SusiPikl
Mitglied
„Katharinaaaaaaahhhhh….“, wo ist sie denn nun schon wieder. Katharina springt im hohen ungemähten Gras herum, sie ist so winzig, heute sieht man nur die Spitzen der flatternden Ohren wenn sie gerade oben ist beim Hüpfen. Rauhreif, November, wird die nachher wieder stinken daheim.
Ja, „Hallo“, auch „Hallo“, hier im Park kennt sich natürlich jeder, bis zum Rhein runter geht’s hier. Schöner Park. Schlosspark, imposantes Schloss. Doch wie Prinzessin sieht hier keiner aus.
So früh morgens will sich niemand groß schick machen. In ’nen Jogger rein und am besten knöchellangen Mantel drüber. So sieht keiner groß was drunter ist. Ist ja auch egal. Wir sind ja nicht wegen uns hier, sondern wegen unserm Tier. Raus muss es an die frische Luft für Pippi und Kacka, Schnuffeln und Markieren.
Zunicken, Anlächeln, Anbrummeln (Langschläfer!) oder gar ein Hallo, das ist die Sprache hier. Bei mir im Viertel wird kaum deutsch gesprochen. Manche schauen auch nur kurz hoch in mein Gesicht und schnell wieder runter aufs Handy.
Ich schlurfe an meinem heißen Hafermilch-Kaffee, den ich in meiner rechten Hand in meinem neuen Thermobecher halte. Auch die Leine habe ich in der rechten Hand. Ich bin Rechtshänderin, links absolut unfähig. Rechts fühle ich viel besser.
Lustig nur, wenn ich gerade am Trinken bin und plötzlich kommt ein kräftiger Ruck von vorne, weil meine Hundedame eben mal wieder kurzentschlossen hochspringt. Da hab ich mir schon so manche Jacke beschmutzt. Ich habe es versucht, aber ich kann mich einfach nicht auf die linke Hand umgewöhnen. Ich trage und nehme immer alles mit meiner Rechten.
Meine dicken Profilsohlen rutschen bei jedem Schritt leicht in der schmierigen Herbsterde unter mir. Schön still ist es hier, das Pro an dieser gnadenlosen Uhrzeit. Von oben klatscht ab und an ein kalter Tropfen auf meine Hoodie-Kapuze oder Ärmel, je nachdem wohin er eben trifft. Der konnte sich wohl nicht länger an einem Blatt oder Ast festhalten, zu schwer auf Dauer.
Meine Mutter hatte mal nen Hund, der war alt und zu faul zum Gassi gehen. Meine Mutter auch. Sie hatte eine Erdgeschoss-Wohnung mit Gartenanteil. Da ging so ein winziges Stück vom Garten weiter bis hinter die Garage. Da steht sie aus ihrem Fernsehsessel auf, zieht ihre Plastik-Fake-Crocs mit so lila-hellblauen Schlieren drauf, an ihre dicken Wasser-Füße (die übrigens immer bereit zum direkt Hineinschlupfen am Boden vor dem Sessel ordentlich nebeneinander drapiert sind, als würden sie dort eben auch wie ein gut erzogener Hund still warten, bis endlich Frauchen die richtigen Bewegungen vollführt und endlich wieder in ihre Puschen hineinschlupft), ruft den Hund, er kommt rasselnd angerannt…. Warum eigentlich? Was hatte der denn alles um den Hals? Weiß nicht mehr. Auf jeden Fall klapperte dieser Hund irgendwie ständig, wenn der lief. Irgendwie immer Krach.
Was ich aber ja erzählen will, geht die mit dem Hund raus über die Terrasse hinter die Garage und befiehlt tatsächlich dem Hund (ich meine, Hunde lieben je Befehle, Sitz, Platz, Aus!), aber wie sie das sagte und das wirklich ernst meinte, mit diesem herrischen Ton, Unterdrückung pur, bestimmend und gezielt, sie sagte: Mach jetzt!!
Geil, was? Der Hunde sollte JETZT machen. Auf Befehl. Pippi mindestens mal, aber eigentlich sollte er endlich sein größeres Geschäft verrichten, war nämlich heute noch nicht! Erklärte mir meine Mutter. Ich schüttelte nur den Kopf und schämte mich fremd.
In meiner Erinnerung machte er dann auch nicht das was meine Mutter von ihm erwartete. Machte auch kein Pippi und wollte einfach nur wieder rein in die gute Stube. Ins warme Körbchen. Finito, heute geht nix mehr mein Herr Frauchen.
Meine Mutter trainierte diesen Hund tatsächlich konstant weiter, so dass er sich auf Dauer mit dem winzigen Wiesenabschnitt hinter der Garage zufrieden gab. Der Hund machte dann tatsächlich auf Kommando. Und am Ende, als er dann wirklich allmählich sehr unschön alt wurde, der Hund, lernte er in der Wohnung in die extra dafür zugelegte Katzentoilette zu machen.
Nun hat er es aber geschafft, ist im Hundehimmel und wie die das dort machen, keine Ahnung, interessiert mich auch nicht.
Jetzt bin ich aber abgedriftet in meinen Gedanken. „Kathariiiiiiina!! Komm jetzt!“.
Hunde benötigen Befehle. Und die gehorchen auch, meist. Muss man eben gut erziehen. Ich sehe nur die dünne hellgrüne Leine im Gestrüpp im Zickzack verheddert an den hohen Grasstengeln. Mal mehr, mal weniger. Ja, grün macht Sinn im Gras, hatte ich beim Kauf nicht mitgedacht. Ein wenig mehr Kontrast wäre schon sinnvoller gewesen. Ich fühle aber, da ist noch was dran. Wie ein Fisch an der Angel zerrt nachdem er sich verbissen hat.
„Hallo“, ja „Hallo“. Boah ey, die blöde Kuh von nebenan mit ihrem goldigen Retriever-2500€-Rassetier. Kennt ihr das? Manchmal kann man Leute nicht leiden, obwohl man noch nie ein Wort (oder eben mehr als eines) mit dieser Person gesprochen hat. Das ist eigentlich total krank und arrogant, aber sowas gibt es, also bei mir. Immer schön sieht ihr Hund aus, nie schmutzig, kein einziger Tag Ausmahme, immer herausgeputzt wie sie selbst. Die ganze Nacht durchgekämmt das lange blonde Haar. Also beider Haar!
Wie macht die das? Frisiert, geschminkt, sind das Overknee-Stiefel? Sexy also auch noch, ich fasse es nicht. Läuft die hier einfach so rum mit ihrem schicken Hund, im Gleichschritt, und stellt uns alle Anderen völlig in den Schatten. Leute schaut her, so geht das mit dem wahren Gassi-Gehen. Nix Jogger drunter verstecken. Das geht auch morgens um halb sechs!! Aber ich hab sichtbar Tierheimhund. Qualis rex, talis grex! Wie der Herr so das Gescherr! Ich darf das.
Die hellgrüne Leine zieht sich plötzlich stramm und durchwienert das nasse Gras, mal nach links, mal nach rechts. Kathrienchen bellt. Hat wohl ’ne Maus entdeckt. Ihr Bellen allerdings ist eher so ein schwaches Gefiepse, da kommt nicht viel rüber, nunja, ein großes Lungenvolumen kann man bei dieser Körpergröße an Hund nicht erwarten.
Jetzt sehe ich sie, springt patschnass halb erfroren aber glücklich grinsend mit wackelnden Schlappohren aus dem Dickicht und dackelt mir jetzt gemütlich hinterher. Die Leine lockert sich vergnügt.
„Hallo!“ - „Halloooo, Frau Sommer! Schön Sie zu sehen, wie geht es Ihnen und Ihrer Schulter, wie verlief die Operation?“
Ja, „Hallo“, auch „Hallo“, hier im Park kennt sich natürlich jeder, bis zum Rhein runter geht’s hier. Schöner Park. Schlosspark, imposantes Schloss. Doch wie Prinzessin sieht hier keiner aus.
So früh morgens will sich niemand groß schick machen. In ’nen Jogger rein und am besten knöchellangen Mantel drüber. So sieht keiner groß was drunter ist. Ist ja auch egal. Wir sind ja nicht wegen uns hier, sondern wegen unserm Tier. Raus muss es an die frische Luft für Pippi und Kacka, Schnuffeln und Markieren.
Zunicken, Anlächeln, Anbrummeln (Langschläfer!) oder gar ein Hallo, das ist die Sprache hier. Bei mir im Viertel wird kaum deutsch gesprochen. Manche schauen auch nur kurz hoch in mein Gesicht und schnell wieder runter aufs Handy.
Ich schlurfe an meinem heißen Hafermilch-Kaffee, den ich in meiner rechten Hand in meinem neuen Thermobecher halte. Auch die Leine habe ich in der rechten Hand. Ich bin Rechtshänderin, links absolut unfähig. Rechts fühle ich viel besser.
Lustig nur, wenn ich gerade am Trinken bin und plötzlich kommt ein kräftiger Ruck von vorne, weil meine Hundedame eben mal wieder kurzentschlossen hochspringt. Da hab ich mir schon so manche Jacke beschmutzt. Ich habe es versucht, aber ich kann mich einfach nicht auf die linke Hand umgewöhnen. Ich trage und nehme immer alles mit meiner Rechten.
Meine dicken Profilsohlen rutschen bei jedem Schritt leicht in der schmierigen Herbsterde unter mir. Schön still ist es hier, das Pro an dieser gnadenlosen Uhrzeit. Von oben klatscht ab und an ein kalter Tropfen auf meine Hoodie-Kapuze oder Ärmel, je nachdem wohin er eben trifft. Der konnte sich wohl nicht länger an einem Blatt oder Ast festhalten, zu schwer auf Dauer.
Meine Mutter hatte mal nen Hund, der war alt und zu faul zum Gassi gehen. Meine Mutter auch. Sie hatte eine Erdgeschoss-Wohnung mit Gartenanteil. Da ging so ein winziges Stück vom Garten weiter bis hinter die Garage. Da steht sie aus ihrem Fernsehsessel auf, zieht ihre Plastik-Fake-Crocs mit so lila-hellblauen Schlieren drauf, an ihre dicken Wasser-Füße (die übrigens immer bereit zum direkt Hineinschlupfen am Boden vor dem Sessel ordentlich nebeneinander drapiert sind, als würden sie dort eben auch wie ein gut erzogener Hund still warten, bis endlich Frauchen die richtigen Bewegungen vollführt und endlich wieder in ihre Puschen hineinschlupft), ruft den Hund, er kommt rasselnd angerannt…. Warum eigentlich? Was hatte der denn alles um den Hals? Weiß nicht mehr. Auf jeden Fall klapperte dieser Hund irgendwie ständig, wenn der lief. Irgendwie immer Krach.
Was ich aber ja erzählen will, geht die mit dem Hund raus über die Terrasse hinter die Garage und befiehlt tatsächlich dem Hund (ich meine, Hunde lieben je Befehle, Sitz, Platz, Aus!), aber wie sie das sagte und das wirklich ernst meinte, mit diesem herrischen Ton, Unterdrückung pur, bestimmend und gezielt, sie sagte: Mach jetzt!!
Geil, was? Der Hunde sollte JETZT machen. Auf Befehl. Pippi mindestens mal, aber eigentlich sollte er endlich sein größeres Geschäft verrichten, war nämlich heute noch nicht! Erklärte mir meine Mutter. Ich schüttelte nur den Kopf und schämte mich fremd.
In meiner Erinnerung machte er dann auch nicht das was meine Mutter von ihm erwartete. Machte auch kein Pippi und wollte einfach nur wieder rein in die gute Stube. Ins warme Körbchen. Finito, heute geht nix mehr mein Herr Frauchen.
Meine Mutter trainierte diesen Hund tatsächlich konstant weiter, so dass er sich auf Dauer mit dem winzigen Wiesenabschnitt hinter der Garage zufrieden gab. Der Hund machte dann tatsächlich auf Kommando. Und am Ende, als er dann wirklich allmählich sehr unschön alt wurde, der Hund, lernte er in der Wohnung in die extra dafür zugelegte Katzentoilette zu machen.
Nun hat er es aber geschafft, ist im Hundehimmel und wie die das dort machen, keine Ahnung, interessiert mich auch nicht.
Jetzt bin ich aber abgedriftet in meinen Gedanken. „Kathariiiiiiina!! Komm jetzt!“.
Hunde benötigen Befehle. Und die gehorchen auch, meist. Muss man eben gut erziehen. Ich sehe nur die dünne hellgrüne Leine im Gestrüpp im Zickzack verheddert an den hohen Grasstengeln. Mal mehr, mal weniger. Ja, grün macht Sinn im Gras, hatte ich beim Kauf nicht mitgedacht. Ein wenig mehr Kontrast wäre schon sinnvoller gewesen. Ich fühle aber, da ist noch was dran. Wie ein Fisch an der Angel zerrt nachdem er sich verbissen hat.
„Hallo“, ja „Hallo“. Boah ey, die blöde Kuh von nebenan mit ihrem goldigen Retriever-2500€-Rassetier. Kennt ihr das? Manchmal kann man Leute nicht leiden, obwohl man noch nie ein Wort (oder eben mehr als eines) mit dieser Person gesprochen hat. Das ist eigentlich total krank und arrogant, aber sowas gibt es, also bei mir. Immer schön sieht ihr Hund aus, nie schmutzig, kein einziger Tag Ausmahme, immer herausgeputzt wie sie selbst. Die ganze Nacht durchgekämmt das lange blonde Haar. Also beider Haar!
Wie macht die das? Frisiert, geschminkt, sind das Overknee-Stiefel? Sexy also auch noch, ich fasse es nicht. Läuft die hier einfach so rum mit ihrem schicken Hund, im Gleichschritt, und stellt uns alle Anderen völlig in den Schatten. Leute schaut her, so geht das mit dem wahren Gassi-Gehen. Nix Jogger drunter verstecken. Das geht auch morgens um halb sechs!! Aber ich hab sichtbar Tierheimhund. Qualis rex, talis grex! Wie der Herr so das Gescherr! Ich darf das.
Die hellgrüne Leine zieht sich plötzlich stramm und durchwienert das nasse Gras, mal nach links, mal nach rechts. Kathrienchen bellt. Hat wohl ’ne Maus entdeckt. Ihr Bellen allerdings ist eher so ein schwaches Gefiepse, da kommt nicht viel rüber, nunja, ein großes Lungenvolumen kann man bei dieser Körpergröße an Hund nicht erwarten.
Jetzt sehe ich sie, springt patschnass halb erfroren aber glücklich grinsend mit wackelnden Schlappohren aus dem Dickicht und dackelt mir jetzt gemütlich hinterher. Die Leine lockert sich vergnügt.
„Hallo!“ - „Halloooo, Frau Sommer! Schön Sie zu sehen, wie geht es Ihnen und Ihrer Schulter, wie verlief die Operation?“
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