Gedünne

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
In der immer schnelleren Zeit schreibe ich Gedünne,
ich bringe Leere zwischen die Teile,
zerbreche die Platten und leime sie aneinander
um sie abzuspielen im großen Leis.
Wozu immer lauter werden?
Ich schreibe Gedünne in die Luft.
Wozu Papier?

Das Gedünne bildet Knoten und Schlingen.
Und wie es so kommt, bin ich in einer dieser gefangen.
Denn die Schlinge ist ein Labyrinth.
Die dünne Schlinge ist ein ideales Labyrinth.
Im Gedünne schlucke ich nach Luft.
Mein Es braust durch den Duft eines Pferdeapfels.

In der immer schnelleren Zeit schreibe ich Gedünne,
ich bringe Leere zwischen die Teile,
zerbreche die Platten und leime sie aneinander
um sie abzuspielen im großen Leis.
Wozu immer lauter werden?
Ich schreibe Gedünne in die Luft.
Wozu Papier?
 
A

AchterZwerg

Gast
Ja, wozu Gedünne und für wen?
Ich hoffe, dass du es mir nicht übel nimmst, wenn ich an dieser Stelle einmal ein auffallendes Qualitätsgefälle zwischen Einzelwerken (Feinsliebchen aus Draht, deinem Experimentellen u.v.m) und Arbeiten, die auf mich völlig "rausgekloppt" wirken, feststelle.
Vielleicht verzettelst du dich allzu sehr? Worin siehst du dein Selbstverständnis?
Dieses "Gedünne" nun ist wieder eines der GroßArtigen. Ich bin geradezu geplättet. :) ---
Die Schlinge, die sich zusammenzieht, die Frage nach dem Sinn aller Anstrengungen, sich einmal mehr herauszuwinden, hast du fantastisch beschrieben.
Was jedoch immer bleibt, ist Sinn und Ziel des Eigenen neu zu überdenken, Zeit so zu nutzen, dass Kreativität als Chance erscheinen kann und du dir selbst als das was du bist: ein schöpferischer Mensch.
Liebe Grüße
Heidrun
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Hallo Bernd,

Dein Text erinnert mich an eine hübsche Formulierung von M. Walser (der leider mittlerweile zum schwatzhaften Greis mutiert ist), er spricht von "Dekorateuren des Nichts", gemeint sind wohl bürgerliche Berufe wie Theologe und Journalist. "Ich schreibe Gedünne in die Luft" liegt m.E. auf ähnlicher Ebene, erscheint mir aber viel präziser als Walsers Wort...

P.
 
A

AchterZwerg

Gast
OT.: Tschuldigung ;)
M. Walser war immer schon ein schwatzhafter Greis!
Ganz im Gegensatz zum göttlichen Robert.
 
A

albuin

Gast
Ich schreibe künftig nur Gedicke.
Sie reimen sich auf Schmerzensgeld.
Oft reichen ein paar scheele Blicke
und freiwillig räum ich das Feld.

Der Klempner sucht nach einer Dichtung.
Dabei erkennt man sein Geschick.
Bei manchem Vers fehlt nur die Richtung.
Doch dies hier ist ein Ungedick.​
 
P

penelope

Gast
zunächst die abwehr, was will dieses gedicht von mir?

"In der immer schnelleren Zeit schreibe ich Gedünne,/ich bringe Leere zwischen die Teile,(...)"

hier kann ich nur seine sein konstruktion erklären: keine verpackung alltäglichen kleinods, eher das gegenteil, also etwas, worin echte semantik, melodie und das bildhafte zusammenkommen, wahrscheinlich sogar aufeinanderprallen...

hier, unbedingt: eine stimme, ein hörbarer raum, wie ein stück zur ausführung gedacht, für einen leisen vortrag, und gemacht für das ohr, lesbar vom auge - wirklich etwas, was auf den ganzen leib zielt, den kopf und die glieder...

die luft wird dünner, auch die gedichte dieser welt, ihre texte werden immer dünner, weshalb ich, auch wenn ich nicht vorbereitet sein sollte, die angekündigte leere annehmen werde...

große poesie...

lg penelope
 
K

kal

Gast
guten morgen bernd,
erstmal ein dankeschön für die freischaltung *freu*

da mir penelopes kommentar aus der seele spricht, möchte meine stimme nur noch leis ins laute flüstern:

wozu papier?


gern gelesen
und liebe grüße kal
 



 
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