sie von Pierre und dem Bootsverleih sprach, hörte sich an, als sei sie vertraut mit dem Laden. Eine Frau die am Meer lebt, aus einer mit dem Wasser vertrauten Sippe kam, die kann segeln, Felix, da nimm Gift drauf, sagte er sich. Der Patron mochte sie kennen, wenn ich sie ihm beschreibe. Nein, Charlie würde eine viertel Stunde später davon erfahren.
Dummes Zeug, was sollte das bringen. Könnte er sie überhaupt beschreiben? Drahtige nicht kleine, aber kaum mittelgroße Figur, ein von großen, grauen Augen beherrschtes Gesicht, Stupsnase, schön geschwungener Mund, blond, angenehme Stimme, auf rauhem Fundament, Alter Anfang dreißig. Das war sie, er hatte ein leicht flaues Magengefühl, und eine Spur von weichen Knien, sicheres Zeichen für einen Einschlag. Kein Meteorit, aber eine Sternschnuppe, mit ziemlich heller Spur. Ob ich sie beeindruckt habe? Pennälerfrage! War lange nichts mit einer weißen Frau gewesen, konnte daran liegen.
Die Freundinnen in Hatta waren sämtlich Mulattinnen, die mochten keine schwarzen Männer, und waren für einen Weißen leicht zu haben. Beziehungen wie das in Frankreich genannt wird, waren das nicht. Darauf waren die Damen nicht erpicht. Die er kannte, hatten meist einen Job bei der Regierung oder waren sonst wie priviligiert. Marie-Joe seine milchkaffeehelle Favoritin, hatte da strenge Vorgaben. Einen Schwarzen heirate ich nicht, der will Kinder, und es gibt schon viel zu viel schwarzes Elend. Von einem Weißen will ich auch kein Kind, denn das würde schwarz sein wie ich, meiner hellen Hautfarbe zum Trotz. Also bleibe ich unabhängig und bilde mich, Privilegien ohne die ich nicht leben kann. Schön Felix, dass Männer wie du, für gewissen Stunden immer bereit stehen, um mir mit Enthusiasmus was mir fehlt zu leihen. Ganz hübsch cool die Dame.
Er stellte den Wecker auf halbacht, duschte, putzte Zähne und rasierte sich. Fünf Uhr, das hieß zweieinhalb Stunden Schlaf. Im Hinüberdämmern sah er Charlie als Kapitänin, mit der er die Küste nach Bordeaux herunterschipperte .

Charlie ging es nicht viel anders. Sie rannte beinah nach Hause. Als sie den Schlüssel ins Schloss schob, zitterte ihre Hand.
Verdammte Kuh! Fauchte sie sich an, was ist los? So schön ist er doch wirklich nicht! Sie setzte sich und nahm einen Pastis, bringt mich nicht weiter, aber beruhigt, sagte sie sich. Also jetzt mal klar Schiff machen, nachher legt er dich noch heute Nacht um, da sei Gott vor.
Vor zwei Jahre hatte sie Julien vor die Tür gesetzt, seitdem hatte es keinen Mann gegeben. Die Männer aus dem Dorf kannte sie von klein auf, die meisten waren in festen Händen oder uninteressant. Felix erinnerte sie vage an Julien, konnte sein die Sehnsucht nach einem Kerl, schlug ihr ein Schnippchen. Er hatte eine ruhige, sichere Art. Hatte ihr imponiert, wie er die Fotos kommentierte, und dann löschte.
Dass er ein versierter Segler war, glaubte sie nicht. Seine Reaktion auf die Prüfung durch Pierre, war eher zaghaft. Ein herrlicher Anknüpfungspunkt, sie streckte sich vor Wonne, mit ihr als Kapitän könnten sie herrliche Segeltörns machen. Langsam Charlie, erst den Kerl testen, vielleicht ist er ein heilloser Langweiler, wird sich herausstellen, nun mach dich schick.
 



 
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