Fragezeichen

FRAGEZEICHEN

Der junge Mann konnte es nicht fassen. Am Tag zuvor war das Loch in der Zimmerdecke seines Schlafzimmers noch deutlich kleiner gewesen. Es war zwar auch da schon sichtbar und an seinen Rändern bereits ähnlich ausgefranst, aber keinesfalls hatte es diese Ausdehnung besessen. „Wieso habe ich mich nicht gleich gestern darum gekümmert, was es damit auf sich hat, wer in die Angelegenheit involviert ist und wie ich nun vorzugehen habe?“, fragte er sich.

Währenddessen bemerkte er ein Klopfen, das von der Haustür her zu ihm hin drang. Es kam ihm anfangs wie ein vorsichtiges und unsicheres Klopfen einer nur vorbeihuschenden Gestalt vor, die sich einen Spaß erlaubt. Doch schon nach wenigen Sekunden schwoll es zu ohrenbetäubender Lautstärke an, weshalb er nicht anders konnte, als sich beide Hände an die Ohren zu pressen. So blieb er eine Weile stehen, in gleichzeitig fortwährender Betrachtung der Zimmerdecke.

Es verging eine längere Zeit, bis der junge Mann, eine Hand vorsichtig vom Ohr abhebend, gewahr wurde, dass das Klopfen unvermittelt wieder verschwunden war. „Was geht hier vor? Will man mich auf diese Weise etwa davon abhalten, mich mit dem Loch in der Zimmerdecke eingehender zu befassen? Und wenn ja, aus welchem Grunde? Und mit welchem Ziel?“, wollte er wissen.

Immer mehr solcher und ähnlicher Fragen türmten sich in seinem Kopf auf, schneller und schneller, bis sie tatsächlich aus seinem Kopf heraus spiralförmig geradezu der Zimmerdecke entgegenwuchsen. Am nächsten Tag war dort das ursprüngliche Loch kaum mehr sichtbar. Es war auf eine bestimmte Weise fast vollständig ausgefüllt, mit Fragezeichen, in allen denkbaren Größen.
 



 
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