Frau im Kopf

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Klaus K.

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Frau im Kopf

Vorsicht, wir betreten soeben ein neues und vielen bislang unbekanntes Terrain! Homo masculinicus, der verballhornte Begriff für eine schützenswerte, edle Spezies der menschlichen Schöpfung. Zart, mitfühlend, sensibel, leidgeprüft, verkannt.
Der gewöhnliche Mann. Ja, der ist gemeint.

Seine wahren Qualitäten sind meistens kaschiert. Übertüncht von alltäglichen Belanglosigkeiten wie Arbeit, Autos, Grill und Fussball.
Aber wehe, er hat eine Frau im Kopf. Das merkt man ihm nicht an, ergo hier etwas Aufklärung, vor allem für die weiblichen Zweiflerinnen. Im Inneren der oft grobschlächtigen und polternden Kreaturen sitzt immer ein edler Kern. Bei allen Exemplaren. Ein ganz, ganz wertvoller Kern. Denn wehe er hat eine Frau im Kopf! Und das haben die meisten, selbst wenn es die eigene ist. Soll heissen, er ist bereits verheiratet. Falls nicht, und dies zur Beruhigung aller Ehefrauen: Es macht keinen Unterschied!

Denn der arme Kerl ist meistens paralysiert, sobald er infiziert ist.
Man erkennt das leicht, wenn er allein im Supermarkt mit seinem Einkaufswagen den Stapel mit den Pfirsichdosen völlig unvermittelt rammt. Versehentlich. Das liegt am Etikett der Dosen und dem darauf abgebildeten Konterfei einer hübschen Dame, die dem Betrachter eine entsprechende Frucht entgegenstreckt. Seine Assoziationsfähigkeit signalisiert ihm sofort, dass sich nur um diese eine, seine Frau im Kopf handeln kann. Klick!
Man sage nicht, er sei wohl falsch gepolt! Seine Synapsen sind völlig korrekt verkabelt, Notaggerate stehen gedanklich allzeit bereit, um im Falle eines Stromausfalls sofort durchzuschalten und das Bild der Angebeteten präzise und in Sekundenbruchteilen neu aufzurufen. Und nochmals, das gilt auch für bereits vorhandene Ehefrauen, und nicht etwa nur für ein Objekt der Begierde!
Also keine Angst, meine Damen! Er ist halt arm dran. So gesehen.

Denn er schwelgt in Glücksgefühlen. Er wird romantisch, zumindest in Gedanken. Hat ihn die unglaubliche Aura der Weiblichkeit einmal erreicht, dann ist es um ihn geschehen. Da man dies aber als Aussenstehende eher nicht bemerken kann, ist viel Feingefühl und Vorsicht geboten. Zarter Umgang mit dem gebeutelten Exemplar maskuliner Gefühlstiefe ist angesagt. Man sollte ihn nicht unbeaufsichtigt lassen, man kann dies leicht überprüfen.
Ein Fahrrad genügt. Aufsitzen, los geht es! Fällt er nach wenigen Metern um, hat man den Beweis. Seine Gedanken sind nicht bei der Sache, die Magie der Befangenheit hindert ihn an vernünftigen, koordinierten Abläufen. Und sei es wie in diesem Fall an nur einer ausreichend sicheren Fortbewegung, denn sein Gleichgewichtssinn ist beschädigt. Ein eindeutiges Indiz!
Weiterhin ist auffällig, wenn er plötzlich anfängt, völlig unsinniges Zeug zu brabbeln. Vorsicht jetzt! Was eben noch eine normale Unterhaltung war, mutierte soeben in Kisuaheli rückwärts. Er kann nichts dafür, Frau im Kopf eben.
Man betrachte es alles als Kompliment an die Damenwelt. Männer sind einfach gestrickt. Sie brauchen Verständnis, Einfühlungsvermögen, Nachsicht und und und. Denn der uralte Wahlspruch "Mens sana in corpore sano" gilt für viele von ihnen leider nicht. Die Ursache? Frau im Kopf, was sonst?
 
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