Fremde Freunde1

Najitzabeth

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Fremde Freunde

Die spätherbstlichen Nebelschwaden verzogen sich langsam aus der engen Gasse. Irgendwo schrie eine Katze und die letzten Ratten, die während der Nacht in den Müllbergen gewühlt hatten, verschwanden in ihren Löchern. Auf dem nahe gelegenen Marktplatz bauten die ersten Händler ihre Stände auf. Zögernd bewegte sich der Junge zwischen einigen Holzkisten. Er wollte nicht aufwachen, er wollte hier liegen bleiben und schlafen, am besten nie mehr aufwachen. Nur wenn er schlief, konnte er vergessen. In der Zeit zwischen den Träumen und dem Wachen glaubte er manchmal noch zu Hause zu sein, in seinem Bett, und er hörte seine Mutter nach ihm rufen...
Diese Idylle zerplatzte, als er spürte, wie kalt es war und endgültig aufwachte. Tränen stiegen ihm in die Augen. Er musste nach seiner Mutter und seinem Vater suchen. Irgendwo mussten sie doch sein! Sie durften einfach nicht tot sein wie seine Schwester. Die Hilflosigkeit drohte ihn zu erdrücken, es machte ihn verbittert und wütend.
Er stand auf und schüttelte die Kälte aus seinen steifen Gliedern, bevor er sich zögerlich in Bewegung setzte. Zum Markt, wohin ihn sein Hunger beinahe täglich führte. Bisher war das Glück immer auf seiner Seite gewesen, kein Händler und keine Wache hatte ihn erwischt, wenn er blitzschnell einen Laib Brot oder Obst von den kleinen Holzbuden stibitzte. Diese Erfolge machten ihn selbstsicherer, er fühlte sich mächtig und überlegen, aber er bezeichnete sich nicht als Dieb, schließlich nahm er sich nur, was er zum Überleben brauchte.
Spilyph fasste sich an die Brust, dorthin, wo unter seinem Hemd das Wallnuss große Phliemarenlicht lag. Er hatte das enorm wertvolle Schmuckstück in dem kleinen Raum unter der Küche gefunden, indem er sich während des Überfalls versteckt hatte. Es war das einzige, was er aus dem Haus seiner Eltern mitnahm, als er aufbrach, um seine Mutter und seinen Vater zu suchen. Das war nun schon beinahe zwei Wochen her. Schmerzlich wurde dem kleinen Jungen bewusst, wie einsam er war und er drückte das Amulett fester, um die Wärme, die es ausstrahlte, spüren zu können.
Als er den Marktplatz betrat, waren bereits die meisten Stände aufgebaut und die ersten Kunden begutachteten die Waren. Auch einige Bettler warteten darauf, dass etwas für sie abfiel und schlichen um die Buden, von deren Besitzern sie immer wieder verscheucht wurden. Eine kleine Patrouille der Stadtwache marschierte über den Platz und schien allein durch ihre Präsenz für Ordnung zu sorgen. Einige Marktschreier begannen schon mit der Arbeit und priesen lautstark ihre Waren an.
Während Spyliph über den Platz ging, fühlte er sich wie ein König, der durch sein Schloss schreitet. Er konnte sich nehmen was er wollte und niemand würde ihn erwischen. Er musste nicht hungern oder arbeiten wie andere Kinder, die ihre Eltern verloren hatten. Er war der König des Marktes.
Der große Markt in Phjenamo hatte viele Gesichter. Zum einen gab es pompöse Stände, die Schmuck, teure Stoffe oder Gewürze aus fernen Ländern anboten. Auf der anderen Seite waren die Händler, die ihre selbst gewebten Körbe oder Produkte, die sie in ihren Gärten anbauten und verarbeiten, auf kleinen, zerlumpten Decken ausbreiteten.
Spilyph lief zwischen den verschiedenen Buden hindurch. In seinen Hosentaschen befanden sich bereits ein Brötchen und ein großes Stück Käse. Seine Erfolge machten ihn mutig und er wollte heute etwas ganz Besonderes wagen. Spilyph schlich sich seitlich an den Stand heran. Noch einmal sog er den Duft von frisch gebackenem Rosinenkuchen in sich hinein. Seine Mutter hatte ihm oft ein Stück mitgebracht, wenn sie einkaufen war... Die Erinnerung schmerzte ihn und er verdrängte sie. Er konzentrierte sich lieber auf das, was er vorhatte. Der Stand war größer als die, von denen er sonst sein Essen holte. Das Problem aber war der aufmerksame Hund, der vor dem Tisch lag und jeden genau beobachtete, der sich seinem Herrn und dessen Eigentum näherte.
Irgendwie musste er es schaffen, sich an dem Tier vorbei zu schleichen, um einen Kuchen zu ergattern. Spilyph sah sich um. Es waren keine Stadtwachen in der Nähe und der Händler feilschte gerade mit einem Kunden. So unauffällig wie möglich näherte sich der Junge dem Stand. Als er in Reichweite war, warf er dem Hund noch einmal einen Blick zu. Er schlief. Das war seine Chance. Er konnte den Kuchen schon schmecken. Langsam streckte er die Hand aus. Spilyph fühlte bereits die Wärme, die der frisch gebackene Teig ausstrahlte und dann hielt er endlich ein Stück in seinen Händen. Er hatte es geschafft. Die äußere Schicht des Kuchens war knusprig gebacken und innen, das wusste er, war er ganz zart und saftig. Einfach köstlich.
Plötzlich wurde er grob von hinten an der Schulter gepackt. Der eiserne Griff zerdrückte ihm beinahe die Schulter.
„So, was haben wir denn da? Einen kleinen Dieb!“ Der Händler!
Vor Schreck ließ Spilyph den Kuchen fallen. Nun gewannen seine Instinkte die Oberhand und er begann um sich zu schlagen. Irgendwie schaffte er es, sich aus dem Griff des Mannes zu winden, aber der Radau hatte nun auch noch den Hund aufgeweckt, der aus voller Kehle kläffte. Das zog immer mehr Aufmerksamkeit auf das Geschehen. Der Junge wartet keine Sekunde länger, sondern lief Hals über Kopf los, denn er wusste, dass innerhalb kürzester Zeit die Stadtwache auftauchen würde. Spilyph hatte gesehen, was sie mit Dieben machten!
Der Junge stürmte rücksichtslos durch die Menge. Die pure Angst trieb ihn an und ließ ihn auch noch nicht anhalten, als er den Marktplatz längst verlassen hatte. Erst in einer dunklen Gasse, hinter einigen Kisten versteckt, fühlte er sich sicher genug, um anzuhalten.
Spilyph setzte sich auf den Boden. Er zitterte am ganzen Leib. Wie sehr wünschte er sich, jetzt bei seiner Familie zu sein, in dem sicheren Haus. Tränen liefen ihm über die schmutzigen Wangen und er holte das winzige Phliemarenlicht unter seinem Hemd hervor, um es zu betrachten. Als es zu regnen anfing war es das einzige Licht in der dunklen Gasse.

Der Junge lauschte den leisen Schritten, die seinem Versteck immer näher kamen. Es hatte bereits aufgehört zu regnen und es waren Stunden vergangen seit dem Zwischenfall auf dem Markt. Spilyph versteckte das Phliemarenlicht schnell unter seinem Hemd, damit es ihn nicht verriet. Es waren die Schritte einer einzelnen Person und der Junge dachte sofort an den Händler. Stumme Tränen der Angst liefen an seinen Wangen hinunter.
Etwas an dem Geräusch veränderte sich... Die Person hüpfte! Spilyph drückte sich noch weiter in sein Versteck. Irgendwer hüpfte auf ihn zu!
Etwas raschelte über ihm und der Kopf eines Mädchens blickte über die Kisten zu ihm hinunter: „Hallo! Was machst du da hinten?“ Ihre Stimme war hell und klar. Spilyph hatte das Gefühl, dass ihm wärmer wurde.
„Gar nichts!“ Er wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht.
„Komm raus da! Ich will dir was zeigen!“ Das Mädchen bedeutete ihm, hinter den Kisten hervor zu kommen. Spilyph kam das ziemlich komisch vor. Was wollte sie ihm zeigen... und vor allem, wie konnte sie wissen, dass er hier hinter diesen Kisten saß? Er schüttelte den Kopf, er konnte nicht glauben, dass sie ihm Böses wollte und so kroch er aus seinem Versteck heraus. In dem hellen Licht, die Wolken hatten sich vollständig aufgelöst, konnte er sie besser erkennen. Sie war jünger als er und um ein gutes Stück kleiner. Ihre himmelblauen Augen strahlten ihn erwartungsvoll an aber das eigenartigste war ihr Haar! Es war nicht einfach blond, es war schneeweiß, wie das einer alten Frau. Oder doch nicht, dachte der Phliemarenjunge, es hatte einen leichten Blaustich, wie die Gischt auf den Wellen des Sees.
„Wie heißt du?“, fragte er sie, als sie aus der Gasse heraustraten und Richtung Hafen liefen.
„Saljna“, antwortete sie ihm ohne nach seinem Namen zu fragen. So einen eigenartigen Namen hatte er noch nie gehört.
Die beiden liefen eine Weile stumm nebeneinander her, währenddessen sich Spilyph immer wieder fragte, wo sie ihn überhaupt hinführte. Was wäre, wenn sie ihn direkt zum Händler brachte? Das Mädchen hingegen schien sich keinerlei Sorgen zu machen. Immer wieder hüpfte sie zu irgendeinem Blumentopf, um an den Blüten zu riechen oder versuchte den Vögeln nachzulaufen, wenn sie aufflogen.
Sie gingen gerade durch eine sehr belebte Straße, als sie plötzlich die Richtung änderte und ihn mit sich zog. An einer Hauswand, von der bereits der Putz abbröckelte, hielten sie. Eine einzelne weiße Rose stand dort und streckte sich der Sonne entgegen. „Du wolltest mir eine Blume zeigen?!“ Spilyph erklärte sie vollends für verrückt.
„Nein, aber siehst du nicht, wie einsam sie ist?“
„Können Blumen einsam sein?“ Das Mädchen wirkte plötzlich viel älter, als wäre sie eine andere Person.
„Natürlich, genauso wie Menschen auch!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging weiter. Spilyph betrachtete die Rose noch einen Augenblick und folgte ihr dann wieder. Er sah nicht, wie sich direkt neben der einsamen Rose ein kleiner Trieb einen Weg durch den festgetretenen Boden schob.
Die beiden Kinder gingen noch eine Weile durch das belebte Zentrum von Phjenamo, bis sie in ein Viertel kamen, das Spilyph nicht kannte. Hier standen nur Häuser des Adels. Große, prachtvolle Villen mit riesigen Gärten. Die Straßen waren mit bunten Steinen gepflastert, die eigenartige Muster auf den Boden bildeten. Hier roch es nicht einmal mehr nach Stadt.
Vor einem hölzernen Zaun hielt sie an. Große Bäume, deren Kronen zu Formen geschnitten waren, ragten darüber hinaus. Spilyph hörte das Gelächter anderer Kinder. Es erinnerte ihn an seine Schwester und daran, wie sie blutüberströmt in der Küche gelegen hatte.
„Du musst kurz hier warten!“ Saljna lachte und verschwand in einem Gang zwischen dem Zaun und dem nächsten Haus. Spilyph überlegte, ob er nicht lieber einfach gehen sollte, aber er war zu neugierig auf das, was sie ihm zeigen wollte. Einige Passanten liefen an ihm vorüber. Allesamt in schönen Kleidern und reichlich behängt mit Schmuck. Das Paradies für einen Dieb. Diese Leute starrten ihn an und rümpften die Nasen, als sie an ihm vorbei liefen. Er hatte hier in ihrer heilen Welt nichts zu suchen.
Es dauerte keine Minute, bis Saljna wiederkam, mit einem dunklen Knäuel auf dem Arm. Sie lächelte bis über beide Ohren.
„Hier, seine Mutter ist gestorben und jetzt ist er ganz allein, genauso wie du!“
Sie drückt ihm den jungen Hund in die Arme. Das Tier hob kurz die Nase, um an Spilyph Hand zu riechen und schlief dann einfach wieder ein.
Saljna streichelte dem Hund über den Kopf: „Sein Name ist Wuschel!“
Der Name passte, dachte der Junge, es sah aus wie ein Wischmob mit Pfoten und Nase. Nicht einmal die Augen konnte man unter dem dichten Pelz erkennen. Er musste lächeln.
Als Spilyph aufsah, um dem Mädchen zu danken, war sie bereits verschwunden! Selbst als er sie suchte und nach ihr, rief konnte er sie nicht finden. Kein Mensch, den er fragte, wollte ein kleines Mädchen mit weißem Haar gesehen haben. Betrübt und doch froh über Saljnas Geschenk ging er zurück in sein Viertel, in dem er seit über zwei Wochen alleine lebte.
Als es Abend wurde und der Junge zurück zu seinem Schlafplatz ging, hatte Spilyph beschlossen, dass sie nur ein guter Geist gewesen war, der ihm Mut machen wollte. Das war die einfachste Erklärung für ihr plötzliches Auftauchen und Verschwinden. Er aß sein erbeutetes Brot und den Käse. Den Vorfall auf dem Markt hatte er längst vergessen. Der Hund begnügte sich mit dem, was er in den Mülltonnen finden konnte und einer Schale Wasser. Spilyph streichelte ihn und erntete als Belohnung ein freudiges Bellen. Als es dunkel wurde und die ersten Blitze vom Himmel zuckten, lag Wuschel auf seinem Schoss und leckte seine Hand, jetzt war er nicht mehr alleine. Spilyph sprach noch ein kurzes Gebet an Saphira und legte sich dann selbst schlafen, direkt neben den warmen Körper Wuschels, seinem neuen Freund.
 

flammarion

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Korrekturvorschläge:

Fremde Freunde1
Veröffentlicht von Najitzabeth am 26. 12. 2005 11:32
Die spätherbstlichen Nebelschwaden verzogen sich langsam aus der engen Gasse. Irgendwo schrie eine Katze und die letzten Ratten, die während der Nacht in den Müllbergen gewühlt hatten, verschwanden in ihren Löchern. Auf dem nahe(getrennt)gelegenen Marktplatz bauten die ersten Händler ihre Stände auf. Zögernd bewegte sich der Junge zwischen einigen Holzkisten. Er wollte nicht aufwachen, er wollte hier liegen bleiben und schlafen, am besten nie mehr aufwachen. Nur wenn er schlief(Komma) konnte er vergessen. In der Zeit zwischen den Träumen und dem Wachen glaubte er manchmal(Komma) noch zu Hause zu sein, in seinem Bett, und er hörte seine Mutter nach ihm rufen...
Diese Idylle zerplatzte, als er spürte, wie kalt es war und [red] Es war Kanos.[/red] (endgültig) aufwachte. Tränen stiegen ihm in die Augen. Er musste nach seiner Mutter und seinem Vater suchen. Irgendwo mussten sie doch sein! Sie durften einfach nicht tot sein wie seine Schwester. Die Hilflosigkeit drohte ihn zu erdrücken, es machte ihn verbittert und wütend.
Er stand auf und schüttelte die Kälte aus seinen steifen Gliedern, bevor er sich zögerlich in Bewegung setzte. Zum Markt, wohin ihn sein Hunger beinahe täglich führte. Bisher war das Glück immer auf seiner Seite gewesen, kein Händler und keine Wache hatte ihn erwischt, wenn er blitzschnell einen [red] Leib [/red] (Laib) Brot oder Obst von den kleinen Holzbuden stibitzte. Diese Erfolge machten ihn[red] Selbstsicherer[/red] (selbstsicherer) , er fühlte sich [red] Mächtig und Überlegen [/red] (mächtig und überlegen Komma) aber er bezeichnete sich nicht als Dieb, schließlich nahm er sich nur, was er zum [red] überleben [/red] (Überleben) brauchte.
Spyliph fasste sich an die Brust, dorthin, wo unter seinem Hemd das Wallnuss große Phliemarenlicht lag. Er hatte das enorm wertvolle Schmuckstück in dem kleinen Raum unter der Küche gefunden, in(getrennt)dem er sich während des Überfalls versteckt hatte. Es war das einzige, was er aus dem Haus seiner Eltern mitnahm, als er aufbrach(Komma) um seine Mutter und seinen Vater zu suchen. Das war nun schon beinahe zwei Wochen her. Schmerzlich [red] wurden [/red] (wurde) dem kleinen Jungen bewusst(Komma) wie einsam er war und er drückte das Amulett fester(Komma) um die Wärme, die es ausstrahlte, spüren zu können.
Als er den Marktplatz betrat(Komma) waren bereits die meisten Stände auf (zusammen)gebaut und die ersten Kunden begutachteten die Waren. Auch einige Bettler warteten darauf, [red] das [/red] (dass) etwas für sie abfiel und schlichen um die Buden, von deren Besitzern sie immer wieder verscheucht wurden. Eine kleine [red] Patrolie [/red] (Patrouille) der Stadtwache marschierte über den Platz und schien allein durch ihre Präsenz für Ordnung zu sorgen. Einige Marktschreier begannen schon mit der Arbeit und priesen lautstark ihre Waren an.
Während Spyliph über den Platz ging(Komma) fühlte er sich wie ein König, der durch sein Schloss schreitet. Er konnte sich nehmen was er wollte und niemand würde ihn erwischen. Er musste nicht [red] Hungern oder Arbeiten [/red] (hungern oder arbeiten) wie andere Kinder, die ihre Eltern verloren hatten. Er war der König des Marktes.
Der große Markt in Phjenamo hatte viele Gesichter. Zum einen gab es pompöse Stände, die Schmuck, teure Stoffe oder Gewürze aus fernen Ländern anboten. Auf der anderen Seite waren die Händler, die ihre selbst gewebten Körbe oder Produkte, die sie in ihren Gärten anbauten und verarbeiten, auf kleinen, zerlumpten Decken ausbreiteten.
Spilyph lief zwischen den verschiedenen Buden hindurch. In seinen Hosentaschen befanden sich bereits ein Brötchen und ein großes Stück Käse. Seine Erfolge machten ihn mutig und er wollte heute etwas ganz [red] besonderes [/red] (Besonderes) wagen. Spilyph schlich sich seitlich an den Stand heran. Noch einmal sog er den Duft von frisch [red] gebackenen [/red] (gebackenem) Rosinenkuchen in sich hinein. Seine Mutter hatte ihm oft ein Stück mitgebracht, wenn sie [red] Einkaufen [/red] (einkaufen) war... Die Erinnerung schmerzte ihn und er verdrängte sie. Er konzentrierte sich lieber auf das, was er vorhatte. Der Stand war größer,(kein Komma) als die, von denen er sonst sein Essen holte. Das Problem aber,(kein Komma) war der aufmerksame Hund, der vor dem Tisch lag und jeden genau beobachtete, der sich seinem Herrn und dessen Eigentum näherte.
Irgendwie musste er es schaffen(Komma) sich an dem Tier vorbei zu schleichen, um einen Kuchen zu ergattern. Spilyph sah sich um. Es waren keine Stadtwachen in der [red] nähe [/red] (Nähe) und der Händler feilschte gerade mit einem Kunden. So unauffällig wie möglich näherte sich der Junge dem Stand. Als er in Reichweite war, warf er dem Hund noch einmal einen Blick zu. Er schlief. Das war seine Chance. Er konnte den Kuchen schon schmecken. Langsam streckte er die Hand aus. Spilyph fühlte bereits die Wärme, die der frisch gebackene Teig ausstrahlte und dann hielt er endlich ein Stück in seinen Händen. Er hatte es geschafft. Die äußere Schicht des Kuchens war knusprig gebacken und innen, das wusste er, war er ganz zart und saftig. Einfach köstlich.
Plötzlich wurde er grob von hinten an der Schulter gepackt. Der eiserne Griff zerdrückte ihm beinahe die Schulter.
„So, was haben wir denn da? Einen kleinen Dieb!“ Der Händler!
Vor [red] nähe [/red] (Schreck) ließ Spilyph den Kuchen fallen. Nun gewannen seine Instinkte die Oberhand und er begann um sich zu schlagen. Irgendwie schaffte er es(Komma) sich aus dem Griff des Mannes zu winden, aber der Radau hatte nun auch noch den Hund aufgeweckt, der aus voller Kehle kläffte. Das zog immer mehr Aufmerksamkeit [red] aus [/red] (auf) das Geschehen. Der Junge wartet keine Sekunde länger, sondern lief Hals über Kopf los, denn er wusste(Komma) dass innerhalb kürzester Zeit die Stadtwache auftauchen würde. Spilyph hatte gesehen, was sie mit Dieben machten!
Der Junge stürmte [red] Rücksichtslos [/red] (rücksichtslos) durch die Menge. Die pure Angst trieb ihn an und ließ ihn auch noch nicht anhalten, als er den Marktplatz längst verlassen hatte. Erst in einer [red] Dunklen [/red] (dunklen) Gasse, hinter einigen Kisten versteckt, fühlte er sich sicher genug(Komma) um anzuhalten.
Spilyph setzte sich auf den Boden. Er zitterte am ganzen Leib. Wie sehr wünschte er sich(Komma) jetzt bei seiner Familie zu sein, in dem sicheren Haus. Tränen liefen ihm über die schmutzigen Wangen und er holte das winzige Phliemarenlicht unter seinem Hemd hervor(Komma) um es zu betrachten. Als es [red] anfing zu Regnen [/red] (zu regnen anfing Komma) war es das einzige Licht in der dunklen Gasse.

Der Junge lauschte den leisen Schritten, die seinem Versteck immer näher kamen. Es hatte bereits aufgehört zu regnen und es waren Stunden vergangen,(kein Komma) seit dem Zwischenfall auf dem Markt. Spilyph versteckte das Phliemarenlicht schnell unter seinem Hemd, damit es ihn nicht verriet. Es waren die Schritte einer einzelnen Person und der Junge dachte sofort an den Händler. Stumme Tränen der Angst liefen an seinen Wangen hinunter.
Etwas an dem Geräusch veränderte sich... Die Person hüpfte! Spilyph drückte sich noch weiter in sein Versteck. Irgendwer hüpfte auf ihn zu!
Etwas raschelte über ihm und der Kopf eines [red] Mädchen [/red] (Mädchens) blickte über die Kisten zu ihm hinunter: „Hallo! Was machst du da hinten?“ Ihre Stimme war hell und klar. Spilyph hatte das Gefühl, [red] das [/red] (dass) ihm wärmer wurde.
„Gar nichts!“,(kein Komma und groß weiter) er wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht.
„Komm raus da! Ich will dir was zeigen!“ Das Mädchen [red] deutete [/red] (bedeutete) ihm, hinter den Kisten hervor zu kommen. Spilyph kam das ziemlich komisch vor. Was wollte sie ihm zeigen... und vor allem, wie konnte sie wissen, dass er hier hinter diesen Kisten saß? Er schüttelte den Kopf, er konnte nicht glauben, [red] das [/red] (dass) sie ihm [red] böses [/red] (Böses) wollte und so kroch er aus seinem Versteck heraus. In dem hellen Licht, die Wolken [red] hatte [/red] (hatten) sich vollständig aufgelöst, konnte er sie besser erkennen. Sie war jünger als er und um ein gutes Stück kleiner. Ihre himmelblauen Augen strahlten ihn erwartungsvoll an(Komma) aber das eigenartigste war ihr Haar! Es war nicht einfach blond, es war[red] Schneeweiß[/red] (schneeweiß) , wie das einer alten Frau. Oder doch nicht, dachte der Phliemarenjunge, es hatte einen leichten Blaustich, wie die Gischt auf den Wellen des Sees.
„Wie heißt du?“, fragte er sie, als sie aus der Gasse heraustraten und Richtung Hafen liefen.
„Saljna“, antwortete sie ihm ohne nach seinem Namen zu fragen. So einen eigenartigen Namen hatte er noch nie gehört.
Die [red] Beiden [/red] (beiden) liefen eine Weile stumm nebeneinander her, währenddessen sich Spilyph immer wieder fragte, wo sie ihn überhaupt hinführte. Was wäre, wenn sie ihn direkt zum Händler brachte? Das Mädchen hingegen schien sich keinerlei Sorgen zu machen. Immer wieder hüpfte sie zu(irgend) einem Blumentopf(Komma) um an den Blüten zu riechen oder versuchte den Vögeln nachzulaufen, wenn sie aufflogen.
Sie gingen gerade durch eine sehr belebte Straße, als sie plötzlich die Richtung änderte und ihn mit sich zog. An einer Hauswand, von der bereits der Putz abbröckelte, hielten sie. Eine einzelne weiße Rose stand dort und streckte sich der Sonne entgegen. „Du wolltest mir eine Blume zeigen?!“,(kein Komma) Spilyph erklärte sie vollends für verrückt.
„Nein, aber siehst du nicht(Komma) wie einsam sie ist?“
„Können Blumen einsam sein?“ Das Mädchen wirkte plötzlich viel älter, als wäre sie eine andere Person.
„Natürlich, genauso wie Menschen auch!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging weiter. Spilyph betrachtete die Rose noch einen Augenblick und folgte ihr dann wieder. Er sah nicht(Komma) wie sich direkt neben der einsamen Rose ein kleiner Trieb einen Weg durch den festgetretenen Boden schob.
Die beiden Kinder gingen noch eine Weile durch das belebte Zentrum von Phjenamo, bis sie in ein Viertel kamen, das Spilyph nicht kannte. Hier standen nur Häuser des Adels. Große, prachtvolle Villen mit riesigen Gärten. Die Straßen waren mit bunten Steinen gepflastert(Komma) die eigenartige Muster auf den Boden bildeten. Hier roch es nicht einmal mehr nach Stadt.
Vor einem hölzernen Zaun hielt sie an. Große Bäume, deren Kronen zu Formen geschnitten waren, ragten darüber hinaus. Spilyph hörte das Gelächter anderer Kinder. Es erinnerte ihn an seine Schwester und daran, wie sie blutüberströmt in der Küche gelegen hatte.
„Du musst kurz hier warten!“ Saljna lachte und verschwand in einem Gang zwischen dem Zaun und dem nächsten Haus. Spilyph überlegte, ob er nicht lieber einfach gehen sollte, aber er war zu neugierig auf das(Komma) was sie ihm zeigen wollte. Einige Passanten liefen an ihm vorüber. Allesamt in schönen Kleidern und reichlich behängt mit Schmuck. Das Paradies für einen Dieb. Diese Leute starrten ihn an und rümpften die Nasen, als sie an ihm vorbei liefen. Er hatte hier in ihrer heilen Welt nichts zu suchen.
Es dauerte keine Minute(Komma) bis Saljna wiederkam, mit einem dunklen Knäuel auf dem Arm. Sie lächelte bis über beide Ohren.
„Hier, seine Mutter ist gestorben und jetzt ist er ganz allein, genauso wie du!“
Sie drückt ihm den jungen Hund in die Arme. Das Tier hob kurz die Nase(Komma) um an Spilyph Hand zu riechen und schlief dann einfach wieder ein.
Saljna streichelte dem Hund über den Kopf: „Sein Name ist Wuschel!“
Der Name passte, dachte der Junge, es sah aus wie ein Wischmob mit Pfoten und Nase. Nicht einmal die Augen konnte man unter dem dichten Pelz erkennen. Er musste lächeln.
Als Spilyph aufsah(Komma) um dem Mädchen zu danken(Komma) war sie bereits verschwunden! Selbst als er sie suchte und nach ihr rief(Komma) konnte er sie nicht finden. Kein Mensch, den er fragte, wollte ein kleines Mädchen mit weißem Haar gesehen haben. Betrübt und doch froh über Saljnas Geschenk ging er zurück in sein Viertel, in dem er seit über zwei Wochen alleine lebte.
Als es Abend wurde und der Junge zurück zu seinem Schlafplatz ging(Komma) hatte Spilyph beschlossen, dass sie nur ein guter Geist gewesen war, der ihm Mut machen wollte. Das war die einfachste Erklärung für ihr plötzliches Auftauchen und Verschwinden. Er aß sein erbeutetes Brot und den Käse. Den Vorfall auf dem Markt hatte er längst vergessen. Der Hund begnügte sich mit dem(Komma) was er in den Mülltonnen finden konnte und einer Schale Wasser. Spilyph streichelte ihn und erntete als Belohnung ein freudiges Bellen. Als es dunkel wurde und die ersten Blitze vom Himmel zuckten(Komma) lag Wuschel auf seinem Schoss und leckte seine Hand, jetzt war er nicht mehr alleine. Spilyph sprach noch ein kurzes Gebet an Saphira und legte sich dann selbst schlafen, direkt neben den warmen Körper Wuschels, seinem neuen Freund.

oh, noch ne neue schleife. Bin gespannt auf die fortsetzung!
lg
 



 
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