Geisterzüge

Das war ein langer Reisetag. Am frühen Morgen lief alles gut und pünktlich. Christian meinte noch in seinem „Jugendlichen-Leichtsinn“: „Kaum zu glauben… .“ Niemand glaubte das wirklich. Die Folgeanschlüsse funktionierten schlecht bis gar nicht. Manches Mal war man über eine Verspätung froh. Das war dann, wenn man den nächsten Zug nicht ohne Nerven aber immerhin kriegen konnte. Die marode Technik der
Bahn verursachte andauernd Stolperfallen „on the road“. Am meisten ärgerten sich Anne und Christian über die „Geisterzüge“. Man stand an einem schon vom Fahrplan abweichenden Gleis. Man nahm eine sich immer länger hinziehende Verspätung in Kauf. Alle Termine verstrichen. Die Anzeige verschwand vom Monitor. Alle möglichen Apps berichteten vom weiteren Fortbewegen des jeweiligen Zuges. Man fühlte sich weiterhin am Gleis stehend mild ausgedrückt veräppelt. Man konnte doch nicht eingenickt sein. Das müsste dann ein phänomenales, gemeinschaftliches Einnicken der nicht zusammengehörenden Menschengruppe mit einem unterschiedlichen Müdigkeitsgrad gewesen sein. Die Vertröstung auf eine nächste Beförderungsmöglichkeit in circa einer Stunde war weniger hilfreich. Man wollte eigentlich gern diesen sich gerade in der Luft aufgelösten Zug nehmen. So war zumindest der Plan. Die Gottes Pläne für und mit uns sind bekanntlich unergründet. Was soll’s?..
 



 
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