Geblitzt im Krankenhaus

manisc

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Ein Hauch von Kaffee liegt in der Luft und der Sauerstoffgehalt im Raum erreicht eine kritische Marke. Klarer Fall: Internistische Mittagsbesprechung auf Station 3. Während die Aufnahmen und Entlassungen des heutigen Tages diskutiert werden, schweife ich gedanklich ab und überlege, was es heute wohl in der Kantine gibt. Ich werde plötzlich aus meinen Gedanken gerissen, als meine Oberärztin mich fragt, ob ich schon einmal "geblitzt" habe. Erwartungsvolle Stille. Während ich gedanklich noch mit leicht überhöhter Geschwindigkeit die 30er-Zone durchfahre, springt mir der Chefarzt zur Seite und ergänzt: "Die Frau Kollegin meint natürlich "geblitzdingst"." Mit dem Wort kann ich als Cineast zwar schon mehr anfangen, die thematische Verknüpfung der Men in Black mit internistischen Polytraumata will sich mir aber noch nicht erschließen. Endlich scheint die Oberärztin genug von unserer mündlichen Version des Spiels "Scharade" zu haben und ergänzt für die medizinischen Laien im Raum, dass es natürlich um die elektrische Kardioversion des Patienten M.S. geht. In freudiger Antizipation der kommenden Arbeitswoche verlasse ich einige Minuten später den Raum und frage mich, wie M.S. am Montag wohl reagieren würde, wenn ich ihm den bevorstehenden Eingriff mit dem gleichen Vokabular erkläre. Naja, zur Not wird er danach geblitzdingst und ich fange von vorne an.
 



 
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