Fritz Felis: Jahreszeiten (2024) - Sonett

Fritz Felis

Mitglied
Soll ich vergleichen dich ‘nem Sommertag?

Das fragte uns Herr Shakespeare strahlend einst.

Doch gibt es selbst im Juli Niederschlag,

Der uns an dich erinnert, wenn du weinst.



Soll ich vergleichen dich ‘nem Herbstessturm,

Der Blätter fegt aus Bäumen in die Welt?

Der Büsche schwer zerzaust, sogar dem Turm

Und auch dem Leuchtturmwärter sehr missfällt.



Soll ich vergleichen dich ‘nem frost’gen Winterwind,

Der das vereist und ödet, was mal war?

Der uns durch Mark und Bein geht, liebes Kind,

Und uns die Zeche abverlangt in bar.



Nein, Frühling ist’s, dem du so glücklich gleichest,

Du blühst und sprießt – und niemals du erbleichest!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Fritz,
Ich habe "Sonett" im Titel ergänzt, als Erläuterung.
Du hast das wohl bekannteste Sonett von Shakespeare als Ausgangspunkt gewählt und künstlerisch verarbeitet. Das ist legitim.


Du hast in einer Art Parodie die anderen Jahreszeiten mit eingesetzt, wodurch es neue Ideen gegenüber dem Original entwickelt.
Dabei hast Du verschiedene Stilebenen in dem gleichen Sonett untergebracht. Eine eher volkstümlich-umgangssprachliche: " Soll ich vergleichen dich ‘nem Sommertag?" und eine älteren Übersetzungen ähnelnde: "dem du so glücklich gleichest, ", stillistisch bereits veraltet, aber in der Klassik modern.

Diese Methode ist über das Gedicht verteilt, was den Parodiecharakter verstärkt. Durch Umkehrung statt Übertreibung.
Viele Grüße von Bernd
 



 
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