frieden kriegen

4,30 Stern(e) 3 Bewertungen

trivial

Mitglied
Ich mag keine politischen Gedichte, da sie sich so klar positionieren. Aber ich denke, hier hast Du es auf den Punkt gebracht.

Liebe Grüße
R
 

Ubertas

Mitglied
Lieber Béla,
du hast recht. frieden "kriegen" und ein Abzählreim. Eine Wahrheit, die immer wieder Gestalt annimmt. In allen denkbaren Wegen. Das Rauszählen und "tot bist du" greift tiefer als ein politisch gedachtes Gedicht. Mir gefällt, wie du es so kurz und eindringlich ausdrückst, ohne zu beschreiben wie es tötet. Jeder sich einzeln? Alle sich gewiss ein einziges Mal: durch Herzlosigkeit, aus Angst vor eigener inneren Treue. Mit Wachsflügeln am Abgrund einer erbarmungslos nicht mehr sichtigen Mitmenschenwelt. Ein Lächeln scheint teurer geworden. Ein Argwohn dagegen fällt leicht aus den verbeulten Taschen. Billig ist der Tod.
Danke für dein Gedicht.
Liebe Grüße, ubertas.
 

wiesner

Mitglied
@trivial @Ubertas

Hallo trivial,
das politische Gedicht wäre keines, erkennte man keine klare Position. Alles Übrige ist Meinungs- und Geschmackssache. Degenhardt witzelte in 'Väterchen Franz', nachdem dieser mit seinem ständigen Psalmonieren nicht aufhören wollte, dass Kunst doch Genuss sei. Schon macht Väterchen Schluss. Nur lyrische Lyrik ist mir jedenfalls entschieden zu wenig.
Danke für Deinen Besuch!

Hallo Ubertas,
besten Dank für Dein weites Ausholen; hat mir sehr gefallen.
Ein wichtiger Punkt, worauf dieser kindlich wirkende Abzählreim zielt, scheint mir die junge Generation unserer Zeit zu sein. Krieg ein virtuelles Spiel aufs Handy zu laden? Mit Entsetzen lese ich dieser Tage, dass sich immer mehr Minderjährige!!! bei der Bundeswehr anmelden. Nicht zu fassen! Die sollte man in vor Angst vollgeschissenen Kampfuniformen stecken und in die Ukraine schicken, damit sie hoffentlich begreifen, was für eine Gesinnungs- und Verhaltensstörung bereits in ihrem Leben Platz gegriffen hat.

Euch beiden
schöne Grüße
Béla
 

trivial

Mitglied
Vielleicht habe ich es überspitzt ausgedrückt, da ich unter anderem die Gedichte von Erich Fried sehr mag, und die sind ja nun auch manchmal, ein wenig, politisch. So ist diese These ja schon widerleg. Ich glaube ich schrieb es aus der Laune und dem latenten Gefühl heraus, welches mich bei zeitgenössischen politischen Gedichten beschleicht. Sie wirken oft auf mich irgendwie leer, rückwärtsgewandt und ein wenig selbstgefällig. (Wobei eventuell anzumerken wär, politische Gedichte scheint mir gleich bedeutend mit politisch linken Gedichten. Rechte Lyrik kenne ich keine, nur skandierte Parolen.)
Positionieren ist wohl auch nicht das optimale Wort. Ich überlege grade, ob “abschließen“ passender wär, aber auch das wäre wohl missverständlich.

Ich schrieb die Tage etwas, was genau dies zum Ausdruck bringen sollte

…aus dem Sollen
ein Können
dem Gesollten dem
Auftrag dem
nach vorne offenen

aus spürbarer Schuld
abstrakte Antworten
in sich geschlossen
von außen
verschlossen…

Ich fürchte, auch wenn es in mir vollkommen klar ist, gelingt es mir nicht dies auszudrücken. Entweder fehlen mir die Worte für meine Gedanken oder doch die Gedanken für meine Worte.

Letztlich las ich ein Essay “Versöhnungstheater. Anmerkungen zur deutschen Erinnerungskultur”,


welches vielleicht meine Perspektive dahingehend beeinflusst hat, dass ich mich fragte, in wie oft dieses Gleichsetzung von Erinnerung und Versöhnung bewusst oder unbewusst stattfindet. Was in etwa das sagt, was ich hier höchst umständlich sagen wollte.

Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass ich dies auch auf den Gedicht “Steinargumente” anwenden wollte, was mir aber nicht so recht gelang.

Verzeih diese gedanklichen Wirrungen, ich hatte das Gefühl mich missverständlich Ausgedrückt zu haben und wollte es scheinbar noch schlimmer machen.

Liebe Grüße
R
 

Ubertas

Mitglied
Lieber Béla,
dein Ansatz ist sehr gut! Ich glaube, wir hätten alle die Hosen voll. Käme es zum äußersten: Ziemlich vollgeschissen wäre das Erleben, so glaube ich. Aber ein leerer Akku/ kein Ladekabel und trotz Powerbank Schicht im Schacht ist schon im upload grausam. Ich will nicht wissen, wie viele "Verballerte" sich weltweit rekrutieren haben lassen, weil sie auf ihrer qwertz Tastatur w a s d bedienen konnten.
Anderen bleibt die Wahl nicht.
Liebe Grüße, ubertas.
 

trivial

Mitglied
... Mit Entsetzen lese ich dieser Tage, dass sich immer mehr Minderjährige!!! bei der Bundeswehr anmelden...
Nach Deinen Hinweis (danke dafür) habe ich Mal ein klein wenig nachgelesen. Viel skandalöser empfand ich, dass die Bundeswehr, neben den USA und Großbritannien, einer der wenigen NATO Staaten ist, die ihr Heer mit Kindersoldaten systematisch aufstocken.

Genau genommen las ich auf der Seite unter18nie.de folgendes:

Nur 46 Armeen weltweit rekrutieren noch minderjährige Soldat*innen, 151 Länder verzichten darauf, darunter 24 NATO- und 21 EU-Länder. Nur drei EU- / NATO-Staaten rekrutieren noch Minderjährige systematisch und in großen Zahlen (mehr als wenige hundert): USA, Großbritannien und Deutschland. Armeen und bewaffnete Gruppen in Kriegsgebieten, die Kinder als Soldat:innen rekrutieren, rechtfertigen diese Praxis auch mit Verweis auf die Rekrutierung von Minderjährigen in diesen drei Ländern.
 



 
Oben Unten